Johann Wolfgang von Goethe
Briefe an Charlotte Stein, Bd. 2
Johann Wolfgang von Goethe

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1170

[Donnerstag 20. November]

Fritze will ein Zettelgen an dich mitnehmen er ist gar gut und artig.

Hier schick ich dir einen guten Morgen durch unser liebes Band. Ich bin und bleibe dein und bitte dich um mein Glück das ich ganz allein in dir hoffe, denn meine Gedancken sind von der übrigen Welt abgezogen. Heute Abend will ich in die Gesellschafft gehn.

d. 20. Nov. 83.

G.

1171

[Sonnabend 22. November]

Guten Morgen liebe Lotte zum ersten Frost. Vielleicht giebt es bald Eisbahn, die mir aber wenig Freude machen wird weil meine Liebste nicht hinauskommen will. Schreibe mir auch wie du dich befindest, daß du mich liebst, und immer mehr mein seyn und bleiben willst.

d. 22. Nov. 83.

G.

1172

[Sonntag 23. November]

Fritz wird dir meinen guten Morgen gebracht haben. Mein Hals ist noch nicht ganz gut mein übriges Wesen aber durch den Schlaf wieder in's Gleichgewicht gebracht. Nur meine Liebe zu dir kann in kein Gleichgewicht kommen, sie hängt immer ganz allein zu dir. Lebe wohl. Schreibe mir was du heute thust. Ich mögte mich inne halten mich diesen Abend einen Augenblick nach Hofe begeben, um Abschied zu nehmen und einen Vorwand zu haben bey dir zu seyn.

d. 23. Nov. 83.

1173

[Sonntag 23. November?]

Meine Lotte hat mir gute Essen geschickt, ein Paar Zeilen von Ihrer Hand wären mir der liebste Nachtisch gewesen. Sey wegen meiner unbesorgt denn alles was mir wiederfährt freut mich, weil es mir um deintwillen geschieht. Denn auch das entfernste duld ich weil du bist, und wenn du nicht wärst hätt ich alles lange abgeschüttelt. Du aber machst mir alles süse. In allen und bey allen Dingen fühl ich deine Liebe. Leb wohl. Es ist recht gut daß ich gegangen bin. Grüße die Reisenden vielmals.

G.

1174

[Mittwoch 26. November]

Das nötigste zum Anfang meines Morgens ist zu wissen wie du geschlafen hast, wie du dich befindest. Warum sas ich doch gestern so entfernt von dir meine Nahe. Auch war ich dir nah und fürchtete nur du mögtest Kopfweh haben und den Scherz nicht ganz mitgeniesen. Lebe wohl und vergnügt. Ich sehe dich bald denn ich muß heute der freyen Lufft geniesen. Adieu meine Beste.

d. 26. Nov. 83.

G.

1175

[Mittwoch 26. November?]

Hier ist die Antwort der Kleinen. Ich komme also zu dir, unser Weeg bleibt immer zusammen. Schicke mir doch den Theil des Atlas worinne die Carten von Italien sich befinden, und sage mir etwas näher, was ich im Schatten gegen dich gesündigt habe.

G.

1176

Ich werde diesen Nachmittag mit Fritzen allein bleiben und zeichnen und schuldige Rähmgen verfertigen. Schicke mir doch mein Kästgen und auch das grüne und Gelbe ich weis nicht recht wo es steht.

Diesen Abend will ich zu Wieland gehn und Musarion berichtigen, dann um acht Uhr bey dir seyn. Lebe wohl. Ich liebe dich vor allem und über alles.

G.

1177

[Montag l. Dezember]

Was du zu hören und zu sehen nicht müde wirst sollst du auch in dieser neuen Schrifft lesen: dasz ich dich liebe, dasz ich dein bin, und dasz ich mich auf diesen Abend herzlich freue wenn ich ihn mit dir zubringen kann. Lebe wohl und liebe.

d. 1. Dez. 1783.

G.

1178

[Dienstag 2. Dezember]

Da heute Conseil ist und ich es nie ohne die höchste Noth versäumt habe, entschliese ich mich hinein zu gehn. Es ist mir so ziemlich. Wenn ich wieder herauskomme hörst du von mir. Ich bin dir mit Leib und Seele ergeben.

d. 2. Dez. 83.

G.

1179

[Donnerstag 4. Dezember]

Es geht mir immer besser und wird mir am besten gehn wenn ich dich wieder bey mir sehe. Ich hab es Wielanden sagen lassen ob er heut Abend kommen will. Du warst Gestern vergnügt bey mir und ich war recht glücklich daß ich dir zu einem metaphisischen Leibgerichte verhelfen konnte. Lebe wohl. Liebe mich, meine Beste.

d. 4. Dez. 83.

G.


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