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VII.
Inquisition

Als er drei Monate durch das weibliche Sodom gezogen war, hatte Tammuz eine Art seelischer Herrschaft über diese Unglücklichen, die oft interessant waren, erlangt.

Mit mildem Wort nahm er, ein mystischer Arzt, die Beichte ab. Sein Gesicht hatte sich betrübt, je tiefer er in diese Hölle der Leidenschaft hinabstieg; ein großes Mitleid hatte ihn ergriffen, das ihn vor dem Taumel bewahrte.

Er verließ Stella, Rose, Lucia, Lilith, er war für sie unpersönlich geworden und antwortete den Fragenden:

– Eros, der Gott der Herzen und der Lenden, hat mich zu den Frauen gesandt, die ihn lästern, nicht um sie zu bestrafen, sondern um sie zu verstehen und sie zu heilen. Ich bin der Inquisitor gegen die Ketzerei des Geschlechts.

Und Stella von Senanques, diese Worte wiederholend, erklärte sie also:

– Tammuz wird die retten, die er wird retten wollen, aber er wird nur eine retten. Wenn er Brüder von gutem Willen hätte, Zwillingsbrüder in jedem Punkt, würde jeder von ihnen eine Lesbierin retten. Aber es wimmelt nicht von diesen Wesen, die etwas Grazie besitzen, bei denen eine höchste Milde die wirkliche Männlichkeit umhüllt: die nämlich, welche dem Taumel mit dem Willen des Geistes trotzt.

Ueberall stieß Tammuz auf den Mann als ersten Schuldigen: der Gatte war brutal, der Liebhaber dumm. Das war die allgemeine Antwort.

Er teilte die Gynandria in geborene und gewordene ein.

Die Geborenen, knabenhaft von Kindheit an, spielten die positive Rolle in der Verirrung, einem falschen Ideal gehorchend, ebenso unsinnlich wie ungeschlechtlich, zu Frauen verkümmerte Knaben, Seelen von Schülern in Körpern von Frauen: so waren Aril und das Royal Maupin, Simzerla und die Fliegende Gräfin.

Die Gewordenen, normal während der Kindheit, später noch die passive und weibliche Rolle in der Verirrung spielend, gehorchten einer Fälschung der Nerven, wurden einfach Feinde des Mannes, weil sie sich der Wollust nicht anpassen konnten; weibliche Seelen in weiblichen Körpern, die sich aber gegen den geschlechtlichen Taumel empören, deren Körper, um ein Bild aus der Musik zu gebrauchen, außerhalb eines bestimmbaren Kontrapunkts leidet, die aber beim Gatten oder Liebhaber einen Geist verlangen, der vom weiblichen Klavier und seinem Kontrapunkt begründet ist.

So waren die Orchideen, die Aquarellistin Nahema, die Schauspielerin Sadinet, selbst Segor und Adamah.

Diese Klasse ist heilbar, sobald sie geschlechtlich beglückt wird.


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