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Florenz und Athen. Umwälzung des Herzogtums Athen durch Nerio. Verschwinden des Feudalismus. Annäherung an die Griechen. Herstellung des griechischen Erzbistums in Athen. Wachsendes Übergewicht der hellenischen Nationalität. Die Medici in Athen. Einwanderung der Albanesen in Hellas. Nerio und Venedig. Seine Verschwägerung mit Theodor von Misithra und mit Carlo Tocco. Venedig erwirbt Argos und Nauplia. Theodor bewältigt Argos. Nerio in der Gewalt der Navarresen. Er kauft sich durch Vertrag los. Nerio und Amadeo VII. von Savoyen. Er wird dem Sultan Bajasid tributpflichtig. Ladislaus von Neapel investiert ihn mit Athen. Theodor überliefert Argos an die Venezianer. Tod des Nerio.
Die Republik am Arno war schon im Jahre 1345 dadurch zu dem entfernten Athen in eine flüchtige Beziehung gesetzt worden, daß Walter von Brienne, ihr Oberhaupt für kurze Zeit, den Titel des Herzogs von jener Stadt führte. Vierzig Jahre später konnten es die Florentiner als eine Ehre betrachten, daß einer ihrer Bürger denselben Herrschersitz auf der Akropolis einnahm, welchen die La Roche, die Brienne und die Aragonier innegehabt hatten. Die florentinische Geldmacht war dem Rittertum der Kreuzzüge und dem Militärstaat der spanischen Konquistadoren im Besitze Athens gefolgt.
Im Jahre 1387 würde nicht einmal der gebildetste Florentiner auf den Gedanken gekommen sein, zwischen seiner blühenden Vaterstadt und dem antiken Athen einen Vergleich anzustellen, die geistigen Werte beider abzuwägen und daraus den Schluß zu ziehen, daß Florenz würdiger war als jeder andere Ort, der Stadt der griechischen Weisen und Staatsmänner einen Gebieter zu geben. Wir aber vermögen dies zu tun und nachzuweisen, daß Florenz bereits während des 14. Jahrhunderts im Abendlande eine Stellung einnahm, welche sich derjenigen Athens in seinen besten Zeiten näherte.
Die Geschichte der Florentiner Republik zeigt neben jener des aristokratischen Venedig das merkwürdigste Beispiel einer Stadt, die sich zum Staate entfaltet von solcher kulturgeschichtlichen Wichtigkeit, daß ihr Einfluß im Leben der Menschheit sich verewigt hat. Seit dem alten Athen hat in Wahrheit keine andere Stadt eine gleiche Fülle von Geist, Anmut und Schönheit ausgeströmt als Florenz. Schon am Ende des 14. Jahrhunderts war sie unter vielen Kämpfen mit den toskanischen Nachbarstaaten zu Wohlhabenheit und Ansehen emporgekommen. Voll Klugheit hatte sie zwischen den beiden Machtpolen Italiens, dem Papst und dem Kaiser, ihre Unabhängigkeit zu bewahren gewußt und trotz der wildesten Parteikämpfe der Guelfen und Ghibellinen, des Adels und der Popolanen in ihren Mauern die Tyrannis von sich abgewehrt. Freiheitssinn, Vaterlandsliebe, edler Ehrgeiz, rastlose Übung und Anspannung der Bürgerkraft im privaten wie öffentlichen Haushalt erhoben die Arnostadt zum ersten Range unter allen andern Gemeinden Mittelitaliens. Das Florentiner Volk war, wie der Demos Athens, von allen Leidenschaften und Schwankungen der Politik fieberhaft bewegt, immer unzufrieden und neuerungssüchtig, aber im Grunde von scharfem Verstande und für die Probleme der Staatskunst vorzugsweise geschickt. Eine kunstvolle demokratische Verfassung hatte die Ungleichheit der Stände gemindert oder ausgetilgt und einen freien Staat geschaffen, in welchem jeder tüchtige Bürger zu den höchsten Ehrenstellen berechtigt war. Doch war der Florentiner Staat in der Humanität weiter vorgeschritten als der von Pausanias für die beste Demokratie erklärte des alten Athen. Denn er hatte nicht wie dieser die Sklaverei zu seiner Grundlage. Während in Athen die Arbeit als unwürdig des freien Bürgers galt und selbst von den größten Denkern Griechenlands so angesehen wurde, bildete sie das Lebensprinzip der Florentiner Republik, in welcher die militärisch eingerichteten Zünfte der Handwerker zur Regierung gelangt waren.
