Ferdinand Gregorovius
Gedichte
Ferdinand Gregorovius

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Cholera-Quarantäne

zu Orbetello.

            Auf Argentaro's dunkelem Meercap tront
In Fiebergewölk pestspinnend der Mond,
Bescheint acht graue Türme, die unverwandt
In bleierner Woge sich spiegeln am Strand.

Ich sitze am Ufer und blick' in die Flut,
In mir ist versiegt der lebendige Mut;
Es schlafen vom Wandern ermüdet im Busen
Erinnyen gleich, die himmlischen Musen.

Die Lieb' ist gegangen – die Zeit ward stumpf;
Erinnerung schwebt ob der Geschichten Sumpf
Mit grauem Fittich, wie jene Möve dort,
Die umflattert das Haff, und sucht den Port.

Und blick' ich hinab in die schilfige See,
Und schau ich empor zur felsigen Höh;
Es zeigt um die Ufer, versunken und leer,
Kein Licht sich, kein schwellendes Segel sich mehr.

Orbetello, 10. Sept. 1865.

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