Georg Forster
Bemerkungen ... auf seiner Reise um die Welt ...
Georg Forster

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Zweyter Abschnitt.

Thierreich.

Die Thierarten, in den von uns theils besuchten, theils neu entdeckten Ländern, schränken sich zwar nur auf wenige Classen ein, sind aber dennoch zahlreich genug. Auch in diesem Reiche gilt das vorerwähnte Verhältniß zwischen den Ländern und ihren Produkten. Im rauhen Süden scheint die thierische Natur unhold, man mögte sagen ungestalt, zu seyn; nur unter einem milderen Himmel sind Schönheit und Mannigfaltigkeit der Bildung, nebst Anmuth der Farben, das Erbtheil der lebendigen Geschöpfe. Mit welchem Entzücken durchstreicht man nicht auf O.Taheiti die Pflanzungen, wo Einfalt und Reichthum der Natur, wo Ueberfiuß und Heiterkeit ein Volk beglücken, das unser Vorurtheil nur gar zu unbedächtig mit dem Nahmen der Wilden belegt! Ueberall Heerden von Schweinen; vor jeder Wohnung Hunde, eine zwote Gattung von Mastvieh; auf dem Rasen umher, oder auf den Bäumen, das schönste Federvieh. Den ganzen Tag hindurch erschallt das Lied der kleinern Sänger, und die Taube girrt dazwischen, wie in unsern Wäldern. Die See liefert ihre mannigfaltigen Bewohner, Fische von den schönsten Farben, die vortreflich spielen und (vorzüglich in dem Augenblick, wenn der Fisch stirbt) sich herrlich und unnachahmlich verwandeln; Muscheln und Schnecken, die zwar schon bekannt, allein deshalb nicht minder schön und bewundernswürdig sind. Schädliche Insekten, Wespen oder Schnacken, Raubthiere und giftiges Gewürm trift man auf diesen glücklichen Inseln nirgends, damit der Zauber,Die gemeine Fliege, welche zu gewissen Jahreszeiten in ungeheuren Schwärmen hier angetroffen wird, ist doch eher ein lästiges, als schädliches Insekt. Das widrigste Thier in O-Taheiti ist die gemeine schwarze Ratte, welche daselbst überaus zahlreich ist, und durch ihre Gefräßigkeit Schaden anrichtet. als wäre man dort gleichsam in eine bessere Welt versetzt, desto vollständiger sey.

Gehen wir dagegen von dort in den gemäßigten Erdstrich hinüber, und vertauschen jene ruhige Scene der Häuslichkeit, gegen eine neuseeländische Wildniß – wie roh finden wir da alles! Wie wenig anlockend, ja vielmehr wie zurückscheuchend ist das Felsengebirge, der verjährte Wald, und die wilde Menschheit selbst! Zwietracht und Feindschaft erstrecken sich bis auf die Thiere. Falken und Eulen, die Tyrannen des Waldes, zerfleischen ungestöhrt die schwächeren harmlosen Vögel. Dennoch erschallt die ganze Gegend von unaufhörlichem Gesang, dessen süsse Melodie jene Wildheit mildert, indem sie uns gleichsam in unsere väterlichen Wohnsitze versetzt.

Durchschneiden wir das ungeheure Südmeer, so finden wir auch dort fast überall, selbst auf dessen Mitte, wenigstens noch einzelne Wasservögel über den Wogen hinschwebend, um sich eine ungewisse Nahrung zu verschaffen. An der Südspitze von Amerika, jener öden Küste, die so dürftig mit krüppligen Sträuchen bekleidet, und von den erbärmlichsten, letzten unter allen Menschen bewohnt wird, sehen wir überall eine Menge Geyer, Adler und Habichte umher flattern, und ihrem Raube auflauren; fast alle übrigen Vögel wohnen in großen Heerden gesellig beysammen; und verschiedene Robbenarten lagern sich auf den Klippen am Strande.

Die Klassen der Vögel und Fische allein haben wir in allen jenen Ländern zahlreich befunden; die dortigen Säugthiere hingegen und die Insekten sind auf eine geringe Anzahl bekannter Gattungen eingeschränkt. Auch Wallfische, Amphibien, und das Geschlecht der Würmer ist dort nichts weniger als zahlreich, und unter den beyden erstern findet man eben nicht viel neues. –

Säugthiere.

Auf den Inseln des Südmeeres, die zwischen den Wendekreisen liegen, findet man nicht mehr als viererley Arten von Säugthieren, nämlich zwo zahme, das Schwein und den Hund, und zwo wilde, den Vampyr und die gemeine Ratte. Die letztere ist auf den Marquesen-Eilanden, den Societäts- und freundschaftlichen Inseln, den neuen Hebriden, und sogar auf Neuseeland, anzutreffen, doch mag sie, nach diesem letztern Lande, vielleicht durch unsere eigne Schiffe hingebracht worden seyn. In Neukaledonien hat man sie nie gesehn. In den Societätsinseln, vorzüglich auf O-Taheiti, sind sie in unglaublicher Menge vorhanden. Sie nähren sich von den Ueberbleibseln der Mahlzeiten, welche in den Wohnungen der Einwohner liegen bleiben, von den Blüthen und Schoten des Korallbaums (Erythrina Corallodendron orientale LINN.) von Pisang und andern Früchten, und in Ermangelung dieser, von allerley Excrementen. Wenn sie recht hungrig sind, sollen sie dreist genug seyn den Einwohnern im Schlaf an den Zehen zu nagen. In den Marquesen und freundschaftlichen Eilanden findet man sie schon in geringerer Anzahl, und auf den neuen Hebriden nur selten.

