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Am 11. August Parade. Am 14. setzte sich die ganze schlesische Armee in Bewegung und rückte aus ihrem Lager bei Strehlen gegen den Bober vor. Nach Ablauf einer Woche begannen für unser Regiment die Gefechte: am 21. August bei Seifersdorf, am 23. bei Goldberg, am 26. Schlacht an der Katzbach. Bei diesem ersten größeren Engagement verweilen wir in der Kürze.
Es kann uns nicht obliegen, eine Schilderung dieser Schlacht überhaupt zu geben, nur das Nötigste finde hier Erwähnung, wobei uns eine Lokalkenntnis zustatten kommt, die wir uns neuerdings (1872) verschaffen konnten.
Das Terrain, auf dem die Schlacht geschlagen wurde, liegt südlich von Liegnitz. Es ist ein nach Süden hin steil abfallendes Plateau, das an ebendieser Stelle von der Wütenden Neiße, nach Westen hin aber von der Katzbach begrenzt und umfaßt wird. An der Südwestecke, wo die von Ost nach West fließende Wütende Neiße in die von Süd nach Nord fließende Katzbach einmündet, biegt letztre kurz vor dem Einmündungspunkte jener (der Neiße) auf 2000 Schritt östlich aus und schafft dadurch auf der entsprechenden Strecke einen Wasser-Doppellauf. Katzbach und Neiße, sonst in rechtwinkliger Stellung zueinander, laufen hier auf eine kurze Strecke hin parallel und haben nichts als einen schmalen Wiesen- und Weidegrund zwischen sich. Dieser Umstand wurde für die Franzosen besonders verderblich; General Sacken warf das Neysche Corps in die Katzbach, General Yorck das Macdonaldsche Corps in die Neiße, und zwar speziell da, wo beide Flüsse nebeneinander laufen, weshalb denn auch das Macdonaldsche Corps die größeren Verluste hatte. Im ganzen kann man das Terrain, auf dem die Schlacht unsererseits angenommen wurde, nur mit tiefem Mißtrauen betrachten und muß das Kopfschütteln Yorcks noch nachträglich gerechtfertigt finden. Nur wenn wir guten Grund hatten, uns überlegen zu fühlen, hatten wir auch guten Grund, dem Gegner auf so diffizilem Terrain eine Schlacht zu bieten. Aber an solchen »gutem Grunde« gebrach es durchaus. Man stand drei Corps gegen drei, und bei gleicher Zahl hatten die Franzosen damals die Chancen für sich. In der Tat schwankte die Schlacht mehr als einmal, und bei besserer Führung des Feinds hätte uns sehr wohl das Los zufallen können, den Plateauabhang hinunter und in die Katzbach und Neiße hineingeworfen zu werden. »Alles Glück, nichts als Glück«, raisonnierte der alte Yorck. Und er hatte recht.
Die Schlacht verlief wie folgt. Sacken hatte den rechten, Langeron den linken Flügel; Yorck schob sich zwischen beide. Langeron, in der Tiefe haltend, führte beinah ein selbständiges, übrigens keineswegs allzu glückliches Gefecht. Die Entscheidung erfolgte auf dem Plateau, auf dem Yorck und Sacken standen, Yorck links, Sacken rechts, mit Front gegen Westen. In ebendieser Front floß die Katzbach, in der linken Flanke die Neiße.
Die Aufstellung des Yorckschen Corps war die, daß die Brigaden Hünerbein und Horn das erste Treffen bildeten, Brigade Herzog Karl von Mecklenburg das zweite, Brigade Steinmetz in Reserve.
Brigade Hünerbein hatte den linken Flügel und lehnte mithin an den Abhang, zu dessen Füßen die Neiße fließt. An der Tête der Brigade standen die Bataillone Laurens, Zepelin und Othegraven, jene von unsrem, dieses vom brandenburgischen (jetzigem 12.) Infanterieregiment.
