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Eugen hatte seit Wochen nichts von zu Haus gehört, und nun, spät an jenem Abend, als er auf seiner Bude in der Trowbridge Street las, empfing er folgendes, von seiner Mutter unterzeichnetes Telegramm: »vater sehr krank arzt gibt hoffnung auf komme sofort.«
Er rief sofort die Eisenbahnauskunft an und erhielt den Bescheid, in einer Stunde ginge ein Zug nach New York und in den Süden. Wenn er sich beeilte, konnte er diesen Zug erreichen. Er hatte nicht Geld genug für die Reise und wußte, ginge er Starwick oder Dodd, den Professor Hatcher oder andre Bekannte an, dann würde er den Zug verpassen. Folglich wandte er sich an jene Person im Haus, die er am besten kannte, und die ihm am wahrscheinlichsten aushelfen würde, an den chinesischen Studenten Mr. Wang.
Mr. Wang war so gutmütig, wie er dumm und kindlich war, und nun in dieser eiligen Geldverlegenheit wandte sich der junge Mensch an ihn. Mr. Wang kam zur Tür. Er blinzelte wie eine Eule. Hinter ihm schwamm das Zimmer in Wolken von Zigarettendunst und Weihrauch, und aus dem Schrankgrammophon erschallte zum dutzendsten Male an diesem Abend die herzhafte Melodie von ›Ausgerechnet Bananen‹.
Als Mr. Wang Eugen sah, legte sich sein rundes, gelbes Gesicht in die Falten törichter Erheiterung. Er schüttelte den gezückten Zeigefinger, in seiner Kehle quietschte und quiekte es bereits, und er begann mit seinem üblichen Scherzlein: »Gest nacht ich Sie seh mit ...« Aber irgend etwas in Eugens Gehaben machte ihn stutzig. Er hielt inne, ein Ausdruck feierlich-ernster Verwunderung kam auf sein rundes Torengesicht, und er fragte betreten: »Sie sagen – –?«
»Hören Sie, Wang, ich bekam grad dies Telegramm von zu Haus. Mein Vater ist schwer krank, liegt im Sterben, und ich muß Geld auftreiben, um sofort nach Haus zu fahren. Ich brauche fünfzig Dollars. Können Sie mir aushelfen?«
Während Wang zuhörte, wurden seine dunklen Funkelaugen glanzlos wie Teerbälle, und in sein gelbes Mondgesicht kam ein Ausdruck von eigenartiger Stumpfheit. Als Eugen geendet hatte, steckte der Chinese die Hände in die weiten Ärmel seines blumigen Hausmantels und sagte förmlich und steif:
»Wollen Sie eintreten, bitte?«
Eugen trat ein. Wang machte die Tür zu, schob die Hände sofort wieder in die Ärmel und schritt durchs Zimmer zu einem großartigen Tiekholzschreibtisch. Er zog ein Schublädchen auf, entnahm ihm eine Rolle Papiergeld, schälte zwei Zwanziger, und eine Zehnernote ab, kam zurück zu Eugen, überreichte ihm mit einer steifen Verbeugung das Geld und sagte: »Bitte!«
Eugen nahm das Geld, sagte: »Danke schön, Wang, ich schick's Ihnen von zu Haus gleich zurück«, und rannte in sein Zimmer, wo er in aller Eile Kleider, Hemden, Socken und Wasch- und Rasierzeug in seinen Handkoffer stopfte. Er hatte gerade fertig eingepackt, als es anpochte. Wang erschien in der Tür. Er schritt mit derselben zeremoniellen Förmlichkeit, die sein Gehaben zuvor ausgezeichnet hatte, ins Zimmer, er verbeugte sich steif und überreichte Eugen ein Geschenk: zwei herrliche Fächer aus Pfauenfedern, deren Gestäbe in schöner, feiner Lackschnitzerei geziert war. Und abermals verbeugte Wang sich steif, sagte: »Bitte«, wandte sich um und schritt aus dem Zimmer, die Hände in die weiten Flappärmel seines blumigen Hausmantels gesteckt.
