Georg Forster
Bemerkungen ... auf seiner Reise um die Welt ...
Georg Forster

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Erster Abschnitt.

Pflanzenreich.

Die organischen Körper bedecken theils die äußere Oberfläche des Erdbodens, theils aber wohnen sie auf derselben, und gehören, diesem Unterschiede gemäß, entweder zum Pflanzen- oder zum Thierreich, welchem letztern auch noch das Empfindungsvermögen, oder die Sinneskraft eigenthümlich zukommt. Die Gewächsarten, welche wir während unserer Fahrt, in so manchem Lande sammelten, sind merklich verschieden, neu, und seltsam, wie die Beschaffenheit eines jeden dieser Länder es mit sich bringt, und wie selbst ihr äußerliches Ansehen es vermuthen läßt. Von jenen niedrigen Eilanden des heissen Erdstrichs, (welche blos aus Korallklippen bestehen, und kaum mit etwas Sand bedeckt sind,) zu den Societätsinseln von ansehnlicher Höhe, mit fruchtbaren Ebenen und Korallenriefen, und von diesen zu den übrigen Inselgruppen, die zwar bergigt, aber weder mit Riefen noch mit Ebenen umgeben sind, ist der Abstand schon beträchtlich. Um wie viel, selbst die unansehnlichsten unter diesen Inseln, reizender als die rauheren Gebirge von Neuseeland, um wie viel trauriger noch als diese die äußersten Südspitzen von Amerika, endlich wie öde die von uns neuentdeckten südlichsten Küsten sind, – das haben wir bereits im vorigen zur Genüge bemerkt. In einem ähnlichen Verhältniß ist nun auch die Vegetation dieser Länder, in Absicht der Zahl, Statur, Schönheit und Brauchbarkeit der Pflanzen verschieden.

Der geringe Umfang der flachen im stillen Meere zerstreuten Eilande, kann nur wenigen Gewächsarten Nahrung geben. Indeß verschaft ihnen die Menge ihrer Kokospalmen, in der Ferne, ein ganz anmuthiges Ansehen. Am Strande kommen außerdem noch einige andere Bäume und Stauden fort, die aber auch, nebst etlichen wenigen antiscorbutischen Kräutern und solchen Pflanzen, welche die Eigenschaft die Fische zu betäuben besitzen, die ganze dortige Flora ausmachen.Zu den Mitteln wieder den Scharbock kann man die Cardamina sarmentosa und das Lepidium Piscidium rechnen, welches letztere, nebst der Gallega littoralis LIN. von den Einwohnern beym Fischfang genutzt wird, und, mit einer Lockspeise ausgestreut, die Fische betäubt. G. F.

Herrliche Aussichten, reizende Gestalten und Farbenmischungen, welche alle Begriffe des Schönen erregen, sind, auf den Societätsinseln, das gemeinschaftliche Werk der Natur und der Kunst. Dort findet man in den Ebenen, auf den Anhöhen, und auf den hohen Gebirgen, überall andre Gattungen von Pflanzen. Die Ebenen, welche den Rand jeder Insel ausmachen, sind zum Anbau vorzüglich bequem; in ihrem ganzen Umfange, und in den entferntesten Vertiefungen der Thäler, welche sich bergein erstrecken, ist alles mit Pflanzungen bedeckt. Ein zahlreiches Völkchen, dem es gelungen ist, sich auf einen höhern Grad der Kultur als seine Nachbarn zu schwingen, hat hier die rauhen Pfade der Natur geschmückt, und überall die Mannigfaltigkeit eines blühenden Gartens hervorgebracht. Statt modernder Zweige und Blätterhaufen, wo sonst üppigwachsende Dornsträuche, Farrnkräuter und andre schmarotzende Pflanzen Nahrung finden, ist hier der Boden mit einem Wasen von Grasarten bekleidet, der ohne Anbau nicht vorhanden seyn würde. In mäßiger Entfernung von einander überschatten Fruchtbäume den Rasen, der, wieder die brennende Sonne geschützt, sein lebhaftes Grün unversehrt behält. Auch die Hütte des Landmanns genießt gleichen wohlthätigen Schutz von den umhergepflanzten Baumgruppen und Gesträuchen. Die ersten Anhöhen, welche die Ebene begränzen, sind oft gänzlich von Bäumen entblößt. Die Sonne wirkt daselbst ungehindert fort, und läßt keinem Grashalm, und keiner zarten Pflanze Nahrung finden. Ein äußerst dürrer Farrn (Polipodium furcatumAcrostichum Furcatum LINN.) und ein paar eben so abgehärtete StaudenDodonæa ehemals (Prelea) viscosa LINN.und unser Leptospermum collinum, welches die Herren Banks und Solander Merrosideros spectabilis nennen. bedecken diese sonst öden Hügel, und scheinen der Gewalt der Sonne im Zenith zu trotzen. Etwas höher hinauf findet man am Abhange der Berge, Waldungen, welche stets zunehmen, bis endlich die höchsten Gipfel überall mit Bäumen bewachsen sind. Auf diesen oft umwölkten Höhen ist die Witterung schon sehr gemäßigt, so daß allerley Pflanzen mit starkem Wachsthum hervorsprossen. Moose, Farrne, parasytische Blumen (Epidendrum) und ähnliche Geschlechter, die gern im Nassen wachsen, sind hier die häufigsten, und bedecken sowohl das Erdreich, als auch die Stämme und Aeste der mehresten Bäume.

