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Die Kirche

Die Tamsler Kirche steht ebenfalls im Park. Es ist ein alter, gotischer Bau, der durch Schinkel restauriert und malerisch in die Landschaft eingefügt wurde. Dies Bestreben, einer sterilen Landschaft künstlerisch aufzuhelfen oder eine hübsche Landschaft noch hübscher zu machen, spielt bei allen Schinkelschen Dorfkirchen eine wesentliche Rolle.

Wir treten ein. Das linke Querschiff ist eine mit Statuen und Waffentrophäen geschmückte Ruhmeshalle für die Schönings. Hier befinden sich, in einer Doppelnische, die überlebensgroßen Steinbilder des Feldmarschalls Hans Adam von Schöning und seiner Gemahlin. Zur Linken beider steht die Marmorbüste des Sohnes (Johann Ludwig, †1713) und trägt folgende Inschrift: »Der hochwohlgeborne Herr, Herr Johann Ludwig von Schöning, des Sankt Johanniterordens Ritter und designierter Kommendator zu Lago, Seiner Königlichen Majestät in Polen und Kurfürstlichen Durchlaucht zu Sachsen gewesener Kammerherr, Herr zu Tamsel, Warnick, Groß und Klein Camin, Birkholz und Schönhof, ist geboren zu Küstrin den 25. Dezember st. vet. anno 1675 und auf dem adeligen Gute zu Neuendorf in dem Fürstentum Halberstadt anno 1713, den 29. Oktober, selig in dem Herrn entschlafen, seines Alters 37 Jahr, 10 Monate und 10 Tage.«

Andere Statuen enthält die Kirche nicht, wohl aber zwei Ölbilder zur Rechten und Linken des Altars. Das eine, von Wach gemalt, ist eine »Himmelfahrt«; das andere, ein »Christus am Kreuz«, wurde von Wach restauriert. Dies zweite Bild ist wesentlich besser und gilt für wertvoll. Es heißt, »der Feldmarschall habe es nach seinem Türkensiege aus Ungarn mitgebracht«, doch erscheint mir das wenig wahrscheinlich. Alles, was sich in den Schlössern und Kirchen unserer »Türkenbesieger« vorfindet, ist regelmäßig »aus Ungarn mitgebracht«. Ich meinerseits halte mich überzeugt daß selbst die Seite 341 erwähnten, berühmten Stuckarbeiten im Tamseler Schloß einfach von Berliner Künstlern herrühren, an denen unter der Regierung König Friedrichs I. in der brandenburgischen Hauptstadt kein Mangel war. Der »Christus am Kreuz« konnte freilich damals von keinem Berliner Maler gemalt werden und stammt wahrscheinlich aus Dresden, wo, wie wir gesehen haben (vergleiche Seite 358), Feldmarschall Schöning von 1691 an lebte und 1696 starb.

Die Kirche hat zwei Erbbegräbnisse: das eine, ein neurer Anbau, hinter dem Chor der Kirche, das andere eine gewölbte Gruft, aus der Zeit der Schönings oder noch früher.

Der »neuere Anbau« ist das Dönhoffsche Erbbegräbnis. Es wurden darin beigesetzt: 1. Graf Dönhoff, an den, nach dem Tod des letzten Wreech, Tamsel als Frauenerbe fiel; 2. Gräfin Dönhoff, geborne Gräfin Schwerin; 3. und 4. zwei junge Grafen Dönhoff, von denen der eine als Kind starb, der andere, kaum einundzwanzig Jahr alt, von seinem Freunde, dem Grafen Saldern, im Duell erschossen wurde. Das Duell fand in Göttingen statt (1816), wo beide studierten. Graf Dönhoff hatte das Jahr vorher als Garde-du-Corps-Offizier die Campagne mitgemacht. – Außer diesen vier Särgen befinden sich noch zwei ältere in dem Erbbegräbnis, und zwar die Särge des Freiherrn Dodo Heinrich von Inhausen und Knyphausen, Erbherr der Herrlichkeit Jenelt und Visket, und seiner Gemahlin, einer gebornen Baronesse von Wreech. Er, der Freiherr, war am 5. August 1729 geboren und starb am 31. Mai 1789. Er gehörte dem Rheinsberger Kreise an.

Die Gruft scheidet sich in zwei gewölbte Räume. In der ältern, mehr zurück gelegenen Gruftkammer befinden sich die Särge der alten Familie von Schönbeck, die schon um 1510 Tamsel und Warnick von dem Johanniterorden zu Lehn trug. In dem andern Gewölbe stehen elf zum Teil sehr prachtvolle Särge, darunter der der schönen Frau von Wreech (Luise Eleonore) Da über verschiedene Daten aus dem Leben dieser Frau, namentlich über das Jahr ihrer Geburt und ihrer Verheiratung, abweichende Angaben vorkommen, so lasse ich hier nachstehendes folgen. Luisa Eleonora von Schöning wurde, dem Küstriner Kirchenbuche zufolge, durch den Küstriner Hofprediger am 6. Juli 1721 in Tamsel zum heiligen Abendmahl admittiert, ihres Alters vierzehn Jahre, sowie durch denselben am 25. Mai 1723 mit dem Obersten Adam Friedrich von Wreech (gestorben 1746) kopuliert. Sie war also bei ihrer Verheiratung sechzehn Jahr alt und vierundzwanzig Jahr bei dem ersten Besuch des Kronprinzen in Tamsel. Aus ihrer Ehe mit dem Obersten von Wreech hatte sie sieben Kinder. Das Küstriner Kirchenbuch nennt folgende fünf:

1. Eleonore Charlotte Amalie, geboren den 21. Dezember 1724.

2. Juliane Luise, geboren den 22. März 1726.

3. Friedrich Ludwig, geboren den 31. Juli 1727. Getauft den 7. August; zählt unter seinen Paten den König, den Kronprinzen und den Fürsten von Anhalt-Dessau.