Eine halbe Stunde später war Eugen unterwegs. In Mrs. Murphys Verwahrung ließ er die meisten seiner Habseligkeiten zurück – die Notizbücher, Briefe und Bücher, die alten Schuhe, die getragenen Kleider und die abgegriffenen Hüte, die Tausende von Seiten Manuskript, die den Zuwachs von drei Jahren darstellten, – eine ungeheure und unbeschreibliche Ansammlung von Erledigtem, Abgetanem und Verbrauchtem, die er zwar nur mit Trübsal und Entsetzen anzusehn vermochte, deren sich zu entledigen jedoch er außerstand war, denn die mächtige Anhortungsbesessenheit seiner Mutter lag ihm im Blut.
So verließ er Cambridge und ein Leben, das er zwei Jahre lang geführt hatte, von der Hand des Todes augenblicklich zurückbefohlen in die Unmittelbarkeit eines früheren Lebens, das ihm fremd geworden war wie ein Traum. Es war gegen Ende Juni, und am nächsten oder übernächsten Tage sollten die Commencement-Prüfungen auf der Universität beginnen. Nun war er in diesem Jahr von seiner Erwählbarkeit zum Master's Degree unterrichtet worden; zwar hatte er die Magisterwürde weder erstrebt, noch auch gewußt, daß er sie verdient habe, aber er hatte dennoch in diesen Tagen auf die Prüfungen gewartet, bei denen er das Degree empfangen sollte, und mehr als durch andere Gründe war dieses Warten veranlaßt worden durch seine vollkommene Unschlüssigkeit über alles, was seine Zukunft betraf. Nun war plötzlich eine Entscheidung gefallen, und mit dem alten Gefühl täppischer Bestürztheit überflog er im Geiste die Geschichte seiner zwei letzten Jahre. Er wunderte sich, warum er eigentlich gekommen war, was er hier gesucht hatte, und welchem Ziel er nachgegangen war. Und alles, was er für diese zwei Jahre der Wut und des Kampfes, der Heimatlosigkeit und des Hungers vorzuweisen hatte, war eine akademische Auszeichnung, nach der er nicht getrachtet hatte und der er geringen Wert beimaß.
In dieser Stimmung reiste er ab. Es hatte sich abends eingeregnet, und nun goß es in Strömen, und der Regen zerweichte die bunten Wimpel und Lampions, mit denen der Harvard Yard bereits geschmückt war, und als Eugen im Taxi zum Bahnhof fuhr, lagen die Straßen in Cambridge und die vertrauten, alten, engen und krummen Gassen Bostons verlassen da: – große Pfützen im Laternenschein und glitzernde Bänder, über die der Regen hinfegte.
Als er zur South Station kam, blieben ihm gerade noch fünf Minuten Zeit, um den Fahrschein zu kaufen und den Zug zu erreichen. Der großartige Bahnhof (damals, ehe ihm die späteren »Verbesserungen« die glanzhafte Sterilität von Kacheln und Marmor verliehen, einer der begeisterndsten und schönsten Orte auf Erden) war trotz des peitschenden Regensturms und der späten Stunde noch erfüllt von geschäftiger Bewegung, dem Aus- und Einwogen von Menschen, wie sie immer auf den großen Bahnhöfen in Amerika herumeilen, auch vom heftigsten Unwetter nicht abgeschreckt.