Vielleicht wird es meinen Lesern nicht unangenehm seyn, hier zugleich ein Verzeichniß der vorzüglichsten Pflanzen, welche von den Einwohnern der Societätsinseln auf den Ebenen gebauet werden, anzutreffen.Dieses Verzeichniß habe ich der Uebersetzung beygefügt; im Englischen wird davon nichts erwähnt. G. F. Von unmittelbarem Nutzen sind: 1) der Kokos-Palmenbaum, 2) der Pisang- oder Bananenstamm, 3) der Brodfruchtbaum, 4) der taheitische Mirobalanen- oder unrichtig sogenannte Apfelbaum, 5) der Papiermaulbeerbaum, dessen innere Rinde oder Splint zur Kleidung verarbeitet wird; 6) der Jambusenbaum, 7) die sammetblättrige und 8) die gewöhnliche eßbare Aronswurzel, 9) die Igname- oder Yamswurzel, 10) die süßen Batatten, 11) das Zuckerrohr, 12) die Klebwurz, 13) die vielblättrige Zehrwurz, 14) der Taumelpfeffer, und 15) der sogenannte tahitische Kastanienbaum, eigentlich ein neues Geschlecht. Zur Zierde wird gepflanzt, 16) der schinesische Eibisch, 17) wegen der wohlriechenden Blumen, die in England fälschlich so genannt kapische Jasminstaude oder Gardenie, und 18) der schöne Guettardenbaum. Auch werden gewisse Pflanzen, vielleicht nach religiösen Vorschriften, um die Grabstätten gepflanzt: z.B. 19) der indianische Drachenbaum, dessen Blätter die Einwohner auch als Friedenszeichen in den Händen zu tragen pflegen, 20) das Schönblatt, dessen Holz dem Kokosöhl einen angenehmen Geruch mittheilen soll, 21) eine Cratävenart, 22) der pappelblättrige Eibisch, dessen Blmuenknospen den tahitischen Zeugen eine strohgelbe Farbe mittheilen, 23)das Keulenholz, welches mehrentheils zu Waffen und Hausgeräthen verarbeitet wird, und 24) der wilde Palmnußbaum, dessen Früchte geopfert werden.Hier sind die lateinischen Benennungen der obigen Pflanzen:
1) Cocos nucifera. LINN.
2) Musa paradisiaca et sapientum. LINN.
3) Artocarpus communis. FORSTER.
Sitodium altile BANCK.
4) Spondias dulcis FORST. et BANCKS.
5) Morus papyrifera. LINN.
6) Eugenia malaccensis. LINN.
7) Arum esculentum. LINN.
8) .... macrorbizon. LINN.
9) Dioscorea alata. LINN.
10) Convulvulus Batatas. LINN.
11) Saccharum officinarum. LINN.
12) Tacca pinnatifida. FORST.
Chaitea Tacca. BANCKS.
13) Dracontium polyphyllum. LINN.
14) Piper methysticum. FORST.
15) Inocarpus edulis. FORST.
Amorum fagiferum. BANCKS.
16) Hibiscus Rosa finensis LINN.
17) Gardenia florida? LINN.
18) Guettarda speciosa. LINN.
19) Dracaena terminalis. LINN.
20) Calophyllum Inophyllum. LINN.
21) Crataeva religiosa. FORST.
22) Hibiscus populneus LINN.
Ist eigentlich ein neues Geschlecht:
Thespesia populnea. BANKS.
23) Casuarina equisetifolia RUMPH. FORST. BANKS.
24) Athrodactylis indica. FORST
Pandanus. RUMPH. BANKS.
G.F.
Nordostwärts von den Societätsinseln liegen die vom Admiral Mendanna sogenannten Marquesas de Mendoza, welche, bis auf die Ebenen und Riefe, die ihnen fehlen, jenen völlig ähnlich sind. Ihre Waldungen erstrecken sich bis an den Strand herab, und mitten in denselben liegen die Pflanzungen zerstreut. Die Mannigfaltigkeit der Kräutergattungen ist folglich dort weniger beträchtlich.Indessen fanden wir hier die Schirmpalme (Corypha umbraculifera LINN.) die uns auf keiner andern Insel des Südmeeres vorgekommen ist. G. F. Gleich neben den Societätsinseln sollte billig, in Betracht des Pflanzenreichthums und der schönen Aussichten, jene volkreiche Inselgruppe den Rang behalten, welche zuerst von dem holländischen Seefahrer Tasmann entdeckt, und von Capitain Cook, wegen der sanften Gemüthsart ihrer Bewohner, mit dem Namen der freundschaftlichen Inseln belegt worden ist. Sie ragen zu hoch über dem Meere hervor, um zu den niedrigen Eilanden gezählt zu werden; sind aber doch nicht bergigt genug, um mit den übrigen hohen Inseln der Südsee in Einer Classe zu stehen. Auf ihrer mehrentheils ebenen Fläche sieht man überall gebahnte Pfade und unzähliche Pflanzungen, mit artigen Hecken umzäunt. Demohngeachtet ist die Zahl der einheimischen, ohne Kultur wachsenden Pflanzen, welche neben den gebauten, in der unregelmäßigen Schönheit eines englischen Gartens, fortkommen, ziemlich ansehnlich.Die cultivierten Pflanzen sind mehrentheils alle diejenigen, welche auch auf den Societätsinseln gepflanzt werden. Ausserdem findet man hier noch Pumpelmosen (Citrus decumanus LINN.) in Menge. Wegen der schönen oder wohlriechenden Blüthen wird auch eine Art der Fieberrinde, (Cinchona corimbifera FORST.) ein Jasmin (Jasminum simplicifolium FORST.) die Prachtlilie (Crinum asiaticum LINN.) und um der gelben Wurzel willen, die Gelbwurz (Curcuma longa LINN.) um die Häuser gepflanzt. G. F.

Mit einem sehr verschiedenen Vorrathe von Pflanzen, prangen die mehr westlich gelegenen neuen Hebriden. Zwar haben sie nicht, wie die Societätsinseln, Ebenen und Riefe, dagegen aber große Thäler, sanfte Anhöhen und hohe Berge. Ueberall sieht man fast nichts als Wälder, in denen die Pflanzungen der Einwohner, wie Inseln im Meere, zerstreut und abgesondert liegen. Auch ist ihre Bevölkerung noch sehr gering, die Zahl der wilden Pflanzenarten hingegen beträchtlich.Die Lage dieser Inseln bringt gleichwohl auch in der Zahl und Beschaffenheit der gebauten Pflanzen eine Abweichung von den vorhererwähnten, ostwärtsgelegnen hervor. Daher fehlen hier bereits die Mirobalane, die Klebwurz und Zehrwurz, der chinesische Eibisch, die Guettarde, das Schönblatt, die Cratäve, und einige a. m. Hingegen wird ihre Stelle durch andere Gewächse ersetzt: z. B. die Pommeranze, (Cirrus anrantium Linn.) die Kolpalme (Areca oleracea Linn.) die Stetculia foetida und St.Balangas Linn.; den Keuschheitsbaum (Vitex trifolia Linn.) den Katapnußbaum (Terminalia Catappa Linn.) ein paar neue Geschlechter, nämlich: Euodia hortensis und Pometia pinnata; und endlich fünferley Feigenbäume mit eßbaren Blättern und Früchten, (Ficus septica, aspera, scabra, und Granatum.) G. F.

