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Ist es nötig zu sagen, daß Marwitz unter diesen gesunden Elementen war? Er glaubte an die Wiedererstehung Preußens und arbeitete daran. Die Mittel und Wege, die ihm dazu die rechten dünkten, waren freilich völlig abweichend von dem, was in den Augen der Neugestalter Preußens als das Richtige galt. Er konnte und wollte sich nicht überzeugen, daß Adel und Bürgertum als solche, oder ihr Verhältnis zueinander, das Unglück des Landes verschuldet haben sollten; umgekehrt erschien es ihm, als sei das Unheil hereingebrochen, weil beide Stände ein halbes Jahrhundert lang aufgehört hätten, ein echter Adel Noch auf dem Stettinschen Landtage im Jahr 1602 hatte die Ritterschaft feierlich geschworen, denjenigen, der sich künftig weigern werde, richtige Schulden prompt zu bezahlen, für einen Unmann, Schelm und Bösewicht zu halten und mit ihm weder essen noch trinken zu wollen. Versündigung am Vaterland, Höhnung des Gottesdienstes, grobe Insolenz, mutwilliger Bankerott sollte der ritterschaftlichen Vorrechte verlustig machen und den Gutsbesitz auf den würdigeren Agnaten bringen. In solchem wahrhaft ritterlichen Sinne hatten der pommersche und brandenburgische Adel ihre Kinder meist in spartanischer Genügsamkeit für den Dienst des Königs erzogen, und die Schlachtfelder, auf denen Preußen seine Ebenbürtigkeit mit den großen Mächten errungen, hatten dem Stande den ersten Rang nach dem regierenden Hause gegeben. (Pertz, »Leben Steins«.) Und Marwitz selbst schreibt über denselben Gegenstand: »In der Tat hat es niemals eine Institution gegeben, in welcher das Rittertum ähnlicher wieder aufgelebt wär als in dem Offizierstande Friedrichs des Zweiten. Dieselbe Entsagung jedes persönlichen Vorteils, jedes Gewinstes, jeder Bequemlichkeit – ja, jeder Begehrlichkeit, wenn ihm nur die Ehre blieb; dagegen jede Aufopferung für diese, für seinen König, für sein Vaterland, für seine Kameraden, für die Ehre der preußischen Waffen. Im Herzen Pflichtgefühl und Treue, für den eigenen Leib keine Sorge.« und ein rechter Bürgerstand zu sein. Die alten Stände des Landes sollten sich selbst wiederfinden; der Egoismus sollte ausgefegt, die Zugehörigkeit zum Staat und das Bewußtsein davon neu geboren werden. An die Stelle des Schlendrian und der Laxheit sollten Umsicht, Pflichtgefühl und Rechtsbewußtsein, an die Stelle der Frivolität eine frische Glaubenskraft treten. In diesem Sinne wollte Marwitz reformieren. Gegen den Plan wird sich nichts sagen lassen. Ob es möglich war, ihn auszuführen, diese Frage werd ich später berühren. Die Steirische Gesetzgebung erschien ihm unpraktisch und revolutionär, aber er war insoweit mit ihr einverstanden, als sie die Gebrechen des alten Staats in dem Fehlen alles geistigen Lebens und Inhalts erkannte und durch geistige Mittel helfen wollte. Nur die Mittel selbst schienen ihm nicht richtig gewählt.
