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V. Tischreden D. M. Luthers von Abgötterei

 

Von Abgötterei, was die sei.

»Abgötterei heißet und ist allerlei Heiligkeit, Gottesdienst und geistlich Wesen, es gleiße von außen, wie schön und herrlich es kann, dazu allerlei hitzige und brünstige Andacht des Herzen derer, die Gott dienen wollen ohne Christum, den Mittler, ohne sein Wort und sonderlichen Befehl. Wie man etwa im Papstthum das für der allergeistlichsten Werk eines hielt, wenn die Mönche in ihrer Zelle saßen und dichteten von Gott und seinen wunderbarlichen Werken; wenn sie in ihrer großen Andacht so brünstig entzündet waren, daß sie auf den Knien lagen, beteten und ihre Beschaulichkeit von himmlischen Sachen hatten mit solcher großen Lust und Andacht, daß sie vor großer Freude weineten. Da schlugen sie alle Gedanken aus von Weibern und alle dem, das vergänglich ist, gedachten allein an Gott und seine große Wunderwerk. Noch ist dieß Alles, welches doch die Vernunft für eitel engelische Geistlichkeit hält, ein Werk des Fleisches, wie S. Paulus klar anzeiget, da er spricht: Offenbar aber sind die Werk des Fleisches, als da sind Ehebruch, Hurerei usw., Abgötterei, Zauberei usw.

Darum ist allerlei Religion, sie habe einen Namen und Schein, so groß und heilig sie sein mag, da man Gott ohne sein Wort und Befehl dienen will nichts anders denn Abgötterei. Und je heiliger und geistlicher sie scheinen, je schädlicher und giftiger sie sind; denn sie führen die Leute vom Glauben an Christum und machen, daß sie sich verlassen auf ihre eigenen Kräfte, Werke, Gerechtigkeit; wie dieser Zeit der Wiedertäufer Wesen auch ist, die vor andern etwas weit besser sein wollen usw. Und aller Mönche, sonderlich der Carthäuser Orden, Fasten, Beten, hären Hemde, die heiligsten Werk, Regel und ganzes Leben, welcher Stand doch im Papstthum der allerheiligst gehalten ward, sind eitel fleischliche Werk; denn sie halten, daß sie heilig seien und selig werden nicht durch Christum, den sie als einen strengen, zornigen Richter ansehen und fürchten, sondern durch ihre Ordensregel.

Also kann jetzt auch Niemand die Papisten deß bereden, daß die Winkelmesse die größte Gotteslästerung und Abgötterei auf Erden sei, dergleichen so gräuliche in der Christenheit seit der Aposteln Zeit niemals gewesen ist; denn sie sind verblendet und verstockt. Darum ist all ihr Verstand und Erkenntniß von Gott und allen göttlichen Sachen auch verkehret und unrecht, halten das für den rechten und größten Gottsdienst, das die allergrößte und gräulichste Abgötterei ist, und wiederum das für Abgötterei, das doch der rechte und beste Gottsdienst ist, als Christum erkennen und an ihn gläuben. Wir aber, so an Christum gläuben und seinen Sinn haben, können Gott Lob alles wissen und richten, können aber von Niemand mit Wahrheit gerichtet werden.«

 

Abgötterei, so mit der Möncherei und Nonnerei getrieben ist.

»Es müssen Sekten sein,« sprach D. M., »die Abgötterei treiben, so lang die Welt steht, und mit höchster Andacht den Irrthümern einen großen Schein und Ansehen geben. Sehet nur, wie ein Weinen und Heulen bei dem Einsegnen war, wenn die Aeltern ihre Kinder in die Klöster gaben, daß man sie einsegnete, sonderlich die Mägdlein, wenn dieselben das Regnum mundi sangen. Ah, welch ein Weinen war da, da die Aeltern ihre Kinder dem Moloch opferten und verbrannten! Es ist jenes vor Zeiten ein gräulich Opfer gewesen, sonderlich wo der Aeltern angeborne natürliche Liebe und Neigung gegen den Kindern groß gewesen ist; denn sie sind ja nicht Klötze und Stöcke gewesen.«


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