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So geringfügig meine Bemerkungen über die Beschaffenheit des Weltmeeres, dieses ansehnlichsten und merkwürdigsten Gewässers, seyn mögen, und so gewiß die allergenauesten Untersuchungen daran nicht verschwendet oder überflüßig seyn dürften, wage ich es dennoch, ein und anderes vorzutragen, was zur Bestätigung gewisser schon bekannter Meinungen gereichen kann.
Während unserer Fahrt um die Welt haben wir mehrmalen versucht, die Tiefe des Meeres fern vom Lande zu ergründen. Am 5ten Sept. 1771 in 00°. 52'. S. Breite, oder beynahe unter dem Aequator, ward mit 250 Klaftern das Bley geworfen, ohne den Grund zu erreichen. Am 8ten Februar 1773, in etwas mehr als 48°. S. Breite, und etwas ostwärts von dem Meridian der Moritzinsel (Isle de France) erreichte man ebenfalls nicht mit 210 Klaftern den Grund. Den 22sten Nov. 1774 ward ein eben so vergeblicher Versuch im großen Südmeere mit 150 Klaftern gemacht.Ich gebe gern zu, daß dergleichen Versuche ganz unzulänglich sind; allein sie wurden auf Befehl des Capitains nicht anders veranstaltet, und konnten doch ohne seine Bewilligung nicht gemacht werden, weil etwas mehr als ein Wurfbley und eine lange Schnur dazu gehört, um die Tiefe des Oceans zu messen. Das Schiff selbst muß in seinem Laufe aufgehalten, und, wie der Seemann sagt, in den Wind gelegt werden, und die halbe Mannschaft muß bey solchen Gelegenheiten auf dem Verdeck seyn, um theils die Segel in ihre rechte Lage zu bringen, theils das Bley wieder heraufzuziehen, welches doch allemal 40 bis 50 Pfund schwer ist. G. F.
Der Graf von BüffonHistoire naturelle Tome II. p. 199 200. Edit. in 12. Ich kann nicht umhin, der Wahrheitsliebe und der großen Wissenschaft dieses Mannes das gebührende Lob wiederfahren zu lassen. Sein fürtrefliches Werk hat zwar hie und dort das Gepräge der Menschlichkeit an sich, indem es zu sehr auf unrichtige Angaben der Reisenden gegründet ist; doch sucht der Verfasser demselben durch Zusätze und Verbesserungen noch immer mehrere Vollkommenheit zu geben, und er hat auch mich, in dieser Absicht persönlich aufgefordert, alles was ich könnte, zu berichtigen. nimmt es zur Grundregel an, »daß die Tiefe des Meeres längst den Küsten gemeiniglich um soviel beträchtlicher ist, je höher diese Küsten sind; und im Gegentheil, daß an flachen niedrigen Küsten, Untiefen am häufigsten sind: so daß die Ungleichheiten des Meergrundes mit denen auf den angränzenden Küsten übereinstimmen.« Er beruft sich dabey auf das Zeugniß des berühmten und erfahrnen Dampier. Allein, wenn gleich dieser Satz von großen Ländern gelten mag; so leidet er doch, im Südmeere und an mehrern Orten, allerley Ausnahmen. So paßt z. E. jene Regel auf Neuseeland, Neukaledonien, die Neuhebridischen Inseln und das Feuerland, an deren steilen Küsten die Tiefe des Meeres bis dicht ans Land beträchtlich ist. Gleichwohl fanden wir aussen vor dem südlichen Eingange der Duskybay mit 45 Klaftern Grund, den wir doch in der Bay selbst mit 80 Klaftern nicht erreichen konnten. Eben so hatten wir längst den südlichen Küsten des Feuerlandes, zwischen Cap Noir und Christmeßbay, erst 40 bis 50, hernach 6o bis 70 Klaftern Wasser, und fanden zuletzt im Eingange dieses Havens mit 80 keinen Grund. Auch an den Küsten von Südgeorgien bemerkten wir eine allmählig abnehmende Tiefe, konnten aber im Eingange der Posseßionsbay mit 54 Klaftern den Grund nicht erreichen. Wie flach müßte nicht die See, nach der obigen Regel, in der Nähe aller niedrigen Eilande im Südmeere und gegen die Korallenriefe hin werden, welche die Societätsinseln umgeben, da sie doch im Gegentheil dicht an diesen Felsenringen unergründlich ist! Das Rief, welches, in einiger Entfernung von den Ufern der tahitischen Ebene, die Insel einschließt, steht ebenfalls wie eine Felsenmauer im unermeßlichen Meere. Das länglichtrunde Rief in der Nähe des Turtle-Eilands, welches fast allenthalben von der See bedeckt wird, steht eben so senkrecht, wie die vorigen, in einer unergründlichen Tiefe. Dies wären also lauter Ausnahmen der Büffonschen Regel.
