Georg Forster
Bemerkungen ... auf seiner Reise um die Welt ...
Georg Forster

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Dritter Abschnitt. Schichten

Auf Süd-Georgien findet man gar keine Erde, ausgenommen in einigen Felsenklüften; alles besteht sonst aus einem schweren Schiefer, welcher Eisentheilchen hält, und in meist wagrechten Lagen bricht, die hin und wieder von senkrechten Quarzadern durchschnitten werden.

Von eben dieser Art sind die felsigten Küsten des Feuerlandes, auf deren höchsten Gipfeln auch ein grobspeisigter Granit (saxum) zum Vorschein kommt.

In der südlichen Hälfte von Neu-Seeland, welche wir an zween verschiedenen Orten besucht haben, besteht die Oberfläche aus einer Schicht schöner leichter Gartenerde, (humus daedalea et ruralis Linn.) von schwarzer Farbe, die aus verwestem Moos, abgefallnen Blättern, und erstorbenen Bäumen entstanden ist. Die Dicke dieser Lage beträgt an einigen Stellen zehn bis zwölf Zoll, im Durchschnitt aber ist sie etwas geringer. Gleich darunter fand sich eine thonartige Substanz, welche mit den Talksteinen nahe verwandt ist, und an der Sonne, oder von der Wirkung des Regens, der Luft, und der Hitze, in eine Erdart verwittert. Etwas tiefer ist eben diese Materie bereits zu Stein verhärtet, und bricht in Lagen, welche mehrentheils nach Süden fallen. Die Härte der verschiedenen Lagen ist sehr ungleich, denn es giebt sogar einige die mit dem Stahle Feuer geben. Gewöhnlich sind sie von blaßgelber, und zuweilen von etwas grünlicher Farbe. In einer meist senkrechten Richtung durchschneiden einige weiße Quarzadern (quarzum lacteum Linn.) dieses Gestein. Es enthält aber auch bisweilen einen grünen, blättrigen, talkartigen Stein.

Am Strande, unter SchiefergeschiebenShingly-beach heißt dem Englischen Seemanne ein jeder Strand, der mit Bruchstücken von allerhand Steinen, doch hauptsächlich vou schieferartigen, bedeckt ist. Man könnte Shingle von Schindeln herleiten., fand ich, wiewol sehr selten, einige schwarze glatte Feuersteine, und große Stücke einer derben, schweren graugesprengten oder auch schwarzgrünen Lava, welche die Einwohner zu Imittis, oder kurzen Streitäxten fürs Handgemenge, verarbeiten. Auch wurden einige Bimssteine (pumex vulcani Linn.) in Neuseeland eingesammelt; ob aber der Volkan, von welchem sie herstammten, in der Nähe gelegen, oder ob sie von entfernten Ländern angeschwemmt worden, kann ich nicht entscheiden. Noch gehört unter die Foßilien dieser Insel, ein grüner, bald undurchsichtiger bald ganz durchsichtiger, Stein, welchen ich in das Geschlecht der Nierensteine setze (talcum nephriticum Linn.). Die Einwohner fertigen daraus Aexte, Meissel, und allerley Zierrathen, und holen ihn aus den Gegenden, welche jenseits der innersten Vertiefungen des Charlotten-Sundes, nach Südwesten zu liegen, wohin sie auch allemal deuteten, so oft wir sie darum befragten. Den Stein selbst nannten sie Poenammu, und wahrscheinlicherweise hat die ganze Gegend wo er bricht, davon den Namen Tavai-Poenammu erhalten. Aus dem kleinen Eilande, welches mit dem Motu-aroS. Cooks Plan vom Charlotten-Sund, in Hawkesworths Sammlung etc. etc. in 410. zusammenhängt, und woselbst ehedem ein Hippa, oder neuseeländisches Vestungswerk belegen war, fand ich diesen Stein theils in senkrechten theils in etwas schiefen Gängen, etwa zwey Zoll im Durchschnitt, in einem Gebirge von dem ebenerwähnten grauen talkartigen Gestein. Selten ist der Nierenstein derb und in großen Stücken; die größten die mir vorgekommen sind, hatten nicht über fünfzehn Zoll in der Breite, und waren ohngefähr zwey Zoll dick. Am Strande fand sich noch gemeiniglich bläulicht-grauer, blättriger Thonschiefer, welcher an der Luft sehr leicht verwitterte; bisweilen war er dunkler von Farbe, fester, und alsdann, vermuthlich von beygemischten Eisentheilchen, auch schwerer.