An dieser Stelle begann der Kampf. Drei feindliche Bataillone mit vier Geschützen in der Front anvancierten. Das coupierte Terrain führte zu einer momentanen Teilung, und eins der Bataillone betrat bereits das Plateau, während die beiden anderen noch auf der Schrägung des Abhanges marschierten. Zwischen diesen beiden die vier Geschütze. Jetzt Halt! und Carré. Wir standen einander auf wenige hundert Schritt gegenüber. Hier (deployiert) Brigade Hünerbein, dort die drei ebenso viele Vierecke bildenden französischen Bataillone. Das Bataillon Othegraven warf sich mit Hurra auf das einzelne, schon auf dem Plateau haltende Bataillon und schlug es mit dem Kolben zusammen. In zehn Minuten lag alles tot am Boden. Unsere am äußersten linken Flügel aufgestellten Bataillone von Laurens und von Zepelin aber stürzten sich gleichzeitig Bei diesem Vorbrechen unserer beiden Bataillone litten dieselben außerordentlich durch Gewehrfeuer, das sie von links her empfingen. Am Fuße des Abhangs, hart an der Wütenden Neiße und durch Buschwerk dem Blicke nahezu entzogen, steckten feindliche Tirailleurs. Gegen diese warf sich aus eignem Antriebe Lieutenant von Gaza mit dem 4. und 5. Zuge seines 3. Bataillons, vertrieb sie und setzte sich seinerseits in den Büschen fest. Hier befand er sich nunmehr auf ebendem Terrain, auf dem eine Stunde später die Reiterschlacht hin und her wogte. Erst von preußischer Kavallerie niedergeritten, sah er sich plötzlich mit seinen Leuten unter den Säbeln siegreich vordringender französischer Husaren. Er suchte die Hiebe zu parieren, bis endlich ein derberer Hieb, der durch die Kette und den Adler des Czakos ging, ihm diesen vom Kopfe schlug. Drei Hiebe auf den Kopf und einer in den Arm folgten augenblicklich. Lieutenant von Gaza mußte sich gefangengeben und bald darauf sehen, wie die Franzosen, in deren Händen er war, mehrere Gefangene mit Pistolen, die sie des Regens wegen bisher unter dem Dolman verborgen gehalten hatten, niederschossen. Schon glaubte er, diesem Schicksale glücklich entgangen zu sein, als plötzlich ein einzelner zurückgebliebener Husar zu Fuß auf ihn zulief und, in gebrochenem Deutsch fluchend, ihn mit der Pistole durch den Hals schoß. Lieutenant von Gaza fiel wie tot nieder, kam aber wieder zu sich, als beim allgemeinen Vorrücken preußische Kameraden ihn an dieser Stelle fanden. Die Schußwunde durch den Hals war in fünf Wochen heil, die Hiebwunden dagegen waren noch offen, als Lieutenant von Gaza am 1. Dezember mit Ersatzmannschaften, von Breslau aus, der Armee folgte. auf die noch am Abhange marschierenden zwei französischen Carrés und trieben alles, was nicht dem Kolben und Bajonett erlag, die Schrägung hinunter, in die Wütende Neiße hinein. Auch die vier Geschütze wurden genommen.
So wurde durch die Brigade Hünerbein, und zwar ganz speziell durch die Bataillone von Othegraven, von Laurens und von Zepelin, die Schlacht glänzend eröffnet. Was noch folgte: Kavallerieattacke des Obersten von Jürgaß, dann Aufnahme der zurückgehenden Reiterei durch die Brigade Herzog Karl von Mecklenburg, schließlich das Vorrücken der ganzen Linie, rechts Sacken, links Yorck, gegen das verzettelt auf dem Plateau stehende Macdonaldsche Corps, sind Momente, die jenseits unserer Aufgabe liegen. Die Brigade Hünerbein, und mit ihr unser Regiment, nahm an diesen Hergängen keinen Teil mehr und hatte nur noch Verluste durch eine von hüben und drüben fortgesetzte Kanonade. Regimentskommandeur Major von der Goltz fiel. Er hielt in Front unsres ersten Bataillons, als ihm sein Adjutant bemerkte, daß es wohl das Geratenste sein dürfte, den gefährlichen Standpunkt aufzugeben. Von der Goltz aber erwiderte: »An meinem Beispiel hängt alles.« In demselben Augenblicke traf ihn das Sprengstück einer Granate und warf ihn tot vom Pferde.
Der Gesamtverlust des Regiments an diesem Tage betrug 213 Mann. Im Vergleich zu den opferreichen Kämpfen, die noch bevorstanden, eine geringe Zahl.
Major von Laurens übernahm das Kommando.
