Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 2
Johann Wolfgang von Goethe

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1120

[Sonnabend 5. Juli]

Schon frühe wollt ich dir zu deinem Nahmenstage Glück wünschen, und mir auch daß mir der liebe Nahme noch immer so wohlthätig ist. Alles hat mich daran gestört. Danck für dein Zettelgen. Hier was ich von Kreide habe. Nach Tische such ich dich. Ich will alsdann ein wenig ausreiten und Abends bey dir seyn lebe tausendmal wohl.

5. Jul. 83.

G.

1121

[Freitag 11. Juli]

Ich bin wohl eingehüllt nach Hause gekommen, dein Bruder borgte mir seinen Mantel und steckte sich mit Trebra unter Einen. Mit dem Morgen erwacht mein Andencken an dich. Wie freu ich mich dich zu sehen. Du kommst doch Nach Tische zu mir, denn Trebras kommen erst in's Haus. Abends gehn wir in den Garten. Schicke mir die Chodowieckischen Don Quichotes. Lebe wohl und liebe mich.

in Eil. d. 11. Jul. 83.

G.

1122

[Sonnabend 12. Juli]

Sage mir L. Lotte ob du heute recht wohl bist? Ich muß nothwendig nach Tiefurt und will zu Mittage hingehn, damit ich Abends wieder bey dir bin.

Ich kann dir nichts sagen. Mein ganzes Wesen ruht in dir.

d. 12ten Jul. 83.

G.

1123

[Sonntag 13. Juli]

Laß mich wissen l. Lotte wie du geschlafen hast und sage mir daß du zu Freud und Liebe deines Freundes wieder aufgewacht bist. Hier schick ich ein Stück Kirschkuchen das wohl schmecken und wohl bekommen möge.

d. 13. Jul. 83.

G.

1124

[Mittwoch 16. Juli]

Wie hast du geruht. Ist dein Kopf frey? Was nimmst du heute vor? daß wir uns ia nicht wieder verfehlen. Adieu! Ich bin stille, fleisig und wohne in deiner Liebe.

d. 16. Jul. 83.

G.

1125

[Sonnabend 19. Juli]

Mit vergeblichen Versuchen meine Gedancken von dir abzuwenden, bringe ich meinen Morgen zu. Mit Freuden erwarte ich die Stunde die mich zu dir bringen soll. Danck für dein Zettelgen du herzlich geliebte.

d. 19 Jul. 83.

G.

1126

[Sonntag 20. Juli]

Ich wünsche Nachricht wie m. L. geschlafen hat und wie sie sich befindet. Mögtest du doch recht wohl seyn. Nach Tische seh ich dich und verlasse dich ungern des Abends. Adieu beste. Lebe wohl du mein Glück.

d. 20ten Jul. 83.

G.

1127

[Montag 21. Juli]

Ich wünschte zu wissen ob meine Lotte nach Belvedere geht, oder ob sie mir bleibt. Ich habe viel zu lesen und zu kramen. Gestern kostete es mich viele Mühe leidlich zu seyn. Hier schicke ich dir Ostheimer Kirschen, sie sind durch einen Boten gekommen. Lebe wohl geliebteste. Wie steht das Kopfweh?

d. 21. Jul. 83.

G.

1128

[Dienstag 22. Juli]

Wie ist's noch gestern im Garten gegangen? Ich habe mich eben so durchgeholfen. Oeser war gar lustig, Herder gut, Wieland gesprächig, Musäus gutmütig und plat wie immer.

Was giebts heute. Wie befindest du dich. Lebe wohl geliebteste und schicke mir die Raphaelischen Kupfer.

d. 22. Jul. 83.

G.

1129

[Sonntag 27. Juli]

Eh ich gehe muß ich meiner l. L. noch ein Andencken zurück lassen. Gegen Mittag bin ich wieder hier und hoffe ein Zettelgen von dir zu finden. Du liebe gute wie freu ich mich mit iedem Morgen deines daseyns. Schreibe mir ob du heute bey Hof bist und liebe mich.

d. 27. Jul. 83.

G.


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