Auf der großen, zementgrauen Verkehrsplattform vor den Bahnsteigschranken roch es wie immer herb und mächtig erregend nach Eisenbahnrauch, und jenseits der Schranken standen auf einem Dutzend Gleisen schnurrend und schnaufend wie rastende Riesenkatzen die großen Lokomotiven, und der Rauch stieg in Puffwolken in die Höhe, wo er sich unterm Bodengewölbe verteilte und zerlöst wie ein Nebel durch die weiträumig-düstern Hallen zog. Und neben den Lokomotiven sah Eugen die stämmigen Gestalten der Maschinisten, die in ihren blauen Arbeitsanzügen dastanden, eine flackernde Fackel in der einen, eine Ölkanne in der anderen Hand, und die gleißenden Außenränder der furchtbaren, übermannshohen, an die Kolbenstangen angeschlossenen Räder einer prüf enden Besichtigung unterzogen. Und überall war der Flutstrom der Reisenden, wogte er vorbei, vorbei im ständigen Wandel und Wechsel von Abfahrt und Ankunft. Und Eugen hörte den unter den rußigen Wandelhallen gefangenen Murmellaut der Zeit, diesen immerdar dauernden Widerhall aus all der Bewegung, der irren Hast und der Wut unsrer rastlosen Leben, der aber dennoch so abgezogen, so unentwegt und so ruhig wie die stille, traurige Musik des Menschendaseins klingt, und der, obgleich ihn unsre tausendmal tausend flüchtigen Leben hervorbringen, die immerdar dauernde Stete der Ewigkeit hat. Die Menschen kamen, hielten inne, gingen vorüber, woben und schoben sich durcheinander und verschwanden in immerdar dauernden Flutgezeiten, sie strömten aus und ein durch die Portale dieses riesigen Bahnhofs in einem unaufhörlichen Schwarm; große Züge dampften ab, und Menschen fuhren davon; große Züge dampften herein, und Menschen kamen an; und alles war wie immer, war wie die wechsel- und wandelvolle Flutbewegung eines Stroms, war ganz so festgelegt und unberedsam in endloser Bewegung und im wandellosen Wandel, wie es der große Strom ist, wie es die Zeit selber ist.
Und zehn Minuten später fuhr er selber bereits, wurde er in dem riesigen Wurfgeschoß des Zugs südwärts geschleudert – ein Sandkorn in diesem endlosen Flutschwall, ein namenloses Atom in diesem immerdar dauernden Gedränge, ein Wandrer in Amerika, so wie seine Väter es vor ihm gewesen waren. – Der Zug fegte schnell der gleißenden Gleisspur nach, hielt kurz an der Back Bay Station und fuhr dann immer wieder in glatter Fahrt, mächtig und beinah geräuschlos nun, durch die Außenbezirke, die die kleine, enge Wabe Boston umgeben. Die Stadt glitt vorüber – alte, leere Häuserwände und verwitterte Backsteinbauten, plötzlich das sich drehende Speichenwerk verlassener, regengepeitschter Straßen mit den Blüten der nassen Laternen und dem blinkenden Käferzeug nasser, am Rinnstein geparkter Automobile. Eugen sah das im Nu, und im Nu war es vorüber, war es auf immerdar sein eigen und vergangen wie all das Unwiederbringliche, das man millionenmal gesehen und doch nie zuvor erlebt hat, so heimsuchend, vergänglich und todlos wie ein Traum, so kurz wie die bittre Kürze der Menschentage, so verloren und einsam wie sein eignes Leben an der mächtigen Brust der Erde Amerikas.
Dann lief der Zug weiter, und ganz allmählich seine Höchstgeschwindigkeit erreichend durchfuhr er die Randsiedlungen der Großstadt, glitt er durch Vororte, schnell an verschwimmenden Lichtern vorbei, dann durch kleine Städte und vorwärts in die Dunkelheit, in die wilde und geheimnisvolle Einsamkeit der Erde. Und er, Eugen, reiste heim in den Süden und in ein Leben, das ihm fremd geworden war wie ein Traum, und zu seinem Vater, der ihm zum Gespenst und zum Schatten seines Vaters geworden war, und in die bittre Wirklichkeit des Kummers und des Todes. Und alles, was er spürte – wie, warum und aus welchem Grunde konnte er nicht sagen –, war das sprachlose Aufbegehren wilder Freude. Es war die wilde und geheime Freude, die keine Sprache hat, das unmögliche Hoffen, für das es keine Erfüllung gibt, das unbändige, stille und süße Frohlocken der Nacht, das wilde und einsame Antlitz der Erde, das unbeirrbare Vorbeistreichen und die Ruhe der immerdar dauernden Erde, aus der wir entsprungen sind, und in die wir einst wieder gebettet werden, und auf der wir alle einsam und als Fremdlinge gelebt haben, und über die hinweg wir in der Einsamkeit der Nacht dahingebraust sind im sausenden Wurfgeschoß mächtiger Züge – der Erde Amerikas.