Eine hochentwickelte Industrie und weite Handelsbeziehungen machten das Bürgertum reich und genußfähig. Der offene Sinn für die Welt und die Freude an allem, was das Leben schmückt und veredelt, verhalfen den Florentinern zu einer Bildung, welche diejenige aller andern Städte des damaligen Europa übertraf. Die toskanische Bildung aber verhielt sich ungefähr zu Italien, wie die attische sich zu Griechenland verhalten hatte. Man konnte Florenz seit dem 14. Jahrhundert dreist die Seele Italiens nennen, dies schon deshalb, weil die Arnostadt die am meisten italienische war. Venedig, Genua und Pisa hatten sich tief in die politischen und kolonialen Angelegenheiten Griechenlands und des Orients verflochten und von Italien abgewendet; das Papsttum lebte in derselben Zeit draußen im Exil zu Avignon und hatte Rom seinen Trümmern und Träumen von der alten Weltherrschaft überlassen. So pulsierte damals das nationale Leben Italiens wesentlich in Florenz.
Die moderne Kultur Europas nahm dort ihren ersten Sitz, und die Hauptquellen der Renaissance versammelten sich in dieser Werkstätte des Humanismus, an welcher bald auch eingewanderte Hellenen tätig wurden. Die Grazien, die seit dem Untergange der Griechenwelt von dem christlich und barbarisch gewordenen Menschengeschlecht den Abschied genommen hatten, erschienen zuallererst in der heiteren Stadt Florenz wieder; selbst die Sprache und Beredsamkeit der Italiener bildete hier, wie einst die der Griechen in Athen, ihren melodischen Zauber aus. In dem florentinisch-toskanischen Geiste lag etwas dem attischen Verwandtes; in ihm vollzog sich auch am ehesten die intellektuelle Verbindung der Antike mit dem Christentum.
Zur Zeit als Nerio Acciajoli zum Tyrannen Athens wurde, stand Florenz schon im vollen Licht der Frührenaissance. Arnolfo, Giotto, Andrea Pisano und Orcagna hatten diese Stadt mit ihren Werken geschmückt. Das Genie Dantes allein, des großen Bürgers, welcher wie der Athener Aristides die Verbannung aus seiner Vaterstadt erlitten hatte, würde hingereicht haben, dieser neben Athen ewigen Ruhm zu sichern. Der Dichter der göttlichen Komödie konnte sich in dem Schattenreich des Limbus den großen Geistern der Hellenen, Homer, Orpheus, Sokrates, Plato, Diogenes und Thales, dreist als ein Ebenbürtiger nahen. Nach Dante war Petrarca aufgetreten, der größte Lyriker Italiens, ein glänzender, wenn auch nicht originaler Geist von staunenswerter Beziehungskraft auf das gesamte Reich des Wissens und der Humanität. Auch Boccaccio, der Freund des Großseneschalls Acciajoli, hatte schon seine ruhmvolle Laufbahn als Dichter und Vermittler der antiken Wissenschaft vollendet. Er war am 21. Dezember 1375 gestorben, zehn Jahre bevor Nerio sich Athens bemächtigte. Dino Compagni und Villani endlich hatten schon die große staunenswerte Reihe der patriotischen Geschichtsschreiber von Florenz eröffnet, die nur ein Gemeindewesen von solcher politischen Beweglichkeit und von so viel staatsmännischem Genie erzeugen konnte.
Die lange Verbindung Italiens mit Griechenland durch die Anjou und die Größe, welche Niccolo Acciajoli infolge seines Verhältnisses zum Hofe Neapels erlangt hatte, waren die Voraussetzungen für die merkwürdige Tatsache, daß ein Florentiner am Ende des 14. Jahrhunderts zum Herrscher Athens wurde. Sie ist ein geschichtlicher Zufall, aber im Zeitalter, wo das in der Bildung mächtig vorgeschrittene lateinische Abendland seinen Zusammenhang mit dem hellenischen Geiste wieder herstellte, nimmt diese Tatsache doch die Züge einer kulturgeschichtlichen Gesetzmäßigkeit an.