Das Seewasser hat auf großen Sandbänken und Untiefen eine ungewöhnliche Farbe, die aber nach verschiedenen Umständen sehr verschieden ist. So sieht man zuweilen gewisse ganz klare Stellen, wo der Boden des Meeres in einer Tiefe von mehrern Faden so deutlich zu unterscheiden ist, als wäre das Wasser nur wenige Ellen tief. Zuweilen aber hat auch die See eine trübe, graue Farbe, welche ihr scheinbarlich ihre ganze Durchsichtigkeit benimmt. In diesen Fällen trägt die Lage der Wolken, oder die ganze Farbe des Himmels, gar vieles dazu bey, das Auge zu täuschen. Ein finsterer, bewölkter Himmel, kleidet auch den ganzen Ocean in ein düsteres Grau; und das helle Blau des Firmaments wird im Spiegel der Wellen zum schönsten. Beryllähnlichen Grün. Eine vorüberziehende Wolke giebt oft einem Strich im Meere eine ganz abstechende Farbe, und läßt den Seemann, wenn nicht genau darauf Acht gegeben wird, Sandbänke und Untiefen befürchten. Es gehört ein ausserordentlich geübtes Auge dazu, um in solchen Fällen den Schein von der Sache selbst zu unterscheiden; daher kann es dem Seefahrer nicht dringend genug angerathen werden, sich in allen zweifelhaften Fällen, zumal in unerforschten Meeren, des Wurfbleys zu bedienen.S. Dalrymples Memoir of a Chart of the Southern Ocean, p. 7.
Man pflegt zu glauben, daß der Ocean nicht an allen Orten gleich salzig ist. Bald soll er unter der Linie mehr, als gegen die PoleBuffon hist. nat. Tom. II. p. 79. Ed. in 12., bald in großen Meeren mehr, als in kleinen, welche (wie die Ostsee, das mittelländische und bey Archangel das weisse Meer, der arabische und persische Meerbusen,) fast gänzlich mit Land eingeschlossen sind, gesalzen seyn; dann heißt es, die Salzigkeit müsse mit der Tiefe zunehmen, und endlich die offne See, fern vom Lande, sey salzreicher, als an den Küsten, hauptsächlich wo sich große Flüsse darein ergiessen. Da ich mich, gleichsam nur wenige Augenblicke vor der Abfahrt, entschliessen mußte, diese Reise zu unternehmen, so war es schlechterdings unmöglich, die nöthigen Instrumente fertig zu bekommen, womit ich Erfahrungen, entweder zur Bestätigung oder Widerlegung dieser Hypothesen, hätte anstellen können. Ich führe sie daher blos in der Absicht an, damit künftighin die Seefahrer wissen mögen, was über diesen Gegenstand beobachtet zu werden verdient. Ich würde zu dem Ende Hrn. Wilkens Instrument anempfehlen, mit welchem er das Wasser aus der Tiefe, wo man es verlangt, heraufholtAbhandlungen der schwedischen Akademie der Wissenschaften, 33ster Band. 1stes Quartal. No. 6.. Eine sehr genaue hydrostatische Waage ist zur Bestimmung der eigenthümlichen Schwere des Wassers erforderlich; doch kann an deren Stelle eine Salzprobe oder Haloscop gebraucht werden, welche aus einer holen elfenbeinernen Kugel besteht, worinn eine fünf bis sechs Zoll lange Röhre befestigt wird. Die Abtheilungen auf der Röhre müssen die verhältnißmäßige Schwere des reinen Wassers, und aller möglichen Mischungen mit Salztheilchen ausdrücken. Vermittelst dieses sehr einfachen Instruments läßt sich die Schwere des Wassers durch das bloße Eintauchen entdecken, auch die verhältnißmäßige Reinigkeit des Brunnenwassers, Flußwassers, u. s. f. bestimmen.