Marwitz liebte den rheinischen Freiherrn (Stein) nicht, aber er respektierte ihn. Anders stand er zu Hardenberg. Dieser war ihm ein Gegenstand entschiedenster Abneigung, seine ganze Natur lehnte sich gegen ihn auf. Hardenberg, im Gegensatze zu Stein, wollte das Wohl des Staats aus der sogenannten »Staatswohlfahrt« gewinnen. Nicht der Geist sollte helfen, sondern das Geld. Diesen Staatswohlfahrtstheorien gegenüber – die in der finanziellen Bedrängnis des Landes ihre Entschuldigung fanden, wenn sie überhaupt der Entschuldigung bedürfen – legte sich Marwitz die Frage vor: Beruht das Heil des Staates auf ökonomischen oder auf moralischen Prinzipien? Ist der reichste Staat seines Reichtums wegen der glücklichste? Oder verdient der glücklich genannt zu werden, in welchem die Freiheit der Bürger am festesten gegründet ist und in welchem die Bürger am ehesten fähig sind, ihr persönliches Wohl dem des Staates nachzusetzen? Und wenn ein Staat durch die Unbürgerlichkeit seiner Bürger (Adel, Bürger, Bauer) gefallen ist, kann ihm durch ökonomische Maßregeln geholfen werden? Wird es nicht vielmehr darauf ankommen, ob man das verlassene, das abgefallene Volk zur Bürgerlichkeit wieder zurückführen kann? Und wenn man endlich den entbürgerten, also selbstsüchtigen Individuen Reichtum darreicht, werden sie dadurch bürgerlicher werden oder nicht vielmehr noch selbstsüchtiger? Diese Fragen waren es, die sein Herz bewegten, und im Sinn und Geist derselben stellte er sich Hardenberg gegenüber.
Möglich, daß diese Ideen nie über Schloß Friedersdorf hinaus laut geworden, nirgends als ein Samenkorn in die Gemüter anderer gefallen wären, wenn nicht bestimmte Ereignisse des Jahres 1811 unsern Marwitz auf die Schaubühne gerufen und in den Vordergrund politischer Kämpfe gestellt hätten. Wie es immer in solchen Fällen sein muß, ging er, der den Streit aufnahm, vom Zunächstliegenden auf das Große und Allgemeine über. Der Rechtskampf führte zum Prinzipienkampf. So war es immer, wo Ernstes und Nachhaltiges erstritten wurde. Das bloße Sichverlieben in Prinzipien ohne festes Fundament bleibt in der Regel ein energieloses Ding.
Die erwähnten Ereignisse aber, die für Marwitz' späteres Auftreten entscheidend wurden, waren die folgenden.
Hardenberg war entschlossen, die Macht der Stände zu brechen, ihre Existenz zu streichen; Schlag auf Schlag fiel gegen die alte Landesinstitution. Er verfuhr nach bester Überzeugung, aber völlig revolutionär, alles mit dem Zwang und Drang der Umstände oder mit einer höheren Staatsraison entschuldigend. Äußerste Dinge geschahen. Königliche Domainen, die an die Stände verkauft, also für ständisches Geld ständisches Eigentum geworden waren, wurden zum zweitenmal an Privatleute verkauft; ein großer Fonds, den die Stände unter Friedrich II. aus politischem Eifer gebildet hatten, um die endliche Tilgung landesherrlicher Schulden herbeiführen zu können, wurde eingezogen, aber nichtsdestoweniger die Pflicht der Schuldentilgung und Verzinsung bei den Ständen belassen; endlich drangen Regierungsbeamte in Begleitung von Landreitern in das Landschaftshaus ein, erbrachen, als man ihnen die Schlüssel verweigerte, die Kassen des Landarmeninstituts und führten die deponierten Summen ständischen Eigentums gewaltsam fort. Dies alles war geschehen gegen Recht und Billigkeit, ja im Widerspruch mit einer Anerkenntnis, die man erst vier Monate früher gegen die Loyalität und Opferfreudigkeit der Stände ausgesprochen hatte. »Mit Rührung«, so hieß es damals wörtlich in einem von Hardenberg kontrasignierten Erlasse, »haben wir die Beweise von Anhänglichkeit aller Klassen unserer getreuen Untertanen an unsere Person bemerkt, insonderheit auch die Hülfe erkannt, welche uns bei der Sicherstellung der Kontribution an Frankreich und bei der Aufbringung der einstweilen nötigen Fonds von unsern getreuen Ständen mit größter Bereitwilligkeit geleistet worden ist.« – Und nun? Mit Gewaltmaßregeln hatte man geglaubt, der weiteren Hülfebereitschaft der Stände nachhelfen zu müssen. Viele fühlten die Bitterkeit des Unrechts, aber wenige hatten den Mut, auszusprechen, was sie fühlten. Unter diesen wenigen stand Marwitz obenan. Er war der bewußteste und selbstsuchtsloseste und konnte energischer auftreten als andere, weit er im eigenen Herzen empfand, daß er den Kampf nicht um äußern Vorteils, nicht um einer »Kasse«, sondern um Rechtes willen aufnahm.
