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Vierzehntes Kapitel.

Meine Verteidigung. – Das Mastkalb wird geschlachtet, und ich befinde mich noch im Lande der Lebendigen.

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Bis jetzt hatte noch keine Erklärung zwischen der so seltsam versammelten Familienpartie stattgefunden. Das hastige Wiedererkennen zwischen Vater und Sohn war in einer Sprache vorgegangen, welche die ältere Dame gar nicht, die jüngere nur unvollkommen verstand, so daß sie nichts von der Beziehung erfuhren, in welcher ich zu ihnen stand. Mein Vater sah, daß einige Aufklärung nicht länger verschoben werden konnte, denn mit der zunehmenden Kraft steigerte sich auch die Leidenschaftlichkeit des Flottenkapitäns, während meine Entschlossenheit, ihn in dem ersten Augenblicke zu opfern, in welchem gewaltsame Hand an mich gelegt würde, aus dem entschiedenen, zürnenden Ausdrucke meiner Züge nur zu augenfällig war.

Mit würdevoller und in der That anmuthiger Höflichkeit drängte Mr. Troughton seinen künftigen Schwiegersohn nach dem Sopha zurück und sagte zu ihm:

»Mein theurer Rodrigo, ich will mich für die sichere Haft dieses jungen Mannes verantwortlich machen. Ihr könnt ihm kein Leides thun, wenn Ihr zugleich mein Freund bleiben wollt. Es thut mir im Herzen weh, mitansehen zu müssen, daß Euer erstes Zusammentreffen unter der wilden Aufregung schlimmer Leidenschaften stattfand. Habt die Güte, mich so weit zu verbinden, daß Ihr Euer Polizeigeleite auffordert, sich zu entfernen. Sie sollen in jeder Weise zufrieden gestellt werden. Freilich, so ehrenhafte und uneigennützige Männer dürfen nicht ohne eine kleine Anerkennung ihrer Verdienste der Ruhe ihres Hauswesens entrissen werden. Nehmt diese Paar Goldstücke und entfernt Euch. Ich will für den Mann, den ihr zu Eurem Gefangenen machen wolltet, einstehen – und ein Gleiches wird Don Mantez, der Euch aufgeboten hat, thun. Nicht wahr, Rodrigo?«

»Wenn mir dafür ein genügender Grund angegeben wird,« grollte der erkiesene, liebenswürdige Schwiegersohn durch seine geschwollene Kehle.

»Natürlich, natürlich, auf genügende Begründung.«

Die Alquazile grinsten, verbeugten sich und traten ab.

Nachdem der alte Herr das Zimmer von den Domestiken gesäubert und die Thüren sorgfältig verschlossen hatte, nahm er mit vieler Würde oben an dem großen mit grünem Tuche bedeckten Tische in einem Stuhle Platz. Er winkte seiner Gattin und Tochter nach ihren Sitzen, forderte Mantez auf, sich zu seiner Rechten niederzulassen, glättete dann sorgfältig einige vor ihm liegende Bogen Papier, rückte die Brille zurecht, nahm mit aller Muße eine Feder auf und spitzte sie. Das ganze Verfahren sah wie der Anfang einer Gerichtsverhandlung aus; und ich fürchte, daß ich einem Verbrecher oder einem Räuber, der mit den Waffen in den Händen auf der That ertappt wurde, nicht unähnlich war. Ich betrachtete alle diese Vorgänge von meiner dunkeln Ecke aus in stummem Entsetzen, während mir noch immer die Hände, welche die geladenen Pistolen hielten, an der Seite niederhingen. Rechts neben mir stand Jugurtha, keuchend von der Anstrengung des letzten Kampfes und seinen schweren Athem mit unnatürlichen Zischen durch die Zähne ziehen lassend; aber obgleich er vollkommen regungslos war, so hatte sich doch die Wildheit seines Gesichtes, welches in zorniger Aufregung so gar häßlich war, noch immer nicht gelegt. Mit auf der bloßen Brust verschlungenen Armen hielt er seinen bloßen Säbel fest. Zu meiner Linken befand sich mein treuer Bounder, der gleichfalls sehr aufgeregt war und bald sich gegen meine Beine rieb, bald seine Flanken mit dem prächtigen Schwanze peitschte, wobei er übrigens nicht vergaß, starr zu meinen Augen aufzublicken, als harre er begierig auf das Signal zu einem neuen Angriffe. Zuverlässig müssen wir ein furchtbares Kleeblatt gebildet haben.

