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Neunzehntes Kapitel

Auf der kleinen, starken Burg Werra saß Lutold in beschaulicher Ruhe. Bisher hatte weder der Habsburger noch einer seiner Genossen Gelüste gezeigt, anzubändeln. Wohl waren sie in der Ferne vorüberzogen, herangekommen aber war niemand. Lutold betrachtete von hier aus die Dinge, wie sie draußen gingen. Walter hielt ihn so gut als möglich durch Boten auf dem Laufenden.

So erlebte er von hier aus Röttelns Fall.

Da war er in die Burgkapelle geeilt und hatte sich dort eingeschlossen ... als er um Stunden später herauskam, war aus dem Jüngling ein Mann geworden. Tiefer Ernst lag auf seinem jugendschönen Gesicht, und das Lächeln, das freilich selten gegen die frühere Zeit über sein Antlitz gezogen war, schien jetzt ganz erstorben. Seine Befehle klangen bestimmter noch denn sonst, und die Burgleute raunten einander zu: »Er sah in der Kapelle etwas! Es tut nimmer gut, allzulang vor dem Altar zu knien.«

Saß der Graf aber allein in seinem Gemach, so drehten sich seine Gedanken nur um einen Punkt: Rötteln verloren, die Burg meiner Väter verloren! Dann füllten wohl Zorn und Grimm seine Seele, daß er hier in untätiger Ruhe ausharren und zusehen mußte, wie Rötteln ein anderer nahm, statt mit dem Schwert in der Faust sich seine Heimat zurückzuholen, – und doch war er gebunden! Er hatte dem Bischof sein Wort gegeben, Werra zu halten, und einem Röttler war sein Wort heilig.

Hin und her zogen auch wohl des Bischofs Worte durch seinen Sinn: »Bist du einmal weltmüde, so komm, die Kirche kann dich brauchen«, – aber dann schüttelte er energisch den Kopf. Was sollte er der Kirche, oder die Kirche ihm?! Ihm winkte ein ander Glück, denn die Kirche es bieten konnte, in Ursulas blauen Augen, – ach Ursula! Wie lange schon hatte er nichts von ihr gehört! Daß auch Walter so beharrlich schwieg, – nichts hatte er berichten lassen, als daß Oda und Ursula in Basel beim Bischof waren.

Aber eines Tages kam von Walter die Kunde: »Rötteln ist unser!« Und der Bote berichtete, wie es wiedergewonnen. Ein froh Aufjubeln löste den Alp, der auf Lutolds Brust gelegen; er beschenkte den Mann reich, und der Tag wurde auf Werra zum Feiertag.

Das war im August gewesen; heute schrieb man den 15. Dezember.

Im kleinen Saal des Schlosses saß Lutold mit einigen Freunden beisammen. Werner, der Graf von Bärenfels, saß ihm zur Rechten, ein Vetter von ihm, Herr Otto von Neuenstein, zur Linken. Auch der Sohn des Bürgermeisters von Basel, Hugh von Marschalke, wie sein Vater geheißen, war im Kreis. Ihn hatte der Bischof schon zu Beginn der Fehde zu Lutold gesandt mit fünfzig Mann.

Die vier Herren waren in eifrigem Gespräch begriffen, und Werner rief soeben: »Ha, laßt ihn kommen, er soll sich des Empfanges freuen. Hab' vermeint, der Habsburger hat unser vergessen. Scheinet jetzo sich zu besinnen, daß der hochwürdigste Bischof auch hier noch etliche Freunde hat! Wann, saget Ihr, wurde Euch die Kunde?«

»Gestern am Abend«, entgegnete Lutold. »Ein Landmann von Wehr, Wolf mit Namen, hinterbrachte uns solches. Er war zu Gast bei seinem Schwestersohn in Muttenz und vernahm dorten die Kunde, der Habsburger wolle nunmehr gegen uns an!«

