Georg Forster
Bemerkungen ... auf seiner Reise um die Welt ...
Georg Forster

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Zweyter Abschnitt. Inseln.

Die Inseln, welche wir auf unserer Reise gesehen haben, liegen theils im heißen, theils im gemäßigten Erdstrich. Die ersteren können füglich in hohe, und in niedrige oder flache Inseln abgetheilt werden.

Die hohen Inseln innerhalb der Wendekreise sind entweder mit Ebenen begränzt und in Riefe eingeschlossen, als: O-Taheiti, nebst Mäatea und allen Societätsinseln; desgleichen die höheren Freundschaftlichen Inseln: Tongatabbu, Ea-Uhwe und Namoka; endlich auch Turtle-Eiland (die Schildkröteninsel) und Neukaledonien - oder, es fehlen ihnen diese Riefe, als: den Marquesasinseln, allen neuen Hebriden, Savage-Eiland, und, unter den Freundschaftlichen Eilanden, den Inseln Tofua und O-Ghao.

Die niedrigen Eilande die wir kennen, sind Chain-Eiland (die Ketteninsel) nebst vier andern, die der Herr von Bougainville vielleicht gesehen hat; ferner Tedhuroa, Teaukéa, die vier Palliserseilande, Tupay, Howeseiland, Mopiha, Palmerstoneiland, Immer, eine der neuen Hebriden, und der ganze Archipelagus der niedrigen Freundschaftlichen Inseln.

Gleich auf den ersten Blick entdeckt man den Unterschied dieser von grundaus unähnlichen Inseln. Die sogenannten niedrigen Eilande sind schmale, ganz flache Korallenklippen, welche einen Kreis bilden, und innerhalb desselben eine Lagune oder eine Art von kleinem See einschließen. Mehrentheils sieht man in ihrem Umkreise hie und dort kleine sandige Stellen, um ein geringes über den höchsten Standpunkt der Fluth erhöht, woselbst Kokospalmen und eine geringe Anzahl anderer Pflanzen fortkommen. Alles übrige dieses Felsenringes ist so niedrig, daß die Wellen fast beständig, auch selbst zur Ebbezeit, darüber in die Lagune gehen. Von den größern Eilanden dieser Art, sind einige das ganze Jahr hindurch bewohnt; andre werden nur bisweilen, von den Einwohnern nahgelegener höherer Inseln, wegen der Fischerey, des Vogel- und des Schildkrötenfangs besucht, noch andre aber, die gleichwol mit Kokosbäumen bewachsen sind, haben, ausser häufigen Fregattenvögeln, Tölpeln, Meeven, Meerschwalben und Sturmvögeln, gar keine Bewohner.

Die hohen Inseln beyder Art sieht man in der Ferne wie Berge aus dem Meere hervorragen; sie sind zum Theil so hoch, daß ihre Gipfel selten unbewölkt erscheinen. Wenn sie mit Riefen und, am Strande her, mit fruchtbaren Ebenen umgeben sind, ist der Abhang der Berge mehrentheils sanfter, als wo jene nicht vorhanden sind. Doch findet man Ausnahmen hievon in Ambrrym, Sandwicheiland und Tanna, wo, hin und wieder, die Anhöhen ganz gemach sich erheben.

Unter dem gemäßigten südlichen Himmelsstrich haben wir Neuseeland, die Osterinsel und Norfolkinsel im Südmeere besucht. Alle diese Inseln sind bergigt, und mit keinem Riefe umgeben; jedoch liegt die letztere auf einer Sandbank, welche sich zehn bis zwölf Seemeilen (leagues, jede von 3',) im Kreise erstreckt. Neuseeland besteht, so weit wir es untersuchen konnten, aus hohen Gebirgen, deren Gipfel im innersten des Landes fast beständig in Wolken verhüllet sind. Bey klarem Wetter sieht man die mit Schnee bedeckten Spitzen derselben auf dreyßig Seemeilen in die Runde. Eine zwote Reihe von niedrigern Bergen, ist fast gänzlich mit Waldung bedeckt, und blos an den höchsten Stellen, unfruchtbar.

Das Feuerland scheint, unserm Bedünken nach, eine Inselgruppe zu seyn, welche von mehreren tiefen Armen der See durchschnitten wird. Es besteht aus schroffen, steilen, nackten Felsen, deren Koppen, vorzüglich im inneren Theil, wohin die feuchte mildere Seeluft nicht so leicht wirken kann, die Ruhestätte des bleibenden Schnees sind. Die östliche Küste des Feuerlandes hat einen sanftem Abhang gegen le Mairens Meerenge, und ist an einigen Stellen mit Waldung bedeckt. Staatenland hingegen gleicht dem öden Theil des Feuerlandes, und auf den Gebirgen desselben war noch im Jenner, oder in der Mitte des dortigen Sommers, überall Schnee vorhanden.

Südgeorgien, eine Insel deren Länge ohngefähr achtzig Seemeilen (= 240') beträgt, ist ein Klumpen hoher Berge, von denen, in der Mitte des Jenners, kein einziger von Schnee entblößt war. Sogar alle Häven waren mit Eis angefüllt, und blos längst der Seeküste gab es einige nackte von Schnee entblößte Felsen.

Am weitsten gegen Süden sahen wir zuletzt in dieser schauerlichen kalten Gegend das Sandwichland, und dessen Südspitze, das südliche Thule. Diese Inselgruppe ist ganz mit Eis und ewigem Schnee bedeckt.

- - Pigris ubi nulla campis
Arbor aestiva recreatur aura:
Quod latus mundi nebulae malusque
Iupiter urguet.
HOR. Lib.I. Od. 22


 << zurück weiter >>