Ich wußte damals nichts von dem unvortheilhaften Eindruck, den ich machte. Ein Nebel verhüllte meine Sinne, und eine Schwere, wie die Last einer unerwachten Gewissensqual bedrückte mein Herz. Während der förmlichen und etwas langweiligen Vorbereitungen meines achtbaren Erzeugers blickte ich in stumpfer Betäubtheit auf die Gruppe vor mir.

Endlich kam der ältere Troughton mit seinen Einleitungen zu Stande – ich verstand damals freilich nicht, daß sie nur deshalb so in die Länge gezogen worden waren, damit sich alle Theile von ihrer Aufregung erholen möchten – und redete mich, während ein ruhiges und schlaues Lächeln seine Züge überflog, folgendermaßen an:

»Wollt Ihr mir die Gunst gestatten, Herr Student von Valencia, Euch meiner und Eurer Familie vorzustellen?«

Ich verbeugte mich blos, denn das Ungestüm meiner Gefühle sammelte sich wieder in meinem Innern, und die Seltsamkeit meiner Lage in allen ihren Bedenken und Argwohnsanlässen trat vor meine Seele.

»Meine theure Julia, und du, Honoria,« sagte mein Vater, »ihr wißt, wie wenig ich eine Schaustellung aller heftigen Gefühle liebe. Wenn ihr glaubt, die eurigen nicht beherrschen zu können, so thut ihr besser, euch zurückzuziehen, denn ich habe starken Argwohn, das jener große junge Mann mit dem zornigen Gesichte, in dem zerrissenen Stundentenmantel und mit den zwei Pistolen in den Händen, Niemand anders ist, als unser achtbarer und – wie uns Mr. Falk so oft schreibt – unser ruhiger Sohn Ardent Troughton.«

»Laß uns bleiben!« riefen die Damen mit einer Stimme.

»Aber ihr müßt euch nicht in Aufregung versetzen lassen,« fuhr er fort. »Vergeßt nicht, daß noch einige Fragen gestellt und einige Bedenken gelöst werden müssen, ehe wir ihm unsere Arme entgegenbreiten können. Allerdings haben wir in unserem Ardent Troughton keinen so wilden und banditenartig aussehenden jungen Menschen erwartet.«

»Heiliger Antonius! Er ist schön, wie ein Engel!« rief die edle Matrone, von ihrem Stuhle aufspringend und ihre Arme nach mir ausdehnend. Das Mutterherz sprach sich aus.

»Mein Bruder! mein Bruder!« rief die arme Honoria unter krampfhaftem Schluchzen.

Ich fühlte mich tief und ernstlich ergriffen.

»Nein, das geht einmal nicht,« sagte Mr. Troughton. »Weib und Tochter, glaubt ihr, daß mein Herz sich nicht wie das eurige sehne, meinen Sohn zu umarmen – meinen einzigen Sohn, den wir als todt betrauert haben? Aber wie erscheint dieser Mensch? Er bricht auf uns herein, wie ein Dieb in der Nacht, – legt seine Hand an die Kehle des Mannes, dem ich meine Tochter zu geben im Begriffe bin – und kommt als eine Person, welche dieser würdige Hidalgo als einen gemeinen Betrüger angeklagt hat. Sollte der Sohn von Edward Troughton also austreten?«

»Es ist genug, daß er da ist,« rief die aufgeregte Mutter.