Der Vampyr oder Blutsauger, (Vespertilio Vampyrus LINN.), die größte unter den bisher bekannten Fledermäusen, wird allein auf den westlicheren Inseln des stillen Meeres angetroffen. In den freundschaftlichen Eilanden wohnen sie, zu Hunderten, in Heerden beysammen, und einzeln sieht man sie den ganzen Tag herumfliegen. Ich fand einen sehr großen Keulenbaum (Casuarina equisetifolia,) an welchem über fünfhundert, in verschiedenen Stellungen, bald an den Vorder- bald an den Hinterfüßen hiengen. Ihre gewöhnliche Nahrung besteht aus Früchten. Sie flattern mit vieler Leichtigkeit über dem Wasser, auch habe ich einen schwimmend gesehn. Zwar will ich daraus nicht folgern, daß sie alle diese Geschicklichkeit besitzen, doch halten sie sich gern am Wasser, um durch Baden des Ungeziefers los zu werden. Sie haben einen widrigen Geruch, und beißen scharf, wenn man sie reizt oder bös macht; sonst aber sind sie harmlos. Außer dieser Gattung giebt es in Tanna noch unzählige ganz kleine Fledermäuse, die wir zwar sahen und pfeifen hörten, aber demohngeachtet zur nähern Untersuchung nicht habhaft werden konnten. In Neukaledonien verfertigen die Einwohner aus dem Haar der großen Fledermaus Stricke und Quäste, womit sie ihre Keulen auszieren; zu dem Ende verweben sie es mit Fäden, welche aus dem Halm einer Art Cypergrases (Cyprus squarrosus) gemacht werden.

Die beyden zahmen Säugthiere sind, wie bereits erwähnt worden, das Schwein und der Hund. Die Societätsinseln haben allein den Vorzug beyde Thiere zugleich zu besitzen. Neuseeland, nebst den niedrigen Eilanden, muß sich mit Hunden allein begnügen; die Marquesen, freundschaftlichen Eilande und neuen Hebriden, haben nur Schweine; die Osterinsel, und Neukaledonien hingegen besitzen keine von beyden Thierarten. Die Schweine sind von der sogenannten schinesischen Art, mit kurzen Füßen, fast zur Erde hangendem Bauch, aufrecht stehenden Ohren, und sehr dünnbehaartem Körper. Das Fleisch ist so saftig, und das Fett so wohlschmeckend als ich es sonst nirgends gegessen habe; man wird es daher auch gar nicht überdrüßig. Ich kann diesen Vorzug blos der Mast zuschreiben, welche dort von vortreflicher Art ist, indem sie mehrentheils aus Brodfrucht, oder aus dem daraus verfertigten sauergegornen Teig, aus Yams, Aronswurzeln, u. d. gl. besteht. In den Societätsinseln sind die Schweine sehr häufig; selten findet man eine Haushaltung, in welcher nicht Schweine gehalten würden, die mehresten haben sie in großer Anzahl. In den Marquesen und auf der Insel Amsterdam (oder Tongatabbu, einem der freundschaflichen Eilande) sind sie ebenfalls in Menge vorhanden; auf den mehr westwärts gelegenen neuen Hebriden aber ungleich seltner. Die Hunde der Südländer sind von einer eignen Rasse. Sie haben mit dem gemeinen Schäferhunde noch die meiste Aehnlichkeit, jedoch einen großen dicken Kopf, sehr kleine Augen, aufrechtstehende Ohren, langes Haar, und einen kurzen dickbehaarten Schwanz. In den Societätsinseln bekommen sie Früchte und Wurzelwerk zu fressen; hingegen auf den niedrigen Inseln und in Neuseeland nichts anders als Fische. Sie sind ungewöhnlich träger und dummer Natur, bellen nie, oder nur äußerst selten, sondern heulen nur dann und wann, und haben den feinen Geruch nicht der sonst den Hunden eigen zu seyn pflegt. Auch werden sie blos zum Schlachten, und in diesem Betracht für wohlschmeckender gehalten als Schweine. Außerdem wird ihr Haar zu allerhand Zierrathen verarbeitet; man besetzt z. B. in den Societätsinseln die Brustschilde der Krieger damit, und in Neuseeland werden ganze Kleider mit Hundsfellen gefüttert.

Außer dem Hunde giebt es in Neuseeland noch vier andre Säugthiere. Das erste ist die bereits erwähnte Ratte. Das zweyte eine ganz kleine Fledermaus, welche einige Aehnlichkeit mit Pennants Neu-Yorkischer Fledermaus hat,Synops. of Quadrupeds No. 283. Sie ist gleichwohl ganz verschiedner Art. G. F. das dritte der Seebär, (Phoca ursina LINN.) und das vierte der von Lord Anson sogenannte Seelöwe (Phocaleonina LINN.); beydes Robbenarten. Etliche Matrosen an Bord unsers Schiffs, wollten in der Gegend von Dusky-Bay ein kleines vierfüßiges Thier, wie ein Fuchs oder Schackal gestaltet, gesehn haben; allein weder uns selbst, noch irgend einem andern der Neuseeland mit einem forschenden Auge besucht hat, ist dergleichen je aufgestoßen. Das unvollkommene Licht der Morgendämmerung, bey dem die Matrosen ihre Entdeckung gemacht haben wollen, giebt uns vollends das Recht, sie als unzuverläßig zu verwerfen. Auf denen dem Pole nähergelegenen südlichen Ländern, dem Feuerlande Statenland und Südgeorgien, findet man theils vorgedachte beyde Robbenarten, theils eine dritte, nämlich den Robben mit der Mähne, (Phoca jubata) und zwar in weit größerer Menge als in Neuseeland. Ich muß bey dieser Gelegenheit anmerken, daß die Gestalt und Verwandschaft dieser Thiere unter einander einem Büffonschen Lieblingssatz einigermaßen zuwider ist. Nach ihm sollen die größern vierfüßigen Thiere gleichsam einzeln, und ohne Abschattung die sie mit andern Gattungen verbände, abgesondert stehen (espèces isolées) wie z. B. der Elephant, das Nashorn, der Tapir, das Fluspferd und die Giraffe, denen noch unrichtig die Wassersavie, (Cabiai BUFF. Cavia Hydrochaerus) der Biber und der Löwe zugezählt werden. Allein die Robbenarten der südlichen Halbkugel gehören unstreitig zu den größten vierfüßigen Thieren, (Elephant und Nashorn abgerechnet,) und gleichwol sind zwo derselben einander so ähnlich, daß man sie schwerlich anders, als nach der Verschiedenheit ihrer Farbe und dem Verhältniß ihrer Glieder, charakterisiren kann. Diese beyden Gattungen sind der Seebär und der Robbe mit der Mähne. Letzteren beschreibt Steller, in der Nachricht von den Thieren auf der Beringsinsel ohnweit Kamtschatka, ganz genau, und auch Pernetty liefert einen nicht verwerflichen Beytrag zur Geschichte dieses Thieres, in seiner malouinischen (falklandischen) Reise. Beyde nennen es einen Seelöwen, und zwar mit vollem Recht; denn das Vordertheil hat in der That viel Aehnlichkeit mit einem Löwen, wozu die zottige Mähne und die gelbliche Farbe noch vieles beyträgt. Dagegen hat Ansens Seelöwe mit der runzlichten Schnauze, nicht den mindesten Anspruch auf jene Benennung.