In dem dürren Erdreiche von Neukaledonien, welches von allen übrigen Inseln des stillen Meeres so ganz verschieden ist, kommt gleichwohl eine Menge Pfianzen zum Vorschein, die aber größtentheils zu neuen, und zwar auszeichnend neuen Geschlechtern gehören. Ein Rief von Korallenklippen umringt hier die Küste, jedoch in beträchtlicher Entfernung. Auch sind einige schmale ebene Strecken Landes längst dem See-Ufer, wie in den Societätsinseln, die einzigen bebauten Gegenden, deren Ertrag aber, dem äussersten Fleiß der Bewohner ohnerachtet, ihnen kaum den nothdürftigsten Unterhalt reicht und vielleicht der Bevölkerung nachtheilig ist. Alle diejenigen unter unsern Reisegefährten, welche ehedem, in der Endeavour, mit Capitain Cook Neuholland besucht hatten, versicherten mich, daß die Pflanzenprodukte jener nahgelegnen Küste, mit denen von Neukaledonien die größte Uebereinstimmung haben.

Das eigenthümliche im Anblick heißer Länder geht ausserhalb der Wendekreise gleich verlohren. In Neuseeland vermißt man es schon. Die nördlichste dieser beyden Inseln ist zwar gebirgigt, allein ihre Anhöhen sind sanft abhangend, von beträchtlichem Umfange, und zum Theil sogar angebaut. Indeß müssen wir unsere Bemerkungen auf die südliche Insel einschränken, weil wir die nördliche gar nicht besucht haben. Die Landschaft besteht hier aus mehrern über einander liegenden Gebirgsreihen, davon die innerste und höchste mit bleibendem Schnee bedeckt ist. Jähe unzugängliche Felsenhöhen, enge Thäler, alles ist in dicke Waldungen verhüllt. Je weiter nach der Südspitze zu, je schroffer werden die Felsen, und der freyen Stellen, wie man sie in Norden noch antrift, die mit Gräsern, Binsen, u. d. gl. überwachsen sind, desto weniger. Die Witterung auf dieser Insel ist so gelinde, daß allerley europäisches Gesäme, welches wir in der Gegend von Charlottensund ausgestreut hatten, sogar mitten im Winter kräftig hervorsproßte. Die einheimischen Gattungen sind zahlreich und in hohem Grade fruchtbar. Allein seit Entstehunq dieser Wildnisse hat der menschliche Fleiß noch gar nichts daran gethan; der Wald ist daher zum unzugänglichen Labyrinthe geworden, wo Dornen, Schlingpflanzen, und Büsche ohne Zahl in einander verwebt, allen zartern Kräutern (plantis herbaceis) das Wachsthum verhindern, und denselben blos am Strande,längst dem äußern Rand der Waldung, eine Stelle übrig lassen. Unter diesen sind die mehresten als Mittel wider den Scharbock, oder als Gemüse, zu gebrauchen.In der nördlichen Insel von Neuseeland werden, nach dem Berichte voriger Reisenden, die süssen Batatten (Convolvulus Batatas LINN. var. chrisorrhizus,) und der Papiermaulberbaum gepflanzt. Die antiscorbutischen Pflanzen hingegen, die auch als Gemüse zu geniessen sind, bestehen aus folgenden Sorten, 1) eine Art Sellery (Apium sapidum BANKS.) eine Kressenart, welche bey unsern Seefahrern unrichtig Löffelkraut (Scurvygras) hieß, (Lepidium oleraceus FORST.) die gewöhnliche Saudistel (Sonchus oleraceus LINN.), eine Art des Vierecks, (Tetragonia cornuta FORST.) und ein Zahnkraut (Dentaria - - - - . BANKS. et F.) die frischen Blätter eines myrthenartigen Baumes ließen sich statt Thee gebrauchen, und die jungen Schossen eines Nadelholzes, (Dacridium cupressinum BANKS.) welches viel ähnliches mit dem Eibengeschlechte hat, mit etwas Hefen und Zuckersyrup gemischt, gaben ein gesundes Bier. Unsere Seeleute nannten diesen Baum den Sprossenbaum (Spruce tree). Die schöne Pflanze, welche den neuseeländischen Flachs giebt,(Phormium tenax FORST.)gehört unter die lilienartigen Gewächse.

Die westliche Küste des Feuerlandes, an der Südspitze von Amerika, ist ein ödes und nacktes Felsengebirge, mit schneebedeckten Gipfeln. In einem großen Haven desselben, nordwestwärts vom Cap Horn, wo wir einige Tage zubrachten, fand man nirgends eine Spur des Pflanzenreichs, ausgenommen auf etlichen flachen, felsigen Holmen, die mit einem sumpfigen, moosartigen Wasen bedeckt waren, und in den niedrigsten Thälern oder Bergklüften ein kleines Gesträuch, darunter nur selten ein Baum war, aufzuweisen hatten. Alle höhere Gegenden sind durchgehends schwarze von Pflanzen gänzlich entblößte Felsen. Das armseelige Verzeichniß der dortigen Flora hat gleichwohl eine Art Sellery (Apium decumbens BANKS.) aufzuweisen, welche von der Vorsehung fast über den ganzen Erdboden, als ein bewährtes Mittel wider den Schaarbock, ausgestreuet worden ist. Die Nordostküste des Feuerlandes, welche sanfte Anhöhen und, am Fuß der Berge, eine geraume Ebene hat, wo alles einen größern Reichthum von Pflanzen vermuthen läßt, haben wir nicht betreten.

