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Die Douglas waren immer treu. |
Schottisches Lied |
Trieplatz ist alter Besitz der Rohrs, wiewohl es nicht zu den Gütern zählt die, gleich nach ihrem Erscheinen in den Marken, von ihnen erworben wurden.
Die Rohrs kamen mutmaßlich aus Bayern und stammen, einer Familiensage nach, von jenem Grafen von Abensberg ab, der mit zweiunddreißig Söhnen am Hoflager Kaiser Heinrichs IV. erschien. Die Stadt Abensberg, nach der sich die Grafen von Abensberg nannten, liegt in Niederbayern und zeigt auf ihrer efeuumrankten Ringmauer noch einige jener vierzig Türme, von denen, der Sage nach, acht viereckige Türme zur Erinnerung an die acht Töchter und zweiunddreißig Rundtürme zur Erinnerung an die zweiunddreißig Söhne des Grafen erbaut wurden. Soviel über die Ringmauer. In der Kirche zu Abensberg existiert noch das Bild, das das Erscheinen des alten Grafen mit seinen zweiunddreißig Söhnen vor dem Kaiser darstellt. Von diesem interessanten Gemälde befinden sich zwei Kopien in der Mark, die eine im Schloß Meyenburg (Prignitz) bei dem Senior der Familie von Rohr, die andere in Wolletz (Uckermark) bei dem Landschaftsrat Theobald von Rohr. (Letzterer besitzt auch eine Kopie des Altarbildes im Kloster Rohr, von dem ich weiter oben im Text erzähle.)
Einer dieser zweiunddreißig, Adalbert mit Namen, wurde mit dem in der Nähe von Abensberg gelegenen Dorfe Rohr belehnt und nannte sich danach Adalbert von Rohr. Er war ein tapferer Kriegsmann, gegen Ende seines Lebens aber verließ er Haus und Hof und Weib und Kind und baute das Kloster Rohr, in das er nun selber eintrat. Dies war 1133. Die Kirche des damals gestifteten Klosters, zum Teil aus Salzburger Marmor aufgeführt ist noch sehr wohlerhalten; über dem Altar befindet sich ein zweigeteiltes Gemälde, dessen eine Hälfte den Adalbert von Rohr darstellt, wie er im Ritterkleide das Gelübde ablegt, die andere Hälfte, wie er, im geistlichen Ornate bereits, vom Bischofe die Weihen empfängt.
Die Nachkommen dieses Adalbert von Rohr waren es, die zu Beginn des vierzehnten Jahrhunderts im Brandenburgischen erschienen, nach einigen im Gefolge Markgraf Ludwigs von Bayern, der 1323 die Mark in Besitz nahm, nach anderen schon um beinahe zwanzig Jahre früher. Gleichviel, um die Mitte des Jahrhunderts sehen wir die Familie von Rohr in der Prignitz, und zwar in Freyenstein, Holzhausen und Meyenburg, angesessen und etwa zur Reformationszeit auch im Ruppinschen. Sie besaßen hier ganz oder teilweis: Leddin, Brunn, Trieplatz, Tramnitz, Ganzer. Leddin war, soweit die ruppinschen Güter in Betracht kommen, am frühesten erworben worden, etwa um 1400.
Eine Geschichte der Rohrs schreiben wollen hieße, mittelbar eine Geschichte Brandenburg-Preußens schreiben.
Bei Leuthen, Lipa, Leipzig,
An der Katzbach und an der Schlei, Von Fehrbellin bis Sedan – Ein Rohr war immer dabei. |
Sie sind eiserner Bestand in den Ranglisten unserer Armee, zu allen Zeiten mit einem Dutzend Lieutenants und Capitains vertreten. Aber auch darüber hinaus bewährt und treu befunden, finden wir sie als Generallieutenants und Generalmajors in nicht geringer Zahl. Und wie im Heer, so in Staat und Kirche. Um 1400 Otto von Rohr, Bischof von Havelberg; seitdem, in langer Reihenfolge, Präsidenten und Pröpste, Amtshauptleute und Ritterschaftsräte, verschieden an Gaben und Verdienst, aber in drei Eigenschaften einig: gütig, tapfer, loyal.
Nicht von dem Ruhm der Familie will ich in nachstehendem erzählen, nicht von denen, die bei Prag mitstürmten und bei Hochkirch unter Tod und Flammen aushielten; es entspricht dem einfach-demütigen, alles Anspruchsvolle zurückweisenden Sinne der Familie mehr und besser, wenn ich bei Genrebildern verweile, wie sie das Leben dreier aufeinanderfolgender Generationen bot. Ich wähle diese drei Generationen aus den Trieplatzer Rohrs. Begleite mich der Leser zunächst nach Trieplatz selbst.
Trieplatz liegt eine Meile nördlich von Wusterhausen an der Dosse. Der Weg geht über Brunn, das, wie schon angeführt, früher ebenfalls den Rohrs zugehörte, seit Ende vorigen Jahrhunderts aber in den Besitz der Rombergs übergegangen ist. Im Schloßpark zu Brunn, unter dunklen Tannen und fast am Rande eines stillen Weihers, erhebt sich ein schönes, von Drakes Hand herrührendes Monument das dem Obersten von Romberg und seinem sechzehnjährigen Sohne errichtet wurde. Sandsteinstufen tragen einen Granitwürfel; auf diesem ruht ein halbkreisförmiger Marmor mit den Hautrelieffiguren der Hingeschiedenen. Der dargestellte Moment ist der des Wiedersehns; beide reichen sich die Hand, und eine hohe Freude verklärt ihre Züge. Die Inschrift am Granitwürfel lautet:
Die ganze Gegend am Dosse-Ufer hin, von dem wir uns übrigens mehr und mehr entfernen, ist wie so viele Punkte der Mark, witwenhaft traurig und mit keinem andern Reize ausgestattet als dem einen, den ihr ebendies Witwenkleid leiht. Wohl ist dies Kleid unter den Händen der Kultur, die hier und dort, wie eine heitere Enkelin, ein buntes Band eingeflochten hat, um seinen vollen Trauergehalt gekommen, aber das, was vorherrscht und nach wie vor den Charakter gibt, ist doch immer noch das monotone Grau, das selbst der Ackerscholle nicht fehlt, die daliegt, als ob Asche über ihr frisches Braun ausgestreut worden wäre. Kein See, kein Weiher, kein Fluß; von Zeit zu Zeit eine Gruppe graugrüner Bäume, meist Pappeln und Weiden, die die Stelle andeuten, wo hinter Wipfeln ein Dorf vergraben liegt.
So hinter Wipfeln vergraben liegt auch Trieplatz. Im Näherkommen bemerken wir eine prächtige Linden- und Kastanienallee, deren Linien sich kreuzen und dann avenueartig auf den alten und neuen Hof des Gutes zuführen. Der alte Hof, jetzt eine bloße Meierei, war der Rittersitz des vorigen Jahrhunderts. Dort stand das Herrenhaus, ein einfacher Fachwerkbau, den Georg Moritz von Rohr bewohnte. Von ihm erzähl ich zuerst.