Da keines von den erwähnten acht Säugthieren in der Südsee, ein neues Geschlecht ausmacht; so dürfte man vielleicht glauben, diese Klasse von Thieren sey schon fast durchaus bekannt. Allein, was ich bereits bey Gelegenheit des Pflanzenreichs erinnert habe, gilt auch hier; man kann nicht erwarten, daß kleine Eilande reich an vierfüßigen Thieren seyn sollten. Nein; das innere Afrika, das noch unbekannte innere Indien, und Neuholland sind die einzigen Quellen, aus denen man wahrscheinlicherweise noch neue Schätze für die Wissenschaft wird schöpfen können, sobald es edeldenkenden Fürsten gefällt, ächte Naturforscher, die nichts eifriger wünschen können, zu diesem Endzwecke auszurüsten und dorthin zu schicken.

Wallfischarten.

Von Wallfischen sind uns im Südmeere, der Finnfisch (Balaena Physalus); der langgeschnautzte Wallfisch (bottlenosed Whale) der Nordkaper (Delphinus Orca, LINN. Mantiss) das Meerschwein (D. Phocaena) und der Delphin der Alten (D. Delphis) vorgekommen. Die beyden letztern sieht man, vom Aequator an bis zum Polkreise, überall. Wir bekamen aber nur einen Delphin, und zwar ein Weibchen, der mit dem Harpun getroffen wurde, zu näherer Besichtigung. Von diesem speißten wir hernach mit eben so gutem, wo nicht besserm Appetit als man, nach Dr. Kay's Berichte, ehedem in England that.

Pennant´s brittish Zoology Vol.III. p. 63. Ed. in 4to.

Uebrigens fanden wir die umständlichen Beschreibungen, welche so verschiedene Naturkundiger von diesen Thieren gegeben haben, sehr getreu.

Vögel.

Vögel giebt es im Südmeere und auf dem Feuerlande in großer Menge, und sie machen eine beträchtliche Anzahl neuer Gattungen aus; neue Geschlechter aber, haben wir nur zwey errichtet, und ein drittes von andern Gattungen, mit denen es bisher verwechselt ward, abgesondert. Die ungestörte Sicherheit worinn sie mehrentheils von den Einwohnern gelassen werden, ist ihrer Vermehrung beförderlich. Ihre hellen Farben verschönern die Natur und ihr Gesang belebt die Wälder überall. Sie widerlegen also jenes bekannte Vorurtheil, daß bunte Vögel schlecht singen sollen, dem auch schon bey uns das Lied des Stieglitzen widerspricht. In Neuseeland sowohl als in Taheiti findet man häufige Beyspiele, daß ein buntes Gefieder und eine liebliche Kehle ganz wohl mit einander gepaart seyn können.

In dem heißen Striche des Südmeeres ist das gemeine Huhn durchgehends das einzige zahme Federvieh. In Ostereiland ist es sogar das einzige zahme Thier. Diese Gattung ist dort, so wie auf den Societäts- und freundschaftlichen Eilanden, sehr zahlreich. Auf der letztgenannten Inselgruppe werden de Hühner erstaunlich groß. Auf den Marquesen, neuen Hebriden, und in Neukaledonien sind sie ebenfalls nicht selten; hingegen findet man sie weder auf den niedrigen Eilanden noch in den Ländern des gemäßigten Erdstrichs. Die Einwohner der Societäts- und der freundschaftlichen Inseln fangen zwar öfters Papageyen und Tauben und machen sie ganz zahm; allein da sie nicht auf die Fortpflanzung derselben, in diesem zahmen Stande, bedacht sind; so können sie wohl nicht unter die sogenannten Hausthiere gerechnet werden.

Aus Neuseeland haben wir acht und dreyßig und aus den Inseln im stillen Meere acht und vierzig neue Gattungen von Vögeln erhalten. Die auf dem Ozean, auf den südamerikanischen Felsen, und auf den noch südlichern Küsten eingesammleten Arten, belaufen sich auf acht und zwanzig. So erstreckt sich die ganze Zahl auf hundert und vierzehn, von welchen die Hälfte Wasservögel sind. Außer diesen haben wir noch ohngefähr dreyßig Gattungen angetroffen, welche bereits in das Linneische System eingetragen waren; allein auch von diesen gehören über zwanzig unter die Wasservögel. Indeß, so wenig wir während unsers kurzen Aufenthalts eine vollständige Pflanzensammlung aus diesen neuen Ländern haben zusammenbringen können; eben so wenig ist es auch möglich gewesen, in so kurzer Zeit alle Arten von Vögeln eines jeden Landes habhaft zu werden. Gleichwohl ist die Zahl unserer neuen Entdeckungen in dieser Klasse so ansehnlich, daß man ein neues Recht bekommt, hievon, auf die noch unbekannten Schätze so manches festen Landes, einen vortheilhaften Schluß zu machen. Die Geschlechter der Wasservögel sind, wie ich bereits erwähnt, am meisten bereichert worden; und wie bey den Pflanzen so auch hier, haben die vorher schon zahlreichsten Familien wiederum den größten Zuwachs erhalten. So fanden wir z.B. zehnerley neue Aenten, fünf neue Wasserraben (Pelecanus) und zwölf neue Sturmvögel. Unter den Landvögeln gilt die nämliche Regel; wir haben sieben neue Papageyen, sechs Tauben, und acht Fliegenstecher gefunden.

Amphibien.

Die wenigen Amphibien, die wir auf unsrer Reise gesehen haben, sind uns zwischen den Wendekreisen vorgekommen. Es war 1) die Karett-Schildkröte, deren Schale verarbeitet wird (Testudo imbricata LINN.); 2) Die grüne Schildkröte (Testudo Midas LINN.) welche eßbar ist; 3) die gemeine Eidechse (Lacerta agilis LINN.) 4) der Gecko (Lacerta Gecko LINN.) 5.und 6) die beyden Wasserschlangen (Coluber laticaudatus LINN. und Anguis platura LINN.). Keines von diesen Thieren ist giftig, und sie sind sämtlich den Naturforschern schon längst bekannt.