»Und wie ward ihm die Kunde?« fragte der Graf von Bärenfels, »mich nimmt wunder, daß der Mann solches in Muttenz hat hören wollen. Seit wann läßt der Graf von Habsburg vor sich hertrompeten, gegen wen er ziehen will?«

»Auch mich verwundert solches baß«, warf Herr Otto von Neuenstein dazwischen, »ist dem Wolf zu trauen, Lutold?«

»Er erklärte mir auf meine Frage, da mir die gleichen Bedenken kamen, er habe noch einen Schwestersohn, der sei bei dem Habsburger geworben«, erwiderte Hugh von Marschalke. »Dieser nun suchte zu erkunden, was der Graf vorhabe, da er einmal den Namen dieser Burg hörte, und hinterbrachte, was er wußte, seinem Bruder in Muttenz.«

»Klingt glaubhaft«, nickte der Bärenfelder Herr, »jedoch – ich trau' dem Frieden nicht, ihr Herren.«

»Er liefert uns seit langem Vorrat an Korn und Gemüse«, entgegnete Lutold, »Hugh und ich haben gestern am Abend noch lange sinniert, ob ihm zu trauen sei – wir fanden kein Nein darauf – –«

»Aber auch kein Ja«, vollendete Herr von Marschalke. »Ihr wißt, Lutold, er hat einen bösen Blick.«

»Den hat er«, entgegnete dieser, »aber, Ihr Herren, so ihm nicht zu trauen sei, warum hinterbrachte er uns solche Kunde?«

»Um guten Lohn auf beiden Seiten wurde schon mancher zum Schuft«, sagte ironisch Herr von Neuenstein, »kennt der Kerl die Burg genau?«

»Er half bei ihrem Wiederaufbau wie andere auch«, sagte Lutold nachdenklich, »sonst war er nie länger drin. Vom Pförtchen in der Mauer dort nach dem Bärenfels zu ahnt er nichts, es ist zu gut verborgen unter dem Efeu und Gestrüpp und auch erst gebrochen, da alles Fremde von der Burg fort war; außerdem deckt es von außen lose gefügtes Mauerwerk.«

»Und habt Ihr es je benutzet?« fragte Werner.

»Nie«, sagte Lutold, und auch Hugh verneinte.

»Hm«, machte Herr von Neuenstein, und auch der Bärenfelser Herr wußte nichts zu erwidern.

Er leerte seinen Humpen, stand auf und sprach: »Nun hinauf zur Bärenhöhle. Bring' gute Kunde heut nach oben! Die Bewegung, so anjetzo bei mir und hier einziehen wird, ist gut für Menschen und Vieh. Stehen die Pferde zu lange im Stall, so werden sie faul und dick, die Knechte gleich also! Lebt wohl, ihr Herren!«

Diensteifrig sprangen im Hof etliche Knechte hinzu; einem schlanken Knappen flüsterte Lutold etwas zu, ein frohes Lächeln glitt über dessen Gesicht. Er eilte fort, hinauf zum Turmwächter. Als er auf der letzten Treppe war, hörte er ein schnarchendes, sägendes Geräusch. Er blieb einen Augenblick stehen und horchte auf, der Ton verstärkte sich und nahm wieder ab.

»Ich glaube gar, der ehrliche Fridolin schläft«, lächelte der Knappe vor sich hin. »Heilige Jungfrau, wenn der Habsburger wüßte, daß Werra einen solchen Turmwächter hat!«

Mit zwei Sätzen war er oben im Gemach. Da saß oder lag der edle Wächter auf dem Stuhl, die Beine weit von sich gestreckt, die Hände über den Leib gefaltet, das bärtige Haupt auf die Brust geneigt. Er sägte bald scharf und laut, bald zart und leise.

