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Welches die schwersten Anfechtungen und Krankheiten seien.
»Hauptwehe und Herzleid,« sprach D. Martinus Luther, »sind die größten Anfechtungen und Krankheiten vor allen andern Schmerzen. Wie jener sagte: Hui, höre auf, oder ich gehe dahin! Wiewohl Zähne- und Ohrenwehe auch schwer ist; ich will lieber die Pestilenz und Franzosen haben! Da ich zu Coburg 1530 war, plagte mich das Sausen und Klingen in den Ohren also, daß mir gleichsam ein Wind aus dem Kopfe ging, blies und sauset wie ein Hauptfluß. Da hilft der Teufel frei zu!«
Daß man den Kranken zur Stärke geben soll, was sie von Speis und Trank begehren.
Doct. M. Luther sagete: »Es läge viel daran, wenn ein Kranker zu einem Medico ein Herz und Lust hätte. Als er zu Schmalkalden wäre krank gelegen, da wären wohl vier Medici über ihm gewesen, denen er wäre gar gram worden; denn es wäre kein Mensch in der Welt, der so ungern aus der Apotheken esse und trinke, als er. Und erzählte sein Exempel, »daß er wäre allda drei Tage gelegen und nichts essen mögen, und die Medici hatten ihm auch viel Speise verboten. Da war die Frau im Hause zu ihm kommen; die hatte ihn gebeten, er sollte doch sagen, wozu er Lust hätte zu essen, so wollte sie es ihm zurichten. Da hätte er gesaget: Er möchte gern kalt Erbeis und Brathering essen. Die hätte sie ihm gemacht, und er hätte flugs darauf wohl geschlafen.«
Item, D. M. L. sagete noch sonst ein Exempel von einem Edelmann, »der auch krank gelegen war und weder essen, trinken noch schlafen mögen. Endlich hatte ihn gelüstet nach rothem Wein, den er sonst gerne hat pflegen in seiner Gesundheit zu trinken. Nun hatte er ein Glas voll holen lassen, das hatt er ausgetrunken, darnach hat er noch ein Glas voll holen lassen und darauf gesagt: Aller guten Dinge müssen drei sein, und hatte das dritte Glas auch ausgetrunken, wiewohl die Medici den Wein ernstlich hatten verboten gehabt; aber er hat wohl drauf geschlafen. Des Morgens war der Medicus kommen, und hatte den Urin beschauet und gesaget: Ja, wenn Ihr Euch also hieltet, so würde es wohl besser mit Euch werden!«
Vom Fieber.
»Das Fieber ist in Deutschland eine gesunde Arznei; denn die Deutschen fräßen und söffen sich zu Tode, wenn das Fieber nicht dazu käme. Dasselbige machet sie mäßiger.«
Von der Gebrechlichkeit und Sterblichkeit, daß der Mensch sei wie ein Glas.
Doctor M. L. hat ein Mal Doctori Justo Jonä ein schön Glas geschickt und geschenkt, und daneben diese folgenden Worte geschrieben: »Ein Glas schenkt ein Glas einem andern Glas; rath, was ist das?«
»
Dat vitrum vitro Jonae vïtrum ipso Lutherus,
Se similem ut fragili noscat uterque vitro.«