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13. Kapitel.
Berathung.

Da sich die Begebenheiten und Abentheuer unserer Freunde fortan mehr und mehr drängen werden, so wollen wir für die Folge die Aufzählung der regelmäßigen täglichen Beschäftigungen derselben übergehen, und unsere Erzählung nur auf die wichtigeren Vorfälle beschränken.

»Herr Seagrave,« sagte am nächsten Morgen, als das Frühstück eingenommen wurde, Robinson Hurtig, »Herr Seagrave, wir müssen jetzt großen Rath halten, um uns über den morgigen Ausflug in das Innere der Insel gründlich zu verständigen, und da lautet denn die zunächst liegende Frage: wem von uns soll die wichtige Expedition übertragen werden? Theilen Sie mir, wenn's gefällig ist, Ihre Meinung darüber mit.«

»Nun, Hurtig, ich meine, am besten ist's, wenn wir Beide gehen;« erwiederte Herr Seagrave.

Robinson nickte zufrieden; Madame Seagrave aber that sogleich Einspruch. »Das geht nicht an,« sagte sie, »Einer von Euch wenigstens muß zu meinem und der Kinder Schutze zurückbleiben, wenn ich mich nicht zu Tode ängstigen soll.«

Die Männer mußten zugeben, daß die Forderung der etwas ängstlichen Frau nicht unbillig sei, und suchten sich auf andere Weise einzurichten. Zuletzt wurde beschlossen, daß Robinson Hurtig und William die Reise machen, Herr Seagrave aber bei den Seinigen zurückbleiben solle.

Nachdem man hierüber in's Reine gekommen war, ging man an die Arbeit und bereitete das Nöthige zu dem Ausfluge vor.

»Wir müssen etwas Speise und Wasser mitnehmen, William,« sagte Robinson. »Ferner eine Flinte nebst Schießbedarf, für mich eine große Axt, und für dich ein Beil. Dann sollen auch Romulus und Remus uns begleiten. Das wird Alles sein. Du, Juno, kannst sogleich etwas Fleisch für uns in den Topf stecken, und du William, bist wohl so gut, vier Flaschen mit Wasser anzufüllen, während ich für uns Beide ein Paar Reisetaschen aus Leinwand nähen will.«

»Aber was soll ich thun, Hurtig?« fragte Herr Seagrave. »Ich kann doch unmöglich müßig stehen, während Ihr fleißig seid.«

»Schärfen Sie die Art und das Beil am Schleifsteine,« bat Robinson. »Und damit unser Tommy auch seine Kräfte üben kann, so mag er Ihnen den Schleifstein drehen. Er ist ja ein starker, kleiner Bursch, und immer so vergnügt, wenn er sich nützlich machen darf.«

Der also geschmeichelte Knabe sprang sogleich auf die Füße, und drehte den Stein nach Herzenslust. Gleichwohl ward er des Geschäftes bald müde, und hätte sich gern wieder davon geschlichen, um zu spielen, wenn er sich nicht vor Robinson Hurtig geschämt und gefürchtet hätte. So blieb er denn bei der Stange, ließ sich fleißig loben, und vergoß vor lauter Eifer helle, perlende Schweißtropfen.

Noch vor Abend waren die Aexte scharf, die Reisetaschen genäht, alles Uebrige vorbereitet, und man stand im Begriff zur Ruhe zu gehen, als Herr Seagrave fragte, um welche Zeit Robinson aufzubrechen wünsche.

»Lange, bevor die Sonne aufgeht,« erwiederte Robinson, »damit wir nicht so viel von der Hitze zu leiden haben.«

»Und wann können wir Euch zurück erwarten?« fragte Madame Seagrave.

»Nahrungsmittel nehmen wir für drei Tage mit,« entgegnete Robinson, »obgleich ich nicht fürchte, daß wir so lange ausbleiben werden. Morgen ist Mittwoch – zum Freitag Abend, spätestens Sonnabend früh können Sie auf unsere Rückkehr rechnen.«

»Nun denn, gute Nacht und Lebewohl, liebste Mutter,« sagte William, indem er Madame Seagrave umarmte und mit kindlicher Liebe küßte. »Ein paar Tage hindurch werden wir uns nicht mehr sehen.«

Madame Seagrave drückte den wackern Knaben fest an ihre Brust, segnete ihn, und wünschte ihm Gottes Schutz auf den Weg. Dann begab sie sich schnell in das Zelt, um den Männern die unaufhaltsam aus ihren Augen strömenden Thränen zu verbergen.

Hurtig bemerkte sie aber doch, und sagte mitleidig: »die arme Frau ist noch nicht an die neuen Verhältnisse gewöhnt, und jede Kleinigkeit greift sie deßhalb mehr als billig an. Doch hoffe ich zuversichtlich, daß sich das verlieren wird, wenn sie erst wieder kräftiger und gesünder geworden ist.«

»Gewiß,« sagte Herr Seagrave. »Jetzt ist sie sehr schwach, und da sie noch selten länger, als eine Stunde von ihren Kindern entfernt gewesen ist, so müssen wir ihr schon ein wenig Aengstlichkeit zu gut halten.

»Freilich, freilich, lieber Herr,« stimmte Robinson von ganzer Seele bei. »Einer Mutter Sorge ist so natürlich, wie die Liebe einer Mutter, und muß geschont werden. Sie können sich deßhalb auch darauf verlassen, daß ich zu rechter Zeit wieder umkehren und heimkommen werde, selbst wenn ich unsern Weg noch einmal machen müßte.«

»Thut das, Hurtig,« sagte Herr Seagrave, »und Ihr werdet meiner Gattin ganzes Vertrauen gewinnen. Nun aber wünsche ich Euch glückliche Reise, und Gottes Segen auf Euren Weg.«

*


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