Vorzeiten glaubte man, daß die im Seewasser noch ausser dem gemeinen Kochsalze befindlichen Bestandtheile, die ihm einige Bitterkeit mittheilen, die Bereitung eines trinkbaren Wassers aus demselben sehr erschweren, wo nicht gar unmöglich machen müßten. Wie ungegründet dieses Vorurtheil ist, hat CD. Lind, am Hospital zu Haslar, bey Portsmouth, längst erwiesen. Seine Vorschrift, das Seewasser zu destilliren und trinkbar zu machen, ist bequem und entspricht ihrem Endzweck vollkommen.Lind´s Essay on diseases incidens to Europeans in hot cli- mates. Appendix p. 351. Auf unsern beyden Schiffen bediente man sich der von D. Irving erfundenen Destillirmaschine, welche ebenfalls ein trinkbares Wasser giebt, worinn weder von Salz, noch von Bitterkeit, die geringste Spur übrig bleibt. Bittere Theile sind gleichwohl im Seewasser unstreitig vorhanden, denn bekanntlich bleibt nach geschehener Verdünstung und dem Anschuß des Salzes, eine dicke gallertartige Lauge von dem Seewasser übrig, worinn noch Salzsäure und weisse Magnesia, nebst etwas Wundersalz und selenitischen Theilchen stecken. Das Seewasser scheint demnach ein Gemisch von frischem Wasser, mit Salzsäure, Vitriolsäure, feuerfesten mineralischem Laugensalze, Magnesia und Kalk zu seyn. Einige dieser Ingredienzien verursachen allerdings eine bittere Salzmixtur, verhindern aber nicht, daß man das klare, trinkbare Wasser, ohne Nachschmack, davon abziehen könne; denn jene Salztheilchen sind nicht flüchtig und bleiben in der Lauge am Boden des Gefäßes zurück. Sollten aber auch einige saure oder salzige Theilchen mit den Wasserdünsten übergehen, so würde ihre ganz unbeträchtliche Menge, weder dem Geschmacke, noch auch der Zuträglichkeit des Wassers nachtheilig seyn. Ueber die Brauchbarkeit der Irvingschen Methode entscheide ich um so weniger, da dem Admiralitäts-Collegium bereits über diesen Punkt Bericht abgestattet worden ist.Dem deutschen Leser, der jene Berichte nicht zu sehen bekommt, ist vielleicht mit näheren Erörterungen gedient. Hr. Irving, ehemaliger Chirurgus auf der Königl. Flotte, der Erfinder dieser neuen Methode das Seewasser trinkbar zu machen, hat dafür eine Belohnung von 4000 Pf. Sterling vom brittischen Parlamente erhalten. Im Grunde ist sie von dem Apparat des D. Linds nicht weiter unterschieden, denn nur in den Vortheilen, die er dabey anzubringen wußte. Vier Tage in der Woche bekommen die Matrosen kein Fleisch, sondern blos Mehlspeise und Erbsensuppe, oder etwas ähnliches. Da nun an diesen Tagen, einer von den großen eingemauerten Schiffskesseln nicht gebraucht wird, pflegt man ihn, wahrend daß im andern gekocht wird, mit Seewasser zu füllen, damit er nicht zuviel von dem Feuer leiden möge. Hr. Irving brachte folglich nur eine kupferne Röhre oben in dem hölzernen Deckel dieses Kessels an, so sammelten sich die Dünste in derselben, und wurden in die Vorlage abgeleitet. Damit aber die Verdickung der Dünste desto schneller von Statten gehen mögte, wurde jene Röhre durch eine noch geräumigere, die ebenfalls von Kupfer war, durchgesteckt, und ein Matrose mußte beständig frisches Secwasser hineinpumpen und durchlaufen lassen, um die innere Röhre schneller abzukühlen. Man destillirte also viermal in der Woche, ohngefähr 120 Quart, ohne einen größern Aufwand von Feurung, als sonst zur Bereitung der Speisen erforderlich war. Allein hiemit ward unserm Bedürfniß noch nicht abgeholfen; denn da unsere Mannschaft 120 stark war, so kam auf den Mann nur 1 Quart Wasser für zwey Tage, welches bey weitem nicht genug ist. Will man zum Trinken hinlängliche Portionen Wasser destilliren, so muß die Arbeit den ganzen Tag und bisweilen auch die Nacht hindurch fortgesetzt werden, wozu kein Schiff auf langen Reisen Brennholz oder andere Feurung in hinreichender Menge mitführen kann. Im Nothfall würde man freylich nicht anstehen, Böte, Bretter, und alles, was nicht zur Sicherheit des Schiffs unumgänglich nöthig ist, aufzuopfern, um einem so schrecklichen Uebel, als der Mangel an Wasser ist, abzuhelfen. Allein auch nur im Nothfall kann die Irvingsche Maschine von würklichem Nutzen seyn. G. F.