Fische.

Das Südmeer ist überaus fischreich und liefert eine große Mannigfaltigkeit von Gattungen; denn, ohnerachtet wir uns, theils wegen der Kürze unsers Aufenthalts theils wegen der Unerfahrenheit der Fischer an Bord unseres Schiffs, fast gänzlich auf die Zufuhr der Insulaner verlassen mußten, so haben wir doch eine Zahl von vier und siebenzig neuen, und ohngefähr vierzig Linnäischen Gattungen zusammengebracht. Wir begnügen uns aber mit der Errichtung eines einigen neuen Geschlechts, welches mit Recht von dem Geschlecht Chaetodon, in welchem es bisher einbegriffen war, getrennt werden muß. Bey unserer Rückkunft erfuhr ich, daß der in Arabien zu früh gestorbene Forskal, den nämlichen Gedanken gehabt, indem er diesem Geschlechte, welches ich Harpurus (Sichelschwanz) nenne, den Namen Acanturus beylegt.

Die Fische des Südmeeres sind größtentheils eine sehr gesunde und wohlschmeckende Speise; manche hätten einem üppigen römischen Gastmal Ehre gemacht. Nur wenige unter den Branchiostegis sind giftig, und ließen uns diese schädliche Eigenschaft empfinden, wie ich in der Folge erzählen werde.

Herr von Büffon sagt: die Natur scheine einen Wohlgefallen daran zu haben, manche Geschöpfe in sehr ähnliche Formen zu gießen, gerade als kosteten ihr gewisse Gestalten weniger als andre. Mich däucht, er hätte mit etwas mehr Bestimmtheit sagen können: weil solche Formen, im ganzen System der organisirten Geschöpfe, die nützlichsten und brauchbarsten sind. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Zuwachs, den die vorher schon zahlreichen Pflanzen- und Vögelgeschlechter, durch unsere Entdeckungen erhalten haben, dieser Ursach zuzuschreiben; und auf gleiche Art, sind nun auch unter den Fischen die ohnehin reichen Geschlechter Gadus, Blenius, Sparus und Perca durch unsere Reise vor andern erweitert worden. Bey alledem muß von unentdeckten Gattungen aus dieser Klasse, meines Erachtens, noch eine erstaunende Menge übrig seyn; einmal, weil wir unter so mancherley Schwierigkeiten, dennoch in wenigen Tagen so ansehnliche Zusätze zu dem schon bekannten Vorrath erhalten haben; und zweitens, weil man zeither noch keine sichere Unterscheidungszeichen der Gattungen erfunden hat, und sich noch immer mit der so wankenden und unzuverläßigen Zählung der Strahlen in den Flossen behilft.

Insecten.

Weniger Insecten, als die Südländer hervorbringen, wird man schwerlich anderwärts finden. Wir haben ihrer überaus wenige, und diese von den gemeinsten, bekantesten Gattungen angetroffen. Nur allein in Neukaledonien schienen sie etwas häufiger zu seyn, welches vermuthlich von der Nähe des festen Landes von Neuholland herrührt. Unser gar kurzer Aufenthalt daselbst vergönnte uns indessen nicht, auf eine Sammlung bedacht zu seyn. Die Insecten mit harten Schaalen (crustaceous insects) waren noch die zahlreichsten, allein auch unter diesen sahen wir keine Gattung, die nicht schon von Linne beschrieben worden wäre. Auf den Inseln zwischen den Wendekreisen findet sich eine kleine Scorpionart, die jedoch den westlichern Inseln eigenthümlicher zu seyn scheint. Der Insulaner aus den Societätsinseln, den wir an Bord hatten, kannte sie aber, und versicherte, sie sey unschädlich, ohnerachtet sie auf eben die Weise, wie andre Scorpionen, bewafnet ist. Es wäre demnach wohl der Mühe werth, künftig zu untersuchen, wodurch der Scorpionenstich seine Schädlichkeit erhält oder verliert. Die Erfahrungen des Herrn von Maupertuis scheinen darzuthun, daß verschiedene Scorpionen von der nämlichen Art nicht in gleichem Grade giftig sind, und daß sogar ein und derselbe Scorpion bald mehr bald weniger gefährlich ist.Mém. de l´Acad. des Sciences 1731. p. 317. de l´edit. in 12

Schaalthiere und andere Gewürme.

Die Muscheln und Schnecken im Südmeere sind lange nicht so mannigfaltig als man von einem so beträchtlichen Ocean erwarten möchte. Das Rief, welches die meisten Inseln des heissen Erdstrichs umschließt, liefert nur die gemeinsten Arten des Linnäischen Systems, Porcellanen, Bischofskronen, gewöhnliche Kinkhorner, Stachelschnecken, Mondschnecken und Neriten. In Neuseeland giebt es einige wenige neue Gattungen, doch sind die mehresten ganz klein und unansehnlich. Unsere wenigen Entdeckungen in dem Geschlecht der weichen Gewürme (Mollusca) fanden sich im atlantischen Meere; von den übrigen Ordnungen haben wir nichts neues angetroffen.

1) Zahl der Arten.

Unsre ganze Sammlung von Thieren aus der Südsee, (hauptsächlich von den vier ersten Klassen) beläuft sich, laut den oben angeführten einzelnen Summen, ohngefähr auf zweyhundert und siebenzig verschiedene Arten, wovon ein Drittel zuvor bekannt waren. Es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, daß diese Anzahl nur einen sehr geringen Theil der dortigen Fauna in sich begreift.

2) Heimath.