Auch bei der Katzbach-Schlacht wiederum zeigte es sich, wie schwer es ist, über den Gang eines Gefechts etwas Sicheres in Erfahrung zu bringen. Es liegen mir vier Beschreibungen Diese vier Beschreibungen sind: 1. der ziemlich detaillierte Text zum Schlachtenatlas. 2. Eine Beschreibung, die auf dem Schlachtfelde verkauft wird (natürlich Abdruck irgendeiner offiziellen Relation). 3. Droysens Schilderung im »Leben Yorcks« und 4. Zychlinskis Schilderung in »Geschichte des 24. Infanterieregiments«. vor, die zum Teil in den wichtigsten Punkten abweichen! Wie die Brigaden untereinander und dann wieder wie die Bataillone jeder einzelnen Brigade gestanden haben, darüber herrscht Widerspruch. Einige lassen das Neysche Corps eine Rolle spielen, nach andern erschien es so gut wie gar nicht. Ein Bericht spricht von vier Geschützen beim ersten französischen Angriff, ein anderer von drei Batterien. Am meisten Übereinstimmung herrscht noch in betreff unserer Brigade Hünerbein, ganz speziell auch darüber, daß es das Bataillon Othegraven und »zwei andere Bataillone« (nach Zychlinski die unseren) waren, die die Schlacht glänzend einleiteten.
Der Schlacht an der Katzbach folgte als nächstes wichtiges Ereignis der Elbübergang bei Wartenburg am 3. Oktober. Dazwischen lag eine Anzahl von Gefechten, die zum Teil blutiger verliefen als der Katzbach-Tag. Es waren: am 4. September Gefecht bei Hochkirch, am 15. bei Langenwolmsdorf, am 20. bei Großharthau, am 21. bei Bischofswerda. Namentlich das erstgenannte (Hochkirch) legte dem 3. Bataillon, das hier seitens unseres Regiments allein in Aktion trat, große Opfer auf. Es verlor von 479 Mann 108. Unter den Gefallenen war der Kommandeur Major von Zepelin. Den Elbübergang machte unser Regiment mit, ohne in das Gefecht selbst mit verwickelt zu werden. So schritt man auf Leipzig zu, dem blutigen Tage von Möckern entgegen.
Napoleon, von dem Heranrücken der schlesischen Armee unterrichtet, stellte derselben das 6. Corps unter Marmont entgegen. Marmont lehnte seinen linken Flügel an Möckern und die Elster, den rechten an den Rietschke-Bach bei Eutritzsch. Der linke Flügel war der strategisch wichtigere, weil er die nächste Straße nach Leipzig deckte. Um Dorf Möckern und die hart daneben gelegene Höhenposition drehte sich denn auch recht eigentlich der Kampf. Hier setzte das Yorcksche Corps seine beste Kraft ein, speziell auch unser Regiment. Das 2. Bataillon focht in der Avantgarde und war unter den Truppen, die Dorf Möckern nahmen und behaupteten. Das 1. und 3. Bataillon aber richteten, wie das Gros des Corps überhaupt, ihre Angriffe gegen die östlich vom Dorf gelegene Höhe von Möckern. Über beide Kämpfe ein kurzes Wort.
Das 2. Bataillon im Dorfe Möckern
Alle Häuser und Scheunen waren verrammelt und mit Schießscharten versehen; die Tirailleurs prallten ab. Jetzt wurden unsererseits vier Bataillone zum Angriff vorgezogen.
Unser 2. Bataillon und ein Landwehrbataillon hatten die Tête. Der Feind, sechs Bataillone stark, stand hinter den Ziegelscheunen des Dorfes. Trotzdem avancierten die Unsern bis auf 150 Schritt und wechselten Bataillonssalven mit dem Gegner. Nunmehr ging dieser zum Angriff über, und unser 2. Bataillon mußte zurück. Inzwischen aber waren die Bataillone der zweiten Linie nachgerückt, und mit diesen vereint gingen wir aufs neue gegen Möckern vor. Das Dorf wurde mit dem Bajonett genommen, verloren und wieder genommen. Ein Häuserkampf folgte. Chaotisches Getümmel. Alle Bataillone, die hier vorgegangen waren, fochten aufgelöst durcheinander.
