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XVI. Tischreden D. M. Luthers von dem Sacrament des Altars, des wahren Leibes und Blutes Christi

 

Eine und beiderlei Gestalt des Abendmahls zugleich reichen, ob es wahr sei?

Es ist Herr Hans Ungnade, ein Oesterreichischer Herr, ein Mal in legatione von wegen des Königs Ferdinandi bei Herzog Johann Friedrich, Kurfürsten zu Sachsen, zu Torgau gewesen, hat den Kurfürsten gebeten, daß er Doctor Martinum Luthern wollt von Wittenberg holen lassen, auf daß er ihn besehen und mit ihm reden mochte. Solches war nun geschehen, und als Doctor Luther kommen war und mit dem Kurfürsten, Herzog Philipp von Braunschweig und dem Herrn Hans Ungnade über Tisch gesessen, war Doctor Martinus Luther unlustig gewesen und nicht recht um ihn gestanden. Da hat Herr Hans Ungnade angefangen und gesagt: Herr Doctor, ich wollt Euch gern etwas fragen, wenn Ihr mich recht beantworten wolltet. Da hatte Doctor Luther gesprochen: »Er sollte nur frei reden, wenn er es wüßte, so wollt ers ihn berichten.« Darauf sagt er: In Ungern ist jetzt der Brauch, daß die Priester das Abendmahl des Herrn den Laien in einerlei und beiderlei Gestalt reichen und gleichwohl beides für Recht billigen; was halten Euer Ehrwürden von solchen Priestern? Dazu hatte Doctor Martinus Luther geantwortet, »er hielte sie für meineidige Verräther und Bösewichte; denn wenn sie bekenneten, daß das Abendmahl in beiderlei Gestalt recht wäre, so würden sie es in einerlei Gestalt (welches wider des Herrn Christi Ordnung ist) nicht reichen.«

Diese Frage hat Doctori Martino in die Nase geschnupft, aber er hat es verbissen und balde darauf angefangen: »Herr Hans Ungnade, ich hab E. G. zuvor auf Euer Frage geantwortet; ich bitte E. G. wolle mirs zu gut halten, ich muß E. G. wieder eins fragen.« Da hat Herr Hans Ungnade geantwortet: Ja, lieber Herr Doctor, sagets, ich wills gerne hören. Da spricht D. Martinus: »Wie kömmets doch, daß Ihr und andere Räthe an der großen Könige und Fürsten Höfe wisset, daß die Lehre des Evangelii recht und Gottes Wort ist und dennoch helfet verfolgen?« Aber es war Andres Pflug Doctor Martin Luther flugs in die Rede gefallen, hatte zu Herzog Philipp von Braunschweig gesagt: Gnädiger Herr, wie viel sind E. F. G. älter denn ich? und hatte also die Frage verstöret, daß der Herr Ungnad nicht hatte dürfen drauf Antwort geben.

 

Sacrament.

»Sacrament ist ein Bund göttlicher Gnad und Geschenk unter einer äußerlichen Gestalt und sichtlichen Form im Wort gereicht.«

 

Daß man mit der Handelung des Abendmahls nicht Schimpf noch Scherz treibe.

Doctor Martinus Luther wurde aus Nürnberg zugeschrieben, daß ein Pfarrherr, ein Gauch, in ihrem Gebiete einem Weibe hat sollen das Abendmahl reichen, und da er nicht hatte einen Kelch gehabt, da hatte er einen Löffel genommen und gesaget: Nehmet hin und trinket, das ist der Löffel des Neuen Testaments. Darüber wurde Doctor Martin Luther etwas lachend; aber er sprach: »Das muß ein Bube sein! Und wenn ich wäre als die Herrn von Nürnberg, so wollt ich ihm des Löffels geben! Denn es ist ein blasphemia; ich wollt ihn ein Jahr lang lassen in Thurm werfen, und sagen: Dieser Löffel gehört in ein solch Löffelfutter!«

 

Man falle, wie und wohin man wolle, so ists gefallen.

»Etliche irren und fallen zu sehr auf die linke Seite, daß sie den Sakramenten allzu viel geben, nämlich daß sie gerecht machen ex opere operato, wenns Werk geschehen ist und man ihrer gebraucht mit der That, auch ohne Glauben, wie im Papstthum. Die Sacramentirer irren und fallen zu weit zur rechten Hand, nämlich in dem, daß sie den Sakramenten Alles abbrechen, halten sie für bloße ledige Zeichen. Also gehets; man falle aus dem Schiff hinten oder vorne, so liegt man im Wasser!

 

Auch geistliche Ding haben ihre Zeit.

Einer sagte, er zweifelte noch an der Taufe. Darauf sprach D. M. L. fein freundlich und bescheidentlich: »Ihr seid auf dem Grad nicht gewest, da Ihr zum Ersten herkamet, da Ihr jetzt auf seid. Harret weiter, laßt unserm Herrn Gott die Zeit; laßt die Bäume erst blühen, ehe sie Früchte tragen. Wer bin ich gewest? Ich hab die Heiligen angebetet, die nie geboren sind worden. Es ist noch nicht Zeit, sonst wollt ichs sagen; aber harret; so wird man sehen, was das äußerliche mündliche Wort sei und vermöge.

Christus ist in unsern Herzen wahrhaftig! Das will nicht in die Leute gehen, daß Gott etwas mehr vermag, denn Himmel und Erde und Alles schaffen. Das rede ich darum, auf daß, wenn Ihr höret, das hat Gott geredt, Ihr saget, wie, wenn Gott mehr könnte? Hat er die Welt können machen, so kann er auch mehr schaffen. Warum sollt ich denn nicht seinem Wort gläuben: Das ist mein Leib?

Hie sagen sie nun: Ja, jetzt gläube ichs nicht; denn Himmel und Erden sind also geschaffen, daß sie müssen Raum haben. Hie antworte ich: Unser Herr Gott hat eine Welt gemacht für die Menschen, und die andere Welt für die Geister. Wie wenn er die dritte hätte auch dazu gemacht? Denn es ist ihm möglich.

Warum disputiren sie nun dawider und sagen, daß Christus nur nach der Gottheit sei allenthalben? Also hat hievon der Zwingel geschrieben. Wenn ich von Gott denke, so gedenke ich also, als sei Gottheit und Menschheit allenthalben gegenwärtig. Ursach: Christus, Gott und Mensch, ist eine Person, wo ich nun Gott will finden, so suche ich ihn in der Menschheit Christi.

Darum wenn wir von der Gottheit gedenken, so müssen wir Ort und Zeit aus den Augen thun; denn unser Herr Gott und Schöpfer muß etwas Höheres sein denn Ort, Zeit und Creatur.«

 

Exempel großer Heiligkeit des Papstes und seiner Geschworenen.

Sonst sagete D. M. L.: »Als die Hussiten vom Papst den Brauch des Abendmahls in beiderlei Gestalt begehrt und gesucht hatten, da hat ein Cardinal zu Rom gesagt: Mögen die Bestien essen und trinken, was sie wollen, aber daß sie uns reformiren wollen, das ist nicht zu ertragen.«


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