Seit den Kreuzzügen hatten die Lateiner jenen Zusammenhang erst durch Handelsverbindungen, dann durch die rohe Gewalt der Eroberung zu erzwingen gesucht. Jedoch das Urteil des Marin Sanudo bestätigte sich. Dieser mit dem Orient wohl vertraute Venezianer sprach in seiner Schrift ›Secreta fidelium crucis‹, die er dem Papst Johann XXII. widmete, die Überzeugung aus, daß die Mächte des Westens das griechische Reich wohl zertrümmern konnten, aber zu behaupten nicht Kraft besaßen, daß die Vereinigung der orientalischen und römischen Kirche nicht durch Gewalt durchzusetzen sei, denn dies zeigten Zypern, Kreta, Achaia, Athen, Negroponte und andre Länder, wo nur die fremden Gebieter, aber nicht das eingeborene Volk dem römischen Glauben anhingen.Der Brief bei Kunstmann, Studien über Marino Sanudo den Älteren, S. 43. Die Verbindung des Abendlandes mit der hellenischen Kultur wurde in der Tat nicht durch die Eroberungen des Schwerts noch durch die Gebote des Papsts vollzogen, sondern sie war das Ergebnis eines großen Bildungsprozesses in einem gereiften Zeitalter, welches die Denkmäler der antiken Literatur und Kunst wieder ans Licht zog und sie zu verstehen fähig geworden war. In dem Zeitraum von beinahe zwei Jahrhunderten, die seit dem lateinischen Kreuzzuge verflossen waren, hatte das Abendland, vor allem Italien, in demselben Maße sich geistig fortentwickelt, als der griechische Osten zurückgegangen war.
Nerio Acciajoli hat schwerlich ein Bewußtsein von der Wichtigkeit Griechenlands für die menschliche Bildung gehabt; doch begann durch ihn ein lebhafterer Verkehr der Italiener mit der Stadt Athen. Diese selbst trat in eine neue Phase ihrer Geschichte, die letzte ihres selbständigen Lebens unter fränkischen Fürsten. Man darf sie die florentinische Epoche nennen. Italiener und besonders Florentiner lösten jetzt die beiden andern romanischen Nationen, die Franzosen und Spanier, in der Herrschaft über Attika ab. Sie traten in ein näheres Verhältnis zu den Griechen, als jenes ihrer Vorgänger gewesen war.
Das mit so geringer Anstrengung von Nerio eroberte Herzogtum Athen umfaßte, soweit es in seinen Besitz gekommen war, Megara, Attika und Böotien, und selbst in dieses letztere Land waren die Türken eingedrungen, da sie, wahrscheinlich als ihm augenblicklich verbündet oder als seine Söldner, Levadia besetzt hatten.Chalkokond. IV, p. 213. Salona und Bodonitsa blieben außer dem Bereiche der Macht Nerios gleich der den Enghien gehörenden Argolis. So erlitten nur Attika und Böotien eine Revolution aller Besitzesverhältnisse. Der Feudalismus brach dort mit dem spanischen Regiment zusammen, indem er einem bisher ungewohnten Zustande Platz machte. Die früheren Erbherren verschwanden; an ihre Stelle trat ein reicher Kaufmann, als dessen Latifundien die von ihm gewonnenen Länder anzusehen waren. Er konnte diese unter seine Freunde und Dienstmannen verteilen, allein zu Baronen machte er dieselben nicht. Denn Nerio hatte weder einen Schwarm nach Lehen begierigen Adels in seinem Gefolge noch überhaupt eine erobernde Kriegerkaste ins Land geführt, sondern sich desselben als Herr Korinths durch einen gemischten Haufen von Söldnern bemächtigt, die er aus seiner Kasse bezahlte und nach Gutdünken entlassen konnte.
Daß seine Eroberung mit keiner Invasion verbunden war, konnte der griechischen Bevölkerung nur zum Vorteil gereichen. Die lange Fremdherrschaft hatte ihr Nationalgefühl geschwächt; sie blieb eine tatenlose, wenn nicht gleichgültige Zuschauerin so des Falles der Katalanen wie des Einzugs ihres neuen Florentiner Gebieters. Wenn aber Nerio irgend Widerstand von seiten der Griechen gefürchtet hatte, so darf man voraussetzen, daß er die Böotier und Athener schon vor seinem Einfalle in Attika durch geheime Verbindungen und Zusagen für sich zu gewinnen bemüht gewesen war.