Die Insel Neugeorgien, unter einerley Polhöhe mit dem Feuerlande, ist noch weit öder, und schien manchen unter uns, ehe wir nahe genug waren um das Land deutlich zu unterscheiden, eine bloße Eismasse zu seyn. Schwerlich dürfte man anderwärts Gebirge mit solchen Zacken und schroffen Spitzen antreffen. Mitten im Sommer sind sie mit Schnee beladen, der sich bis an den Meeresstrand herab erstreckt. Nur auf Landspitzen wo die Sonne noch einigermaßen würken kann, schmilzt endlich jene Winterdecke und läßt den schwarzen Felsen völlig entblößt zurück. Wir fanden an unserm Landungsorte, in Possessionsbay, nur zwo Pflanzenarten; nemlich das Hakenkraut (Ancistrum decumbens FORST.) und eine Art des Knaulgrases (Dactilis caespitosa,) beyde so klein und abgezehrt, daß man ihr Vaterland daran erkannte.

Sandwichland, welches noch vier Grade südlicher liegt, ist vermuthlich ganz unfähig irgend einer Pflanze Nahrung zu verschaffen. Es ist noch höher als Neugeorgien, aber, bis auf einzelne Klippen, überall mit Eis und Schnee bedeckt, und fast beständig in Nebel gehüllt, welche uns nur dann und wann den Anblick des untern Theils der Küste gewährten, gerade als ob keines Sterblichen Auge den vollen Anblick dieser Einöde hätte ertragen können.

1) Zahl der Gattungen.

Wenn gleich aus dem Vorhergehenden erhellet, daß in den antarktischen Gegenden die große Kälte das Pflanzenreich gleichsam im Keim erstickt; daß folglich nur in den Ländern des gemäßigten Himmelsstriches eine Mannigfaltigkeit der Arten gesucht werden muß, welcher nichts als die Hülfe des Menschen entgeht, um sie dem Pflanzenreichthum des heißen Erdgürtels gleich zu stellen: So bleibt demohngeachtet die Anzahl der verschiedenen Gattungen allemal in einigem Verhältniß mit dem Umfange der Länder. Große, feste Länder bieten größere Schätze dar als Inseln; und eben daher hat Herr Banks, mit seinem Reisegefährten Solander, auf der östlichen Küste Neuhollands eine so reiche Erndte gefunden, daß ein dortiger Haven, zum Andenken dieses Umstandes den Namen Botany-Bay erhielt.Innerhalb 3 Wochen fanden jene beyden großen Naturkundiger daselbst an 400 neue Pflanzengattungen. G. F.

Nach dieser Bestimmung kann man würklich, sowohl Neuseeland als die Inseln des heißen Strichs im Südmeere, für verhältnißmäßig reich an Pflanzen halten. Unmöglich läßt sich über ihre Anzahl etwas gewisses bestimmen, indem man so wenig Gelegenheit gehabt, ihre Schätze zu ergründen. Wir besitzen aus Neuseeland etwas über hundert und funfzig neueDie Anzahl der Gattungen wird in der Übersetzung durchgehends anders, als im Original erscheinen, indem unsere Kräutersammlung seitdem einer genaueren Revision unterworfen gewesen ist, welche diese richtigere Bestimmung möglich gemacht hat. G.F. und nur zehn bekannte Linnäische Gattungen; so entfernt und den unsrigen unähnlich sind dort die Gestalten des Pflanzenreichs. Unsere botanischen Erndten fielen aber blos im ersten Frühlinge, und einmal bey eintretendem Winter, schränkten sich auch überdem nur auf zwey verschiedene Orte der südlichen Insel ein. Hieraus läßt sich leicht erachten, daß die vollständige Flora dieses Landes ungleich beträchtlicher seyn müsse, doch würde zu derselben Erschöpfung freylich eine bessere Jahrszeit und längerer Aufenthalt unumgänglich nothwendig gewesen seyn.

Das Verhältniß zwischen den bekannten und unbekannten Gattungen ist auf den Inseln des heissen Erdstriches von dem Neuseeländischen ganz verschieden. Unsre dort entdeckten und vorhin unbekannten Pflanzenarten belaufen sich auf zweyhundert und vierzig; die von dem großem Linne´ bereits beschriebenen aber auf einhundert und vierzig; sie machen also mehr als ein Drittheil der ganzen Sammlung aus. Der Anbau trägt wohl das meiste hiezu bey, indem die gepflanzten Gattungen wahrscheinlicherweise durch die Einwohner aus ihren ehemaligen Ostindischen Wohnsitzen hieher gebracht seyn mögen. Diese waren also den Kräuterforschern bereits auf andern Wegen bekannt geworden. Es könnten aber auch mit diesen die Sämereyen von allerley ostindischen wilden Pflanzen hiehergeführt worden, und daher die übrigen bekannten Gattungen auf den Inseln des stillen Meers entsprossen seyn. Die neuen, oder bis jetzt unbekannten dortigen Pflanzen würden in solchem Falle entweder die wahren einheimischen, oder solche seyn müssen, die der Aufmerksamkeit unsrer Botaniker in Indien bisher entgangen wären. Jene ganze Summe von 380 Pflanzengattungen, die wir auf den Inseln des Südmeers im heissen Erdgürtel gefunden haben, ist, wie jedermann sieht, bey weitem nicht ihre vollständige Flora. Vielleicht würden so viel Monathe, als wir Tage auf diesen Inseln zugebracht haben, kaum hinreichend seyn, eine ganz vollständige Sammlung dorther zu holen. Aus den unbebauten Gegenden, welche auf den Neuen Hebriden so häufig sind, läßt sich noch viel Neues erwarten, weil diese Inseln von ansehnlicher Größe sind, und einen überaus fruchtbaren Boden haben. Wir konnten daselbst nur wenige Entdeckungen machen, weil die mißtrauische Gemüthsart der Einwohner alle unsre Anschläge, ins Land zu dringen, vereitelte, und uns von der Vegetation so wie wir sie in der Nähe des Strandes sahen, den innern Reichthum blos ahnden lies. Oft hatten wir Spuren von Pflanzen, ohne diese selbst antreffen zu können. So fanden wir, z. B. auf der Insel Tanna, im Kropf einer Taube,Columba globicera. FORST. Es ist die nämliche Gattung von Tauben, welche in den Moluckischen Inseln, nach Rumpfs Berichte, die Muskatnüsse aussäen hilft, indem sie solche niederschluckt, und unverdaut wieder von sich läßt. eine wilde Muskatnuß, welche noch in der sogenannten Muskatblume, (macis), oder eigentlich einer hochrothen Haut, eingewickelt lag. Die Nuß hatte die braune Farbe und den scharfgewürzten Geschmack einer ächten Muskatnuß, allein sie war länglicher, und ohne Geruch. Von den Einwohnern erhielten wir hernach mehrere Nüsse dieser Art, welche vermutlich von dem spanischen Seemanne Quiros gemeynt wird, indem er, unter die Produkte seines H. Geistlandes, (Tierra del Espiritu Santo) auch die Muskatnuß herrechnet. Durch diesen und ähnliche Umstände erhält die Erzählung dieses kühnen Befehlshabers jene Glaubwürdigkeit die man ihr sonst abzusprechen pflegte, und man wird kaum mehr zweifeln können, daß die übrigen Produkte, welche er diesen Inseln zuschreibt, als Ebenholz, Pfeffer, Zimmet und Silber, nicht würklich daselbst vorhanden seyn sollten.

