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Mathilde war innerlich fest entschlossen. Sie saß da und schrieb einen kurzen Brief, den sie dann wieder zerriß. Niemand war im engen, reinlichen Stübel. »Sei nicht böse,« hatte sie geschrieben, »es kann zu nichts führen. Das weißt Du selber. Ich habe keinen Halt so im Leben herum, und alleine will ich nicht mehr wohnen. Auch jemandem dienen und gut tun und nicht ewig unter den Lottermädeln. Zum Herumtreiben bin ich mir zu gut. Und es wird gut werden oder schlimm. Man kann nicht einhalten, wenn man lebt«. Dabei hatte sie an Simoneits finsteres Wesen gedacht und auch daran, daß er sie doch nie aus den Augen gelassen, wie es geschienen. »O mein Gott«, seufzte sie, aber sie war ganz entschlossen. »Mochte es kommen, wie es wollte«, so dachte sie. »Sei nicht böse. Du bist ein guter Kerl gewesen – immer. Auch sanft und freundlich. Aber eine Familie wäre eine Last, und Du müßtest Angst haben, wie immer. – Nein also – besser adieu! Ich heirate einen Schlosser, der das einsame Leben und Lumpen satt hat. Adieu! Du findest Tausend, die besser taugen«. So hatte sie geschrieben und zerriß es und schrieb Ähnliches noch einmal, siegelte es ängstlich und schickte es ab, und erwartete nichts mehr. Und wie sie am Abend mit Simoneit zusammen in ihr Haus ging, stand er unten, aber sie tat, als wenn sie ihn nicht sähe, und Sinoweit, streng und finster blickend, machte ihm Furcht, daß der Schreiber nicht wagte, sich kenntlich zu machen. Nichts geschah. Er sann noch oft, wie er Mathilde träfe, die einige Male mit ihm gewesen, und die er mit sanfter Liebe angesehen, ärmlich und eng und kleinlich, wie er leben mußte seit frühester Kindheit – und wie er sich nie herausgewagt, nur einige Male, als ihn doch Mathildes sichere Kraft berauscht und kühn gemacht, wie einen Mann. Nun sah er Simoneit, der einen verächtlich anblickte und ein haßbereites Auge auf Mathilde heftete und sie wie ein eifersüchtiger Wolf umstellte, sobald sie einig waren, sich zu heiraten – nun schlich der Schreiber herum und wußte gleich, daß es aus wäre für immer.