In Neuseeland zeichnen sich zwar verschiedene Vögel durch ihre schönen Farben aus, allein auf der etwas nördlicher gelegenen Norfolkinsel, (wo die nämlichen Gattungen von Thieren und Pflanzen vorkommen,) haben dieselben Vögel noch ein weit lebhafteres und brennenderes Colorit; ein sicherer Beweis, daß, auch auf die Hervorbringung der Farben, das Clima vielen Einfluß hat. So giebt es auf den mehresten Inseln des Südmeeres, innerhalb der Wendekreise, einen Eisvogel, dessen Gefieder weit heller gefärbt ist, als man es bey der neuseeländischen Spielart dieses Vogels antrift. Doch, auch noch in andrer Rücksicht ist die Bedeckung der Vögel dem Klima angemessen. Die Bewohner der wärmern Gegenden sind nur mäßig befiedert; Seevögel hingegen, die fast beständig über dem Wasser schweben, und überhaupt alle Vögel aus dem kälteren Erdstrich, sind zum Erstaunen federreich; sie haben nämlich doppelte Federn, d. i. es kommen aus einer Wurzel immer zwo in einander liegende Federn hervor. Die Pinguine, die fast unaufhörlich auf dem Wasser sind, haben kurze länglichte Federn von besonderer Steifigkeit, die schuppenartig fest übereinander liegen. Ueberdem ist ihr ganzer Cörper mit Fett umgeben, wie bey mehreren südlichen Wasserthieren, den Robben, den Gänsen, u. a. m. vermittelst dessen sie der Kälte wiederstehen können.

Die Landvögel, sowol innerhalb als außerhalb der Wendekreise, nisten durchgehends auf Bäumen, die gemeine Wachtel ausgenommen, die auch in Neuseeland ihre europäische Sitte nicht abgelegt hat. Unter den Wasservögeln giebt es einige, z. B. die Sumpfvögel, (Grallae) die nur paarweis leben, und ihre Nester auf der Erde bauen. Verschiedene Arten von Wasserraben hingegen wohnen heerdenweis auf Bäumen und in Felsenhölen; einige Arten des Sturmvogels (Procellaria), graben sich, zu tausenden beysammen, dicht an einander, Löcher unter der Erde, in welche sie ihre Jungen groß ziehn, und wo sie sich zur Nachtzeit hinbegeben. Die Enten, die eine Menge Eyer auf einmal ausbrüten, sind zwar die fruchtbarsten Vögel im Südmeere, allein die Wasserraben, Pinguine- und Sturmvögel die nur eines, oder zwey, höchstens drey Eyer legen, sind demohngeachtet weit zahlreicher, weil sie sich jederzeit in grossen Heerden beysammenhalten, und um deswillen weniger zu befürchten haben. Von den Fischen ist es bekannt, daß die eßbarsten auch zugleich die fruchtbarsten sind. Im Südmeere sind keine Küsten fischreicher als die Neuseeländischen: daher leben die Einwohner fast gänzlich vom Fischfang, der ihnen die wenigste Mühe verursacht, mithin jener angebohrnen Trägheit, welche sie mit allen ungesitteten Völkern gemein haben, am willkommensten ist.

3) Varietät.

Spielarten sind, in den Südländern, unter den Thieren nicht so häufig, als unter den Pflanzen. Die Hauptursach der Ausartung, nämlich die Zähmung, findet dort nur bey dem Schweine, dem Hunde, und dem gemeinen Huhne statt; und der Zustand, in welchem diese drey zahmen Thierarten dort leben, kommt dem Stande der Natur noch immer sehr nahe. Hühner und Schweine haben die Freyheit, die mehreste Zeit herumzulaufen; zumal die Hühner, weil sie nicht ordentlich gefüttert werden, sondern sich mit dem was sie auflesen begnügen müssen. Die Hunde werden lediglich zum Schlachten gehalten, daher mißhandelt man sie nicht, um ihnen allerhand Künste abzuzwingen, wie es bey uns Sitte ist; sondern sie bleiben den ganzen Tag über in Freyheit und in Ruhe, werden zur gesetzten Zeit gefüttert, und zu nichts anderm angehalten. Sie sind folglich noch im Stande der Natur, nur scheinen alle Sinnen bey ihnen stumpfer als bey dem wilden Hunde zu seyn, vielleicht weil sie, statt der ihnen angemessenern animalischen, keine andre Nahrung bekommen als aus dem Pflanzenreiche. Von der Sagacität und der ungemeinen Intelligenz, die man bey uns an einigen Hunden wahrnimmt, ist bey jenen südländischen nicht eine Spur vorhanden.

Der Spielarten unter den wilden Vögeln sind sehr wenige. Mir sind nur zwo Tauben- zwo Papageyen- eine Eisvogel- und etwa ein paar Fliegenfänger-Gattungen bekannt, die in verschiedenen Inseln etwas abarten; doch bleibt es noch zweifelhaft, ob diese Abarten nicht entweder verschiedene Gattungen, oder aber die so oft verschiedenen Männchen und Weibchen der nämlichen Gattung sind, welches man, so im Vorübergehn, nicht entscheiden kann. In den andern Klassen sind die Spielarten noch unbeträchtlicher.

4) System.

Ich habe bereits erwähnt, daß die Thierarten des Südmeeres größtentheils neu oder bisher unbekannt gewesen sind. Die bekannten Gattungen, die wir zwischen den Wendekreisen angetroffen haben, sind die gewöhnlichen Bewohner der Meeresgegenden im heißen Erdgürtel. Die im gemäßigten Erdstriche sind theils neue, (jedoch in jenen Meeren überall vorhandene,) theils auch in unserer Halbkugel bekannte Arten. Indeß können alle unsere Entdeckungen, in diesem Fache des Natursystems, gar füglich unter die bisher schon bestimmten Geschlechter (genera) vertheilt werden, bis auf einige wenige Arten, aus denen wir zwey neue Geschlechter von Vögeln und eines von Fischen errichtet haben.

