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Zimmer.
Herbert. Lady Herbert. Theodor.
Theodor: Bitter und bös ist sie, und wollte erst
Gar nicht mehr kommen, wie sie doch versprochen;
Doch sie ist immer zornig, bin's gewohnt:
Wär sie mal gut, würd ich, mein Seel! erschrecken.
Herbert: Doch ist es ungeziemlich, wenn der Ritter
Sich nicht den Damen will gefällig zeigen;
Kein Opfer ist zu groß, wenn sie es fordern,
Wie mehr die Kleinigkeit, die sie begehrte.
Theodor: 's war nur ein Apfel, das ist wahr, der aber
Zehn volle Pfund und mehr noch kosten sollte.
Letzt wollte sie noch kleinre Kleinigkeit,
Nur einen schönen Ring für tausend Pfund.
Jetzt, da sie meine Braut ist, muß ich ihr
Den Kopf noch brechen, nachher ist's vergeblich.
Herbert: Die ungeschlachte Weise, diese Sprache,
Wie Messer schneiden sie durch Mark und Bein.
Theodor: Ich so, Ihr so, das kommt auf eins hinaus,
Und s' wird doch meine Frau verhoffentlich,
Da muß ich's doch am besten wissen, wie
Ich sie mir bieg und mir akkommodiere.
Herbert: Nicht zu ertragen ist's, ich geh, um nicht
Die Widrigkeit zu hören und zu sehn,
Um nicht Antwort zu geben, wie ich müßte:
O Zeit! dies sind nun deine Jünglinge,
Wie wirst du sein, wenn diese Greise sind? Ab.
Theodor: Die Welt steht doch, sie ist so festgerammt,
So doppelt eingekeilt und stark verleimt,
Daß einge Dummheit mehr und weniger
Noch nicht die Fugen löst: doch der Papa
Denkt, wenn man nicht recht sachtchen sacht die Tür
Zumacht, so müssen Schloß und Angeln brechen.
Lady Herbert: Du solltest manchmal seiner Laune schonen,
Sein Alter wird durch Widerspruch gekränkt.
Theodor: Er lernt sich doch schon etwas ein. Seht, Mutter,
Den Apfel hab ich für mich selbst behalten,
Euch darf ich's wohl gestehn, ist jeder sich
Der nächste doch; wenn sie nun bei Euch sitzt,
So geh ich still und unbemerkt hinaus,
Verspeise draußen meinen Apfel, komme
Mit neuem Antlitz und mit neuem Witz
Zurück, um die Gesellschaft zu bezaubern.
Lady Dorothea tritt ein.
Lady Herbert: Seid mir gegrüßt, verehrte, schöne Freundin,
Schon lang habt Ihr nicht unser Haus beglückt.
Lady Dorothea: Ich freue mich, wenn man mich hier vermißte,
Denn Euer so wie des Gemahles Umgang
Gilt für die Blüte dieser Residenz,
Ich komme jedesmal, von Euch zu lernen.
Lady Herbert: Wie hoch beglückt, daß ich dies edle Bild,
Begabt mit Geist und Witz, soll Tochter nennen.
Theodor: Ja wohl; nun hat's am längsten doch gedauert?
Meine Geduld macht nun bald Feierabend.
Lady Dorothea: Wir sprachen noch von mancherlei Bedingung –
Theodor: Nichts da! Ganz unbedingt ist wahre Liebe;
Zwar macht sonst Dingen wohl und Bieten Handel;
Ihr müßt auf Gnad und Ungnad Euch ergeben.
Lady Dorothea: Der Sohn ist wie zur Folie hingestellt,
Er übt in dieser Maske sich, daß heller
Auf diesem Grund Eu'r holdes Wesen strahle.
Theodor: Ja, stichelt nur! Jetzt will ich Euch verlassen,
Ich komme gleich zurück. Versteht, sogleich!
Und wie? Macht Euch gefaßt, denn Ihr seht Wunder!
Was gilt's, Ihr setzt dann selbst den Hochzeittag? –
Frau Mutter, reinen Mund, bitt ich mir aus. Geht ab.
Lady Dorothea: Was meint er denn?
