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Olga Roussalkys ist zwanzig Jahre und von größter Schönheit. Ihre Mutter hat sie soeben mit dem Herzog von Orvieto verlobt, dem Chef des großen italienischen Generalstabes, dem noch jungen und schon berühmten Strategen.
Bald wird sie Florenz mit ihrer Verschwendung in Erstaunen setzen. Der Herzog wird monatlich eine Note von siebzigtausend Franken an die Schneiderin zahlen, da er in seiner Frau ein Kind sieht und ihre Capricen liebt.
Durch sein militärisches und politisches Leben wird er zu sehr in Anspruch genommen, um unter der Launenhaftigkeit der Slawin zu leiden.
Die Slawin ist die absurde Frau im wahrsten Sinne des Wortes, nur fähig zu schlechten Plänen, eine Lügnerin bis in ihre Anmut hinein, immer trügerisch.
Die Herzogin von Orvieto hat jetzt einen Sohn von vierzehn Jahren, eine Tochter von zehn: er trägt durchlöcherte Schuhe, sie trägt Winter wie Sommer ein Kleid aus grober Leinwand.
Die Herzogin von Orvieto verbringt ihre Tage damit, daß sie Patience legt und sich berauscht.
Jeden Morgen führt man ihre Kinder zu ihr, und sie entspannt sich, indem sie Dora eine Ohrfeige gibt.
Diese trägt oft die alte Hose ihres Bruders, weil sie nichts Besseres hat.
Wladimir kündigt sich als kleines Ungeheuer an: schon lasterhaft, will er seine junge Schwester mißbrauchen.
Um sie für ihre Weigerung zu bestrafen, beschuldigt er Dora unaufhörlich.
Die Herzogin drängt ihre Tochter, ein Geständnis abzulegen, und verlangt ihre Reitpeitsche. Einmal schlägt sie ihre Tochter mit dem dornigen Zweig eines Rosenstrauches.
Sie hat nur eine Tugend, die der Gattin, ist aber eine schlechte Mutter; zuweilen erscheint die schreckliche Vererbung ihrer Geburt, würdig des Soldaten, der ihr Vater war.
Mit achtzehn Jahren träumt Dora nur davon, das Haus zu verlassen. Sie muß sich beständig ihres Bruders erwehren, der sie vergewaltigen will, und wird jeden Tag von ihrer Mutter geschlagen.
Welch ein anderes Mittel gibt es als die Heirat? Der Gatte bedeutet ihr wenig; der Gatte, das ist die Abreise, und das genügt; und da die Mitgift groß ist, sind die Bewerbungen zahlreich, eifrig.
Die Mutter billigt den Herzog von Aulas.
Dora erklärt ihm aufrichtig:
– Ich liebe Sie nicht; ich heirate Sie, um meiner Mutter zu entgehen.
Herr von Aulas gehorcht seiner Mutter, indem er sich verheiratet: er macht ein Geschäft, ein ausgezeichnetes Geschäft, er, der moderne Edelmann, körperlich wie sozial ruiniert, von lasterhaften Gewohnheiten erschöpft, unfähig, ein Gefühl zu inspirieren.