Um den Grad der Wärme des Meeres in einiger Tiefe zu erforschen, bediente ich mich eines Fahrenheitischen Thermometers, von Ramsden's Arbeit, mit Abtheilungen aus Elfenbein. Es ward jedesmal in einen blechernen Cylinder gesteckt, der an jedem Ende mit einer Klappe versehen war, welche während der Versenkung des Instruments das Wasser durchliessen, im Heraufziehen aber sich schlössen. Das Resultat dieser Erfahrungen lehrt die folgende Tabelle:
Datum. | Breite. | Grade d. Fahrenheitischen Thermometers. |
Tiefe in Klaftern. |
Zeit, wie lange das Thermomet. unten geblieben. |
Zeit, die beym Aufziehen ver- loren gegangen. |
||
---|---|---|---|---|---|---|---|
In der Luft. |
An der Ober- fläche der See. |
In der Tiefe. |
|||||
1772. 5. Sept. |
00°.52'.N. | 75½°. | 74°. | 66°. | 85. | 30'. | 27½'. |
27. Sept. | 24°.44'.S. | 72½°. | 70°. | 68°. | 80. | 15'. | 7'. |
12. Octb. | 34°.48'.S. | 60°. | 59°. | 58°. | 100. | 20'. | 6'. |
15. Dec. | 55°.00'.S. | 30½°. | 30°. | 34°. | 100. | 17'. | 5½'. |
23. Dec. | 55°.26'.S. | 33°. | 32°. | 34½°. | 100. | 16'. | 6½'. |
1773. 13. Jan. |
64°.00'.S. | 37°. | 33½°. | 32°. | 100. | 20'. | 7'. |
Nach diesen Angaben müßte man schliessen, daß die See unter der Linie, oder zwischen den Wendekreisen, in der Tiefe kühler als an der Oberfläche; in höhern Breiten aber abwechselnd bald wärmer, bald kälter, bald von gleicher Temperatur ist. Eine kurzvorhergegangene Abwechselung in der Temperatur der Luft, oder eine verschiedene Richtung und Heftigkeit des Windes kann dergleichen Verschiedenheiten vielleicht bewürken. Wenigstens verdient es angemerkt zu werden, daß unsere Versuche jederzeit bey windstillem oder ähnlichem Wetter angestellt wurden, welches in einem Bote nicht wohl anders möglich war. Auch hat das Eis wahrscheinlich keinen geringen Einfluß auf die verschiedene Temperatur der See, in hohen Breiten.
Man hat vielfältig versucht, das bekannte phosphorische Licht, welches zu gewissen Zeiten die See erleuchtet, zu erklären.Die gründlichsten Schriftsteller über diese Materie sind, der Pater Bourzes in den Lettres édiffiantes, Tom.IX.Paris 1730. und Hr. Canton im LIX. Bande der Philos. Transact. p.446. Einige behaupten, es sey blos einer Art von phosphorescirenden Garneelen zuzuschreiben, andere finden den Sitz dieses merkwürdigen Phänomens in einer Gattung von weichen Meergewürmen (Mollusca).Gentleman´s Magazine 1771. – BasteriI Opusc. subsec. I.p.1. pag. 31. tab. IV. fig. – Ozanam, sur les Phosphores. – Vitaliano Donati, Essais d´histoire naturelle de la mer Adriatique. – Bartholini Diss. de luce Animalium. – Vianelli nuove scoperse intorno alle luci nottorne dell´ aqua marina. Beyde können in soweit recht haben, daß die Garneelen sowohl als die Würmer ein Leuchten verursachen; nur würde ich alle phosphorische Erscheinungen im Meere nicht von diesen beyden Thierarten herleiten wollen, weil sie wahrscheinlicher Weise nicht alle gleichartig sind.