Dann war der große Zug der Nacht und der Dunkelheit ausgeliefert, der große Zug raste durch die Nacht über die einsame, wilde und geheimnisvolle Erde und trug seine Last unbekannter Leben zu tausend Zielen, manche in den Morgen, in die Städte, in neue Lande und ins Erlebnis der Reiselust, andere zu bekannten Gesichtern und Stimmen und zu den Hügeln der Heimat, – welche Leben er aber in die Gewißheit des Glücks, des Friedens, der Sicherheit und der Liebe trug, das vermöchte niemand zu sagen.
Die Nachricht, Gant läge im Sterben, hatte sich schnell in der Stadt herumgesprochen, und wie es in einem solchen Fall oft geschieht, hatte sie ihn wieder lebendig eingerückt ins Herz und in die Erinnerung von Menschen, die ihn einst gekannt und seiner seit Jahren kaum gedacht hatten. Und so erschienen am Abend vor Gants Todesnacht in Elizas Haus einige von den Männern, die Gant seit der Zeit, als er vor vierzig Jahren in die Stadt kam, am besten gekannt hatten.
Unter diesen Leuten waren einige wohlhabende und bekannte Geschäftsleute aus der Gemeinde und freilich auch Elizas Brüder, William und James Pentland, beide reiche Holzhändler, und der jüngere Bruder Crockett Pentland, der Wills Buchhalter war, ein angenehmer, bukolischer Mann in den Fünfzigerjahren mit einem rötlichen Gesicht. Zu den wohlhabenden und einflußreichen Freunden Gants unter den Anwesenden gehörte auch Fagg Sluder, jener Mann, der als Bauunternehmer sein Vermögen erworben, sich dann vom Business zurückgezogen und sein Geld in Geschäftsgebäuden angelegt hatte, der Baseballbegeisterte, der stundenlang in einem krachenden Sessel vor der Feuerwehrhalle zu sitzen und sich unaufhörlich über diesen Sport zu unterhalten pflegte mit den Feuerwehrmännern und den jungen Berufsspielern, die in ihm ihren Brotherrn und Gönner sahen, weil er das alljährliche Defizit der Altamonter Mannschaft gutmachte und der Stadt den Baseball-Park, der seinen Namen trug, geschenkt hatte. Fagg Sluder hatte zwanzig Jahre lang zu Gants besten Freunden gezählt, er mochte Gant ungeheuer gern, und nun, in der geräumigen Vorderdiele des Hauses zu einem ernsten Gespräch versammelt mit den Pentlands und Mike Fogarty, einem andern Freunde Gants, die Zigarre rauchend, ohne die er nie betroffen wurde (denn trotz ärztlicher Weisung rauchte er täglich dreißig oder vierzig starke schwarze Zigarren, und zwar so, daß er sie beim Paffen anzukauen pflegte und sie mit schnellen, kurzen unbewußten Bewegungen aus dem Mund nahm und zum Munde führte), ließ er sich in der raschen, ernsten, stotternden Sprechweise, die eine der anziehendsten Eigenschaften seiner lebensfrohen und beständig hoffnungsvollen Natur war, also vernehmen:
»I-i-ich bin überzeugt, daß er sich durchschafft und sich wieder erholt! A-a-als ich grad bei ihm drinnen war, ei-ei-ei, da hat er mich gleich angesprochen u-u-und mich sofort erkannt.« Fagg Sluder steckte schnell die Zigarre in den Mund und sog heftig an ihr. Dann blökte er wieder heraus: »Ei-ei-ei, sein Verstand ist so klar wie immer! ›Setz Dich, Fagg‹, hat er zu mir gesagt und mir die Ha-ha-hand gegeben. ›Freut mich, daß Du mal kommst. Wie ist's Dir denn ergangen?‹ Und-und-und so bin ich überzeugt, daß er sich durchschafft, versteh'n Sie? Verdammt will ich sein, wenn ich das nicht glaube. Und-und-und was sagst Du denn dazu, Will?