Er stellte sich an die Spitze der lebusischen Stände und protestierte. Er bat nicht, er bettelte nicht, er betonte das ständische Recht. Das war dem Minister zuviel, und je mehr er fühlen mochte, wie schwer der begangene Rechtsbruch sei, desto mehr empfand er die Notwendigkeit, die Klage stumm zu machen. Einschüchterung sollte helfen. Marwitz und Graf Finckenstein, die den Protest abgefaßt hatten, wurden zu »warnendem Exempel« auf die Festung Spandau geschickt. Das Kammergericht selbst, als öffentlicher Ankläger auftretend, verfügte die Verhaftung beider, ohne daß ein Verhör oder eine wirkliche Gerichtsverhandlung stattgefunden hätte. So war denn auch der Anruf der Gerichte den vorweg Verurteilten abgeschnitten. Marwitz, in seiner Bitterkeit, erklärte dies daraus, daß der Justizminister Kircheisen eine »Kreatur Hardenbergs« gewesen sei. Die eigentliche Erklärung – wie überhaupt die Erklärung alles dessen, was an Rechtsverunglimpfungen vorausgegangen war – liegt wohl darin, daß in der allgemeinen Anschauung des Volks, an der eben jeder mehr oder weniger teilnahm, ein ständischer Staat seit lange nicht mehr existierte. Die Stände hatten neben der absoluten obersten Regierungsgewalt eine Art geduldetes Dasein geführt, die Könige waren so viel und die Stände so wenig gewesen, daß, als der Moment kam, wo die zweifellos in ihrem Recht gekränkten Stände wieder etwas sein wollten, niemand mehr einen rechten Glauben an die Rechtmäßigkeit ihres Rechtes hatte.
Dies entschied für Marwitz' Lebenszeit, und vor seiner Seele stand von jetzt an das aide-toi-même. Das alte gekränkte Recht des Landes, den ständischen Staat, der nicht auf dem Wege Rechtens beseitigt war, gegen jeden Angriff zu halten wurde von nun an seine Aufgabe, sein letztes Ziel. Da andere Schultern zu schwach oder zu träge waren, die Last auf sich zu nehmen, so tat er es. Den offenen Widerstand gab er auf, aber er schärfte sich die Waffen des Geistes für einen kommenden Kampf, und die Schwächen der Hardenbergschen Verwaltung sind vielleicht nirgends klarer und scharfsinniger erkannt und rücksichtsloser aufgedeckt worden als in den ziemlich zahlreichen Denkschriften Marwitzens, die wir jener Epoche steter und energischer Gegnerschaft verdanken. Es sind Musterstücke nach der kritischen Seite hin, auch an Ideen ist kein Mangel. Aber um praktisch-unmittelbar zu helfen, dazu waren diese Ideen entweder überhaupt nicht angetan oder doch zu allgemeiner und weitaussehender Natur, und ihr Bestes ist ihre ideelle Anregung geblieben, die sie denn auch in reichem Maße gegeben haben.
