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Nachstehend geb ich eine Aufzählung dessen, was sich im Herrenhause zu Radensleben an Kunstschätzen vorfindet. Ich verweile dabei nur bei dem Bemerkenswertesten.
1. Madonna hält mit beiden Händen das auf ihrem Schoße sitzende Christuskind. Im Hintergrunde drei Cherubimköpfe. Gewand der Madonna mit reichem Muster modelliert und sodann vergoldet und bemalt. Flaches Relief aus gebrannter Erde (Terrakotta), in reich vergoldetem Rahmen. Dieser hat die Inschrift »Ave Maria gratia plena, Dominus tecum.« Wahrscheinlich eine Arbeit von Mino da Fiesole. Ein Exemplar, nach derselben Form gegossen, befindet sich im Berliner Museum.
2. Madonna, halbe Figur, anbetend vor dem Kinde; zur Rechten drei Engel, links Johannes. Madonna und Christkind sehr schön. Terrakotta-Relief von etwa zweieinhalb Fuß Durchmesser. Von der Bemalung und Vergoldung sind nur noch schwache Reste vorhanden. Trotzdem ein Prachtstück der Sammlung. Nach der Ansicht Metzgers, eines Kunsthändlers in Rom, durch dessen Vermittlung Herr von Rumohr viele Sachen fürs Berliner Museum ankaufen ließ, von Luca della Robbia. Der einzige Zweifel, den Metzger unterhielt, war der, daß ihm kein Werk des Luca von ähnlicher Schönheit vorgekommen sei.
3. Madonna mit dem Kinde, Johannes und Engeln. Von Fra Filippo Lippi. Wie fast alle folgenden Bilder auf Holz gemalt.
4. Vermählung der heiligen Katharina. Die sitzende Madonna hält auf dem Schoße das Christuskind und neigt sich mit demselben der vor ihr zur Linken knienden heiligen Katharina entgegen, welche vom Christuskinde den Ring empfängt. Eine vorzügliche Arbeit von Sandro Botticelli, einem Schüler des Fra Filippo Lippi.
5. Madonna mit dem Kinde, welches einen Stieglitz in den Händen hält. Ein weißer Schleier fällt unter der Krone der Madonna auf den dunkel schwarzblauen Mantel herab, welcher, auf der Brust durch eine Agraffe gehalten, sich seitwärts öffnet und das rote Gewand sehen läßt. Höchstwahrscheinlich von Fra Filippo Lippi, doch in mancher Beziehung an seinen Sohn Filippino Lippi erinnernd.
6. Madonna mit dem Kinde. Wahrscheinlich von Filippino Lippi.
7. Madonna; auf Goldgrund. Sie trägt einen schwarzen Mantel, mit rotgoldnem Brokat gefüttert. Unter dem Mantel birgt sie Päpste, Mönche, Heilige. Sehr altes Bild von Giovanni da Milano.
8. Krönung Mariä. Ausgezeichnetes Bild; der Maria in Santa Croce zu Florenz (von Giotto) und ebenso der Heiligen Jungfrau in der Brera zu Mailand so nahestehend, daß es Kenner mehrfach für ein Originalbild von Giotto gehalten haben. Die später erfolgte Reinigung ließ die Jahreszahl 1338 hervortreten, wonach es also zwei Jahre nach Giottos Tode gemalt wurde. Doch zählt es immer zu den ältesten und besten Schulbildern. (Dies Bild befindet sich zur Zeit in Berlin, in der Wohnung der Frau von Hengstenberg.)
9. Maria und der verkündende Engel. Zwei Köpfe, nach dem großen und berühmten Bilde in der Kirche Annunziata in Florenz gemalt. Das große Bild wird alljährlich nur einmal dem Volke gezeigt; der Maler hat diese beiden Köpfe, nach einmaligem Sehen, aus dem Gedächtnis auf die Leinwand gebracht.
10. Madonna. Von Fra Bartolomeo. Aus der Gipfelzeit der Malerei; an Schönheit vielleicht allen Bildern der Sammlung voranstehend. Ein großes dunkles Kopftuch, unter dessen Falten das rote Kleid nur wenig hervorsieht, wallt tief herab. Der Kopf selbst zeigt einen leidenden Ausdruck. Die Formen sind edel, das Ganze voll technischer Vollendung.
11. Christus auf Goldgrund, unter einem Baldachin. In sienesischer Kunstweise, mit grünuntermalten Fleischtönen und aufgesetztem Rot.