Das 1. und 3. Bataillon gegen die Höhe von Möckern
Gegen die östlich vom Dorf gelegene Höhe von Möckern waren inzwischen die Brigaden Steinmetz und Karl von Mecklenburg avanciert. Die Bataillone fielen rottenweise. Jetzt erging Befehl auch an die Brigaden Horn und Hünerbein, sich von Lindenthal aus (das sie vorher besetzt hatten) rechts zu schieben und bei Wegnahme der Höhe von Möckern mit einzugreifen. Eine allgemeine Begeisterung ergriff die Gemüter; Generale, Offiziere, Soldaten, alle waren von dem Gedanken beseelt, daß hier nur zwischen Sieg und Tod zu wählen sei. Unser 1. Bataillon drängte mit andern aus der zweiten in die erste Linie vor, die feindliche Stellung wurde durchbrochen und Viereck auf Viereck niedergemacht. Lieutenant und Adjutant des 3. Bataillons von Johnston Die Johnstons sind Schotten. Es mag dabei die Bemerkung Platz finden, daß wir eine verhältnismäßig große Zahl berühmter schottischer Namen in unserem Offiziercorps hatten und haben. Obenan steht Feldmarschall Keith. Zur Zeit befinden sich acht Douglas, sechs Gordons, sechs Johnstons, vier Winsloes, drei Macleans und außerdem verschiedene Leslies und Hamiltons, auch Campbell, Bothwell und Butler in der Armee. Wahrscheinlich ist die Reihe der schottischen Namen hiermit nicht erschöpft. zeichnete sich hierbei durch glänzende Bravour aus, und Lieutenant Goßlar vom 1. Bataillon folgte, wiewohl verwundet, mit seiner Schützenabteilung dem weichenden Feinde.
Diesem jungen Offizier – später Oberst und Kommandant von Schweidnitz – verdanken wir eine glänzende Schilderung des Tages von Möckern, soweit unser Regiment in Betracht kommt.
»Die Reveille am 16. Oktober bracht uns die Gewißheit, daß es heute zur Schlacht kommen werde. Es war ein feierlicher Morgen. Gewehr und Munition wurden nachgesehen und letztere kriegsmäßig ergänzt. Jeder brachte sein Bindezeug in Ordnung, und alles Überflüssige (namentlich Karten) wurde fortgeworfen.
Es war schon voller Tag, als das Corps gegen Leipzig aufbrach; wir hatten vollständig abgekocht. Die Gewehre wurden beim Antreten geladen. Anfänglich bewegten wir uns in der gewöhnlichen Marschordnung; als es aber das Terrain neben der großen Straße zu gestatten begann, formierten wir Angriffskolonne, was unser Vorgehen gegen die Höhen von Möckern beschleunigte. Bald gerieten wir in ein heftiges Granatfeuer, avancierten aber bis zu einer Terrainfalte, wo wir vor den feindlichen Wurfgeschossen einigen Schutz fanden und während eines kurzen Haltes Atem schöpfen und unsere schon etwas gelichteten Rotten wieder voll machen konnten. Eine Kanonenkugel schlug hier in unser 1. Bataillon und tötete den Secondelieutenant Knopki, mit dem ich mich kurz vorher wegen seines reglementswidrigen Platzes in der Kolonne gestritten hatte. Er usurpierte den Platz, der mir zukam, und wurde dafür statt meiner mit dem Tode bestraft. Ich habe mich darüber lange nicht beruhigen können.