In Norfolk-Eiland fanden wir fast die nämlichen Bergarten wie in Neuseeland, nebst etlichen rothen und gelben Laven. Ueberhaupt enthält diese kleine Insel auch lauter Neuseeländische Vögel und Pflanzen.

Auf Oster-Eiland erblickt man deutliche Spuren einer neuerlichen gewaltsamen Veränderung, welche durch unterirrdische Feuer hervorgebracht worden ist. Alle dortige Felsen und Steine sind schwarz, durchlöchert, ausgebrannt, und völlig schlackenähnlich. Den Boden deckt eine braunrothe, dem Anschein nach verbrannte Stauberde, welche man zu den PuzzolanenFerbers Reise. zählen muß. Alles ist daselbst mit Bruchstücken von TrasEbendas. gleichsam besäet. Auch finden sich Klumpen darunter, welche aus röthlich-ocherigten volkanischem Tuffe, (tophus tubalcaini Linn.)Ebendas. bestehen, ganz durchlöchert, und mit Eisentheilen angemischt sind. Die Riesenbilder, welche man in Oster-Eiland antrift, sind aus diesem Steine gehauen, dessen Zerstörbarkeit an der Luft zugleich ein hinlänglicher Beweis ist, daß diese Denkmäler noch nicht seit gar langer Zeit errichtet seyn können. Die Südspitze der Insel bestehet gegen die See hin aus einer Felsenstrecke, welche über eine ViertelmeileEnglische Landmeile. lang, und durchaus eine derbe, schwere, löcherichte Lava oder Schlacke von muthmaßlichem Eisengehalte ist. Ueberdies giebt es noch verschiedene schwarze glasartige Steine, welche unter dem Namen isländischer oder schwarzer Achate, (pumex vitreus) bekannt, und in dieser Insel, so wie am Vesuv in Italien, am Mongibello in SicilienFerbers Reise; auch die Anmerk. des engl. Uebersetzers S. 158. und überhaupt in volkanischen Gegenden häufig anzutreffen sind.Cronstedts Mineralogie. Abschn. 295. Endlich findet sich hier auch eine leichte, schwammigte Steinlava, von weißgrauer Farbe.

Die Marquesas haben Felsenufer aus folgenden Bergarten: Erstlich, ein erhärteter Thon; zweytens, schwerer, dichter, blaulicht-grauer, etwas eisenhaltiger Schiefer; endlich drittens, eine steinigte Lava, welche, bald mit braunen oder grünlichten, blätterigen, fünf bis sechseckigen, glasartigen Schörl eingesprengt, grau und schwammigt, bald wiederum, mit braunem oder weissen Strahlenschörl durchschossen, schwärzlich ist. Der Boden ist thonigt, mit Gartenerde vermischt, und wird mit Muscheln gedüngt. Darunter liegt eine andre Thonerde, mit Tras und Puzzolane vermengt. Die höhern Gegenden der Insel konnten wir, wegen der Kürze unsers Aufenthalts, nicht erforschen.