12. und 13. Zwei Sepiazeichnungen von Mantegna. Es ist ein Pergamentblatt, von ungefähr ein Fuß Höhe und sieben bis acht Zoll Breite, das auf beiden Seiten bemalt ist. Auf der einen Seite erblickt man einen Märtyrer (wahrscheinlich Sankt Jakobus), der von den Seinen Abschied nimmt und sie segnet. Die Zeichnung auf der andern Seite ist von noch größerer Schönheit. Sie stellt dar: »Der tote Christus, von Engeln beklagt«. Das Bild zeigt eine gewisse Verwandtschaft des Ausdrucks und der Behandlung mit dem entsprechenden Mantegna-Bilde im Berliner Museum. Die erste Seite (Sankt Jakobus, der Abschied nimmt und segnet) ist wahrscheinlich eine Skizze zu dem bekannten Deckengemälde von Mantegna: »Gang zum Richtplatz und Heilung des Gichtbrüchigen« in der Kirche degli Eremitani in Padua. – Beide Bilder zeigen eine reiche Renaissancearchitektur; was die Art des Vortrags angeht, so ist die eine mehr in gemalter, die andere mehr in gestrichelter Manier. Das Pergamentblatt selbst ist sehr wahrscheinlich aus einem Mantegnaschen Studienbuch genommen.
14. und 15. Zwei Heilige (fast Lebensgröße), halbe Figur, unter Spitzbogeneinrahmung. Wahrscheinlich früher ganze Figur und später abgesägt. In giottesker Manier; vielleicht von Giottino.
16. Ein Apostel (dreiviertel Lebensgröße), halbe Figur. Abgesägt wie das vorige. Nach Metzgers Ansicht mutmaßlich von Orcagna herrührend. Auf der untere Hälfte des Bildes, aber ebenfalls auf der Vorderseite, befindet sich eine mit Weiß konturierte Skizze zu einer Madonna. Diese Skizze ist wenig mehr als fünfzig Jahr alt, und hat der Maler derselben das alte Bild lediglich als Untermalung benutzt.
17. Das Gastmahl des heiligen Dominikus. Dominikus setzt sich, mit seinen Mönchen, im Refektorium zu Tisch und erhebt die Hände bittend gen Himmel, während der Bruder Schaffner den leeren Korb umstülpt. Engel erscheinen und bringen Brote. Das sehr beschädigte Bild enthält noch Spuren von großer Schönheit und zierlichster Malerei, namentlich in der Behandlung der Köpfe. Es ist ein Bild von Fiesole. Metzger hat es auf das bestimmteste dafür erklärt.
18. Ein kleiner Altar mit Vorgängen aus dem Leben des heiligen Laurentius.
19. Die Begegnung des Paulus und Petrus von Pietro Spinello Aretino.
20. Verschiedene Madonnen des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts, teils aus gotischer, teils aus früher Renaissancezeit.
1. Eine Handzeichnung von Dürer. Der dornengekrönte Christus vor dem Tode, auf dem Kreuze sitzend. Auf grauem Papier angetuscht und meisterlich mit Weiß aufgehöht. Mit Dürers Monogramm und der groß in Weiß aufgesetzten Jahreszahl 1519. Aus der ehemalig Crennerschen Sammlung erstanden (siehe Waagens Reisen durch Deutschland). Soll früher in Besitz des letzten Fürstabts von St. Emmeran gewesen sein.
2. und 3. Zwei schöne kleine Landschaften von Huysmans; in Poussinscher Art komponiert. Dunkel, viel Braun und tiefes Blau des Himmels. In Saftigkeit und Frische an dunklere Bilder Claude Lorrains erinnernd.
4. Friedrich II. Die inkorrekte Inschrift lautet: »L'auriginal a été fait d'après le Roy, par Amadée van Loo. Anno 1766.«
5. Portrait Blüchers. Wahrscheinlich von Weitsch.
6. Marktplatz von Ravello bei Amalfi. Von Blechen. Links eine hohe Mauer mit einem rundbogigen Eingang in eine Kirche. Auf dem Markt eine schöne Fontaine und in einiger Entfernung ein einzelner Baum, in dessen Schatten Lazzaronis lagern. Rechts der Blick auf das dunkelblaue Meer. Der Kontrast zwischen der glühenden Sonne und der kleinen Schattenpartie am Brunnen ist sehr schön.
7. Zwei Arbeiten von Bouterweck.
a) Eine Sibylle. (Ölbild, sehr dunkel.) Ein Herd mit geheimnisvollen Zeichen und allerhand Zauberhölzern. Die Sibylle selbst liest in einem geheimnisvollen Buch, während es auf dem Herde braut und kocht. Krieger kommen, um sie gefangenzunehmen.
b) Die Furien tragen die Leiche der Klytämnestra zum Orkus. Orest, Pylades und Iphigenia blicken dem finstren Zuge nach. Sepiaskizze, aufgehöht mit Weiß; eine sehr ausgezeichnete Arbeit.
8. Der Daumen (von Marmor) einer übermenschlich großen Figur. Die letztere, auf Sizilien gefunden, gehörte dem südlichsten Teile der Ostreihe der Tempel in Selinus an, deren übrige, im Museum zu Palermo befindlichen Skulpturen der Blütezeit der griechischen Kunst (fünftes Jahrhundert) angehören. Damals wurden vielfach die unbedeckt bleibenden Teile des Körpers: Kopf, Hände, Füße, an die Figur angesetzt, und zwar waren Kopf, Hände, Füße von Marmor, während die Figur selber von bloßem Kalkstein war. Es läßt sich annehmen – um so mehr, als man deutlich erkennt, daß dieser Daumen nicht etwa abgebrochen ist –, daß er ebenfalls einer solchen Figur angesetzt war. Ob diese Figur die Tempelstatue selber oder eine der Statuen der Giebelfelder war, ist natürlich nicht mehr festzustellen. Rauch konnte die vollendete Schönheit und Natürlichkeit dieses Fragments nicht genug bewundern.