Um sich als Eindringling, dem jede rechtliche Voraussetzung fehlte, in dem fremden Lande zu behaupten, mußte er den Griechen dartun, daß sie den harten Druck des katalanischen Adels mit der milderen Regierung eines reichen und gebildeten Florentiners vertauschten. Die Spanier hatten die griechische Nationalität unterdrückt, Nerio erhob sie wieder, indem er ihr ein großes Zugeständnis machte. Er gestattete die Einsetzung eines griechischen Erzbischofs in Athen, wo seit Michael Akominatos kein solcher mehr geduldet worden war. Nur gleichsam in partibus bestand das orthodoxe athenische Erzbistum in der byzantinischen Hierarchie fort.1365 zeichnet der ungenannte Erzb. von Athen einen byzant. Synodalakt (Acta et Dipl. graeca medii aevi, ed. Miklosich und Müller, Wien 1863, I, n. 195). Der Metropolit Athens führte in dieser noch immer den Titel des Exarchen von Hellas, und seiner Verwaltung waren die Sprengel Theben, Neopaträ, Ägina, auch Euripos zugewiesen.Ibid., n. 307, p. 564, Akt vom Mai 1371.
Nerio nun ließ in Athen die lateinische Kirchenverwaltung unverändert; der katholische Erzbischof fuhr fort, am Parthenon zu residieren. Dies war noch Felix de Pujadell, der letzte Spanier auf dem Sitze Athens, der von Nerio unbelästigt erst im Jahre 1390 starb. Aber unbekümmert um den Widerspruch des lateinischen Klerus und der römischen Kurie nahm er Dorotheos als griechischen Metropoliten der Stadt auf, und diesen schickte die heilige Synode dorthin von Thessalonike.Ibid., II, p. 165. Er richtete seinen Sitz in der Unterstadt ein, wahrscheinlich neben der Kirche des heiligen Dionysios am Areopag. Dort wohnte der griechische Erzbischof auch während der Türkenzeit in einem Hause, welches auf der Stelle stand, wo der legendäre Stifter der athenischen Gemeinde sollte gewohnt haben.Spon, Voyage en Grèce II, 200. Über diese Kirche Aug. Mommsen, Athenae Christ., p. 42.
Weil das Nationalbewußtsein der Griechen nur noch in ihrer Kirche den festen Mittelpunkt besaß, so war die offizielle Wiederherstellung ihres Erzbistums für die Athener von unermeßlichem Wert. Bessere Zeiten schienen für sie heranzunahen. Auch wurde ihre Stadt jetzt erst wieder der Vorort des Landes, denn Nerio nahm seine Wohnung auf der Akropolis. Wahrscheinlich erhielten Griechen auch im athenischen Stadtrat Aufnahme.In einem Threnos auf den Fall Athens unter die Türken (davon weiter unten) heißt es, daß diese mißhandelten τοὺς γέροντας τοὺς φρονίμους των καὶ τὴν βουλήν των όλην. Zwei Bürger hellenischer Nation, Demetrios Rendi und Nikolaus Makri, waren die öffentlichen Notare, deren sich Nerio in der Folge bei Staatsakten bediente.»Ambobus notariis et civibus Athenarum«, Akt aus Athen vom 29. Dez. 1391, im Archiv Turin, davon weiter unten.
Einzelne Beispiele zeigten alsbald die wachsende Kraft des Griechentums in Athen. Italiener hellenisierten sich. Ein dort schon zur Zeit der Katalanen eingewanderter Zweig der Florentiner Medici hielt es für vornehm oder nützlich, seinen Familiennamen in Iatros umzuwandeln. Als erster dieses Hauses erscheint der ausdrücklich Athener genannte Piero de' Medici, welcher auffallenderweise im Jahre 1357 Bail und Generalkapitän Walters von Brienne in Argos und Nauplia gewesen war.Im April 1357 stellte er zu Nauplia eine griech. Urkunde aus, zugunsten eines dortigen messinesischen Kaufmanns Gregorio de Michele Catello. Er nennt sich darin μπαίλλος καὶ καθολικὸς καπετάνιος ’Άργου, Ναυπλίου καὶ τη̃ς διακρατήσεως αυτω̃ν καὶ φυλάκτωρ τη̃ς βουλη̃ς του̃ μπαίλου. Das Diplom trägt das Siegel und die Umschrift des GAVTIER DVC DE ATHENES CONTE DE BRENE ET DE LICCE SIGNOR DE FLORACE. Dazu 1342; ebenso Siegel und Umschrift des PIERRE DE MEDICIS DE ATHENIS BIAVLVS ET GNAL. CAPº DE ARGOS ET DE NEAPOLI DE ROMA(NIA). Unten 1342. Das Wappen zeigt einen goldenen Schild, darin ein Mohrenkopf mit weißer Binde und sechs rote Kugeln. Ich fand dies Pergament, eine Abschrift aus dem 15. Jh., im Archiv Florenz: Rº Acqº Caprini 20 marzo 1204 – 19. April 1418. Provenienze Arch. Mediceo.
