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Wenn, Miranda, deine Seele,
Die einst Feen hold gepflegt,
Nicht vergaß so hoher Abkunft,
Und noch Geisterflügel regt;
Wenn zu deuten noch dein Sinn weiß
Waldesdunkel tief und dicht,
Und die Träume wilder Rosen,
Und was leis der Epheu spricht:
O dann eile mit den jungen
Schwesterelfen, eile schnell;
Zu Titania's Garten ruft dich
Dieses Liedes Ariel.
Ewige Berge stehn gegründet,
Blau und sonnig, ernst und groß,
Halten tiefverschwiegne Täler
In dem blütenvollen Schoß.
Durch die zauberstille Wildniß
Deine Seele seh' ich gern
In Gedankenspielen stralen
Wie durchs Laub den Abendstern;
Oder rauschen um die Blüten,
Wie der Märchenvogel schwirrt,
Der mit diamantnem Flügel
Eines Wandrers Pfad verwirrt;
Oder Träume dichten wilder
Sinnverwirrender Magie,
Wenn die Schwermut dich umschleiert
Der vertieften Fantasie.
Komm, Miranda, kommt ihr Schwestern,
Weil der Julimond noch weilt;
Eh entblätternd seine Rosen
Schnell der Sommergott enteilt.
Hier auf Asphodelenwiesen
Könnt ihr Sträuße binden gehn,
Kränze flechten hier aus Ginster
Und aus goldnen Labieen;
Oder auch des Südens Elfen
Lehren euern Ringeltanz,
Wie ihn Norlands Nixen tanzen,
Bei des Mondes falbem Glanz;
Wenn die Fichte klirrt im Nachtreif,
Blüten schüttend, doch von Schnee,
Und der Hesperus erzitternd
Widerstralt im schwarzen See. |