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Da ich Gelegenheit finde meiner Guten ein paar Worte zu schicken; so will ich ihr vermelden daß ich morgen, wird seyn Freytags frühe von hier abgehe.
Wir haben die vier Species durch und wollen nun sehen was geblieben ist; soviel mercke ich es wird historische Kenntniß bleiben und ich werde es zu meinem Wesen nicht brauchen können, da das Handwerck ganz ausser meiner Sphäre liegt. Doch ohne Nutzen wird es nicht seyn.
Sonst sind allerley Scherze vorgefallen und Knebel ist guter Laune.
Übrigens haben wir die schönen Tage mehr verlebt als daß wir viel gethan hätten, doch sind mir einige Dinge geworden die Wilhelmen zieren sollen wenn auch gleich nicht das nächste Buch.
Lebe wohl nun seh ich dich balde wieder. Grüse die deinigen. Ich bin recht wohl nur meine Lippe ist noch nicht in ihre Gränzen zurück. Adieu.
Gründonnerstag 86.
G.
Nur wenige Worte. Ich freute mich der schönen Zeit in der schönen Gegend noch mehr wenn du bey mir wärest, wie vieles mögt ich dir zeigen, es ist doch hier ein ganz ander Wesen der Natur. Das Entgen hat trefflich geschmeckt. Knebel grüst. Ich bin heute früh schon weit umher geritten und schon bey der Burgemstr. gewesen.
Ich werde bey den Herrschafften um ein auserordentl. Geschenck für die Enckel an Leinwand, Cattun pp. bitten. Die Menschen drücken sich iämmerlich. Lebe wohl. Knebel treibt und will spazieren gehn. Adieu Grüse die deinigen.
d. 4. Jun. 86.
G.
Ich bin gestern zu Hause geblieben, und werde auch heute vor Abend nicht auskommen. Ich muß ernst machen sonst bleiben viele Sachen liegen, da ich Sonntag oder Montag nach Ilmenau gehe. Bey Imhofs seh ich dich und freue mich darauf. Liebe mich! Am meisten freu ich mich auf unser Zusammenseyn im Carlsbade.
d. 8. Juni 86.
G.
Sage mir wie du geschlafen hast m. Liebe ich hätte dich gestern gerne begleitet als du gingst. Hier das Köpfgen. Schicke mir doch das kleine Portefeuille das dir Fritz geschenckt hat, ich will probiren ob es bequem ist zur Reise.
d. 9. Jun. 86.
G.
Um 12 Uhr will ich spazieren gehn vielleicht gehst du mit.
Durch den Cammersekretair Güsfeld, der von hier abgeht kann ich meiner Geliebten ein Wort zu bringen und ihr sagen daß ich recht wohl bin. Meine Sachen gehn so fort und ich habe Heiterkeit genug ihnen nachzugehen und nach zu helfen. Das schöne Wetter hilft zu allem. Ich hab auch den Triumph der Empfindsamkeit bearbeitet und frisch abschreiben lassen, ich dencke er soll nun producibler geworden seyn und eh gewonnen als verlohren haben. Wie lesbar mir das Buch der Natur wird kann ich dir nicht ausdrücken, mein langes Buchstabiren hat mir geholfen, ietzt ruckts auf einmal, und meine stille Freude ist unaussprechlich. So viel neues ich finde, find ich doch nichts unerwartetes es passt alles und schließt sich an, weil ich kein System habe und nichts will als die Wahrheit um ihrer selbst willen.
Wie sich das nun vermehren wird daran denck ich mit Freuden. Behalte mich nur recht lieb damit ich von dieser Seite des gewohnten Glücks nicht entbehre.
Ernst liegt mir am Herzen, besonders wenn ich dencke was ich den Sommer mit ihm vorhatte. Grüse ihn. Auch Fritzen und Stein und die Schwester.
Lebe wohl. Wenn das Wetter schön bleibt geh ich wohl über Gotha nach Hause und komme Dienstags an. Dann wollen wir uns zur Reise bereiten. Adieu Geliebte. Wenn du doch Wielanden dein Exemplar der Iphigenie zum Durchgehen schicktest, er weis schon was er damit soll. Die kleinen Gedichte hab ich unter allgemeine Rubricken gebracht. Lebe wohl und liebe.
d. 15. Jun. 86.
G.
Empfiel mich dem Herzog und melde daß ich über Gotha zurückgehe.
Voigt geht zurück und ich grüse dich durch ihn. Das Wetter lässt sich schön an, ich will morgen auf Gotha. Hier ist so weit alles in Richtigkeit daß wir reisen können ob ich gleich um der Sachen willen gern viel länger bliebe. Der Triumph der Empf[indsamkeit] ist bis auf den ersten Ackt fertig, den ich zulezt gelassen habe, ich wünsche mir soviel Laune zu Durcharbeitung der übrigen. Das Stück hat eine Gestalt, und ich hoffe es soll einen besondern Effeckt thun.
Nun denck ich an Stella und will nicht ruhen biß auch die nach meinem Sinne ist. Du sollst alles sehn und urtheilen. Diese Dinge durchzugehn und wieder in mir zu erneuen macht mich halb fröhlig halb traurig. Wenn ich nicht müsste ich thät es nicht. Liebe mich! Lebe wohl.
J. d. 16. Jun. 86
G.
Es ist das auch gut und wenigstens ein vortheilhafftes Interim. Das übrige wird sich finden. Liebe mich ich krame meine alte Papiere durch sondre und sehe was zu thun ist. Des Menschen Wesen ist mühseelig
doch überwiegt das Leben alles
wenn die Liebe in der Schaale liegt.
Adieu. Ich sehe dich.
G.
Thue meine Liebe was und wie dir's recht ist und es soll mir auch so seyn. Behalte mich nur lieb und lass uns ein Gut, das wir nie wiederfinden werden, wenigstens bewahren, wenn auch Augenblicke sind wo wir dessen nicht geniessen können.
Ich korrigire am Werther und finde immer daß der Verfasser übel gethan hat sich nicht nach geendigter Schrifft zu erschiesen.
Heute Mittag ißt Wieland mit mir, es wird über Iphigenien Gericht gehalten u. s. w. Lebe wohl und liebe.
d. 25. Jun. 86.
G.
Ich vermuthe daß du von mir noch einen guten Abend vermuthest, und es ist mir als wenn unsre Geister sich auf halbem Weeg begegneten. Chr[istian] Rosenkreuz Hochzeit habe ich hinaus gelesen, es giebt ein schön Mährgen zur guten Stunde zu erzählen, wenn es wiedergebohren wird, in seiner alten Haut ists nicht zu geniesen.
Adieu Liebste, gieb mir doch die Samml[ung] meiner Kleinigkeiten heraus, heute Abend hätte ich gern etwas eingeschrieben. Liebe mich denn es steht geschrieben
Woher sind wir gebohren
Aus Lieb.
Wie wären wir verlohren
Ohn Lieb.
Was hilft uns überwinden?
Die Lieb.
Kann man auch Liebe finden?
Durch Lieb.
Was lässt nicht lange weinen?
Die Lieb.
Was soll uns steets vereinen
Die Lieb.
Ich dancke mein bestes Herz! Die Nacht war schön der Morgen auch. Ich freue mich daß du noch einige Tage bleibst. Ich sehe dich balde.
d. 28. Jun.
G.