Ferdinand Gregorovius
Gedichte
Ferdinand Gregorovius

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Stimme der Möwe.

        Vogel, Meergeist wild und frei,
Gerne lausch' ich deinem Schrei,
Dessen Töne mich bezwingen
Mächt'ger als der Amsel Singen,
Wann im Walde blüht der Mai.

Abend wird es, dämmernd ruht
Auf dem Meer noch seine Glut;
Dann beginnt dein seltsam Klagen
Um die Klippen, die da ragen
Still und starr in dunkler Flut.

Sturm und Blitz aus Wolkenhöh',
Wenn das Schiff verschlingt die See,
Grabruh' nach dem Untergange,
Sind der Stoff zu deinem Sange,
Und das heimatlose Weh.

Sehnsuchtstraum verschollener Zeit,
Gram freudloser Einsamkeit,
Lieben, das vom Glück geschieden,
Ruhlos Wandern ohne Frieden,
All' das tiefe Seelenleid;

Könnt' es werden Ton und Klang,
In des Herzens heißem Drang
Würd' es so ob öden Wellen
Auch der Menschenbrust entquellen,
Wie dein harfenstimm'ger Sang.

Ich, ein Wanderer, so wie du,
Möwe, hör' entzückt dir zu;
Bis geschwisterlich erschallen
Unsre Lieder hier und hallen
Durch die klippenstarre Ruh'.


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