Marwitz' Gefangenhaltung hatte im Juli 1811 stattgefunden. Mehr gehoben als gedemütigt war er nach Friedersdorf zurückgekehrt, voll des Gefühls, einen guten Kampf gekämpft zu haben. Mit gerechtem Selbstbewußtsein schrieb er später die Worte nieder: »Ich genoß seitdem eine weit verbreitetere Achtung und ward von allen Erbärmlichen geflohen als einer, in dessen Nähe man sich leicht verbrennen kann.«
So kam der Winter 12 auf 13. Die französische Armee war vernichtet, und Marschall Macdonald, der das abgetrennt operierende zehnte Corps kommandierte, hatte ausgerufen: »Où est la Grande armée? La Grande armée, c'est le dixième corps.« Die berühmte Kapitulation von Tauroggen war geschlossen; Alexander von der Marwitz, der jüngere Bruder, der damals in Potsdam lebte, brachte die Nachricht in fliegender Eile nach Friedersdorf. »Jetzt oder nie!« Beide Brüder waren einig, daß ein rasches und entschiedenes Parteiergreifen die Vernichtung des kaiserlichen Heeres, den Sturz Napoleons notwendig im Gefolge haben müsse; aber man war auch einig darin, daß es zweifelhaft sei, ob man in Berlin zu einem entschiedenen Parteiergreifen sich entschließen werde. Der jüngere Bruder drang in den älteren, Schritte zu diesem Zwecke zu tun, rasche Entschlüsse zu fördern, die Schwankenden fest zu machen. »Du mußt nach Berlin, zu Hardenberg.« Marwitz stutzte. Der Bruder aber fuhr mit siegender Beredsamkeit fort: »Dies ist kein Moment der Abwägungen; eile! Hardenberg ist bestimmbar und in einem ehrlich, in seinem Hasse gegen Frankreich. Vielleicht bedarf er nur eines Anstoßes. Schon dein Erscheinen nach der unwürdigen Behandlung, die du von ihm erfahren und die du mit Würde getragen, wird einen tiefen Eindruck auf ihn machen. Es muß wirken. Viel ist gewonnen, sobald du mit eingreifst.«
Marwitz ging wirklich. Er ließ sich melden und trat ein. Diese merkwürdige Begegnung mit seinem alten Gegner hat er selbst beschrieben. »Ich kann nicht sagen, welchen Eindruck mein Eintritt auf ihn machte; Erinnerung dessen, was er mir und andern persönlich so oft versprochen und nicht gehalten hatte, Scham über sein Betragen gegen das Land und gegen mich und das Bestreben, in diesem hochwichtigen Momente mir nicht abermals nichtswürdig zu erscheinen, brachten in seinem Betragen eine seltsame Mischung von Verlegenheit und zuvorkommender Höflichkeit hervor. Ich sagte ihm: der gegenwärtige Augenblick müsse jeden Preußen und jeden Deutschen ergreifen; jetzt komme es darauf an, den Schaden wiedergutzumachen, den man dem Lande zugefügt; wenn die Regierung sich jetzt würdig betrage, werde alles Vergangene vergessen werden. Ich käme also, um zu vernehmen, wie er denke, und um zu allem Vaterländischen die Hand zu bieten.«
Aber Marwitz sah sich abermals getäuscht. Nicht rascher, ehrlicher Kampf war es, was man wollte, wieder wurde von Abwarten, von Verhandlungen gesprochen; mit Bitterkeit im Herzen kehrte er nach Friedersdorf zurück. »Kein Krieg!« schien die Losung sein und bleiben zu wollen.
Indessen, der Himmel hatte es anders beschlossen. Es wurde Krieg. Sechs kostbare Wochen waren versäumt, viel war verloren, aber nicht alles, und noch war es nicht zu spät. Brauch ich zu erzählen, daß Marwitz wieder zu den Fahnen eilte! Noch weit bitterere Kränkungen und Erfahrungen hätten es nicht vermocht, ihn in solchem Augenblick in seiner Einsamkeit zurückzuhalten.