Eine gewisse Art des Leuchtens im Meere erstreckt sich nie fern von dem Schiffe: blos das Wasser, welches zunächst das Schiff berührt, wird erleuchtet, und höchstens theilt sich dieses Licht den nächsten Wellen mit, welche sich in einer schiefen Richtung gegen dasselbe brechen. Wir hatten gemeiniglich frischen Wind, so oft dieses Phänomen sich wahrnehmen ließ.
Die zwote Art ward entweder während einer langen Windstille und bey heissem Wetter bemerkt, oder sie folgte unmittelbar darauf. Das Leuchten dieser Art war mehr über die ganze See verbreitet, und schien gleichsam sich in der Tiefe damit zu mischen. Füllte man eine Tonne mit diesem Wasser, so ward es ganz dunkel, sobald das Schwanken aufgehört hatte. Bey jeder heftigeren Erschütterung aber leuchtete es, wenn man es mit dem Finger bewegte, schien das Licht sogar auf einige Augenblicke an demselben zu haften, und verschwand sodann gänzlich.
Die dritte Art des phosphorischen Lichtes im Meere, wird unstreitig von gallertartigen Gewürmen (mollusca) verursacht, deren Gestalt man im Wasser, vermittelst ihres eigenen Glanzes, erkennen kann.Das Geschlecht des Calmars oder Tintfisches (sepia) und der Meernesseln (medusa) leuchtet im Finstern. S. Linn. Syst. N. ed. XII. p. 1095. Hawkesworths Samml. von Reisebeschreibungen, in 4to II. Band. S. 15. und in 8vo II. Band. S. 244. Seltener habe ich eben diese Eigenschaft an Fischen und SchaalthierenDactyli (Pholades). His natura in tenebris remote lumine, alio fulgere claro. Pi. In. Hist. Nat. L. 9. c. 87.(61). wahrgenommen; phosphorescirende Garneelen aber, und andere Insekten, welche sich vielleicht in der See aufhalten, sind mir noch nicht vorgekommen.Einige Skolopendern leuchten des Nachts, z. B. die S. electrica und S. phosphorea Linn. Die letztgenannte Gattung fiel etliche hundert Meilen weit vom Lande auf das Verdeck eines Schiffs, und hat vielleicht Flügel, wie die Wasserkäfer (Dytisci), welche zu Zeiten in die Luft fliegen, und ihr gewöhnliches Element, wie hier der Fall seyn mochte, verlassen. Linn. Syst. Nat. ed. XII. p. 1064.