Obwohl Piero im Staatsdienst der Brienne Ämter bekleidet hatte, findet sich doch sein Sohn Niccolo mit dem griechischen Namen Iatros – und diesen scheint schon sein Vater angenommen zu haben im Jahre 1387 in Athen. Denn am 15. Januar desselben stellte Nerio zu seinen Gunsten ein Diplom aus, und zwar in griechischer Sprache, welche demnach, wie in Argos und Nauplia und im venezianischen Korfu, zur amtlichen Geltung gekommen war.Buchon, Nouv. R. I, p. 131, und Griech. Text II, p. 220. Eine Belehnung mit Gütern. ‛Ημει̃ς Νέριος δὲ ’Ατζαϊώλης, αυθέντης καστελανίας Κορίνθου, δουκιάμου τω̃ν ’Αθηνω̃ν καὶ τω̃ν περὶ αυτούς... Die Datierung des Jahres (6895) ist griechisch. Von Piero, dem verstorbenen Vater des Niccolo, wird gesagt: μισὲρ Πέρου δὲ ’Ατέναις λεγομένου ’Ιατρου̃. – Über den offiziellen Gebrauch der griech. Sprache: Joann. Romanos, Gratianos Zorzes, p. 62ff. Das Geschlecht der Medici Athens erhielt sich dort lange Zeit. In venezianischen Urkunden wird noch im Jahre 1542 ein Polo de Medicis von Athen genannt.Sathas, Mon. Hist. Hell. VIII, 1888, p. 370, 451.
Während der Aufschwung des griechischen Nationalelements überall in Hellas bemerkbar war, wurde doch in derselben Zeit in Attika und Böotien wie im Peloponnes die griechisch redende Bevölkerung mit einem fremden Volkswesen neu durchsetzt. Die infolge so vieler Kriege und Raubfahrten verödeten Landschaften Griechenlands nahmen immer massenhafter albanische Kolonisten auf. Ihre Einwanderung hatte begonnen, als die Volksstämme der Skipetaren, Abkömmlinge der alten Illyrier aus den Tagen der Olympias und des Pyrrhos, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts von ihren Bergen aufgebrochen waren, um ostwärts und südwärts neue Wohnsitze zu suchen.
Nach dem Zerfalle des mächtigen Serbenreichs des Dusan hatten die Albanesen der Despotenherrschaft der Angeloi in Epiros ein Ende gemacht, waren sodann in Thessalien eingedrungen, im steten Kampf mit den Katalanen, bis zum Spercheios sich ausbreitend. Wir sahen sie bereits im Solde des Grafen von Demetrias. Die fränkischen wie die byzantinischen Fürsten diesseits und jenseits des Isthmos nahmen dieses Volk von Hirten und Kriegern bereitwillig in ihre entvölkerten Gebiete auf. Im Peloponnes gab ihnen zuerst der Despot Manuel Kantakuzenos und dann sein Nachfolger Theodor Wohnsitze. Nerio selbst hatte sie in der Kastellanei Korinth angesiedelt und der König Pedro IV. seinem Statthalter Rocaberti befohlen, sie im Herzogtum Athen aufzunehmen. Sie drangen selbst nach Euböa hinüber; sie besiedelten allmählich Salamis und Ägina, Hydra, Poros, Spezia und andere Inseln, welche noch heute so albanesisch sind wie Eleusis und Marathon und wie ganz Attika bis zu den Toren Athens.Fallmerayer II, S. 253ff., und ›Welchen Einfluß‹, S. 48ff. Diese Einwanderung setzte sich lange fort. Am 22. Mai 1425 befahl die Republik Venedig den Kastellanen von Koron und Modon, zwei albanesische Häuptlinge mit 5000 und 500 Pferden in den Gebieten Zonklon, St. Elia, Molendinorum usw. aufzunehmen. Sathas, Mon. Hist. Hell. I, p. 176. Venedig forderte die Albanesen auf, Euböa zu kolonisieren unter Gewähr voller Freiheit: »Provisio facta pro apopulando Insulam Negropontis«, 20. April 1402 (Sathas, a.a.O., II, p. 79).