»Aber, Sennora, ist er's auch? Selbst jetzt noch, obgleich wir unbeschützt sind, mißtraut er uns. Selbst jetzt noch haften seine Finger an den Schlössern seiner Pistolen. Sir, wollt Ihr so gut sein, Eure Waffen abzulegen?«

»O, mein Vater, quält mich nicht,« sagte ich; mich allmälig aus meiner Betäubung aufraffend – »spannt mich nicht auf die Folter. Ich habe viel – sehr viel gelitten. Bemitleidet mich. Dürfte ich jetzt dem Drängen meines Herzens Folge geben – wäre mir mein theuerster Wunsch erfüllt – so würde ich ehrfurchtsvoll zu Euren Füßen niederknieen, mein Haupt vor Euch beugen, um Euren Segen bitten und sterben. Für mich gibt es kein Glück mehr. Es sind noch nicht viele Monate entschwunden, als ich mir etwas auf den Gedanken zu Gute that, daß Ihr stolz sein würdet auf Euern Sohn – daß Euer Busen sich heben könnte, wenn Ihr, aus meinen jungen Arm gestützt, in die Versammlung der Männer trätet und sagtet: ›Seht ihn an – dieser ist es – mein lang Erwarteter!‹ Ich verließ England mit einem Herzen voll Freude; es trug sich nicht mit Hoffnungen, sondern mit Gewißheit. Vater, ich habe viel gelitten und werde noch viel zu leiden haben.«

»Unsinn, mein lieber Ardent,« sagte Mr. Troughton mit einemmale in den Ton des Vaters übergehend, und die Vorsicht des Kaufmanns vergessend. »Bin ich dir nichts für dein Glück? Betrachte diese edle Dame – diese deine blühende, erröthende Schwester mit ihrem furchtsamem Lächeln – sind wir Alle nichts für dein Glück, Ardent?«

»Oh, Ihr seid Alles, um einen Mann zu beseligen, der einen solchen Segen verdient. Aber unsere erste Zusammenkunft sollte ohne anderweitige Störung statthaben. Ehe ich mich alles Dessen entlaste, was ich zu berichten habe – ehe ich die Erregungen meiner Seele auf den häuslichen Herd ausgieße, heißt diesen Fremden – diesen Menschen sich entfernen,« sagte ich, mit einem Blicke des Abscheu's aus den Kapitän schauend.

»Betrüger, ich werde bleiben – Elender in vielen Masken – du sollst nicht auch diese meine ehrlichen Freunde hintergehen.«

Bei diesem ungestümen Ausbruche fanden einige andere Bewegungen statt. Jugurtha und Bounder begannen sich auf das vorzubereiten, was sie für ihre Pflicht hielten. Sogar mein milder Vater schien erschüttert, während die Sennora und Honoria dem Kapitän für seine Rohheit laute Vorwürfe machten.

Sobald das Stillschweigen wieder hergestellt war, sagte ich:

»So mag er bleiben. Nur aus Schonung gegen ihn habe ich seine Entfernung gewünscht. Wir wollen in seiner Gegenwart die geheiligten Gefühle prüfen, welche zum häuslichen Glücke gehören – zu einem Glücke, das er nicht zu theilen verdient und nie theilen soll!«

Ich sprach dies mit Ungestüm und wandte jetzt meine Augen zum erstenmal auf meine Schwester, zitternd dem Erfolge meiner Prophezeiung entgegensehend. Aber meine Worte hatten für sie keinen Sinn – ihre schwimmenden Augen hafteten auf mir und strahlten sehnsüchtig in dem heiligen Entzücken der schwesterlichen Liebe.

Dies war eine furchtbare Krisis. Selbst über der sonst so ruhigen Stirne meines Vaters bemerkte ich die Gluth der Aufregung. Ich begann meinen Bericht von dem Tage an, an welchem ich mich in jener unseligen Brigg eingeschifft hatte, und erzählte alle meine seitherigen Schicksale.

