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In nova fert animus mutatas dicere formas
Corpora.
OVID
Der Wechsel der Jahrszeiten, der Hitze und der Kälte, welcher überhaupt im gemäßigten Erdstriche merklicher als im heissen ist, wird unstreitig auf den Inseln des Südmeeres, welche zwischen den Wendekreisen liegen, am wenigsten gefühlt, indem sie, vermöge ihrer glücklichen Lage, mitten in einem unermeßlichen Meere, wo die See- und Landküste einander ablösen und die Sonnenhitze mildern, fast beständig einer gleichförmig temperirten Witterung genießen.
In Neuseeland zeichnen sich, wie mir Capitain Cook erzählte, die Jahreszeiten schon mehr von einander aus. Dieser berühmte Seemann konnte, nach einem sechsmonathlichen Aufenthalte an den neuseeländischen Küsten, die zuverläßigsten Nachrichten vom dortigen Klima ertheilen.Es ist hier von der Reise in der Endeavour die Rede, wo Cook die Sommermonathe in und um Neuseeland zubrachte. Wir legten auf diesen Inseln im März, also im dortigen Herbste, an, und blieben daselbst bis in den Junius; hernach besuchten wir sie noch zwey Jahre hintereinander im Oktober und November. Aus den Beobachtungen beyder Reisen zusammengenommen, läßt sich daher mit ziemlicher Gewißheit auf die neuseeländische Witterung schließen. Im Ausgang des März und Anfang des Aprils war das Wetter an den südlichsten Gegenden Neuseelands (zwischen 46° und 47° S.Br.) noch gelinde; im May aber erfolgten Stürme, anhaltende Regen, mit Schlossen, Hagel, Schnee und einigen heftigen Gewittern. Das Grün verblich, ein großer Theil der Bäume wurde entblättert, der Schnee kleidete endlich alle Berge ein, und der Winter nahm mit einer schneidenden Kälte seinen Anfang. Etwas mehr nordwärts, (im 41sten° S.Br.) im Charlottensunde, fanden wir sogar im Junius noch viel gelinderes Wetter, welches jedoch während unseres dreywöchentlichen Aufenthalts noch etwas rauher wurde.
Die Sommerszeit ist hier nicht nur warm, sondern sogar bisweilen heiß, und das Pflanzenreich steht alsdenn im schönsten Flor. So fand es Cook in der Endeavour 1770. Das Glück, einen fröhlichen Sommer am Lande zuzubringen, ward uns auf unsrer ganzen Reise nicht. Wir besuchten die Inseln des heissen Erdstrichs allemal im Spätjahr und Winter; Neuseeland im Frühlinge, und nur das erstarrte Feuerland und Südgeorgien in dem dortigen schauerlichen Sommer.
Der muntere Tanz der Jahreszeiten im heißen und gemäßigten Erdstrich erhält aber die ganze Natur in einer viel lebhafteren Bewegung, und verursacht mehr Abwechselung und Veränderung, als in dem kalten Erdgürtel. Dort geht das Wachsthum der Pflanzen, mit allen seinen Erscheinungen ununterbrochen fort, verbreitet das ganze Jahr hindurch neues Leeben, und nährt Millionen Thiere und zahlreiche Völker. Schnell folgen sich die großen Verwandlungen der Natur; der Vorrath des fruchtbaren Erdreichs wächst augenscheinlich an, giebt dem Pflanzenreiche neue Kräfte, und mehrt die Zahl der organischen Körper aller Art, als der rechten Zierde des unbelebten und noch ungeordneten Theils der Erde. Wie öde, wie todt hingegen ist alles auf den gefrornen Klippen des Feuerlands! wie kurz die Jahreszeit, in welcher sich dort noch einige Lebenskraft regt! Was ist die träge Bewegung der einzigen Geschöpfe dortiger Gegend, der Wallfische, der Robben und Pinguine, im Vergleich mit der Schnellkraft und dem Feuer, welche unter einem wohlthätigern Himmel in allen Tierarten würkt! – – – Doch ich habe diesen Gegenstand schon anderwärts berührt, und begnüge mich, nur noch einmal mit einem Fingerzeig darauf zu deuten.