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XV. Tischreden D. M. Luthers von der heiligen Taufe

 

Von der heiligen Taufe Kraft und Wirkung.

Doct. Martin fragte sein Weib: »Ob sie auch gläubte, daß sie heilig wäre?« Da verwunderte sie sich, und sprach: Wie kann ich heilig sein? bin ich doch eine große Sünderin! Darauf sagte D. Martin: »Sehet nur da den päpstlichen Gräuel, wie er die Herzen verwundet, Mark und alles Inwendige eingenommen und besessen hat, also daß sie nichts mehr sehen können denn nur die äußerliche persönliche Frömmkeit und Heiligkeit, so ein Mensch selber für sich thut!« Und er wandte sich zu ihr und sprach: »Gläubst du, daß du getauft und eine Christin bist, so mußt du auch gläuben, daß du heilig bist. Denn die heilige Taufe hat solche Kraft, daß sie die Sünde ändert und verwandelt; nicht, daß sie nicht mehr vorhanden wären, und nicht gefühlet würden, sondern, daß sie nicht verdammen. Der Taufe Wirkung, Kraft und Macht ist so groß, daß sie alle Anfechtungen aufhebt und wegnimmt.«

Da aber M. Antonii Lauterbachs Weib gefragt ward, sprach sie: Sie wäre heilig, so viel sie gläubte; wäre aber eine Sünderin, so ferne sie ein Mensch wäre. »Ja,« sprach D. Martin, »ein Christ ist ganz und gar heilig, denn wenn der Teufel den Sünder wegführete, wo bliebe der Christ? Darum taugt dieser Unterschied und Antwort nichts. Die Taufe muß man mit festem Glauben fassen, alsdenn werden, ja sind wir heilig. Also nennet sich David heilig Ps. 66.«

 

Argument von der Kindertaufe.

»Entweder es muß bisher keine Kirche gewest sein, oder die Taufe ist nichts werth noch tüchtig gewest. Es ist aber unmöglich, daß keine christliche Kirche gewest sei nun tausend vier hundert Jahre her; darum muß der Kinder Taufe kräftig sein.«


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