4. Karl Albrecht Adam, geboren den 27. November 1728.

5. Sophie Friederike, geboren den 28. Mai 1730. Zählte unter ihren Paten die Prinzessin von Anhalt-Zerbst, die Feldmarschälle Graf von Wartensleben und von Natzmer. Sie war es, die sich am 7. September 1752 mit dem Grafen Stanislaus Gerhard von Dönhoff (später, in zweiter Ehe, mit dem Baron Dodo von Knyphausen) vermählte, durch welche Vermählung Tamsel zunächst an die Dönhoffs, dann an die Schwerins kam.

Fr. Foerster spricht noch von einer am 27. Mai 1732 gebornen Tochter, doch ist ziemlich ersichtlich, daß hier eine Zahlenverwechslung vorliegt und daß er die obige, am 28. Mai 1730 geborene Tochter (Sophie Friederike) meint. Auf diese Tochter bezieht sich auch die Stelle eines etwa Mitte Dezember 1731 geschriebenen Briefes des Kronprinzen an Frau von Schöning, die Mutter der Frau von Wreech: »Je l'ai vu, Madame, votre fille (Frau von Wreech), et elle sait que Vous et sa fille (ebenjene Sophie Friederike) se portent bien.«

Nach dieser Zeit, das heißt in den Jahren, die der Anwesenheit des Kronprinzen (1731) folgten, wurden jedenfalls noch zwei Kinder geboren, und zwar die schon im Text genannten:

6. Friedrich Wilhelm Feodor von Wreech, geboren 1733, gestorben 1785; und

7. Ludwig Alexander von Wreech, geboren 1734, gestorben 1795.

Diese beiden sind im Küstriner Kirchenbuche nicht verzeichnet.

, der beiden letzten Wreechs und des Feldmarschalls Hans Adam von Schöning. Der Sarg der schönen Frau von Wreech hat keine Inschrift, wohl aber befinden sich solche auf den Särgen ihrer beiden Söhne, der »letzten Wreechs oder Wreichs«. Beide Schreibarten gelten.

Diese Inschriften lauten:

1. »Friedrich Wilhelm Feodor Freiherr von Wreich, Seiner Königlichen Majestät von Preußen Wirklicher Kammerherr und Hofmarschall bei Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen, sind geboren zu Berlin den 29. Januar 1733 und gestorben zu Berlin den 23. Mai 1785.«

2. »Ludwig Graf von Wreich, der letzte seines Stammes, königlich preußischer Kammerherr und Hofkavalier Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen, Erb- und Gerichtsherr auf Tamsel etc., Ritter des Johanniterordens und Domherr des Stifts zu Magdeburg, ward geboren im Jahre 1734 zu Kyritz in der Altmark und starb den 20. Juni 1795 zu Rathenow im 61. Jahre seines ruhmwürdigen Lebens.«

Der Sarg des Feldmarschalls Hans Adam von Schöning ist sehr groß und prächtig und ganz von Kupfer. Ein goldenes (oder silbernes) Kruzifix liegt obenauf; das Wappen befindet sich oberhalb, der Namenszug unterhalb dieses Kruzifixes. Die Seitenwände basreliefartig mit Fahnen geschmückt; dazwischen folgende Inschrift: »Der hochwohlgeborene Herr, Herr Hans Adam von Schöning auf Tamsel, Warnick, Birkholz, kurfürstlich sächsischer wohlbestallt gewesener Generalfeldmarschall, Wirklich Geheimer und Geheimer Kriegsrat, Obrister der Leibgarde zu Fuß wie auch über ein Regiment Kürassiers und ein Regiment Dragoners, ward geboren zu Tamsel den 1. Oktober 1641, starb selig zu Dresden den 28. August 1696.«

Die Rückseite dieses Sarges enthält die Bibelstelle: Psalm 18, Vers 32 bis 36. – Der Deckel ist aufgelötet und macht ein Öffnen sehr schwierig. Zu Lebzeiten des Generals und Historiographen der Armee Kurd von Schöning, der alljährlich am Geburtstage seines berühmten Ahnherrn in Tamsel zu erscheinen und in der Gruft daselbst zu verweilen liebte, war öfters von Öffnen des Sarges die Rede, aber es unterblieb jedesmal, einmal, weil die Sache große Schwierigkeit hatte, und andrerseits, weil man sich scheuen mochte, die so wohlverwahrte Ruhe des Toten zu stören. Handelte es sich dabei doch ohnehin nur um Befriedigung einer Neugier. Freilich einer verzeihlichen. Man wollte nämlich in Erfahrung bringen, ob er mit dem mit Diamanten besetzten Degen, den ihm Kaiser Leopold nach der Einnahme von Ofen zum Geschenk gemacht hatte, begraben sei oder nicht. Dieser Degen war bis jetzt nirgends zu finden.


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