O-Taheiti hat unstreitig mit den übrigen Societäts-Inseln einerley Beschaffenheit. An ihren Küsten liegen Korallenklippen, welche sich von dem in einiger Entfernung gelegenen RiefRief (reef) nennt der Seemann, eine Felsenkette, welche in einiger Entfernung von den Küsten eines Landes aus der See hervorragt, und worüber die Wellen wegspülen. bis an den Standort der höchsten Fluth erstrecken. Daselbst fängt sich das Gebiet des Sandes an, welcher entweder aus zermalmten Muscheln und Korallien, oder aus einer dunkelen Mischung dieser Theile mit schwarzen, öfters glänzenden, Theilchen eines groben Glimmers (mica) und einiger armen Eisenerze wie z. B. Eisenmann und WolframEngl. Kall und Shim; ferrum micaceum und molybdaenum spuma lupi, Linn besteht. Von diesen Ufern bis an den Fuß der Berge sind die Ebenen mit einer tiefen Schicht fetter schwarzer Gartenerde bedeckt, worunter der jetzt beschriebene Sand gemengt ist. Doch wird auch dieser reiche Boden noch öfters mit Muscheln gedüngt, um das Wachsthum der berauschenden Pftfferstaude (piper methysticum F.) und des Papiermaulbeerbaums (morus papyrifera Linn) zu vervollkommnen. Die vordersten niedrigern Anhöhen bestehen mehrentheils ans gemeiner Ochererde (ochra martis Linn.) von hochrother Farbe, womit die Einwohner ihre Kähne und Zeuge anstreichen. In dieser Erde fand ich hie und dort einige Stücke Beinbruch (tophus osteocolla Linn.) Die Masse der höheren Berge ist von aussen her eine harte, dichte, zähe Thonart, welche in den untern Schichten, die der Sonne, Luft und Regen unzugänglich sind, zu Stein verhärtet ist. In den Thälern, welche sich zwischen den Bergen tief ins Land erstrecken, findet man, längst den Bächen, große Granitmassen (saxum,) von verschiedener, jedoch grober Mischung. Unweit eines Wasserfalls aber, welcher sich in den Matavaifluß ergießt, stehen in einer ähnlichen Lage eine Menge grauer, fester Basaltsäulen (nitrum basaltinum Linn.) Ein schöner schwarzer dichter Basalt oder Probierstein (paragone) wird ebenfalls, jedoch nur in Bruchstücken, angetroffen, und ist die Materie, aus welcher die Einwohner ihre Aexte, Meißel, Stampfkeulen, und allerley Schneidewerkzeuge verfertigen. In O-Aitepiha brachten mir die Einwohner ein Stück Pyrit oder Schwefelkies, welcher genau die Gestalt eines Tropfsteins, oder einer im Herabfließen geronnenen Substanz hatte; daß aber auch derber Schwefel in Taheiti gefunden worden, hat mir Herr J. Casimir Gomez Ortega, ein berühmter spanischer Kräuterforscher und Aufseher des königl. botanischen Gartens zu Madrid, versichert. Eine daselbst gefundene ansehnliche Stufe des schönsten krystallinischen, durchsichtigen, gediegenen Schwefels ist auf den spanischen Kriegsschiffen nach Europa gebracht worden, und wird in der königlichen Naturaliensammlung aufbewahrt. Ungeheure Massen, schwarzer durchlöcherter Felsen, voll weißer und verschiedentlich gefärbter Schörle, mit einem Worte, ächte ungezweifelte Laven beschliessen die entferntesten Thäler, welche diese gebirgigten Inseln durchschneiden. Dort giebt es ebenfalls graue, tropfsteinartige und schwammigte Laven, welche schwarzen Schörl enthalten, und endlich noch einen blättrigen thonartigen Eisenstein von schmutziger rothbrauner Farbe.

Die Freundschaftlichen Eilande scheinen mir mit den Societätsinseln fast einerley Boden zu haben, jedoch mit dem Unterschiede, daß die letztern weit höher und felsigter sind. Im Jahr 1774, als wir bey der Insel Namocka vor Anker lagen, konnten wir des Morgens auf der benachbarten Insel Tofua einen Rauch aufsteigen sehen, welcher des Nachts vom Feuer erleuchtet war. Da wir bald darauf zwischen der ebengenannten Insel und O-Gaho durchhinschiften, brachen, mitten aus jener, große Rauchwolken hervor, wobey sich ein Geruch wie von brennendem Torf spüren ließ; die Luft war mit seinen Theilchen angefüllt, welche auf das Schiff herabfielen, und in unsern Augen eine schmerzhafte Empfindung verursachten. Auch erblickten wir auf der Nordküste derselben Insel eine große Strecke, welche augenscheinlich erst seit kurzem abgebrannt seyn mußte. Auf A-Namocka fanden wir Bimssteine, welche die See dort häufig anschwemmt. Die Einwohner aller freundschaftlichen Eilande besitzen ebenfalls, so wie jene in den Söcietätsinseln, Aexte und andere Werkzeuge von schwarzem feinem Basalt. Unter ihrem Fischergeräth fand sich oft ein kegelförmiges Stück Kalkstein, welches ich zwar für eine Spathgattung halte, aber gleichwol nicht entscheiden kann, ob es aus wirklichem Kalkspat oder aus einer Art Korallien geschnitzt werde.