»Fridolin, du wachsamer Knecht unseres edelsten Herrn«, schrie ihm der Knappe ins Ohr, »'s ist nicht Zeit zum Schlafen, sondern zum Wachen; der Habsburger kommt!«

Der Wächter taumelte auf. »Was, was?«

»Ja, ja«, rief der Knappe, »der Habsburger kommt!«

»Wo?« schrie der brave Fridolin und griff zum Schwert. »Gelobt seien die Heiligen, endlich! Er soll und bereit finden. Nunmehr will ich schon wachen; keine Katze soll mir entgehen.«

Der Knappe ging, und Fridolin nahm seinen Platz am Fenster ein. Er sah so eifrig auf die Heerstraße, als müßte jeden Augenblick eine Helmzier sichtbar werden.

Der Wind hatte sich gelegt; wie eine graue Dunstschicht war die Luft geworden, und im Westen standen schwarzgeballte Wolken. Leise und langsam fing es an, in weißen Flöckchen vom Himmel zu fallen, erst vereinzelt, dann immer dichter und dichter, ein eisiger Nord machte sich plötzlich auf, und endlich fegte ein Schneesturm daher, daß man auf fünf Schritt nicht mehr sehen konnte. Im Nu war der Schmutz und Schlamm, den der Regen hervorgerufen hatte, mit einem weißen Tuch bedeckt, – unaufhörlich und ununterbrochen wirbelte Stunde um Stunde der Schnee hernieder.

Durch die heute noch früher wie sonst einbrechende Dämmerung und den Schneesturm geschützt, zwar naß wie eine Wasserratte, aber unbekümmert um Wetter und Sturm, schlich sich ein Mann an der Mauer von Werra entlang, bis er zu einer schier ganz von Efeu bedeckten Stelle kam. Vorsichtig lüftete er das Gezweig; klatschend fuhr es ihm ins Gesicht; er achtete es nicht. Losgefügtes Mauerwerk wurde sichtbar.

Er nickte befriedigt und schlich vorsichtig wieder zurück. »Alles in Ordnung«, murmelte er, »dort Lohn für die Tür, hier für die Botschaft, daß der Habsburger kommen will! Macht zusammen, ich hoffe, so viel, daß es langt, die Äcker drüben im Tal zu erstehen; trag' schon lange Gelüste danach! Wolf, das war schlau begonnen.« Er lachte leise und verschwand im Walde.

Der Tag ging langsam dahin. In der Burg war eifrig Leben eingekehrt. Lutold und Hugh waren überall, nach allem sehend, und Werner von Bärenfels sagte zu seinem Vetter: »Um die Burg ist mir nimmer bange; an der beißt sich der Habsburger seine besten Backzähne aus.«

An Walter hatte Lutold einen vertrauten Boten gesandt mit der Kunde: »Nun geht's bei uns los«, und Walter hatte zurücksagen lassen: »Glück auf, mir bangt nimmer; du bist ein Röttler.«

So kam der 19. Dezember. Lutold und Hugh besprachen in den Mittagsstunden, wie sie der Besatzung zum heiligen Christfest eine Freude bereiten konnten, und kamen zu dem Entschluß, ihnen ein frohes Mahl zu geben. Da sauste Fridolin in langen Sprüngen die Treppe hinab und in das Herrengemach hinein.

»Der Habsburger«, keuchte er.

Als die dichten Nebelmassen, die heute die ganze Burg in schier undurchdringliche Schleier hüllten, auf Augenblicke zerrissen, hatte er den Feind daherkommen sehen. Aber auch die unteren Wachen hatten ihn schon erblickt, und wie in einem Ameisenhaufen, so war alles in Bewegung geraten. Kurz und bestimmt flogen Befehle hin und her; jeder stand an seinem Posten. Wohl verwahrt waren die Tore, – auch an das geheime Pförtchen hatte Lutold einen Mann als Wache gestellt, dem er das Geheimnis des Notausganges anvertrauen konnte.

Den Abend zuvor war der schlichte Landmann Wolf im Schloß gewesen, hatte ein Langes und Breites über des Grafen Bewegungen zu berichten gewußt, Kunde von Basel gebracht und hinzugefügt, daß man den Feind demnächst hier erblicken werde. Lutold hatte ihn nur durchdringend, ohne ein Wort zu sagen, angeschaut, – der Wolf konnte den Blick nicht aushalten und ging sehr bald.

