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III.
Nachforschung

Gewissenhaft, ermüdet Tammuz nicht: ein schweigender Forscher geht er überall hin, geht er zu allen Gynandria. Ihm öffnet sich die lesbische Tür von selbst. Seiner Kaltblütigkeit gesellt sich ein sichtbares Mitleid: er beklagt diese Frauen mit dem Erbarmen eines bewegten Denkers und Arztes.

Die Delphinen und Hippolyte, die Rosetten und Theodore erforscht er mit einem Blick, ebenso tief wie der des Klinikers und doch zart.

Die Zuneigung der Orchideen, die Zärtlichkeit der Maupins, der Haß von Pentapolis sind ihm überall vorausgegangen. Er erscheint, man empfängt ihn, denn er will nichts, er fürchtet nichts, er lügt nicht und verschweigt seine Nichtachtung. Die Gynandre nimmt sich aus Eitelkeit vor ihm zusammen und verbirgt ihre Schrecken, indem sie ihre dekorative und sentimentale Seite zeigt. Geduldig betrachtet, hört und folgt er: ohne einen Virgil als Führer zu haben, steigt er in die Kreise dieser Hölle hinab, um auf seine Spuren etwas Rat zu säen, wenn man ihn hört, etwas Erbarmen, wenn man leidet. Er duldet die beständige Lüge des Lasters, das sich verhüllt, überzeugt, daß eines Tages alle Schleier vor seiner Forschung fallen werden; entschlossen, das Gesetz des Anormalen zu entdecken, den Determinismus des Widernatürlichen zu finden.

Durch den Klatsch, durch die Widersprüche, durch die Legende, die von allen lasterhaften Klatschbasen ausgeschmückt wird, verfolgt Tammuz die Wahrheit über zwei Typen, die auffallender sind als die berührten: die fliegende Gräfin und ihr nur von Frauen bemanntes Schiff, die Prinzessin Simzerla Roussalkys, das sagenhafte Wesen, auf das alle anonymen Verirrungen gehäuft werden.

Er hat sich geschworen, eines Tages die Yacht »Sappho« zu besteigen, wie seine Augen in den schwarzen Blick der Frau zu tauchen, die er getroffen, als sie aus dem Bois zurückkehrte: jede seltsame Nachricht, die er mit ernstem Mitleid grüßt, scheint ihm eine Annäherung an diese beiden Frauen zu sein, die Segor »die Säulen des Herakles in der weiblichen Erotik« nennt.


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