Ferdinand Gregorovius
Gedichte
Ferdinand Gregorovius

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Campagna-Abend.

        Rosig glühen alle Berge,
Die erinnrungsvollen Häupter
Tief nachdenklich hingewendet
Auf das öde Feld von Rom.

An dem Saum des reinsten Himmels
Steht im Dämmer der Soracte,
Totenwächter der Campagna,
Schöne Gräbersphinx von Rom.

Und im heil'gen Eichenhaine
Der Egeria gelagert,
Blick' ich nieder in die Wildniß,
Die der Anio durchzieht.

Schweigen ruht auf den Gefilden,
Und der Sonne letzte Stralen
Schweben zögernd und verweilend,
Auf der Via Appia.

Fernher seh' ich Pilgerscharen,
Aufgereiht in langen Zügen;
Durch die stillen Fluren wandeln
Lautlos sie im Geisterschritt.

Braune Mäntel, tiefzerfetzte
Hangen um die Riesenleiber,
Und sie tragen um die Häupter
Epheulaub und Lorbeerkranz.

Also ziehn sie hin in Reihen,
Aquädukte alter Kaiser,
Ueber Täler fort und Hügel,
Bogen, Pfeiler, dichtgedrängt;

Wie Cohorten, kampfzerhau'ne,
Die von Asiens Schlachtgefilden,
Im Triumfeszug geordnet,
Heimziehn in das alte Rom.

Alles pilgert zu dir, Roma,
Dort die Berge, ihre Ströme,
Die Ruinen, ihre Todten,
Alle ziehn sie heim nach Rom.

Horch! Die Glocken läuten Ave!
Geisterstille rings ergossen!
Und mein Herz, in seinen Tiefen
Bebt es, zieht es heim nach Rom.

Rom, 25. Juli 1855.

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