Auch in den Neuen Hebriden scheint das Erdreich ziemlich genau mit den Bergarten der beyden vorigen Inselgruppen übereinzukommen.

In Mallicollo bestand es, dem Ansehen nach, mehrentheils aus gelblichem Tbon mit Sand gemischt. Längst dem Strande lagen Madreporen und andre Korallien, und tiefer landeinwärts fand sich verhärteter Thon.

Die Insel Ambrymm hat unstreitig einen, und vielleicht zween Vulkane, daher wir denn auch, ihr gegenüber, auf dem Strande von Mallicollo, Bimssteine fanden.

Irromanga sahen wir nur von fern, indessen schien der Boden ziemlich einerley Beschaffenheit mit dem vorigen zu haben.

Die Küsten der Insel Tanna sind mit Madreporen und Korallenklippen besetzt. Der Strand ist mit schwarzem Sande, einer Mischung von ganz feinem Schörl und Bimssteintheilchen, bedeckt, welches eigentlich volkanische Asche (pumex cinerarius Linn.) ist. Der Wind verbreitet sie über die ganze Insel, so daß die Oberfläche derselben überall aus solchem Bimssteinsand besteht, der mit einer reichen schwarzen Gartenerde, aus vermoderten Pflanzen, gemengt ist. Der Volkan wirft dergleichen Asche so häufig aus, daß oft, in einem Bezirke von mehreren Meilen rund um den Volkan, ein jedes Blatt an Bäumen und Pflanzen, und jedes Gräsgen, so klein es immer seyn mag, gänzlich damit beladen ist. Dieser Auswurf macht aber den fettesten Boden, in welchem alle Gewächsarten mit ungewöhnlicher Kraft aufschießen und gedeihen. Noch fanden wir hier einige abgebrochene Stücke Felsstein, ein Gemisch von Quarz und schwarzem Glimmer, und zuletzt auch ein Stückgen aufgelöseten oder verwitterten groben Granit, welcher mit einem schwarzen drusigten Glaskopf übersintert war. Die allgemeinste Bergart dieser Insel besteht, soweit sich von der Uebersicht der Gegend am Haven urtheilen ließ, in Thonschichten, welche mit Alaunerde gemischt sind, und reine Kreide klumpenweis enthalten. Diese Lagen betragen sechs Zoll mehr oder weniger in der Dicke, und liegen beynahe waagerecht. An einigen wenigen Stellen fand ich noch einen schwarzen weichen Sandstein, welcher ein Gemisch von Thon und volkanischer Asche war. Hin und wieder bricht auch eine braune thonartige Trippelerde von der Gattung, die in England gewöhnlich Faulstein (rottenstone) heißt.Dieser englische Faulstein (rottenstone) sieht von dem Brennbaren oder Erdpech, womit er durchzogen ist, beynahe so dunkelbraun, als Umber, aus. Man gebraucht ihn zur Politur der Metalle. Er muß aber nicht mit dem Stinkstone der Engländer verwechselt werden, welches unser Saustein, oder ein mit Perroleo oder einer Phosphorsäure durchdrungener Kalkspath ist. Zwischen dieser und dem obigen Sandstein findet sich eine Schicht, welche aus einer Mischung von beiden besteht. Auf den Bergen, welche zwischen dem Haven und dem Volkan belegen sind, giebt es an mehreren Stellen eine weisse Thonart, durch welche, vermöge der Nähe des Volkans, beständig wässerige und schwefeligte Dünste emporsteigen. Diese Stellen werden von den Dämpfen unleidlich erhitzt. Der Thon hat einen zusammenziehenden, und wie mich dünkt, alaunartigen Geschmack, und man bemerkt darinn angeflogenen gediegenen Schwefel, nebst einigen grünen Kupferflecken.Volkanische Produkte sind in der Nähe dieser Solfatarra sehr