Draußen um die Burg im Tal entwickelte sich ein lebhaft Treiben; Graf Rudolf schlug sein Lager auf. Die Besatzung von Werra sah, soweit es ging, ihnen zu und brannte vor Begier auf den Angriff. Aber der Tag ging hin; alles blieb still. Es fing wieder an zu regnen; gleichmäßig und schwer tropfte es hernieder.

Im Zelt des Grafen Rudolf saß dieser mit etlichen Herren zusammen. Ein Landmann stand vor ihnen.

»Ich weiß nunmehr genug, so geh«, sprach eben Rudolf.

»Und mein Lohn, Herr,« fragte frech der Bauer.

Der Graf warf ihm einen kleinen, gefüllten Beutel zu und sprach: »Da nimm. Gelingt der Plan, erhältst du das andere; dies ist die Hälfte. Ich weiß ja nimmer, ob ich dir trauen kann, ob du mich nicht gegen mehr Gold an die Herren von Werra verraten.«

»Herr Graf«, wollte der Bauer beteuern, doch eine energische Handbewegung und ein Blick Rudolfs ließen es ihm rätlich erscheinen, sich schnell zum Zelte hinaus zu drücken.

Um weniges später stand Wolf am Tor der Werraburg, um Einlaß bittend, dieweil im Tal sein Leben gefährdet sei, von wegen des Habsburgers. Er war oft in der Burg gewesen; so ließ ihn die Wache ein – – –

Es war in der elften Stunde; tiefste Stille umher ... nur der Regen rauschte gleichmäßig hernieder ... im Walde schrie ein Käuzchen.

Lutold hatte eben seinen Leibknappen entlassen und ihm dabei gesagt: »Sobald hier etwas geschehen ist, wartest du nimmer auf Befehle, sondern reitest gen Rötteln, dorthin Kunde zu bringen.« Hugh hatte sich sein Schwert abnehmen lassen und es sich bequem gemacht.

»Laß uns zur Ruhe gehen, Lutold«, schlug er vor, »die erste Hälfte der Nacht schläfst du, die andere ich.«

Aber Lutold wehrte ab. »Geh du und schlummere, ich vermag es nimmer! Eine Unruhe ist in mir, die treibt mich von Stelle zu Stelle.« Er stand auf und ging ans Fenster, in die Nacht hinein spähend.

Hugh folgte ihm. »Auch ich bin nicht ruhig«, sagte er, »doch Lutold, solches ist erklärlich; du und ich sollen allhier die Feuerprobe bestehen, und wir wollen sie bestehen, alter Freund!« Von Ruhen sprach keiner mehr.

Hugh hatte seinen Platz wieder eingenommen, Lutold schritt im Gemach auf und nieder; jeder hing seinen Gedanken nach.

Langsam verstrich die Zeit ... die Mitternacht war vorüber ... »Was war das?« fuhr Lutold plötzlich herum und war mit einem Satze am Fenster – – auch Hugh war aufgefahren – wie ein unterdrückter Schrei hatte es geklungen ... Angestrengt horchten sie in die Nacht hinaus ... sie vernahmen nichts als das Käuzlein – es schien dicht an der Burgmauer zu sitzen – tiefer im Walde bellte heiser ein Fuchs.

»Es war nichts«, sprach Hugh.

Kaum hatte er ausgeredet, da war es, als würde der Hof lebendig, – – wildes Geschrei ertönte – und ehe die beiden Ritter zu ihren Schwertern greifen konnten, sprang die Tür auf und herein drängten eine Menge Ritter ... allen voran einer in glänzendem Harnisch und wallender Helmzier.

»Ihr Herren von Werra, ergebt euch«, sprach eine tiefe, klangvolle Stimme.

»Verrat, der Habsburger«, gellte Hughs Stimme durchs Gemach – – »Nimmer ergeben, eher den Tod«, schrie Lutold und hatte sein Schwert ergriffen, um sich hineinzustürzen – aber schon waren sie umringt und ihrer Waffen ledig gemacht.