So gering, beydes, der Umfang der niedrigen Eilande und die Zahl ihrer Pflanzengattungen ist, so merkwürdig, muß ich dennoch gestehen, ist es, daß wir nie auf einer derselben gelandet haben, wo uns nicht eine oder die andere Entdeckung zu Theil geworden wäre. Savage Eiland (die Insel der Wilden), welche ihrer Erhöhung von etlichen Fuß ohnerachtet, dennoch, wie die übrigen niedrigen Eilande, aus Korallenfelsen besteht, bot uns, gleich am Strande, schon verschiedene neue Pflanzen dar, welche in den Höhlungen des Korals, fast ohne alles Erdreich, Wurzel gefaßt hatten. Das Innere dieser Insel schien dem Naturforscher viel zu versprechen; allein ihre unfreundlichen Einwohner nöthigten uns, sie schleunig zu verlassen.

Die Osterinsel liegt im 27° S. Br. folglich dem Wendekreise so nahe, daß man sie füglich zu den Inseln des heissen Erdstrichs rechnen kann, so sehr auch ihre Beschaffenheit, mit allen Vorhergehenden contrastirt. Ihre holländische Entdecker haben sie entweder der Wahrheit wenig gemäß (S. oben S. 132.) beschrieben, oder sie ist seit der Zeit fast von Grund aus zerstöhrt worden. Der elende Boden ist überall mit Steinen übersäet, und bringt, zehn angebaute mit eingerechnet, überhaupt nicht mehr als zwanzig Pflanzengattungen hervor, deren keine zum Baum erwächst, und die durchgehends zwergartig,und verdorrt aussehen.Ich füge hier das Verzeichnis dieser kärglichen Flora bey:
Gepflanzte (folglich wahrscheinlich hergebrachte) Arten:

1) Musa sapientum. Linn. Pisang oder Bananas.
2) Arum macrorhizon. Linn. großes Aron.
3) Arum esculentum. Linn. sammetblättriges Aron.
4) Convolvulus Batatas. Linn. süße Batatten.
5) Saccharum officinarum. Linn. Zuckerrohr.
6) Dioscorea alata. Linn. Igname, oder Yamwurzel.
7) Curcuma longa. Linn. Curcuma.
8) Morus papyrifera, Linn. Papiermaulbeer.
9) Cucurbita lagenaria. Linn. Flaschenkürbis.
10) Solanum nigrum. Linn. schwarze Nachtschatten.
ll) Hibiscus populneus. Linn. (Thespesia populnea Banks.).

Wildwachsende Arten:

12) Cyperus squarrosus. Linn.
13) Avena filiformis. Forst.
14) Paspalom undulatum. Forst.
15) Boerhaavia erecta. Linn.
16) Convolvulus pes caprae. Linn.
17) Sheffieldia repens. Forst.
18) Apium decumbens. Banks. Selery.
19) Sapindus saponaria. Linn.
20) Mimosa......(N.Sp.?) giebt das Holz zu Kähnen. G. F.
In der westlichen Gegend des Südmeeres, der Osterinsel entgegen gesetzt, liegt das kleine Norfolk-Eiland, welches, seiner geringen südlichen Breite von 29° ohnerachtet, fast lauter Neuseeländische Pflanzen trägt; nur mit dem Unterschiede, daß hier ein sanfteres Clima zum stärkeren und schnelleren Wachsthume vieles beyträgt. Indessen ist auch die nördlichste Spitze von Neuseeland nicht gar weit von dieser kleinen Insel entlegen. Eine Art Nadelholz, welches, nach den Saamenbehältnissen zu urtheilen, ins Cypressengeschlecht gehört, hat diese Insel mit den östlichen Gegenden von Neukaledonien gemein. Diese Cypressen erreichen eine ansehnliche Höhe und Stärke; ihr Holz ist schwer, aber demohngeachtet zum Schiffbau sehr brauchbar.

2) Stand.