Lady Herbert: Weiß ich es selber, Kind?
Vielleicht ein neues Kleid – er macht mir Sorge,
Er zeigt sich ungefällig, eigensinnig –
Lady Dorothea: Ich kenn ihn ganz; er meint mich zu erziehn,
Wenn ich die Seine bin: mich so zu bilden
Wie's ihm bequem, so schmeichelt ihm sein Dünkel:
Allein die Männer, selbst die wildesten,
Erkennen nie die Kraft, der wir gebieten,
Die sich im Anfang tief verbirgt; wir schmeicheln,
Gehorchen anfangs, Kinder scheinen wir,
Doch nach und nach entwickelt sich die Herrschaft,
Und jene, die uns ziehen wollten, sind
In kurzer Frist von uns also erzogen,
Wie wir sie brauchen können; Tränen nicht
Und Krankheit, Zwist, Aussöhnung müßte
Sich finden lassen, wenn die Frau nicht könnte
Aus ihrem Mann was sie nur wollte machen.
Lady Herbert: Ihr sprecht so weise, wie die Ehefrau
Nur könnte, die drei Männer schon begraben.
Theodor tritt ein, mit Hörnern auf dem Kopf.
Lady Dorothea: Ei, Gott bewahr! was soll das Maskenspiel?
Theodor: Ich selber bin's; selbst, ganz, mit Haut und Haar!
'ne saubere Bescherung! Schöner Glanz!
Dankt Gott nur, Fräulein Braut, daß ich den Apfel
Euch weggeschnappt, denn kaum ist er verschluckt,
So schlagen schon aus mir die Kern heraus.
Lady Herbert: Um Gottes willen –
Theodor: Rührt mich nicht viel an!
Kommt nicht so nah, ich kriege Lust zu stoßen,
Mir ist ganz so zumut wie einem Widder.
O Sapperment! hätt ich den Äpfelhöker
Zum Klopfen vor mir, wie ich ihn da packte,
Als sich der ramassierte Grobian
Mir widersetzen wollte; er hat Kraft,
Wir prügelten uns beide ganz gewiß,
Daß seine Lust der ganze Hof dran hätte.
Lady Dorothea: Ihr könnt noch scherzen?
Theodor: Scherzen? In Verzweiflung,
In Raserei bin ich, furchtbar gestimmt!
Merkt Ihr's denn nicht? Es ist um toll zu werden!
Und alles andre auch beiseit gesetzt,
Seht selbst, wie stülp ich nur den Hut mir auf?
Soll er mir oben auf den Stangen baumeln?
Laß ich mir einen neuen modeln, wo Raum
Schon fürs Gehörn, und dies dann mit den Federn
Wetteifern? Geh ich immer Chapeau bas?
Lady Dorothea: Ihr seid mir unerträglich, und verliert Ihr
Nicht diese Mißgestalt, sind wir geschieden.
Theodor: Noch vor der Heirat? Das ist nicht die Mode;
Nachher läßt sich ein Wörtchen davon sprechen.
Lady Dorothea: Ich bin zu fadem Scherz nicht aufgelegt. Geht ab.
Theodor: Sagt, liebe Mutter, was in aller Welt
Soll aus mir werden? Geh ich nicht vielleicht
Zur Schneidemühle, spann den Kopf mir ein,
Und laß an mir arbeiten das Getriebe?
Geh ich zum Messerschmied, zum Kammacher,
Und laß aus mir Geräte fertigen?
Häng ich mich auf? So gebt doch Trost und Hülfe.
Lady Herbert: Mein einzig Kind, die Tränen mögen sagen,
Wie ich mir selbst nicht Rat weiß und nicht Trost. Geht ab.
Theodor: Ich wette, der Papa hat seine Freude,
Höhnt mich noch aus mit dieser neuen Mode.
Ei was! wie leicht gewöhnt man sich an alles:
Ich lege mich ins Bett und heul mich satt;
Nur muß ich darauf denken, nicht die Pfühle
Mit diesem saubern Kopfschmuck zu zerreißen:
Schlafmützen kann ich auch für jetzt nicht brauchen. Geht ab.