Die Geschlechter der Thiere sind beyden Continenten zu sehr gemein, als daß wir uns hier derselben Eintheilung, wie bey den Pflanzen, bedienen könnten; wir schränken uns demnach, in unsern Bemerkungen über das künstliche Thiersystem, lediglich auf die südlichen Seevögel, und auf das neue Fischgeschlecht ein. Zum Geschlechte der Sturmvögel (Procellaria), welches in der letzten Ausgabe des Linnäischen Werkes nur sechs Gattungen in sich begreift, haben wir zwölf neue Arten aus dem Südmeere hinzugefügt. Die größte ist der von den Spaniern sogenannte Knochenbrecher (Quebranta huessos); die kleinste der gemeine Sturmfink (Procellaria pelagica Linn.); welcher, beynahe unter allen Graden der Breite, sowol in der nördlichen als in der südlichen Halbkugel zu Hause ist. Mit Recht tadelt der Graf von Büffon an Herrn Brisson die unnöthige Vervielfältigung der Arten und Geschlechter, wovon des Letzteren Eintheilung der Sturmvögel ein Beyspiel abgiebt, indem er die wenigen ihm davon bekanntgewordenen Gattungen dennoch, wegen eines fast unmerklichen Unterschiedes im Schnabel, in zwey Geschlechter ordnet. Wenn indessen Herr Scopoli die Albatrosse (Diomedea) mit den Sturmvögeln in ein Geschlecht zusammenwirft, und eben dadurch auf der andern Seite zu weit geht; so scheint dieser Irrthum daher entstanden zu seyn, daß er eine würkliche Gattung von Sturmvögeln, auf welche Veranlassung weiß ich nicht, für die Linnéische Diomedea gehalten hat.

Diese Mängel und Fehler der Klaßifikationen entspringen gemeiniglich entweder daher, daß man sich zu sehr mit der Untersuchung der einzelnen Gattungen, ohne Uebersicht der ganzen Kette der Natur, beschäftigt oder sich zu sehr mit diesem weitumfassenden Blick über das Ganze begnügt, und darüber vergißt, von einem so erhabenen Gesichtspunkte zum Einzelnen systematisch hinabzusteigen, welches gleichwol bey dem annoch unvollkommenen Zustande unserer Wissenschaft unumgänglich nochwendig ist. Der verewigte Linné hielt das Mittel zwischen diesen beyden Abwegen, und verdient deshalb, daß auch die Nachwelt ihn als einen Vater der Naturgeschichte ehre. In den erstern Fehler verfallen gemeiniglich Stubengelehrte, die nur aus Büchern die Natur kennen lernen, und sich daher verleiten lassen, Spielarten für verschiedene Gattungen anzusehen. Den andern läßt der Graf von Büffon sich bisweilen zu Schulden kommen, indem er seine hinreissende Beredsamkeit lieber an großen Gegenständen übt, und sich manche kleine Nachläßigkeit im Einzelnen erlaubt. Aus Beyder Schriften wird die Nachwelt das eigentlich Brauchbare verbinden, und dadurch die Wissenschaft der Vollkommenheit näher bringen. Unsere Zeitgenossen können selbst Linnés Verlust leichter verschmerzen, da Solander, Banks und JacquinD. Solander, der erste aus diesem botanischen Triumvirate ist nun auch, 1782 seinem großen Lehrer Linné gefolgt. G.F. die Botanik, und Büffon und Pallas die Zoologie bereichern.

Unter den Linnéischen Geschlechtern des Albatros (Dionædea) und des Tropikvogels (Phaëton) lag lange Zeit ein ganz eignes Geschlecht verlohren, welches zuerst Herr Pennant, unter dem Namen Pinguin, in gehöriges Licht gesetzt hat. Pennants Magellanischer Pinguin, und unsere neuen Gattungen, zu den beyden verirrten Linnéischen hinzugerechnet, haben diesem Geschlechte nunmehr einen beträchtlichen Zuwachs verschaft. So verschieden die Dicke des Schnabels bey den verschiedenen Gattungen, so gleichförmig ist demohngeachtet dessen übrige Bezeichnung bey allen; ausgenommen, daß die untere Kinnlade bisweilen abgestumpft ist. Die engen linienähnlichen Nasenlöcher unterscheiden sie noch mehr von dem Albatrosgeschlecht. Die Füße sind durchgehends gleichförmig. Die Flügel sind nur im Skelet vorhanden, und dem äussern Ansehen nach Flossenähnlich, indem sie mit einer lederartigen breiten Haut überzogen sind, welche zwar gefiedert ist, jedoch mit so kleinen, breiten, dicht aufliegenden Federn, die nur aus einem etwas sägenförmig eingezahnten Kiel, ohne Fahne bestehen, daß man sie weit füglicher geschuppt als befiedert nennen mögte. Dieser Charakter, nebst einiger Verschiedenheit in den Füßen und Schnäbeln, unterscheidet auch hauptsächlich die Pinguine vom Geschlecht der Alken (Alca), welche letzteren zwar ebenfalls nicht fliegen können, jedoch nur durch die Kürze, nicht aber durch den gänzlichen Mangel der Schwungfedern daran verhindert werden. Der ganze Leib der Pinguine ist mit länglichten, dicken, harten, glänzenden Federn bedeckt, die gleichsam einen Panzer ausmachen; eine weise Einrichtung der Natur, welche Vögeln, die fast ihr ganzes Leben in der See zubringen, eine gegen das Wasser so undurchdringliche Bedeckung schenkt! Das ganze Geschlecht bewohnt die gemäßigten und kalten Gegenden der südlichen Halbkugel, bis auf eine einzige Gattung, die Hr. Sonnerat bey Neuguinea entdeckt haben willS. I. R. FORSTER hist.Aptenodytae in Commentar. Soc. Sc, Götting. 1780. Vol. III. p. 121. fqq..

Mit mehrerm Rechte als bey so vielen andern Zertheilungen der Thiergeschlechter geschehen ist, könnte man vielleicht das Linnéische Pelikangeschlecht in drey andre trennen. Der wahre Pelikan (P. Onocrotalus) unterscheidet sich von allen übrigen Gattungen durch die auffallendsten Merkmale. Der Fregattenvogel (P. Aquilus), der Bassan oder Jan van Ghent (P. Bassanus), und die verschiedenen Arten von Tölpeln (boobies engl. P. Sula, Fiber et Piscator) bilden eine zwote Abtheilung, von welcher der Cormoran und Wasserrabe (P. Carbo et Graculus) nebst vier neuen Gattungen wiederum gar merklich verschieden sind. Indessen, da sie die vier verbundenen Zehen, und die nackte Haut worinn die Augen liegen, als Kennnzeichen mit einander gemein haben; so lasse ich sie in einem Geschlecht beysammen. Die Bassane und Tölpel nisten zwar an einigen Orten neben einander, leben aber übrigens nicht Heerdenweis beysammen, wie die Wasserraben, die bald auf einem Baume, bald in den Höhlen eines über die See hangenden Felsens, bald auf dem flachen Boden, bey Tausenden, ihre Nester nebeneinander bauen.

