Ferdinand Gregorovius
Gedichte
Ferdinand Gregorovius

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Der bekränzte Schädel.

            Im stillen Klosterhof ich saß,
Ein Schädel lag zu meinen Füßen,
Der lauschte lachend aus dem Gras,
Und that mich gastlich grüßen.

Nichts that ihm an gemeiner Staub,
Denn um die kahle Stirn gelinde
Schlang schirmend das gekrauste Laub
Die blühende Clematiswinde.

Mir war's als ob der Schädel sprach:
Ein Corsenabt bin ich gewesen,
Ich hab' den Brüdern allgemach
Des Evangeliums Text gelesen.

Ein Gleichniß lag mir stets zum Grund:
Ich bin der Weinstock, ihr die Trauben;
Das Gleichniß führt' ich stets im Mund,
Sein Sinn ist einfach, ohne Schrauben.

Und einfach war mein Sakrament,
Vom Abendmahl die tiefe Lehre,
Das Beste was die Erde kennt,
Die Traube ist es, und die Aehre.

Ich teilt' sie aus an manchen Gast,
Dem Armen gab ich Gottes Segen,
War fröhlich diese Erdenrast,
Und konnt' mich froh zur Grube legen.

Sieh' hier das junge Laub, mein Sohn –
Des Lebens mußt' ich mich entschlagen,
Doch schmückt den Schädel mir zum Lohn
Der grüne Kranz, den ich getragen.

Nun sei mein Gast, genieß' des Weins,
Laß dir die Klostertraube munden.
Sei einst dein Todtenhaupt wie meins
Von einem grünen Zweig umwunden!


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