Ferdinand Gregorovius
Gedichte
Ferdinand Gregorovius

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Schöpfungs-Mythe.

        Einst sah ich zwei Mädchen schön
Vor eines Schmiedes Thüre stehn
Mit Mandolinen in den Armen.
Sie schlugen die Saiten und sangen,
Wie Funken den Citern entsprangen
Die Töne, die freudigen, warmen.

Und über dem Amboß saß
Der finstere Schmied und hämmerte baß
Aufs rote, glühende Eisen;
Ihm stoben im Takte geschwinder
Zum Spiele der lieblichen Kinder
Die Splitter in leuchtenden Kreisen.

Er schien die zersprühende Flucht
Der Funken mit sausender Wucht
Des Hammers zu spielen, des schweren.
Es sangen die Schönen, da flogen
In raschen, kreisenden Bogen
Ums Haupt ihm die feurigen Sphären.

Nun hab' ich die Mythe gesehn,
Wie Welten und Sonnen entstehn,
Und froh im Raume sich treiben:
Der Liebe melodische Geister
Beseelen den sinnenden Meister,
So war es, und wird es auch bleiben.


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