Die merkwürdigste Erscheinung dieser Art beobachteten wir in der Nacht vom 29sten auf den 30sten Octbr. 1772, bey frischem Winde, in einer Entfernung von einigen Meilen vom Vorgebürge der guten Hoffnung. Kaum war es dunkel geworden, so schien die See gleichsam überall im vollen Feuer zu stehen. Jede Welle, die sich brach, hatte einen leuchtenden Saum, und wo das Schiff die See berührte, zeigten sich Streifen von phosphorischem Lichte. Soweit das Auge in die Ferne reichte, stellte sich uns überall dieselbe Erscheinung dar, und selbst die Abgründe des unermeßlichen Oceans schienen mit Lichte geschwängert. Große leuchtende Körper, die wir aus der Gestalt für Fische erkannten, schwammen um uns her; einige näherten sich dem Schiffe, und hielten denselben Strich, andere entfernten sich seitwärts, schnell wie Blitze. Zuweilen näherten sie sich untereinander, und traf sichs, daß ein kleiner einem großen zu nahe kam, so kehrte jener eilends zurück, und suchte auf alle Art zu entkommen. Ich ließ einen Eimer voll dieses leuchtenden Wassers zur nähern Untersuchung heraufziehen, und fand darinn unzählige ganz kleine leuchtende Kügelchen, welche sich unglaublich schnell bewegten. Nachdem das Wasser eine Zeitlang ruhig gestanden hatte, schien die Zahl der leuchtenden Körperchen merklich verringert; kaum aber rührte oder bewegte man wieder das Wasser, so ward es wieder hell, und die kleinen Funken fuhren darinn sehr lebhaft in allerley Richtungen umher, auch selbst nachdem es wieder allmählig still geworden war. Wir hatten den Eimer, vermittelst eines Stricks, von der Decke herabhangen lassen, um die Bewegung des Schiffs zu vermeiden, und das Wasser recht ruhig werden zu lassen. Demohngeachtet bewegten sich diese Lichtstäubgen hin und her, so daß ich von ihrer willkührlichen Bewegung über, zeugt ward. Das Funkeln verstärkte sich aber, so oft man in dem Eimer mit der Hand oder mit einem Stecken rührte. Im erstern Fall blieb zuweilen ein solches phosphorisches Fünkchen am Finger sitzen. Kaum war es so groß, als der kleinste Nadelkopf. Das geringste Vergrößerungsglas gab die kugelförmige Gestalt und etwas bräunliche Farbe dieser gallertartigen durchsichtigen Pünktgen zu erkennen. Unter dem Mikroskop entdeckte man eine sehr feine Röhre, welche von einer runden Mündung an der Haut ins Fleisch, oder in das innere dieses kugelrunden Geschöpfes, gieng. Das Eingeweide bestand aus vier bis fünf ganz kleinen Säcken, welche mit der obbenannten Röhre in Verbindung zu stehen schienen. Das stärkste Vergrößerungsglas zeigte nichts mehreres, sondern obiges nur noch deutlicher. Ich wünschte nun noch eines dieser Pünktgen in einem Wassertropfen unter das Mikroskop zu bringen, allein ich konnte kein lebendiges mehr bekommen. Ehe ich sie vom Finger ablösen konnte, starben sie wegen ihrer äusserst zarten Structur. Am 22sten November, als wir das Vorgebirge der guten Hoffnung verließen, bemerkten wir die nämliche Erscheinung bey sehr starkem Winde. Gewiß, der Anblick des unermeßlichen Weltmeeres mit Myriaden kleiner Stäubgen angefüllt, denen der Schöpfer Leben, Bewegung und Wanderungskraft, nebst dem Vermögen ertheilt, im Finstern entweder zu leuchten, oder ihr Licht nach Willkühr zurückzuhalten, und alle Körper, die sie berühren, zu erleuchten, – solcher Anblick muß mehr Erstaunen und Ehrfurcht erwecken, als ich zu beschreiben vermag.
Was ich von der Entstehung dieser verschiedenen Arten des phosphorischen Leuchtens sagen kann, sind bloße entfernte Vermuthungen, von denen ich im voraus erinnere, daß es ihnen noch an Bestätigung und Zuverläßigkeit fehlt.