« Fagg Sluder hatte den angekauten Zigarrenstummel schnell aus dem Mund genommen und sah nun Will Pentland an, begierig, daß dieser seiner Auffassung beipflichte. Und Will, der, wie er immer bei Unterhaltungen zu tun pflegte, während des ganzen Gesprächs an seinen stumpfen, kurzen Fingernägeln herumgeschabt hatte, die Lippen in der charakteristischen Familiengrimasse der Pentlands geschürzt, betrachtete einen Augenblick prüfend seine eingezogenen Finger, steckte sein Taschenmesser ein, wandte sich mit einem vogelhaften Nicken und Zwinkern an Fagg Sluder und erklärte dann mit der unvergleichlichen, nachdrücklich genauen und dabei selbstzufriedenen Dehn- und Klöhnstimme der Pentlands:
»Nun, wenn überhaupt irgend jemand auf der Welt es fertigbringen kann, dann ist's der W. O. Ich hab ihn schon ein paarmal in einem Zustand gesehen, daß ich dachte, jeder Atemzug wäre sein letzter, und jedesmal hat er sich durchgeschafft. Ich habe schon immer behauptet«, sagte er, und ein Ausdruck von beinah tödlicher Bestimmtheit kam auf sein kleines, zusammengepreßtes und fast verhutzeltes Gesicht, »daß er mehr wirkliche Lebenskraft in sich hat als zwei Männer zusammen. Er hat schon ärgere Anfälle überstanden als diesen, und so mag es sein, daß er auch diesen übersteht.« Er schwieg, und sein kleines, zusammengepacktes Gesicht verzog sich plötzlich in einer spitzen, tierhaften Grimasse von einer fast unbezähmten Wildheit und einer tödlichen, unüberwindlichen Machtlust.
Erstaunlicher und bestürzender aber als die Gespräche war einfach die Tatsache, daß in der Diele vier Mitglieder der Pentlandfamilie versammelt waren. Sie standen da und unterhielten sich, Eliza, die altmächtigen Hände lose vor dem Bauch verschränkt, Will, eifrig mit seinen Fingernägeln beschäftigt, Jim, aufmerksam zuhörend, von Zeit zu Zeit mit den kleinen Augen zwinkernd und das Schweinsgesicht zu einer heftigen, jedoch unbewußten Fratze verziehend, und Crockett, der liebenswürdigste, naturhafteste, leichtmütigste und verträumteste von den vieren, leise im gedehnten Tonfall sprechend und sich mit einer bukolisch nachdenklichen Gebärde den weichen braunen Schnurrbart streichelnd. Lukas, der sich nicht erinnern konnte, wann er zum letztenmal seine Mutter mit so vielen ihrer Brüder beieinander gesehen hatte, war erstaunt über das rätselhafte, trotz ausgesprochener Verschiedenheiten auffallende Einssein der Geschwister. Wie diese Sippenzusammengehörigkeit sich im einzelnen eigentlich äußere, hätte niemand genau zu erklären vermocht, denn man hätte schwerlich vier Leute zusammenbringen können, die sich dem Ganzen der rein äußeren Erscheinung nach weniger glichen und die durch deutliche Anzeichen ihrer individuellen Eigenschaften leichter auseinanderzuhalten gewesen wären, und doch – ob es spürbare Gemeinsamkeiten aus der Chemie von Blut und Charakter waren, ob es die körperliche Ähnlichkeit breiter, fleischig angesetzter Nasen, nachdenklich geschürzter Münder und flacher, breiter Wangen war, oder aber die wesensmäßige Ähnlichkeit, die sich in den mächtig gesammelten Ichsüchten aussprach, – jedenfalls, das Naheverwandtsein dieser vier Pentlands war auf den ersten Blick verblüffenderweise offenbar.