Unser neues Fischgeschlecht, der Sichelschwanz, (Harpurus) unterscheidet sich von dem Bandfisch (Chaetodon) durch eine verschiedene Anzahl von Gräten in der Kiefenhaut, einen Stachel zu beyden Seiten des Schwanzes, und durch den Mangel der Schuppen auf den Flossen. Es giebt sieben hieher gehörige Arten, nämlich den Chaetodon nigricans, lineatus, und fasciatus, LINN.; eine von Hasselquist beschriebene und von Linné unrichtig zum Ch. nigricans gezogene, und drey neue Gattungen.

Zum Linnéischen Geschlechte Sciaena, (Seerappe?) haben wir acht neue Gattungen hinzugefügt, wodurch es gleichsam von neuem befestiget wird. Die Lippfische und Seebrassen (Labri et Spari) haben ebenfalls einigen Zuwachs erhalten. Verschiedene Naturkundiger haben diesen beyden Geschlechtern ganz verschiedene, oft einander widersprechende Kennzeichen beygelegt; dies rührt zum Theil daher, weil sie es wagten, nach wenigen vor sich habenden Gattungen, für alle übrigen zu entscheiden; die Sache verdient folglich allerdings eine nähere BerichtigungMan versuche es nur LINN. Syst. Nat. ed. XII. – GOUAN Genera Piscium – BRUNNICHE Ichtyol. Massiliens. – PALLAS Spicileg. Zool. – und FORSKAL Faun. Aegypt. Arab. zu vergleichen..

Das Thierreich hat dem Menschen von jeher die Mittel liefern müssen, seine angebohrnen sowol als seine erkünstelten Bedürfnisse zu befriedigen und sich Bequemlichkeiten zu verschaffen. Die Naturprodukte zu diesem Behuf anzuwenden, darinn besteht der erste Schritt zur Gesittung. Kaum ist er geschehen, so werden die lüstern gemachten Sinne auf mancherley Art, mehr als zuvor, gereizt die rege gewordene Begier fordert immer neue Befriedigung und so entstehet nach und nach ein Aufwand von allerhand vorher unbenutzten Sachen. In Rücksicht auf diesen geringeren oder weitern Fortschritt zum Luxus, theilen sich die Bewohner der Südländer in mehrere Klassen. In den Societätsinseln weiß man bereits was zur Gemächlichkeit und zum Ueberfluß gehört; letzteres fällt auf den westlicheren Inseln schon weg, und es findet nur noch ein und andres zur Erleichterung des Lebens statt. Bey den Neuseeländern, sind der Bequemlichkeiten noch weniger; den armen Feuerländern aber, gehn auch diese ab, und es bleibt ihnen, in ihrem beynah rein Thierischen Zustande, wenig mehr als bloßer nothdürftiger Lebensunterhalt.

Auf den Inseln zwischen den Wendekreisen dienen fast alle Arten von Fischen zur Nahrung, und man giebt ihnen sogar den Vorzug vor Schwein- und Hundefleisch, welche doch sonst unter die Leckerbissen der Insulaner gehören. Von Vögeln werden dort blos Hühner und wilde Enten verspeiset, andre Gattungen aber hauptsächlich um der Federn willen gefangen. Diese verarbeitet man zu allerhand Zierrathen, welche dann bey den Einwohnern in so hohem Werth stehen, als die Artickel des Luxus überall erhalten haben. Nur einige Vögel werden, und zwar aus einer Art von Aberglauben, ganz ungestört gehegt. Zum Beyspiel: in Taheiti, ein Eisvogel, Kuckuck und Reiher; in Neuseeland, eine Art Baumkletten, u. s. w. Doch läßt man keiner von diesen Gattungen irgend eine religiöse Achtung wiederfahren, sondern verschont sie nur (so wie bey uns zu Lande das Rothkehlgen, die Schwalbe, den Storch,) theils als zahme oder unschädliche, theils als nützliche Vögel. Die Brustschilde und Helme der Krieger auf den Societätsinseln sind von aussen mit glänzenden Taubenfedern bekleidet und mit den langen weißen Schwanzfedern des Tropikvogels gleichsam umstrahlt. Allein die scharlachnen Federn einer Art kleiner Papageyen, woraus die Krieger Quäste und andre Zierrathe tragen, werden von ihnen so hoch geschätzt, als in Europa Perlen und Diamanten. Zufälliger Weise tauschten wir auf der Insel Amsterdam oder Tongatabbu (eine der freundschaftlichen Inseln) eine große Menge dieser Federn ein. Sie waren auf Stücke von dort gewöhnlichem Zeuge geheftet. In Otaheiti schnitten wir diesen Zeug in kleine Quadrate von zwey Zollen, für deren eines die Einwohner mit Freuden ein Schwein hingaben. Auf Ostereiland, den Marquesas- und andern Inseln des heissern Erdstrichs, fertigen die Einwohner ebenfalls Kopfputz, Fliegenwedel, und allerley Geschmuck von Federn. Hundshaar setzen die Taheitier um ihre Brustschilde; und Menschenhaar, in großen Büscheln und Quästen, binden die Insulaner auf den Marquesas, um ihre Kniee, Knöchel, u. s. f. Ein Knochen des Meerschweins oder Delphins wird von den Ostereiländern zu einem Brustzierrath verarbeitet; und in Otaheiti macht man Sägen, und allerhand Werkzeuge aus Hayzähnen, Knochen u. d. gl. Ueberall wird der Schwanz des Stachelrochens (Raia pastinaca) vorn an die Spitze der Speere und Lanzen befestigt. Die Mallikolesen befestigen eine Spitze von Knochen an ihre Pfeile, und selbst die Feuerländer haben Stäbe, an welche sie ausgezackte Knochen stecken, um damit Muscheln und Schnecken aufzuhaken, imgleichen um Seehunde zu erlegen. Schaalthiere sind theils ein allgemeines Nahrungsmittel, theils macht man Halsgeschmeide, Armbänder, Fischhaken, und Gewichte zum Versenken des Hamens daraus. Perlen, die aber gemeiniglich klein und ungestalt sind, hangen die Einwohner sich ins Ohr. Auch das harte Korall, woraus die Riefe und Klippen bestehn, bleibt nicht ungenutzt; man polirt oder glättet die Kähne damit.

