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Was der Gründer der makedonischen Dynastie, Basileios I., begonnen hatte, die Wiedereroberung der slavischen Balkanländer, vollendete der siegreiche Basileios II., ein ausgezeichneter Feldherr und Fürst, der das griechische Kaiserreich aus langer Ohnmacht wieder zur alten Größe emporhob. Der Anblick von 15 000 gefangenen bulgarischen Kriegern, die er nach seinem Siege an der Neumitza mit mehr als asiatischer Grausamkeit hatte blenden lassen und dann dem Zaren zurückschickte, brach selbst das in Greueln hart gewordene Herz des Barbaren Samuel; er fiel ohnmächtig zu Boden und starb zwei Tage nachher, am 15. September 1014. Unter Kämpfen verzweifelter Gegenwehr stürzte nach seinem Tode das Reich des Asparuch und Krum zusammen. Basileios eroberte alle festen Städte des bulgarischen Landes bis ans ionische Meer und hielt sodann seinen Einzug in die mit märchenhaften Schätzen erfüllte Hauptstadt Achrida.
So wurde Bulgarien, wie gleichzeitig auch Serbien, als Provinz dem byzantinischen Reiche einverleibt. Zum ersten Mal seit Justinian herrschte der Kaiser Ostroms wieder machtvoll von der Donau bis zum südlichsten Kap des Peloponnes. Von Achrida machte sich Basileios II. auf, das jetzt vor neuen Barbarenstürmen gesicherte griechische Festland zu durchziehen. Er kam nach Zitonion oder Zeitun, dem alten Lamia in der thessalischen Phthiotis, wo einst die Athener den makedonischen Antipater bekämpft hatten; er sah noch auf den Feldern des Sperchios die Gebeine der dort erschlagenen Bulgaren bleichen, besichtigte in den Thermopylen die Schanze Skelos, welche am Berge Rupenas zur Verteidigung von Hellas aufgerichtet worden war, und zog dann durch Böotien nach Athen, im Jahre 1018.Kedrenos II, p. 475. Hier wollte er seinen Triumph auf der altersgrauen Akropolis feiern.
Der Besuch des kaiserlichen Helden war eine hohe Auszeichnung für das vergessene Athen. Den furchtbaren »Bulgarentöter« hat schwerlich antiquarische Wißbegierde dorthin geführt, da er selbst, als ein rauher Kriegsmann, Gelehrsamkeit und Wissenschaft mißachtete. Doch war er sich bewußt, daß er durch die Vernichtung des Bulgarenreichs den Sieg des Griechentums über die Slaven entschieden hatte. Die Erinnerung an den alten Ruhm Athens mußte den Kaiser mit Achtung für die Stadt der Marathonkämpfer und der Sieger bei Salamis erfüllt haben. Außerdem war sie noch immer einer der angesehensten Orte Altgriechenlands.
Die wenigen byzantinischen Geschichtsschreiber, welche sich herbeiließen, dies für Athen wichtige Ereignis zu verzeichnen, berichten nur kurz, daß der Kaiser in der Kirche der Gottesmutter Dankgebete für seinen Sieg über die Bulgaren darbrachte und diesen Tempel mit vielen, prachtvollen Weihgeschenken schmückte, worauf er nach Konstantinopel zurückkehrte.Kedrenos II, p. 475. Glykas IV, p. 578. Zonaras, Lib. 17, c. 9. Sie sagen nicht ein Wort weder von der Dauer seines Aufenthalts noch von dem, was ihn dort beschäftigt, was er angeordnet und eingerichtet hat. Die alte, ehrwürdige Akropolis wurde zum letzten Mal von dem Glanz des byzantinischen Kaiserhofs umstrahlt, und dort versammelten sich um den sieggekrönten Gebieter des Ostens die Strategen, die Bischöfe, die Richter und Archonten, die Abgesandten der Städte der Griechen. Es fehlten nicht die gekünstelten und schwülstigen Panegyriken, mit denen der Kaiser bei seinem Empfange stilgemäß begrüßt wurde. Könnten wir sie noch in irgendeiner glücklich bewahrten Handschrift lesen, so würden sie uns über die Zustände des damaligen Athen belehren. Wir würden dann vielleicht auch einen halbwissenden athenischen Scholasten im Mönchsgewande erblicken, welcher dem Monarchen die sagenhaft gewordenen Trümmer der Stadt des Themistokles erklärt. Freilich war der Sinn der Byzantiner und auch der Hellenen selbst für die klassischen Denkmäler damals so gut wie erloschen, und wie für die Römer in derselben Zeit so bestand auch für die Athener die Herrlichkeit ihrer Stadt nur in der Menge und Schönheit der Kirchen.
Von allen Monumenten Athens, die bei Gelegenheit der Anwesenheit des Kaisers Basileios dessen Aufmerksamkeit erregen konnten, hat nur der Parthenon, und zwar als Marienkirche, die Ehre gehabt, erwähnt zu werden. Seine christliche Einrichtung mußte damals im wesentlichen vollendet sein. Die alte Zelle der Parthenos bildete drei Schiffe mit 22 neuen Säulen, die durch Pfeiler verstärkt waren; je 10 in der Reihe standen zu Seiten des Mittelschiffes und zwei an dem durchbrochenen Eingange.Ad. Bötticher, Die Akropolis von Athen, S. 15.