Diese von Schinkel aus der Zeit von seinem fünfzehnten bis zu seinem zweiundzwanzigsten Jahre herrührenden Arbeiten waren früher in Berlin und über die Grafschaft Ruppin hin zerstreut (einen Hauptteil besaß Herr von Rathenow in Berlin) und wurden durch den verstorbenen Geheimrat von Quast auf Radensleben allmählich gesammelt. Sie bilden eine Kollektion von relativ hervorragendem Wert. Ihre künstlerische Bedeutung, einige Blätter abgerechnet, ist nicht groß, desto größer aber ist ihre kunsthistorische. Den Entwickelungsgang Schinkels von frühauf zeigend, ergänzen sie das, was das Schinkel-Museum an Arbeiten des Meisters bietet, in einer nicht leicht zu überschätzenden Weise.
Es sind Federzeichnungen sowie Bilder und Skizzen in Tusche und Gouache.
Federzeichnungen | |
1. | Kopie nach Rembrandt. 1796. |
2. | Medaillonkopf Friedrichs des Großen. |
3. | Juno. Wahrscheinlich aus 1796 oder 1797. |
4. | Pallas Athene. Wahrscheinlich aus 1796 oder 1797. |
5. | Portrait. Wahrscheinlich aus 1796 oder 1797. |
6. | Zwei Köpfe. Wahrscheinlich aus 1796 oder 1797. |
7. | Säulenkapitäle, dorische, ionische, korinthische. |
8. | Rousseau-Grotte. |
9. | Die Kränzliner Kirche. 1804.
(1804 war er noch in Italien. Die Jahreszahl ist also entweder nicht richtig, oder das Blatt rührt von jemand anderem her.) |
In Tusche | |
1. | Kopie nach Hogarth. |
2. | Seelandschaft. |
3. | Seelandschaft. Berlin 1797. |
4. | Landschaft mit Pyramide. 20. August 1797. |
5. | bis 8. Vier kleine Landschaften, alle aus dem Jahre 1797. |
9. | Größere Landschaft. |
10. | Ruinen des alten Theben. 1798. |
11. | Felsenhöhle. In bunter Tusche. |
12. | Remter in Marienburg. In bunter Tusche. |
13. | Saal der Fünfhundert in Paris. In bunter Tusche. |
14. | bis 20. Landschaften in schwarzer Tusche. Aus den Jahren 1798 und 1799. |
21. | Landschaft in bunter Tusche. |
22. | und 23. Grabdenkmäler in schwarzer Tusche. Ein solches von Schinkel herrührendes Grabdenkmals- oder Mausoleumsbildchen besitz ich ebenfalls. Vielleicht das einzige Blatt, was aus der Epoche von 1796 bis 1799 außer den Radenslebenschen Blättern noch existiert. Es stellt einen nach zwei Seiten hin von dunklen Baumpartien eingeschlossenen Bau dar. Nach links hin öffnet sich der Blick auf eine kleine Landschaft, die dem Beschauer zugekehrte Langseite des Mausoleums aber trägt die Inschrift: »Tranquillitati« und darunter ein sauber ausgeführtes Basrelief, Pluto und Proserpina, zu deren Füßen ein Bittender kniet. Es ist rechts in der Ecke mit »Schinkel 99 fecit« bezeichnet. Dies Bildchen (neun Zoll breit, fünf Zoll hoch) befand sich in Händen des Küsters in Darritz, eine halbe Meile von Kränzlin, dem es wahrscheinlich als ein Erinnerungsstück aus der Kränzliner Pfarre zugefallen war. Er hat es mir später überlassen. |
24. | Landschaft in rotbrauner Sepia. |
In Gouache | |
1., | 2. und 3. Kleine Landschaften. 1797. Sehr sauber ausgeführt. |
4. | Neapel. 1798. |
5. | Potsdam bei Sonnenaufgang von Babelsberg aus. 1798. |
6. | Landschaft. Albumblatt. 1799. |
7. | dito. 1799. |
8. | Entwurf einer Gartenpartie. 1800. |
Zu diesen Bildern gesellen sich schöne Sammlungen von Münzen und Gemmen, vor allem zahlreiche Wappen mit Handzeichnungen und Skizzen interessanter Architekturen in Deutschland, Frankreich und Italien. In bezug auf Preußen ist diese Sammlung höchstwahrscheinlich die vollständigste, die existiert; sie umfaßt alle Provinzen, besonders Rheinland, Mark, Ost- und Westpreußen.