Amerika und Asien schliessen das Südmeer von zwo Seiten ein, und je näher die Inseln dieses Oceans dem einen oder andern der genannten festen Länder liegen, desto mehr findet man daselbst ähnliche oder gemeinschaftliche Pflanzenarten. Auf den östlichern Inseln giebt es daher eine größere Anzahl amerikanischer, auf den westlichen hingegen eine größere Anzahl ostindischer Pflanzen. Indessen leidet diese allgemeine Regel auch besondere Ausnahmen. So findet man z. B. die Gardenia Florida, und den Papiermaulbeerbaum, ohnerachtet beydes ostindische Gattungen sind, nur auf den östlichern Inselgruppen der Freundschaftlichen und Societäts-Inseln. Die Klebwurz (Tacca pinnatifida Forst.) eine gleichfalls moluckische und von Rumph zuerst beschriebene Pflanze, haben wir auch nur auf den Societäts- Inseln entdeckt. Dagegen sieht man aber, auf den neuen Hebriden und Neukaladonien, die von Amerika am weitsten entlegen sind, hinwiederum einige amerikanische Geschlechter.Nämlich eine Passionsblume (Passiflora aurantia. Forst.) eine Ximenia, und die amerikanische Waltheria, G. F. Die Wanderungen der jetzigen Bewohner dieser Inseln, können an diesen Ausnahmen einigen Antheil haben. Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, daß die mehr gesitteten Völkerschaften, welche sich nach den östlichern Inselgruppen begeben haben, eine Menge Pflanzenarten aus ihren ehemaligen ostindischen Wohnsitzen mit sich genommen, welche von den wilderen Insulanern der neuen Hebriden vernachläßigt oder vergessen worden sind. Mit den Gesämen asiatischer Gartengewächse können folglich auch diejenigen wilden indianischen Pflanzensaamen auf den östlichen Inseln ausgestreut worden seyn, deren ich oben bereits erwähnt habe. Der Umstand, daß in den Societätsinseln die Pflanzen von asiatischer Abkunft gemeiniglich auf der bebaueten Ebene, die wilden amerikanischen hingegen auf den Bergen angetroffen werden, giebt dieser Vermuthung noch mehr Wahrscheinlichkeit.

Einige Pflanzen sind beinahe in allen Gegenden des Südmeers, und unter jedem Himmelsstriche anzutreffen. Hieher rechne ich ein paar Selleryarten, welche sowohl unter einander, als auch mit der unsrigen sehr genau verwandt sind, und etliche Kressenarten, welche innerhalb der Wendekreise auf den niedrigen Eilanden, in Neuseeland, und auf den kleinen sumpfigten Holmen des Feuerlandes fortkommen. Andere Gattungen wählen in verschiedenen Himmelsstrichen hier einen höhern, dort einen niedrigern Standort. So ist z.B.die Pimelea GnidiaEhemals nannten wir dieses Pflanzengeschlecht Banksia (Forst. Nov. gen. Pl. 4. pag. 7. 8.) Da aber Herrn Banks ein ungleich ansehnlicheres neuholländisches, von ihm selbst entdecktes Geschlecht in dem neuen Supplemento Plantarum, welches Hr. Professor Linné in Braunschweig herausgegeben hat, zugeeignet wird, so nehmen wir jene Benennung zurück, und belegen unsre mit der Passerina verwandte Pflanze, mit dem ihr von Hrn. Banks ertheilten Namen: Pimelea. G. F. in Dusky-Bay, ein schöner kleiner Baum, und wächst daselbst auf den Klippen dicht am Ufer des Meeres; in Charlotten-Sund hingegen, am nördlichsten Ende der nämlichen Insel, findet man diese Pflanze blos auf den höchsten Berggipfeln, in Gestalt eines krüplich gewachsenen Strauchs. Aehnliche Lagen und Himmelsstriche bringen oft ähnliche Pflanzen hervor; daher sieht man auch europäische AlpenkräuterPinguicula alpina. Viola palustris ? Dazu auch Galium aparine, und Statice Armeria. G. F. auf den kalten Gebirgen des Feuerlandes.

3) Spielarten.

Mannigfaltigkeit des Erdreichs und der Lufttemperatur verursacht, auf den Inseln des stillen Meeres, nirgends mehr Spielarten an den Pflanzen, als innerhalb der Wendekreise. Drey, vier und mehr Varietäten der nämlichen Pflanzengattung sind nichts ungewöhnliches; ja, die entfernteren Abarten könnte man leicht für verschiedene Gattungen halten, wenn man die dazwischen gehörigen nicht fände, welche die Verbindung und unmerkliche Abweichung von der ursprünglichen Gestalt anzeigen. Die Form der Blätter, die Zahl der Blumenstiele, und die Menge der Haare sind der Variation am meisten unterworfen; hingegen die Gestalt und die Fruchtwerkzeuge der Blume (partes fructificationis) am beständigsten. Selten leidet diese Regel Ausnahmen, und auch alsdenn eben nicht in beträchtlichem Grade. Was in gelinderen Gegenden, oder aus Niederungen, Baumesstärke erreicht, das bleibt im kältern Himmelsstrich, oder auf Bergen, blos ein Strauch. Pflanzen, die in fettem Erdreich ein dünnes Laub haben, bekommen in sandigem, felsigen Boden, dicke fleischige Blätter. Ein Kraut, welches in dürrem Erdreich völlig rauch mit Haaren bewachsen ist, wird in einer nassen, sumpfigten Gegend glatt und unbehaart gefunden. Abarten dieser letztern Beschaffenheit machen vorzüglich den Unterschied zwischen den Pflanzen der freundschaftlichen und der Societätsinseln aus, indem die Gebirge der letztern oft in Wolken gehüllt, mithin weit nässer als jene flachen Eilande sind.

4) Kultur.

Daß die Kultur die Spielarten im Pflanzenreiche vervielfältige, ist eine längst bekannte Sache. Auch auf den Inseln des stillen Meeres sieht man hievon mehrere Beyspiele. Die Brodfrucht (Artocarpus communis. Forst.) hat allein vier bis fünf Abarten, der indianische Drachenbaum (Dracaena terminalis. Linn.) hat deren zwo, und der Pisang (Musa sapientum) variirt, so wie unser Apfel, fast ins unendliche.