Fische sind der Neuseeländer tägliche Speise, daher Vögel oder Hundefleisch für rechte Leckerbissen gelten. Die Hundsfelle thun ihnen zu Kleidungsstücken in ihrem schon etwas rauhen Klima gute Dienste. Ihre Kämme von Wallfischknochen gereichen blos zum Zierrath; so auch Mewen und Papageyenfedern, wovon die erstern auf dem Kopf, die letztern an ihren Waffen angebracht werden. Ausserdem liefert ihnen auch das Mineralreich einigen Schmuck.

Bey der Zubereitung ihrer Speisen, gehen die Insulaner zwischen den Wendekreisen fast mit europäischer Reinlichkeit zu Werke. Wir ließen uns daher nicht lange bitten, wenn die gastfreyen Einwohner uns in ihre Hütten riefen, um das ländliche, einfache Mahl mit verzehren zu helfen. Weder so gastfrey noch so reinlich sind die Neuseeländer; indessen geht es bey der Zubereitung ihrer Fische noch so ordentlich zu, daß man bey mäßigem Appetit eben nicht anstehen würde, ihr Tischgenosse zu werden. Die elenden Feuerländer hingegen, die kaum mit einigen Lappen von Seehundsfell behangen sind, fressen auf die eckelhafteste Weise, rohes, halbverfaultes Seehundsfleisch, dessen thraniges Fett ihrem Geschmack am meisten schmeichelt. Wo Seehunde seltner sind, nähren sie sich von den an den Klippen überaus häufigen Miesmuscheln.

Uns dienten die verschiedenen Thierarten, überall wo wir uns befanden, zur großen Erfrischung. Nur ein paarmal mußten wir für den Genuß von giftigen Fischen durch heftige Schmerzen büßen. Der eine war ein Seebrasse (Sparus) ohngefähr funfzehn Zoll lang, dergleichen im Haven zu Mallikollo drey gefangen wurden. Sechzehn Personen die davon aßen, wurden alle, ohne Ausnahme, von einer so gewaltigen Betäubung überfallen, daß sie nicht auf den Füßen stehen konnten, und wie Trunkene taumelten. Hierauf folgten die grausamsten Schmerzen in den Knochen, welche über zehn Tage lang dauerten, und endlich nur durch Brechmittel und schweißtreibende Arzneyen allmälig gehoben wurden. Ein Schwein, dem man eine Portion des Eingeweides vorgeworfen hatte, schwoll davon auf, und starb einige Stunden nachher. Etliche Hunde, die das übrige verzehrt hatten, agonisirten vierzehn Tage lang, heulten erbärmlich, schäumten am Maule, und konnten auf keinem Beine stehen. Auch ein kleiner zahmer Papagey, dem sein Herr über Tisch einen Bissen dieses Fisches zugetheilt hatte, mußte es mit dem Leben bezahlen. Einige Zeit nachher fieng ein Matrose einen Fisch von der nämlichen Gattung, den er, ohne die mindeste üble Würkung davon zu spüren, mit seinen Cameraden verzehrte. Vermuthlich ist also dieser Fisch nicht an und für sich giftig, sondern er wird es, von der zufälligen Nahrung die er zu sich nimmt; so wie in Westindien sonst unschädliche und schmackhafte Fische giftig werden, wenn sie Manchenillenfrüchte genossen haben.

Der andre giftige Fisch war ein Tetrodon (LINN.) dessen Aeusseres ihn schon verdächtig gemacht hätte, wenn wir noch einigermaßen Kostverächter gewesen wären; allein die lange Seereise hatte uns den rechten Werth der frischen Lebensmittel gelehrt, und so kehrten wir uns uns nicht an seine fürchterliche Gestalt. Zum Glück wurde die Leber des Abends vorher gebraten, und nur drey von uns kosteten davon. Vor 2 Uhr Morgens waren wir alle drey aufgestanden, und klagten einander unser Leiden. Das Gift wirkte genau wie bey der vorigen Fischgattung; wir nahmen sogleich Brechmittel, und entkamen auf diese Art, mit einer Betäubung die nur etliche Tage dauerte, ohne daß sich die schneidenden Schmerzen in den Gliedern darnach einstellten. Ein Schwein hatte wieder das Unglück die Eingeweide zu verzehren, wovon es aufschwoll und starb. Man fieng hernach noch einen Fisch von dieser Gattung, von dessen Gedärmen nur ein Hund etwas bekam, der aber, nachdem er vierzehn Tage lang jämmerlich gewinselt hatte, ohne Rettung über Bord geworfen werden mußte. Die ersterwähnten Seebrassen (Sparus) scheint Quiros schon unter dem Namen Pargos (Pagrus) anzuführen; er erzählt davon, sie hätten seine halbe Schiffsgesellschaft vergiftet. Der Tetrodon ist mit dem von Kämpfern angeführten Tetrodon ocellatus nahe verwandt, womit sich die Japanesen selbst vergiften, indem sie ihn, um das Gift wirksamer zu machen, mit dem sonst gesunden Stern-Anis (Illicium anisatum) kochenKämpfers Geschichte von Japan..

Zum Beschluß dieser Materie muß ich noch ein paar Worte über diejenigen Thiere sagen, deren Erscheinung im Meere für Vorboten nahen Landes zu gelten pflegt. Bey Vögeln dieser Art kommt alles darauf an, ob es ohnleugbar Landvögel, das ist, solche sind, die vermöge ihrer ganzen physischen Beschaffenheit sich nie vom Lande entfernen; sind sie dies nicht, so kann man sich auf ihre Erscheinung gerade eben so wenig als auf das schwimmende Tang und Meergras verlassen. Robben oder Seehunde, Pinguine, Sturmvögel und Albatrosse sieht man sechs- bis siebenhundert See-Meilen (leagues) weit vom Lande, mitten auf dem Südmeere. Zwischen den Wendekreisen geht der Fregattenvogel (P. Aquilus) ebenfalls über hundert Meilen weit in die offene See. Wie könnte man solchen Zeugen die Nähe des Landes glauben? Tölpel (Pelecanus Piscator) und Seeraben verliehren seltener das Land aus dem Gesichte; doch kann ein Zufall auch sie von ihren Küsten entfernen.

G. F.


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