Das Leuchten der erstern Art, scheint mir einen sehr verschiedenen Ursprung von den beyden letztern zu haben, und muß meines Erachtens der Elektricität zugeschrieben werden. Die schnelle Bewegung des Schiffs durch das Wasser bey starkem Winde, verursacht eine starke Friktion, und selbst die Bewegung der Wellen, vermittelst des Windes, erwärmt dieselben mehr als die darüberstehende LuftS. des Schiffshauptmanns Phipps, jetzigen Lord Mulgrave, Reise gegen den Nordpol. Anhang, Engl. Ausgabe, S. 147.. Da die Planken des Schiffs mit Harz, Pech und Theer bestrichen sind, und zugleich voller Nägel stecken, das Wasser aber ein guter Ableiter ist, so läßt sich die Möglichkeit einer elektrischen Erscheinung hiebey leicht denken. –
Die zwote Art scheint, im eigentlichsten Verstande, ein phosphorisches Licht zu seyn. Im Meere gerathen viele animalische Theile in Fäulniß, und werden vollends aufgelöset, folglich ihre Bestandtheile, und namentlich die Phosphorsäure, entwickeltElemens de Minéralogie dosimatique par Mr. Sage. Paris 1772. 8vo. Préface p. XI. Tome I. p. 376. 377. 378. Wo diese Säure sowohl dem Thierreiche als auch verschiedenen mineralischen Körpern beygelegt wird.. Ein Zusatz von brennbarem Stoff macht mit dieser Säure diejenige Mischung, welche gemeiniglich als Phosphorus bekannt ist. So werden Fische, welche man an der Luft trocknet, bisweilen phosphorisch, und so wird auch der Ocean selbst, nach langwierigen Windstillen mit Gestank und Fäulniß erfüllt, indem die Hitze und Stille der Luft zur geschwindern Auflösung der animalischen Substanzen etwas beyträgtS. Boyle Tom. III. p. 222. erzählt, daß gewisse Seefahrer in einer dreyzehntägigen Windstille die See faul werden gesehen.. Denn Fische sowohl, als gallertartige Thiere enthalten öligte und brennbare Theile, womit die befreyte Phosphorsäure sich leicht vermischen, und einen Phosphorus oben auf der Oberfläche des Meeres bilden kann, der jenes wunderbare Leuchten verursachtS. Cantons Erfahrungen in den Phil. Transact. Vol. LIX. p. 446. und Bayon, Memoire pour servir à l' histoire naturelle de Chayenne. Tome II. Mémoire XII. Paris 8vo. 1778..
Die dritte Art des Leuchtens entsteht ohnstreitig von lebendigen Thieren, die im Meere schwimmen, und muß seinen Grund in ihrer besondern Organisation, oder besser, in ihren Bestandteilen haben, welche durch chymische Erfahrungen näher untersucht zu werden verdientenHerr Dagelet, ein Sternkundiger hat kleine Polypen und Fischroggen am Vorgebirge der guten Hofnung, und in der Bucht Anton Gil auf Madagaskar leuchten gesehen. Herr Rigaud beschreibt ein ähnliches Phänomen zwischen Brest und den Antillischen Inseln, im Märzmonat des Journals de Savans, 1770..
Der Verfasser der Allgemeinen Weltgeschichte, und der gelehrte Präsident des BrossesModern Universal History, Folio Ed. vol. V. p. 2. note c. od. 8. Vol. XI. pag. 275. – des Brosses, Voyages aux Terres Australes, Vol. I. p. 13. haben längst das Daseyn eines südlichen Continents vermuthet. Ihr Hauptgrund war der, daß die schon bekannten Landmassen in der südlichen Halbkugel, nicht hinreichend seyen, dem Lande in der nördlichen das Gleichgewicht zu halten. Ein Schriftsteller, dessen Eifer um die Erweiterung geographischer Kenntnisse, um das Seewesen, und um fernere Entdeckungen rühmlichst bekannt istDalrymple's Collection of Voyages to the South Sea. Vol II. Appendix. p. 12., hat die hiehergehörigen Beweise neuerlich in ein stärkeres Licht gesetzt. Allein unser diesmaliger Kreislauf hat unwiderlegbar dargethan, daß in der südlichen Halbkugel diesseits des 60° S. Br. ausser den von uns entdeckten Inseln im südlichen Weltmeere, kein Land mehr anzutreffen ist. Wollte man nun behaupten, daß in den Gegenden, wohin wir nicht gedrungen, alles jenseit dem 60° S. Br. festes Land sey, so würde dennoch diese Masse im Vergleich mit den Ländern der nördlichen Halbkugel viel zu geringe seyn. Kann aber nicht, wenn anders das System vom Gleichgewichte beyder Halbkugeln nothwendig ist, dem Mangel einer größern Landmasse dadurch abgeholfen werden, daß im Grunde des SüdmeeresUnd überhaupt in den Ländern der südlichen Halbkugel. G. F. solche Körper liegen, deren verhältnißmäßige Schwere das Gleichgewicht wieder herstellt? Und wie viel andre Mittel, diesem vorgeblichen Mangel vorzubeugen, mag es nicht noch geben, die unserer begränzten Erkenntniß noch verholen sind!