Als für uns der Moment zum ersten Bajonettangriff gekommen war, stiegen unsere Stabsoffiziere vom Pferde, und nun hörte eigentlich alles Kommando auf. Wir hatten die junge französische Garde samt einem Marinebataillon unter Marmont gegen uns, und im weiteren Vordringen, unter unbarmherzigem Kleingewehr- und Kartätschfeuer, waren wir ihren Kolonnen häufig ganz nah auf den Leib gerückt. Sie wichen in größter Ordnung zurück, immer nur, um wieder Front zu machen. So standen die Dinge, als plötzlich eines der diesseitigen, übrigens nicht unserm Regimente zugehörigen Bataillone kehrtmachte, wodurch die Nachbarbataillone mit zurückgerissen wurden. Die Intervallen gingen verloren, die Treffen vermischten sich, und war dies ein für die Offiziere aller Grade verzweiflungsvoller Augenblick. Da half kein Befehlen und Bitten, auch nicht, daß scharf druntergefuchtelt wurde. Ich meinerseits ließ mich in meiner jugendlichen Ekstase zu einem Fußfall verleiten. Erfolgloses Bemühen! Einem sechzehnjährigen Tambour unsres 1. Bataillons war es endlich vorbehalten, die Ordnung wieder herzustellen. Er sprang aus dem verworrenen Knäul heraus und schlug, ganz allein vorgehend und aus Leibeskräften, mit einem Trommelstocke den Sturmmarsch. Das half! Unser Bataillon machte Front, und das verlorene Terrain ward um so leichter wiedergewonnen, als der Feind, in Befürchtung eines diesseitigen Kavallerieangriffs, überhaupt gar nicht gefolgt war. Major von Othegraven vom brandenburgischen Infanterieregiment (jetzt Nr. 12) hat diese Handlung des Tambours, unmittelbar nach der Schlacht, als Zeuge zur Sprache gebracht. Der Lohn des Tapferen war das Eiserne Kreuz. Seinen Namen hab ich vergessen, aber er selbst lebt in meiner Erinnerung als ein Hauptheld des Tages fort.
Mit dem Dunkelwerden war auf dieser Seite von Leipzig der Sieg erfochten, und General von Horn ließ das Leibregiment einen großen Kreis schließen und einige Hautboisten ›Nun danket alle Gott!‹ blasen. Da die Brigaden ganz nahe beieinander standen und die Gewehre zusammengesetzt hatten, während es bei den Vortruppen immer noch knallte, so drängte sich alles zusammen, und ich werde den ungeheuren Eindruck nie vergessen, den es auf die Herzen aller Anwesenden hervorbrachte, als der General, nachdem das Lied verklungen war, sich mit uns allen auf die Knie warf und entblößten Hauptes ein lautloses Gebet verrichtete.
Das war ein freiwilliger Gottesdienst!
Nachdem die Bivouacs für die Nacht bezogen waren, wurd Appell gehalten – ein trauriger Appell! Wir hatten wohl zwei Drittel unserer Leute eingebüßt. Unser vortrefflicher Regimentskommandeur, Major von Laurens, war, an der rechten Hand schwer verwundet, zurückgebracht worden. Major von Pfindel, ein lustiger, mitten in der Schlacht singender Stabsoffizier, war zum Tode getroffen und starb bald nachher in Halle.
Am Bivouacsfeuer wurde verzehrt, was jeder bei sich führte. Dann ruht ich ungestört bis zur Reveille, wobei mir und einem andern Kameraden der halbnackte Leichnam eines französischen Offiziers als Kopfkissen diente.
Der Morgen des 17. Oktober war regnicht und kalt. Jeder Lebende und Gesunde freute sich aber dankend seines Daseins, und das Frühstück – schwarzer Kaffee mit Rum – mundete herrlich. Das halb verschimmelte Kommißbrot schmeckte wie Marzipan.
Der alte Hünerbein ging mit uns auf dem nahe gelegenen Schlachtfeldterrain umher und wendete mit seinem Krückstock die schon ihrer Kleider beraubten Leichen von Freund und Feind um, wenn sie, wie gewöhnlich, auf dem Bauche lagen und mit ihren Zähnen ins Gras gebissen hatten. Und hier war es auch, wo wir die erschütternde Szene erlebten, daß unser Premierlieutenant von Kessel seinen getöteten Bruder vom brandenburgischen Regiment erkannte und ihn durch Soldaten unseres 1. Bataillons in ein Grab verscharren ließ.«
So Oberst Goßlar über den »Tag von Möckern«, den er als junger Offizier mitgemacht hatte.
Die Verluste waren enorm, selbst die von Vionville und St-Privat verschwinden daneben. Sie stellten sich wie folgt: 1. Bataillon, 415 Mann stark, verlor 235; 2. Bataillon, 513 Mann stark, verlor 387; 3. Bataillon, 389 Mann stark, verlor 136. Gesamtverlust, einschließlich von 15 Freiwilligen Jägern, 773 Mann. Dazu 12 Offiziere. Major von Laurens (schwer verwundet) erhielt das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Nur 559 Mann stark zog unser Regiment dem Rheine zu. Es wuchs aber unterwegs.