Ludwig Tieck
Fortunat
Ludwig Tieck

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Dritte Szene

Zimmer.

Ritter Oldfield, Herbert, Lady Margaretha.

Herbert: Jetzt könnt Ihr also reisen wann Ihr wollt?

Oldfield: Denselben Augenblick, daß mir mein König
Zusendet seinen gnädigen Befehl.

Herbert: So lebt denn wohl! Ihr, meine schöne Frau,
Werdet nun um des Gatten Ferne trauern,
Doch kömmt er bald gesund zu Euch zurück;
Auch gönnt der alte Herr dem Freunde wohl
Indes Euch zu besuchen, Zeitvertreib,
Zerstreuung Euch zu machen, Nachricht auch
Von ihm zu hören; nicht, mein liebster Freund?
Doch zürnet nicht dem Scherz, gehabt Euch wohl. Geht ab.

Oldfield: Das junge Volk, wie Füllen in der Sonne
So spielt's und springt, und denkt an keinen Ernst.

Lady Margaretha: Und dieser gar, vom Könige geliebt,
So schön sich dünkend und so liebenswert,
Ist unerträglich; hüpfend, wie ein Gaukler,
Fällt er den Weibern ewig nur zur Last
Und meint, daß alle Herzen ihm gehören.

Oldfield: So war es freilich nicht zu meiner Zeit,
Als ich noch jung, gewandt im Tanz und Kampf,
Da mußten andre Gaben solchen schmücken,
Der an dem Hof sich zeigen wollte; Witz,
Galanterie und höflich feine Sitte,
Ein klug gesprochnes Wort auf jede Frage,
Und Adelsinn und Biederkeit und Ehre,
Die galten damals: doch wie immer leichter
Das Gold und Silbergeld alltäglich wird,
So eben ist es mit den Menschen auch. –
Ich hab es schon in meinem Sinn erwogen,
Daß, wenn ich nach Burgund die Reise mache,
Der edlen Braut den Schmuck zu überliefern,
Du unterdes zu meiner lieben Schwester
Nach Yorkshire reisest; hier bist du verlassen,
Dort findest du Gesellschaft, Zeitvertreib.

Lady Margaretha: Mein lieber Mann, ich hätte nicht gedacht,
Daß ich dir je Gelegenheit zum Argwohn
Von ferne nur gegeben; nun nach Jahren
Willst du mit mir den Eifersüchtgen spielen?

Oldfield: Je mehr ich älter werde, um so mehr
Ist Vorsicht, Klugheit nur an ihrer Stelle.
Stets hab ich nicht begreifen können, wie
Aus unbedachtem Leichtsinn sich so mancher
Verdruß und Unglück zubereitet, drum
Magst du dich meiner Überlegung fügen.

Lady Margaretha: Daß du mich kränkst, das gilt dir also gleich?

Ein Diener kommt.

Diener: Ein junger Mann wünscht gleich mit Euch zu sprechen.

Oldfield: Führ ihn herein. – Vergib, mein Kind, sei folgsam,
Denn alles dient zu deinem eignen Besten.

Andrea tritt ein.

Andrea: Verzeiht, mein edler Ritter, die Beschwer,
Die mein Besuch Euch macht. Man sagte mir,
Daß Ihr mit trefflichen Juwelen, die
Der König angekauft für Burgunds Braut,
Bald über See zu gehn gedenkt: darf ich,
Da mein Gewerb auch mit Juwelen ist,
Euch bitten, sie zu sehn?

Oldfield:                                   Tretet herein,
Sie sind da drin in einem Schrank verwahrt,
Und da Ihr Kenner seid, urteilet selbst
Wie königlich und kostbar dies Geschmeide.

Andrea: Ich komme von Florenz, und bringe Steine,
Ich will nicht sagen, wie vortrefflich, mit,
Doch, hab ich die gesehn, die Ihr verwahrt,
So kann ich wissen, ob die meinigen
Nicht unwert sind, dem König sie zu bieten,
Um jenen Schmuck noch herrlicher zu machen.

Oldfield: So tretet nur herein, mein werter Herr.

Gehn.

Lady Margaretha: In Wüsteneien will er mich verbannen,
Von Stadt und Hof und allen meinen Freunden?
Nie kennen doch die Männer ihren Vorteil.
Noch fiel mir niemals ein, ihn zu vergleichen
Mit andern, Lächeln, Blicke zu erwidern,
Doch könnt er leicht mich so verdrüßlich machen,
Daß ich das suchte, was er will vermeiden. Ab.

 


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