Mit dem Rang eines Majors trat er ein und ward Anfang April mit der Bildung einer Landwehrbrigade betraut. Diese Brigade bestand aus vier Bataillonen des dritten kurmärkischen Landwehrinfanterieregiments und aus ebensoviel Schwadronen Landwehrkavallerie. Selber mit Eifer und Vorliebe Kavallerist, ließ er sich die Ausbildung dieser vier Schwadronen besonders angelegen sein. Mit jenem gesunden Sinn, der ihn immer ausgezeichnet hatte, erkannte er auf der Stelle, daß hier unter »Ausbildung« etwas anderes verstanden werden müsse, als das Reit- und Exerzierreglement in langen Paragraphen vorschrieb. Was er tat, auch auf diesem relativ untergeordneten Gebiete, scheint mir wichtig und charakteristisch genug, um einen Augenblick dabei zu verweilen. Die Raschheit und Selbständigkeit des Urteils, die jeder neuen Situation auch ein neues Benehmen anzupassen weiß, ist es ja vor allem, was den fähigen Offizier von dem bloß braven Soldaten unterscheidet, und in ähnlicher Weise, wie einst Lieutenant von dem Knesebeck während des Feldzugs in der Champagne einen halben Brottransport dadurch zu retten gewußt hatte, daß er nicht Anstand nahm, die andere Hälfte (ein paar tausend Kommißbrote) in einen sonst unpassierbaren Sumpf zu versenken, so war auch Marwitz seiner Landwehrkavallerie gegenüber rasch entschlossen, das erreichbar Unvollkommene einer unerreichbaren Vollkommenheit vorzuziehen. Sosehr er die Reitkunst verehrte und als unentbehrlich für eine echte, eigentliche Reiterei betrachtete, so klar erkannte er doch auch, daß unter den gegebenen Verhältnissen diese Reitkunst nicht gehegt und gepflegt werden konnte, ohne alles zu verderben. Die Landleute und Bauernknechte, die auf ihren kleinen, magern Gäulen vor ihm im Sattel saßen, konnten reiten, freilich schlecht genug; aber gut oder schlecht, er hielt es für das beste, sie bei ihrer Reitart zu belassen. Er sagte sich sehr richtig, daß, wenn ein Naturalist zur Reitkunst dressiert werden soll, er anfangs notwendig schlechter und ungeschickter reitet als vorher, weil er seine alten Gewohnheiten aufgeben soll und sich die neuen nicht schnell genug zu eigen machen kann. So ließ er es denn beim alten, befahl, die Pferde mit bloßer Trense zu zäumen, gab jedem Reiter einen Kantschu statt der Sporen und beschränkte seine ganze Forderung darauf, daß jeder imstande sei, dahin zu reiten, wohin er wolle. »Gewalt über das Pferd« war die einzige Forderung. Wie und durch welche Mittel war gleichgültig.
Mit dieser Reiterei, die, abgesehen von der Lanze und einem ärmlichen Uniformstück, nicht viel anders aussehen mochte als Bauerjungen und Pferdeknechte, die abends zur Tränke reiten, war Marwitz, weil er den Geist zu wecken gewußt hatte, nichtsdestoweniger imstande, am 7. Juni ein siegreiches Gefecht vor den Toren Wittenbergs zu bestehen und eine Abteilung polnischer Ulanen zu werfen und Gefangene zu machen. Eine Paradetruppe waren seine Landwehrreiter freilich nicht, und als während des Waffenstillstandes auf dem Tempelhofer Berge eine große Musterung vor dem Könige stattfand, ging das ganze Regiment, dessen kleine Klepper angesichts der Zuschauermenge scheu wurden, bis auf den letzten Mann durch. Was der Anblick des Feindes nicht vermocht hatte, vermochte der Anblick der Berliner Beaumonde. Der König ritt an Marwitz heran und sagte lächelnd: »Ein Glück, daß die Mauer so fest stand.« Der Spott war empfindlich. Marwitz aber blieb unerschütterlich bei seinem System.
Und mit Recht. Wie seine Leute sich bei Wittenberg bereits bewährt hatten, so vor allem auch am 27. August in dem berühmt gewordenen Gefecht bei Hagelberg (bei Belzig). Den Ausschlag an diesem Tage gab freilich das Fußvolk. Es traf sich glücklich für unsern Marwitz, der an diesem Tage die Reserve kommandierte, daß er mit seinen drei Bataillonen die schon verlorene Schlacht zum Stehen bringen und endlich siegreich hinausführen konnte. Den entscheidenden Stoß tat sein Lebuser Bataillon, was zu dem Stolz, den er an diesem Tage über die tapfere Haltung seiner ganzen Brigade empfand, auch noch eine gewisse lokalpatriotische Befriedigung fügte. Die Verluste seines Truppenteils waren nicht unbedeutend gewesen, er selbst kam gesund heraus und erhielt nur – ähnlich wie bei Jena, wo sein Hut mehrfach durchlöchert worden war – eine Kugel durch den Mantel.