Draußen glühte der Hof von Fackeln; Siegesgeschrei erfüllte die Luft, zum Bärenfels aufsteigend. Alles war in wenigen Minuten geschehen, niemand wußte wie, – – der da hätte Kunde davon geben können, die Wache an der Notpforte – lag tot am Boden.

Auch manch anderer der Besatzung, die sich tapfer gewehrt, hatte in Gras beißen müssen – zu schnell war alles geschehen.

Im Herrenhause befahl Rudolf seinen Rittern, die beiden Gefangenen in das Lager hinabzubringen, dann trat er auf Lutold zu.

»Herr Graf, so ist der Kampf! Euer Bruder nahm mir also die Burg Rötteln, ich dafür Werra. Wer's Glück hat, dem lacht der Preis. Heute mir, morgen einem anderen – nehmt's Euch nicht so sehr zu Herzen – die Habsburg ist zwar ein fester Hort, doch läßt sich's dort auch als Unfreier aushalten.«

Lutold antwortete nicht; er war wie von einem dumpfen Traum umfangen und starrte vor sich hin. Hugh fuhr nur hin und wieder mit der Hand durch das Haar, und wilder Trotz flackerte in seinen Augen.

Die Edlen des Grafen Habsburg nahmen die Herren in ihre Mitte und führten sie hinaus. Als sie aus dem Burgtor traten, fiel Hughs Blick auf den Landmann Wolf, der neben dem Tore stand. »Du sollst nachher zum Grafen kommen«, rief ihm einer der Ritter zu.

Er dienerte – – da hatte Hugh sich mit Riesenstärke losgerissen ... ein Satz ... die Faust fuhr dem Mann in das Gesicht ... »Verräter, da dein Lohn«, schrie er auf. Das Ganze war das Werk eines Augenblicks gewesen; jetzt folgte er willig den Rittern, die ihn umringten und fortführten.

... Die Acker jenseits im Tal blieben ungekauft ... man fand am Morgen den Wolf tot neben der Mauer.

Als der Bärenfelser Graf den Siegesjubel in der Nacht hörte, rieb er sich die Hände und sagte: »Hab's gewußt, daß der Habsburger reinfällt! Glück zu, Lutold!« Da er aber am Morgen ein ander Banner auf Werra sah, stieß er einen grimmigen Fluch aus und konnte doch nichts dawider tun – – er sah von seiner »Höhle«, wie er die Burg benannte, daß Rudolf ihm um das Vierfache überlegen war.

Zu gleicher Zeit, als Lutold und Hugh in das habsburgische Lager kamen, jagte auf ungesatteltem Pferd ein Reiter die Straße nach Basel dahin. Es war Lutolds Leibknappe, der in der allgemeinen Verwirrung verstanden hatte, zu entwischen. Roß und Reiter flogen dahin, kaum den Boden berührend ... wer sie sah in den Dörfern, bekreuzte sich und drückte sich scheu in das Haus.

Mit der letzten Kraft jagte das Roß den Röttler Schloßberg hinan; am Tor brach es verendend zusammen. Sein Reiter aber stand vor Otto und Walter im Schlafgemach und berichtete mit fliegendem Atem das Geschehene.

Da erwachte Walters ganzer tollkühner Mut. Mit Donnerstimme gab er seine Befehle, und nach einer knappen halben Stunde sausten hundert Mann, den Grafen an der Spitze, nach Werra.

»Lutold muß gerettet werden, – er muß«, rief er Otto vom Pferde aus zu, »ich setze mein Leben für ihn ein!«

Bang, mit schwerer Sorge, schaute ihm Otto nach, eine unheilvolle Ahnung wollte in ihm aufsteigen. Finster durchkreuzte er das Gemach, dann fuhr er auf: »Soll denn Rötteln untergehen, so soll es ehrenhaft untergehen.«

Etwas später eilte ein Bote nach Basel zum Bischof, um Verstärkung für die Burg bittend.


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