häufig. Die Steinarten dortherum sind Laven; der Sand volkanische Asche, und der Boden Thon mit eben solchem Sande gemischt. Die weisse Thonart ist also ohne Zweifel ebenfalls ein volkanisches Produkt, welches eine neue Veränderung erlitten hat. – Baumé hatte zuerst den Gedanken, daß dergleichen Thonarten durch die Wirkung der Vitriolsäure auf glasartige oder verglasete Materien, entstehen. Hr. Ferber aber wußte zuerst diese Idee auf die großen Arbeiten der Natur in den Solfatarren anzuwenden, wie man im 9ten Briefe (vom 17ten Februar 1772.) der lehrreichen Reise dieses großen Mineralogen durch Italien ausführlicher lesen kann. Der Ritter William Hamilton, hatte zwar bereits 1771 die Solfatarra am Vesuv besucht, allein das wunderwürdige Werk oer Natur, welches daselbst vor sich geht, scheint er nicht einmal geahndet zu haben: denn er nennt es in seinem Briefe an den verstorbenen D. Maty, (vom 5ten März 1771.) eine Verkalchung, und erzählt, »daß er an einem großen Klumpen Lava, dessen eine Hälfte von den Dünsten unberührt, folglich unverändert geblieben war, die andre Hälfte vollkommen verkalcht gesehen habe; ja daß sogar an einigen Stücken der Mittelpunkt bereits in echten Marmor verwandelt worden sey.« Hält man gegen diese Ausdrücke die Ferberische Bemerkung, daß der weisse Thon von der Solfatarra, dem äusserlichen nach zu urtheilen, leicht für Kalkstein gehalten werden dürfte, so hat man den Ausschuß, wie der Ritter dazu gekommen sey, dabey an Verkalchungen und Marmor zu denlen. In den 1776 zu Neapel herausgekommenen prächtigen Campis Phlegraeis ist von Marmor und Verkalchung die Reue nicht mehr, sondern der Ritter Hamilton eignet sich selbst darin die Ferberische Entdeckung auf eine etwas anzügliche Art zu. Wie gegründet seine Klage gegen Hrn. Ferber seyn möge, wird nunmehr ein jeder, der Thon von Kalch zu unterscheiden weiß, beurtheilen können. Auch ist es wohl nicht ohne Absicht geschehen, daß der obenerwähnte Btief des Ritters vom 5ten März 1771 in den Campis Phlegraeis fehlt, da sonst alle die übrigen, welche ehemals in Oktav erschienen, von neuem in diesem schönen Werke abgedruckt worden sind. Unter diesen Solfatarren, aus welchen bey jedem Auswurf des Volkans die Dünste häufiger hervordringen, giebt es, unten am Strande, (in gleicher Höhe mit dem höchsten Standorte der Fluth,) etliche Heisse Quellen, welche aber nicht im mindesten geschwefelt zu seyn scheinen. In der Nähe dieser Solfatarren oder Dampflöcher, findet, man noch eine rothe Ocher- oder Vitriolerde, die dem Colcothar Vitrioli ähnlich sieht, und von den Einwohnern als Schminke gebraucht wird, mit welcher sie sich das Gesicht bemalen. Violette, schwarze und weisse Bimssteine von ungleicher Schwere sind überall auf der ganzen Insel ausgestreut. An der Südseite ist eine Felsenklippe vorhanden, in welcher ich verschiedene Stücken Lava, einige schwarz und dicht, andere durchlöchert und mit grünen und weissen Schörlkrystallen, und noch andere, grau und schwammigt, mit gelben und schwarzen Schörlen, fand. Ausser diesen Sorten gab es noch eine röthliche Lave, oder Tras, der so leicht wie ein Bimsstein war. Kalkartiger Tuff (tophus) mit vielen Pholadennestern angefüllt, wird längst dem Strande angetroffen.