Speise, Kleidung, Wohnung und Hausgeräth der dortigen Insulaner werden fast gänzlich aus dem Pflanzenreiche hergenommen. Der Neuseeländer hingegen, lebt größtentheils vom Fischfange, und etliche wildwachsende Pflanzen, auf deren Anbau er noch nicht bedacht ist, geben ihm zu seinen Kleidungsstücken Stof her.Die Einwohner der nördlichen Hälfte von Neuseeland beschäftigen sich jedoch schon mit der Anpflanzung der Batatten und des Papiermaulbeers. G. F. Ein neues, lilienartiges Pflanzengeschlecht (Phormium tenax. ForstEs gehört in die Linnäische (sogenannte natürliche) Ordnung der Lilien, und verbindet solche mit der Ordnung der Schwerteln.) liefert einen Flachs, aus welchem Stricke, Angelschnüre und mattenähnliche Kleider von unvergleichlicher Güte verfertigt werden. Das Klima zwischen den Wendekreisen scheint sogar die rohe Natur des Wilden selbst zu mildern und ihn zu sanfteren Sitten zu führen; Mannigfaltigkeit im Unterhalt,häusliche Bequemlichkeiten, Kleidungen, die nicht blos zur Nothdurft, sondern zum Theil auch zur Zierde dienen, alles das sind dort Folgen jenes Einflusses. Im Durchschnitt werden auf jeder dieser Inseln mehr als fünfzig verschiedene Pfianzenarten gebaut, und daneben noch viele wilde Pflanzen benutzt. In den Societäts- und freundschaftlichen Inseln erstreckt sich der Anbau auf eine größere Anzahl Pflanzen-Gattungen als anderwärts im stillen Meere, indem der Landbau dort nur geringe Mühe kostet, und man die Vortheile desselben einzusehen anfängt. In den westlicher gelegenen neuen Hebriden hält es mit der Kultur schon viel schwerer, indem die Bevölkerung gering und die Waldungen noch nirgends ausgerottet sind. Deshalb werden dort nur die nothdürftigsten Gewächse angepflanzt, und die Bewohner bleiben noch bey ihren rohen Sitten. Neukaledonien scheint ein unfruchtbares land zu seyn, welches den wenigen Menschen, die darauf leben, nach schwerer Arbeit, kaum mit dürftigem Unterhalte lohnt.

5) Klassen und Geschlechter.

Auch jene alte Bemerkung, daß vermittelst der Kultur die Fähigkeit, sich durch Saamen fortzupflanzen, verloren gehe, bestätigt sich auf den Inseln des stillen Meeres. Dieser Verlust ist an der Brodfrucht vornämlich sichtbar; ihre Saamen sind vertrocknet, und in der mehlichten Frucht gleichsam verschwunden.Sonnerat beschreibt die wilden, Brodfruchtbäume in den Philippinischen Inseln, welche mit großen nußähnlichen Kernen ganz gefüllt sind, und liefert davon in seiner Reise nach Neu-Guinea eine Abbildung. Herr D. Thunberg beschreibt sie ebenfalls nach botanischen Kunstregeln in den Philos. Transact. Vol. LXIX, part. 2. pag 462. unter dem Banksischen Namen Sirodium incisium. G. F. Eben dies geschieht mit der Pisangfrucht, worinn man nur selten die Spur eines Saamens entdecken kann.Herr Banks soll auf Neuholland eine Pisanggattung (Musa) wild gefunden, und in ihren Früchten vollkommene Saamen angetroffen haben. Die tahitische Myrobalane, (Spondias dulcis, Forst.) oder der unrichtig sogenannte tahitische Apfel, enthält zwar eine harte Saamenkapsel, aber die Abtheilungen derselben sind gemeiniglich leer. Die Gardenia erzeugt ebenfalls keinen reifen Saamen, so wenig als der schinesische Eibisch, welcher jederzeit gefüllte Blumen trägt. Der Papiermaulbeerbaum blüht niemals auf diesen Inseln, indem er nicht anders als zu zwey bis dreyjährigen Schößlingen gezogen, und sodann, um der Rinde oder des Splints (liber) willen, abgeschnitten wird. Ließen ihn die Einwohner länger stehen, so würde die Rinde zur Anfertigung des Zeuges nicht mehr taugen.

Auf den Inseln des heissen Himmelsstriches gehört eine beträchtllche Anzahl Pflanzengattungen in die Classen mit getrennten Geschlechtern, welche Linné, Monoecia, Dioecia und Polygamia nennt. Vielleicht kann man dieses als eine Folge der ausnehmenden Fruchtbarkeit des Erdreichs, gleichsam als eine Ueppigkeit der Natur, ansehen. Pflanzen, die man in Amerika mit Zwitterblumen (Fl. hermaphroditis) angetroffen, tragen in den Inseln des stillen Meeres männliche und weibliche Blüthen an zwey verschiedenen Sträuchen.Von dieser Art ist die Dodonaea (ehedem Ptelea) viscosa. Linn. Einige Naturforscher sind längst der Meynung gewesen, die Classe der vermengten Geschlechter (polygamia) gänzlich abzuschaffen, indem es ihnen wahrscheinlich ist, daß alle Pfianzen, welche entweder einhäusige oder zweyhäusige Blüthen (Fl. monoicos et dioicos) tragen, irgendwo auch Zwitterblumen hervorbringen können. Allein dies würde auch geradezu auf die Verwerfung der beyden andern Classen (monoecia und dioecia,) führen, wodurch den übrigen Abtheilungen, welche nach der Zahl der Staubfäden eingerichtet sind, ein solcher Zuwachs anheim fallen müßte, daß die Wissenschaft dadurch eher erschweret, als erleichtert werden dürfte.

Mit Recht bemerkt der große Linné, in seiner Philosophie der Botanik, daß die Zahl Fünf in der Natur am häufigsten vorkommt. Daher war die Klasse der fünfmännigen Blumen schon vorher so reich an Geschlechtern, und demohngeachtet sind durch unsere Entdeckungen noch viele hinzugekommen. Dieser Zuwachs einer bereits überzähligen Classe ist aber der Brauchbarkeit des Linnäischen Sexualsystems eben nicht vortheilhaft, und lehrt den Botaniker mit Errichtung neuer Geschlechter sparsam zu seyn.Bey längerer Musse, und nachdem wir Gelegenheit gehabt, mehrere seltene botanische Werke, hauptsächtlich solche, die von ausländischen Gewächsarten handeln, zu Rathe zu ziehen, können auch wir nunmehr die Zahl unserer neuen Geschlechter, von 75, wie wir sie gleich nach unserer Rückkunft von der Reise, in den schon auf der See völlig ausgearbeiteten Characterib. Generum Plantarum, in itinere ad insulas maris austr. coll descr. delin. Londin. 1776. 4. c. 78. tab. aen. bestimmten, bis auf 60 herabsetzen, wozu aber wiederum vier andre, dazumal noch nicht gewiß bestimmte neue Geschlechter kommen, und die Zahl auf 64 bringen müssen. Wir verweisen hier auf die ausführlichen Beschreibungen aller unserer neuentdeckten Thiere und Pflanzen, an deren Ausgabe wir jetzt arbeiten. G. F.

