Georg Forster
Bemerkungen ... auf seiner Reise um die Welt ...
Georg Forster

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Dritter Abschnitt.

Feurige Erscheinungen.

1) Nicht nur Wassertheilchen, welche allerley Wetteränderungen bewürken, sondern noch viele andere, uns oft noch unbekannte Theilchen von verschiedener Natur, sind durch den Luftkreis überall verbreitet. Der Scharfsinn der Beobachter entdecket in diesem großen Behälter von Zeit zu Zeit neue Gemische sammt ihren Würkungen. Allein vor allen andern behält die elektrische Materie, jene wunderbare und kräftige Ursache der seltsamsten Erscheinungen, und insbesondere des in allen Welltheilen bekannten Gewitters, den Vorzug. Bey der Allgemeinheit dieses Phänomens, ist es höchst bemerkenswerth, daß die ältesten Einwohner der Insel S.Helena auf diesem glücklichen Erdwinkel niemals ein Gewitter erlebt haben. Die höchsten Berge dieser Insel, und alle Felsen ringsumher, bestehen aus einer Art Lava, oder verglaseten Schlacken, welche vermutlich, wie alle glasartige Körper, idioelektrisch und nicht Ableiter sind. Sie pflanzen also wahrscheinlich die Luftelektricität nicht fort, und so kommt es dort niemalen zur Explosion.

Auf den Inseln im Südmeere sind die Gewitter nicht selten; wir haben sie in verschiedenen Orten und Jahrszeiten erlebt, und sind mehrmalen genöthigt gewesen, durch Befestigung einer kupfernen Kette an den Gipfel des Masts, allem Unfalle vorzubeugen. Es geschahe einst, als wir zu Taheiti vor Anker lagen, daß so bald diese Kette an der Spitze des Mastbaums befestigt worden, ein Matrose, der das Ende derselben an der Seite des Schiffs ins Wasser warf, einen elektrischen Schlag empfand, wobey man eine Flamme längst der Kette bis in die See herabfahren sahe, ohne einigen Schaden zu verursachen.

2.) Am 17ten August 1772. nachdem wir die Insel S. Jago verlassen hatten, ward um 8 Uhr Abends ein feuriges Phänomen von länglicher Gestalt gesehen, welches bläulicht leuchtete, und zwischen Nord und West schief zum Horizonte hinabfuhr. Es dauerte aber nur einen Augenblick. Vor und nach dieser Erscheinung halten wir plötzliche Windstöße, mit heftigen Regengüssen begleitet.

Am 30sten September 1774. um halb 8 Uhr Abends, nachdem wir die S. O. Spitze von Neu-Caledonien und Pine-Eiland verlassen hatten, bemerkten alle, die auf dem Verdeck stunden, eine große, wie die Sonne hellglänzende Feuerkugel, welche mit großer Schnelligkeit nach dem Horizont hinablief. Sie verbreitete ein bleiches Licht, und zerplatzte ohne einigen Knall; man hörte blos ein lautes Zischen, wie von angezündetem Werg. Nachdem die Kugel zerplatzt war, blieben noch einige Funken übrig, davon der niedrigste, wie eine Birne gestaltet, sich durch sein blaues Licht auszeichnete. Während dieser Erscheinung hatten wir Windstille; jedoch erfolgte in der Nacht ein starker Wind, mit Regen und heftigen Stößen. Dieser Umstand gereicht also wiederum der Meynung, daß dergleichen feurige Kugeln, u.s.f. Vorboten des Sturms sind, zur Bestätigung. Ich bin weit entfernt, aus so wenigen Beyspielen die Regel allgemein geltend machen zu wollen; indessen erregen sie bey mir den Wunsch, daß man, durch vervielfältigte Beobachtungen dieser Art, einen allgemeinern und treffendern Schluß auf das Wetter zu machen trachten möge.

3) In den höhern Breiten unserer Halbkugel ist die Erscheinung des Nordlichts (aurora borealis) nunmehr etwas gewöhnliches. Den Schweden, Normännern, Isländern und Russen, zeigt es sich beynahe in jeder hellen Wintersnacht. Vom Südlicht (aurora australis) hingegen, wüßte ich nicht, daß jemand vor uns etwas gesehen hätte; und ohnerachtet wir drey Jahre hintereinander in der Nähe, oder sogar innerhalb des südlichen Polkreises, die Sommerszeit zubrachten, so haben wir diese Erscheinung doch nur im ersten Jahr 1773 beobachtet. Wir befanden uns damals zwischen dem 58 und 60sten Grade S. Breite, und das Thermometer stand auf dem Verdeck in freyer Luft, auf 31°. bis 33°. Uebrigens glich dieses Phänomen durchgehends dem Nordlichte. Säulen oder Ströme eines blassen Lichtes stiegen aus einem dunkeln Abschnitt am Horizonte bis zum Zenith hinan. Zuweilen war diese Materie so durchsichtig, daß die Sterne durchschimmerten; zuweilen aber schien der Lichtstrom weisser, stärker und undurchsichtiger. Wir beobachteten die Südlichter am 18ten, 19ten, 20sten, 21sten und 26sten Februar, und den 15ten und 16ten März 1773.


 << zurück weiter >>