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Du bist eine liebe Verführerinn. Ich will mit dir fahren, und das erstemal seit acht Tagen einer frischen Lufft in deiner Gesellschafft geniesen. Liebe mich Adieu.
d. 13. Febr. 1785.
G.
Der Wind der mich diese Nacht öffters aufweckte hat mir nur das Bild meiner Geliebten das Andencken meiner Freundinn herbey geführt. Wie befindest du dich? Gehn wir in die Commödie? Hier schickt Fritz etwas. Liebe mich.
d. 17. Febr. 1785.
G.
Ich bin so fleisig und dabey so vergnügt, es geht mir so gut von statten daß ich meine ich sey gegen sonst im Himmel. In diesem Paradiese fehlt mir nichts als daß mein kleines Cabinet dich nicht beherbergt, und mein Windöfgen dich nicht wärmt. Hier sind Knebels Briefe. Lebe wohl. Was treibst du heute.
d. 19. Febr. 1785.
G.
Wie übel ist es meine Beste da ich wohl und vergnügt bin daß du leidest.
Ich kann nichts geniesen wenn dir übel ist; und so wird das Glück durch noch eine Hälfte zu einem grösern und reichern Ganzen zu werden wieder balancirt. Lebe wohl, ich besuche dich.
G.
Ich habe es offt gesagt und werde es noch offt wiederhohlen die Causa finalis der Welt und Menschenhändel ist die dramatische Dichtkunst. Denn das Zeug ist sonst absolut zu nichts zu brauchen. Die Conferenz von gestern Abend ist mir wieder eine der besten Scenen werth. Wie befindest du dich Gute? Ich will meine Sachen wegmachen und diesen Abend bey dir seyn. Lebe wohl und sag mir ein Wort.
d. 3. März 1785.
G.
Schicke mir den Gleichen damit ich den Auszug wegen des Mikroscops machen könne. Wie befindest du dich? Heute Abend bringt mich die leidige Probe des Clavigo um ein Paar gute Stunden mit dir.
d. 4. März 85.
G.
Ich erblicke einen dienstbaren Geist und muß dich durch ihn grüsen.
Mir geht es recht wohl, meine Arbeit geräth in der Stille, und der natürlichen Dinge Betrachtung beschäfftigt uns die übrigen Stunden. Du fehlst allein sonst wäre ein Vorhof des Himmels hier.
Büttner ist gar gut und brauchbar. Knebel grüsst dich, er ist ein eifriger Schüler und es wird ihm Licht.
Grüße Fritzen. Schreibe mir wie du dich befindest mit dem Cammerwagen hörst du von mir. Adieu.
G.
Bey Knebeln ist recht gut seyn. Ich habe ein artiges Stübgen das eine freye muntre Aussicht hat. Ausser meinen Geschäfften erkundige ich mich nach mancherley Verhältnissen der natürlichen Dinge an denen mir gelegen ist. Das Cabinet, die Bibliotheck, das alte lebendige Encyclopädische Dicktionair, alles wird genutzt wie es die Kälte und die Umstände erlauben. Wir haben Cocos Nüsse secirt und die Anfänge dieses merckwürdigen Baums untersucht. Ich freue mich immer so offt mir iede Erfahrung bestärckt daß ich auf dem rechten Weege bin, was ich dir davon erzählen kann wird dir Vergnügen machen noch mehr wenn du unsre Reihe von Präparaten sehn könntest. Du wirst sie im Cabinete finden wenn du einmal herüberkommst.
Die Kälte ist auserordentl. und die Gegend höchst schön bey dem Schnee und dem hohen Stand der Sonne. Knebel hat allerley neues von Journalen und sonst es ist ganz anmutig hier seyn. Wenn ich Hoffnung hätte dich hier zu sehen wäre alles trefflich und gut. Auch unterbricht meine Ruhe der Gedancke daß du leidest. Ich erwarte recht sehnlich das schöne Wetter das dich in's Carlsbad führen soll.
Lebe wohl. Schreibe mir bald. Grüse Fritzen. Er soll etwas von sich hören lassen. Grüse Herders und liebe mich.
d. 8. März 1785.
G.
Nur mit wenig Worten kann ich dir für deinen Brief und dein Zettelgen dancken. Wie lieb ist mir's zu hören daß du besser wirst.
Meiner Arbeit nach könnte ich noch lange hier bleiben, meinem Gefühl nach müsste ich balde wieder zu dir. Kaum sind einige Tage herum; so fehlst du mir schon sehr mercklich. Grüse Fritzen ich werde ihm antworten. Der Cammerwagen hat dir etwas von mir gebracht.
Lebe wohl. Geliebteste, unentbehrliche. Mich freut nichts als was ich mit dir theilen kann.
Jena d. 9ten März 1785.
G.
Ich kann dich versichern l. L. daß es mit mir hier nicht recht fort will, ich hätte zu Hause mehr gethan. Die Einsamkeit mercke ich wohl ist nicht das ruhigste. Da ich von dir entfernt bin, fühle ich einen Mangel den ich mit nichts überwinden kann. Lebe wohl, ich komme bald.
Jena. Donnerst. d. 10. März 1785.
G.