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Wozu Concilia nützen.
Anno 33. am 21. Tage Martii kam des Kaisers Legat in D. M. Luthers Haus gen Wittenberg, begehrte ihn zu sehen, als der an alle Fürsten und Herren deutscher Nation Befehl hatte von seinem Herrn. Er sah aber D. Luthern nicht. Da fragte ihn M. Hausmann: Wo jetzt Kaiserliche Majestät wäre? Sprach er: Zu Mantua, da hätte er lange mit dem Papst des Concilii halben gehandelt, daß man eins sollte ansetzen und ausschreiben; aber der Papst hätte sich lange entschuldiget, und die Sache etwas aufgeschoben, und verzogen zu antworten. Da aber der Kaiser endlich mit Fleiß angehalten, der Papst wollte einen gewissen Ort bestimmen, wäre der Papst heimlich davon gezogen, hätte den Kaiser da gelassen.
Da sprach D. M. L., da es ihm angezeigt ward: »Der Papst ist ein Schalk und Bösewicht. Ich habe immerzu auf ein Concilium gehoffet; nicht, daß unsere Lehre da sollte confirmiret und bestätiget werden, denn sie ist zuvor allzeit von einem Andern, nämlich von Gott selber, gegeben und allbereit bestätiget, sondern nur daß in äußerlichen Dingen und Ceremonien möchte etwa eine Einigkeit und Reformation gemacht werden. Aber es wird nichts daraus. Darum sei Keiner so närrisch, der die Leute wollte vertrösten auf ein künftig Concilium. Gottes Wort soll unsers Glaubens Fundament sein, darauf wir uns gründen und verlassen sollen. Auch so ists ungewiß mit dem Concilio. Wie viel hundert tausend Menschen sterben wohl indes, ehe eins gehalten wird? Darum soll man die Leut auf Gottes Wort und seinen Willen führen, nicht aufs Concilium.«
Von menschlichen Traditionen.
Doct. M. L. sagte ein Mal, »daß ein Augustinermönch, Andreas Proles, Doctoris Staupitii Antecessor, ein trefflicher gelehrter Mann und feiner Prediger, hätte pflegen von den menschlichen Satzungen und den sophistischen Disputationibus zu sagen, daß ihn solche Disputationen gemahnen gleich als wenn einer sitze, und wetze ein Beil, und er es immer wetzet und wetzet, und hauet doch nimmermehr etwas damit. Mit welchem Gleichniß er hat anzeigen wollen, daß man solcher Disputation nirgendszu könne gebrauchen, sondern es sind nur bloße Worte und sonst nichts.«
Vergleichung des göttlichen Wortes und der Väter Schrift.
»Item, dieser Andreas Proles hat von dem göttlichen Wort, wenn man dasselbige durch die Väter wolle auslegen, deuten und glossiren, pflegen zu sagen: Wenn das Wort Gottes zu den Vätern kömmet, so gemahnet michs gleich, als wenn einer Milch seiget durch einen Kohlensack, da die Milch muß schwarz und verderbt werden. Damit er hat wollen zu verstehen geben, daß Gottes Wort an ihm selbst rein und lauter, helle und klar genug sei; aber durch der Väter Lehre, Bücher und Schriften werde es sehr verdunkelt, verfälschet und verderbet.«
Papst will übers Concilium sein.
»Die Papisten erheben die vier Concilia hoch, und vergleichen sie den vier Evangelisten. Mit solchem falschen Lobe und betrüglichen Ruhm wollen sie ihre Autorität und Gewalt confirmiren und bekräftigen, darnach haben sie sich gesetzt über die Concilia, wie auch zu Costnitz im Concilio beschlossen ist worden, und das Werk beweiset es auch, daß das Concilium über dem Papst sei; darum haben sie damals drei Päpste abgesetzet, und einen andern erwählet. Und ist einer, Philippus Decius, ein vortrefflicher Jurist, bei unserm Gedenken und Zeit, aus Italien vom Papst vertrieben worden, darum daß er disputiret und gelehret hatte, die Concilia wären über den Papst.«
Und D. M. Luth. sah gen Himmel, seufzte und sagte: »Ja, ein general, gemein, frei und christlich Concilium. Nun, Gott wirds wohl machen, die Sache ist sein, der weiß und hat alle heimlichen Räthe, die wir nicht wissen, in seiner Hand. Wohlan, da er uns gleich nicht Alles offenbaret, was liegt dran? Er muß ja auch seine Gottheit und Majestät vor uns behalten, nach der wir sonst stehen und streben.«
D. M. Luthers Gespräch vom Concilio mit des Papsts Legaten Petro Paulo Vergerio.
»Ich habs vor 26 Jahren dem Cardinal Cajetano, des Papsts Legaten zu Augsburg, rund abgeschlagen. Und da Petrus Paulus Vergerius, des Papsts Legat, hie war zu Wittenberg Anno 1533 und ich zu ihm ging aufs Schloß, da er uns citirte und erforderte aufs Concilium; sagte ich zu ihm und sprach: Ich will kommen. Sagte dazu weiter: Ihr Papisten arbeitet und bemühet Euch vergebens, und würget Euch mit Euren Anschlägen und Räthen. Denn wenn Ihr gleich ein Concilium haltet, so handelt Ihr darinnen nichts von heilsamer Lehre, nichts von Sacramenten, nichts vom Glauben, der allein gerecht und selig macht, nichts von guten Werken und ehrbarem Wandel und Wesen; sondern nur von Narren- und Kinderwerk, wie lange Kleider und Röcke die Geistlichen und Pfaffen tragen, wie breit der Gürtel, und wie groß die Platten sein sollen, wie man Mönche und Nonnen reformiren und härter halten soll, vom Unterschied des Essens und Trinkens, und von dergleichen Puppenwerk usw. Da ich solches redete, wandte er sich von mir, hielt das Haupt in der Faust, und sprach zu seinem Gesellen und Mitgesandten: Der trifft wahrlich den rechten Zweck im ganzen Haupthandel usw.«
»Ach lieber Gott,« sagte der Doct. zu uns, »sie verzagen an ihren Anschlägen, Räthen und Praktiken; denn sie sehen und greifen, daß das Deutschland, so nun, Gott Lob, durchs Evangelium erleuchtet ist, und die Augen aufgethan hat, wird hinfort nicht mehr thun, was es zuvor, durch Aberglauben und Abgötterei bethört und bezaubert, erlitten hat. Sie werdens nicht dahin wieder bringen, weder durch Reichstage, weder Concilia, wie klug und gelehrt sie immer sein mögen. Der barmherzige Gott erhalte, was er in uns gewirkt hat; die Sache ist sein, und nicht unser. Gott gebe, daß wir auch treu und dankbar für diese Offenbarung seien. Der Papst hat dem Kaiser durch diesen Legaten verheißen und zugesagt 100 000 Kronen wider den Türken zu geben. Das heißet die Vögel gekörnet.«
Welcher das rechte Concilium sei.
»Jetzt ist das rechte Concilium, denn Christus ist Präses, der Präsident und oberste Regent; die Engel sind Assessores, die Beisitzer. Wir werden angeklaget, aber aus und durch Gottes Wort antworten wir.«