Die in Europa gewöhnlichsten natürlichen Pflanzen-Ordnungen, z. B. Papilionaceae, Bicornes, Siliquosae, Personatae und Verticillatae, haben auf den Inseln des stillen Meeres nur wenige Anverwandte; die schön blühenden Ordnungen, Ensatae, Coronariae, Sarmentaceae, sind ebenfalls selten. Die Gräser sind auch nicht gar mannigfaltig, und die dortigen Gattungen blühen meist mit vermengten Geschlechtern (Flores polygami.) Der größte Reichthum der dortigen Flora bestehet aus den bey uns unbekannteren Ordnungen: Piperitae, Scitamineae, Hesperidae, Luridae, Contortae, Columniferae, und Tricoccae. Die Orchideae, und unter diesen vorzüglich eine große Menge parasytischer Blumen, (Epidendrum) sind in allen unbebauten Wäldern häufig. Die mehresten Gattungen des letztgenannten Geschlechtes, welche wir angetroffen haben, waren zuvor unbekannt, und hätten, wegen der mancherley Abweichungen in der Figur der Blume, leicht in mehrere neue Geschlechter vertheilt werden können, wenn wir die Grundsätze angenommen hätten, denen zufolge man solche Geschlechter, als Spomoea und Convolvulus, oder wie Nyctanthes und Iasminum, getrennt hat. Die Glockenwinden sind auf den neuentdeckten Inseln zahlreich, und die verschiedenen Gattungen derselben so nahe mit einander verwandt, daß ihre Bestimmung nicht leicht ist.

Vom Pfeffer haben wir ebenfalls mehrere Gattungen untersucht. Dieses Geschlecht, dessen mehreste Arten Linné vom Plümier entlehnte, steht annoch in der Classe der zweymännigen Pflanzen (Diandria) und gleichwol fanden wir fast in jeder Gattung die Zahl der Staubfäden, unbestimmt und unregelmäßig, zwischen den weiblichen Blüthen zerstreut; die Zahl der Staubwege aber, und die Bildung der Narbe sehr verschieden. Man thut daher wohl, dieses Geschlecht an seinen natürlichen Ort, in die Classe (Gynandria) zu stellen. Zugegeben, daß einige Pfefferarten würklich die bestimmte Zahl von zween Staubfäden in jeder Blüthe hätten, so ist dies noch kein hinreichender Grund, sie von der Classe (Gynandria) auszuschließen, indem die verschiedenen Aronsarten, die Zehrwurz und der AnhängselArum sequinum, macrorhizon et esculentum, Darcontium. – Pothos. auf jedem Fruchtarten regelmäß vier, sechs und sieben Staubfäden, und demohngeachtet dort ihre Stelle behaupten.

Was überhaupt die Linnäischen Beschreibungen solcher südländischen Pflanzen betrift, welche ihm bereits aus andern Ländern bekannt geworden, so haben wir sie bey den amerikanischen größtenteils treffend, bey ostindischen hingegen öfters unrichtig befunden. Ich erkläre mir diesen Unterschied ganz leicht. Die amerikanischen Kräuter sind von Löfling , (Linne's Lieblingsschüler) Jacquin, Browne, Jüssieu, u. a. m. zur Stelle gesehen und beschrieben worden. Die indianischen Gattungen hingegen, sind theils aus trocknen Kräutersammlungen theils aus den fehlerhaften, unbestimmten und unzuverläßigen Beschreibungen der Botaniker des vorigen Jahrhunderts entlehnt. Der Linnéischen Schule ist es nur selten geglückt, in diesem Welttheile die Botanik zu berichtigen; selten hatte ein botanischer Reisender das Glück, auf der Fahrt nach Schina ein und andre Pflanze zu erhaschen, da die Gelegenheiten, an Land zu gehen, nicht oft vorfallen, und der Aufenthalt in Gegenden, welche genauere Untersuchung verdienen, immer nur gar zu kurze Zeit währt. Ein ansehnlicher Theil unseres Erdbodens, ganz Indien nebst seinen Inseln, hat folglich noch die gültigsten Ansprüche auf unsere Aufmerksamkeit; ein geübter Naturkundiger nebst einem zuverlässigen Zeichner, würden dort nicht nur Stof für die Neugier unserer Sammler, sondern wichtige, selbst dem Staate, der dort so große Besitzungen hat,England, wo die Urschrift dieses Werks herauskam. einträgliche Entdeckungen machen, die jeder Liebhaber der Wissenschafft, jeder Menschenfreund wünschenswerth finden muß.

Ich schließe diesen Abschnitt mit einer Abfertigung des so allgemein eingerissenen Vorurtheils, daß schwimmender Tang und andere Seegewächse Vorzeichen nahen Landes sind. Im atlantischen Meere sind unabsehliche Strecken mit dem sogenannten Meergrase (Fucus natans) bedeckt; und im Südmeere, welches zwischen Neuseeland und Südamerika beynahe zwölfhundert deutsche Meilen breit ist, ohne daß irgend ein Land dazwischen läge, haben wir überall, von Zeit zu Zeit, Büschel von Tang und ähnlichen Pflanzen schwimmend angetroffen. Allein, einmal ist nichts wahrscheinlicher, als daß verschiedene Tangarten (Fucus) nirgend fest wachsen, sondern beständig auf der Oberfläche des Meeres vom Winde herumgetrieben werden. Hiernächst aber läßt sich auch leicht begreifen, wie andere, ohnweit des Strandes, zwischen Klippen hervorsproßende Seegewächse, durch die herrschenden Westwinde von ihrem Geburtsort weggerissen, und über den ganzen Ocean geschwemmt werden können. Selbst von dem höhern oder mindern Grade der Fäulniß, worin sich dergleichen Pflanzen befinden müssen, ließe sich kein sichrer Schluß auf die Nähe des Landes machen, weil man nicht wissen kann, wie sie von entgegengesetzten Strömungen und Stürmen im Kreise umhergeworfen worden sind.

G. F.


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