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XXV. Tischreden D. Martin Luthers von menschlichen Traditionen

 

Ceremonien sind Zunder des Aberglaubens.

»Wenn wir den Katechismum könnten erhalten,« sprach D. Mart. Luther, »und die Schulen den Nachkommen aufrichten, so hätten wir wohl gelebt! Ceremonien mögen immer hinfahren, denn sie sind das Zündpulver, die Ursach geben zu Aberglauben, daß die Leute meinen, sie seien Gottesdienst, nöthig zur Seligkeit, wenn man sie hält, wenn man sie aber unterließe, so wäre es Sünde. Wenn ich nur das könnte zu Wege bringen und helfen, daß die Oberkeit für sich als ein äußerlich Ding um guter Disciplin und Zucht willen ordnete, daß man die Woche zween Tage nicht Fleisch esse, doch nicht eben um Freitage oder Sonnabend, noch um des Papsts willen, sondern sonst an andern zweien Tagen, nicht die Gewissen damit zu beschweren: so wäre es eine feine äußerliche Zucht. Wir wollen der abergläubischen papistischen Fasten gar nicht haben, da die Collationen besser waren denn vieler armen Leute Mahlzeiten.« Und sagte eine Historien, die in Italia geschehen wäre: »Da ein fremder Gast vom Wirth in der Herberge in der Fasten gefragt ward: ob er auf den Abend wollte über den Tisch sitzen, da man ein rechte Mahlzeit hielte, oder nur eine Collation haben? Da er nun zum rechten Abendmahl, da man ordentlich speisete, wählete, trug man rostige und Brathäringe und andere schlechte, geringe, gemeine Speise auf; am andern Collationstisch aber hatte man allerlei gute Fische, Rosin, Feigen, Confect und andere eingemachte Dinge denen, die da fasteten, und einen guten Wein dazu. Es ist ein lauter Heuchelei und des Teufels Gespött und Gespenst.«

 

Heuchelei und erdichtete Heiligkeit betrügt die Leute.

»Die Leute werden durch selbsterdichtete und erwählete Heiligkeit der Heuchler und Abergläubischen jämmerlich betrogen. Aber allein der heiligen Schrift und Heiligen Geistes Amt ist es, solches offenbaren. Keine Dialectica kann lehren, war für Unterschied zwischen der wesentlichen und zufälligen Heiligkeit sei. Als: S. Franciscus ist wesentlich heilig gewest nur durch das Wort des Glaubens, darnach ist er zufällig bethöret worden durch die Heiligkeit, so in der Kappen stecken sollte, welche der Pöbel konnte sehen und greifen, und also annahm, als wäre es köstlich Heiligthum; da doch die Kappe ein fremd, und kein eigen zufällig Ding der Heiligkeit war, als die gar nichts dazu that. Ist kein natürlich Accidens und zufällig Ding, das zum Wesen gehöret, wie die Gestalt und Kräfte in einem jungen Menschen ein natürlich und eigen Accidens ist, obwohl das Wesen ohne dieselben für sich selbst wohl sein kann. Aber die Mönchskappe und der Strick S. Francisci ist gar ein fremd ungeheuer Accidens und zufällig Ding; als wenn einer eine Narrenkappe oder Fastnachtslarve anzöge, ohne welche ein Mensch wohl sein kann.«

 

Von rechtschaffenem christlichen Fasten.

Da einer sagte, daß der König von Dänemark und Herzog zu Holstein hätte eine Fasten eingesetzt und drei Tage nach einander zu halten geboten, das Volk zu vermahnen zum Gebet und Friede, sprach Doctor Martinus Luther: »Es ist recht! Ich wollt gern, daß sie (die Herrn) es wieder aufrichteten; es ist die äußerste Erniedrigung und Demuth, und so die innerliche auch dazu kömmt, so ist es gut!«


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