Ferdinand Gregorovius
Gedichte
Ferdinand Gregorovius

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Vôcero
auf den Tod des Cesario und des Cappato.

(Dieses wilde Rachelied, welches vom Volke gesungen wird, ist unter dem Namen eines Weibes von einem ungenannten Frate (!!), einem Freunde Cesario's, gedichtet. Wie es das Lied geweissagt hat, rächte die Gefallnen später ein gewisser Paolo, ihr Blutsverwandter; er ging darauf in den Buschwald, und nachdem er einige Jahre als Bandit gelebt hatte, fiel er in die Hände der Justiz.)

        Jesu, Joseph und Marie
Und das heilige Sacramente,
Alle nun in Companie
Helfet mir bei dem Lamente.
Allerorten soll es erschallen:
Die zwei Helden sind gefallen.

So ihr gehet durch alle Gauen,
So ihr geht durch alle Reiche;
Einen der Cesariu gleiche
Werdet nimmermehr ihr schauen;
Keinen der wie er gewesen
In der Rede so auserlesen.

Hat der Mörder von Martini
Wie ein Hund sich da gerochen,
In dem Dornbusch sich verkrochen,
Aufgehetzt von den Martini.
Als er kam in sein Bereiche
Fällt' er ihn mit einem Streiche.

Nahe hatt' er zu dem Ziele
Den Chiucchinu sie nennen,
Thät in's Herz den Schuß ihm brennen,
War's Pistole, war es Fucile,
Daß durchs Herz das Blei ihm dringe
Wie ein Stoß von einer Klinge.

Cappatu ist aufgesprungen
Gleich dem wunden Leu im Walde,
Auf Tangone eingedrungen,
Der – um's Leben bat er balde.
Reuig hub er an zu klagen,
Daß er tückisch ihn erschlagen.

Todt sind nun die Helden beide,
Aber Paulu blieb auf Erden,
Wird im Buschwald Klausner werden,
Wird sich nennen Racheleide.
Wird zum Feld er niedersteigen,
Wird aufs Feld er manchen neigen.

Wartet nur bis auf dem Lande
Ist der Winterschnee zerflossen,
Rache wird dann ausgegossen
Von den Bergen bis zum Strande.
Rache ist wie Flammenbrände,
Allerorten faßt es behende.

Wenn ein Dutzend wird erstochen
Von den Ersten und den Reichen,
Sind mit diesem Dutzend Leichen,
Seine Stiefeln kaum gerochen.
Und des Cappatu des Armen
Muß sich Rache auch erbarmen.

Will's Lamento nun beschließen,
Weiter hab' ich nichts zu sagen.
Wehe, Wehe allen diesen,
Die mit Ratschlag sie erschlagen.
Nun gebt Acht, wenn's euch gelinget;
Denn wo nicht – der Priester singet.


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