Eine obere Galerie von 23 Säulen diente zum Raum für die andächtigen Frauen. Die flache, bemalte Kassettendecke der Zelle war abgebrochen, gleich dem alten Tempeldach, und man hatte die Kirche überwölbt.Die den Schiffen entsprechenden Tonnengewölbe bemerkte Babin (Brief an Pecoil). Eine Ansicht der Akropolis von 1670 deutet noch diese Gewölbe an. F. v. Duhn, Mitteil. d. D. Arch. Instituts in Athen, II. Jahrg., 2. Heft (1877), S. 38–47.
Die äußeren Säulenreihen des Parthenon scheinen durch eine niedrige Mauer verbunden gewesen zu sein, und dort waren Kapellen angelegt. So beklagenswert auch diese barbarischen Umwandlungen für den Bestand des antiken Prachtbaues sein mußten, so blieb derselbe doch in seinem Wesen erhalten. Während der Kaiser Basileios vor dem Altar der Jungfrau betete, glänzten noch die olympischen Götter- und Heldengestalten von den Giebeln und die panathenäischen Festzüge von den Friesen herab. Es war auch nur die monumentale Schönheit der heidnischen Architektur, welche die Marienkirche Athens berühmt machte, und weder die Hagia Sophia Konstantinopels noch die Basiliken des St. Petrus und Paulus in Rom oder des heiligen Markus in Venedig haben ihr die Palme streitig gemacht.
Der Kaiser scheint den Befehl gegeben zu haben, die Kirche mit Gemälden auszuschmücken. Daß diese Freskobilder Szenen seines bulgarischen Krieges darstellten, ist aber doch nicht zu erweisen.Hertzberg, Athen, 1855, S. 221. Im übrigen lehren noch heute Überreste schöner Malereien auf den Wänden am Opisthodom, daß sie mit Heiligenbildern bedeckt gewesen sind. Ein musivisches Bildnis der Atheniotissa schmückte damals schon die Apsis. Man sieht diese athenische Jungfrau mit dem Kinde auf Siegeln der Bischöfe und byzantinischer Beamten abgebildet mit dem Anruf an die Heilige: »Theotokos, hilf deinem Knechte.«Nach Lambros und Schlumberger (Sigill. Byz., p. 174ff.) war der ältere Typus auf solchen Siegeln jener der Blacherniotissa (vierge en buste, de face, avec le médaillon du Christ sur la poitrine, entre les sigles ΜΡ ΘΥ), und erst nach dem Besuche des Basileios soll jener durch die Panagia Atheniotissa ersetzt worden sein, welche einen Perlenkranz ums Haupt trägt, im linken Arm das Kind, die rechte Hand auf ihre Brust gelegt. Spir. Lambros, Athen am Ende des 12. Jh., S. 36ff., und Siegel 2 am Ende. Die griechische Malerei blühte übrigens nicht mehr in Athen und Korinth, sie flüchtete sich nach Konstantinopel und in die berühmte Schule eines Klosters in Thessalonike, welche den Meister Manuel Pansellinos hervorbrachte, dessen gepriesene Bilder die Athosklöster schmückten.
Basileios mehrte den athenischen Kirchenschatz durch kostbare Geräte byzantinischer Kunst aus der unermeßlichen bulgarischen Beute von Achrida, und wahrscheinlich stammt ein großer Teil der im Mariendom bewunderten Kleinodien aus seinen Weihgeschenken her.Kedrenos II, p. 475, sagt von ihm: τὰ τη̃ς νίκης ευχαριστήρια τη̃ θεοτόκω δούς, καὶ αναδήμασι πολλοι̃ς λαμπροι̃ς κοσμήσας τὸν ναόν. ... Unter jenen befanden sich eine über dem Altar schwebende goldne Taube, das Symbol des heiligen Geistes, und eine goldne ewige Lampe, die als ein Wunderwerk berühmt war.
Athen war zu jener Zeit mit Kirchen und Kapellen erfüllt, von denen manche durch Alter im Verfalle sein mußten. Einunddreißig Jahre nach dem Besuche des Kaisers erneuerte dort ein frommer Spatharokandidat Nikolaus Kalomalas die Basilika des heiligen Theodor. Dies sagt eine Inschrift, eins der wenigen Epigramme aus dem Mittelalter Athens, welche geschichtliche Tatsachen verzeichnen.C. I. Gr., n. 8803, und App., p. 593. Jahr 1050. Spir. Lambros (Parnassos II, Jan. 1878, p. 70). Hopf I, S. 115, hat den Namen Kolomalas ergänzt. Es ist daher irrig, sich die Stadt Athen zu jener Zeit als einen Trümmerhaufen ohne Leben vorzustellen. Der baulustige Gardeoberst ist wahrscheinlich Athener von Geburt gewesen, wie ein anderer hoher Offizier, der ausdrücklich als solcher bezeichnet wird, und im Jahre 1031 in diplomatischen Geschäften zum Sultan von Aleppo geschickt wurde.’Αθηναι̃ος... Glykas, Annal., p. 583. Kedrenos II, p. 498.