Vermuthlich enthält die nahgelegene Insel Anattom ebenfalls volkanische Materien; wenigstens versicherten die Einwohner von Tanna, daß ihre aus dichtem schwarzem Paragon, oder Basalt, verfertigten Aexte dorther geholt würden. Sie nannten diese Art Aexte: Pahà-Bittaf, um sie von Pahà-Bùschan, einer andern Art, zu unterscheiden, welche aus einem Stück einer weissen Muschel, von der Insel Immer, gemacht werden. Den erstern Namen gaben sie auch unsern eisernen Beilen.

Neukaledonien, nebst den anliegenden Eilanden, wird von Madrepor- und Korallenriefen eingeschlossen. Muschelsand, mit Quartztheilchen vermengt, bedeckt den Strand. Auf der Ebene findet man eben diesen Sand mit schwarzer Gartenerde gemischt, welche durch Düngung und Wässerung urbar gemacht wird. Die Anhöhen bestehen, wo ich sie in Augenschein nahm, aus gelbem ocherigen Thon, mit reichlich eingesprengtem Glimmer und Katzensilber (mica argentea). Die höheren Gegenden bestehen ganz aus einer Art von Gestellstein, der aus Quarz und großen Klumpen Katzensilbers gemischt ist (saxum quartzo et mica argentea compositum). Das Katzensilber ist bisweilen hochroth oder orangegelb, welches von einem Eisenocher herrührt. Westwärts von unserm Ankerplatze, liegen nahe am Strande einige große Massen eines sehr harten, schwarzgrünen Hornsteins (talcum corneus Linn.), voll kleiner Granaten, wie Nadelköpfe groß (saxum corneum, granatis mixtum.) An mehrern Stellen trift man große Stücke von weissem, durchsichtigem Quarz, dessen Ritzen zuweilen rothgefärbt sind. Mit der Schärfe, welche dieser Quarz im Bruche bekommt, schneiden die Einwohner sich das Haar. Diese Leute führen auch beständig eine Art Schleudersteine in kleinen Taschen bey sich; die Figur dieser Steine ist länglich- rund und an beyden Enden etwas zugespitzt. Sie werden aus einer Art Seifenstein (sinectites) verfertigt. Endlich so bricht hier eine faserige, grüne Asbest-Art.

Wenn man nicht die Korallien und Madreporen rechnen will, welche den Küsten so vieler Inseln zur Einfassung dienen, so habe ich in allen Ländern, welche wir auf dieser großen Reise besuchten, keine einzige Versteinerung gefunden.Allerdings muß man Madreporen und Madreporiten unterscheiden. G. F. Aus allem obigen erhellet nun, wie mich dünkt, ganz deutlich, daß alle hohe bergigte Inseln im Südmeere, zwischen den Wendekreisen, von Volkanen einige Veränderung erlitten haben: und die noch würksamen feuerspeyenden Berge auf Tofua, Ambrrym und Tanna bekräftigen dieses noch mehr.

Kies und schwefelartige Materien, nebst einigen Eisen- und Kupfertheilchen, sind auf mehrern dieser Inseln unstreitig vorhanden: reiche Erzgänge aber am wahrscheinlichsten in den Gebirgen von Neukaledonien, und vermuthlich auch in den Neuseeländischen, anzutreffen; dahingegen in allen volkanischen Eilanden die metallischen Theile schon längst durch die Gewalt des unterirrdischen Feuers zerstört und verschlackt seyn mögen. In Neukaledonien und Neuseeland ruhen sie noch ungestört in Bergarten, welche bisher immer zu den ursprünglichsten gezählt worden sind, und worin man jederzeit ausschliessungsweise Erzadern angetroffen hatEs ist hier die Rede blos von Gängen, und nicht ven Flötzen, die zwar ebenfalls Erze enthalten, aber eines ganz andern Ursprungs, als die uralten Berge sind.. Dieser ganz allgemeinen, aber wahrscheinlichen Vermuthung kann ich nichts ferneres hinzufügen, indem eine nähere Berichtigung der Oryktologie eines jeden Landes, welches wir besuchten, bey der Kürze unseres Aufenthalts, bey der Mannigfaltigkeit unsrer Beschäftigungen, und bey dem Mangel an nöthigen Hülfsmitteln, nicht ins Werk zu stellen war.


 << zurück weiter >>