Als ich in meiner ereignißreichen Geschichte fortfuhr, erweiterte sich mein Busen, und ich gerieth in hohe Erregung; ich wurde beredt und leidenschaftlich. Ein wehmüthiges Entzücken bemächtigte sich meiner, als ich von meinen vielen und wundervollen Leiden sprach. Ich erzählte von unsern Gefahren, unsern Entbehrungen – von der Noth des langen Sturmes – von der Rohheit und dem Tode des Schiffers Tomkins – von dem edlen Gefühl und wahnsinnigen Aberglauben des wackeren Gavel – von dem gottlosen Morde, den er im Namen der Religion begangen – von seinen Gewissensbissen und von seinem heroischen Tode. Ich sang ihm ein Loblied – nannte ihn meinen Freund – beklagte seinen Tod wie den eines Bruders – vergoß seinem Andenken zu Ehren Thränen – und dann ging ich zu dem Wahnsinn des Hungers und Durstes über, die ich in dem offenen Boote erlitten hatte – wie schnell sich unsere Leiber zu welken Mumien abzehrten – wie bald nach unseren vorausgegangenen langen Leiden Jugurtha, ich und der Hund Erleichterung gefunden hatten in einem todtenähnlichen Zustand – wie wunderbar wir gerettet wurden, gegen den Wunsch des vor mir sitzenden Menschen, den ich durch die tiefgefühlte Verachtung, mit welcher ich sprach, förmlich vernichtete – und dann erglühete ich wieder in Begeisterung, als ich bei dem edlen Charakter des Don Julian und seiner Braut Isidora verweilte. Ich sprach von meinem Bedenken nach meiner Landung zu Barcelona – von meiner Abneigung, mich ohne einen Beweis meiner Identität meinen Eltern vorzustellen – von Honoria, die ich in der Kirche unserer Frau vom Meere gesehen – von den Mitteln, die ich eingeschlagen, um die nöthigen Belegscheine beizuschaffen – und führte meine Erzählung bis zu dem Augenblicke fort, der mich so plötzlich in den Kreis meiner Familie eingeführt hatte.

Meine edle Mutter und meine sanfte Schwester vergossen während dieses umfassenden Berichtes viele Thränen, und lange, ehe ich zum Schlusse kam, hatte sich Don Mantez unter Flüchen und Drohungen von hinnen gemacht. Ernst, feierlich und lang war, nachdem ich zu Ende gekommen, der Segen, den ich von dem guten alten Manne erhielt – glühend die Umarmung und das zärtliche, herzergreifende Gemurmel, welches die innige Liebe meiner Mutter ausströmte – wild entzückt aber die Wonne jener nur allzuschönen Schwester, welche das einemal an meinen Schultern weinte, das anderemal mir glühende Küsse aufdrückte, jetzt den Hund Bounder liebkoste und dann wieder dem grinsenden Jugurtha die Hand reichte, welcher vollkommen begriff, was vorgegangen war.

Für eine kleine Weile war das Glück meiner Familie vollständig. Mein Vater betrachtete mich mit väterlichem Stolze und begann, mir eine Achtung zu erzeugen, die mein Herz um so inniger an ihn fesselte. Man hatte mich für verloren gehalten, und ich war wieder gefunden; sie hatten mich als todt beklagt, und ich war ihnen zurückerstattet worden, veredelt und geläutert in der Kraft und in dem Glanze jugendlicher Mannheit – ein Schutz und eine Stütze für sie in Widerwärtigkeiten, im Glücke aber ein Wesen, an das sie alle ihre Liebe verschwenden und dafür die reinste aller Erdenfreuden – häusliches Glück entgegennehmen konnten.

Nachdem sich der erste Sturm meiner Erregungen gelegt hatte, begann mein Vater wegen der krankhaften Empfindlichkeit, welche mich bewog, ihn nicht augenblicklich aufzusuchen und auf den Impuls der väterlichen Liebe zu bauen, sanft mit mir zu schmälen; auch suchte er mich wegen meiner Aeußerung, daß ich hinfort dem Elend geweiht sei, lächerlich zu machen. Um mich desto nachdrücklicher zu einem gesunderen Gefühlszustande zu wecken, erzählte er mir, er sei in meinem Alter auch von plötzlichen Kleinmuthsanfällen heimgesucht worden, die jedoch nicht länger währten, als bis er durch irgend ein wahres Uebel bedroht wurde. Er machte mich darauf aufmerksam, daß mich die schönsten Elemente des Glückes umgäben und daß es nicht nur thöricht, sondern auch unrecht wäre, eine Schwermuth zu nähren, die, während sie meinen eigenen Frieden untergrabe, auch die Ruhe von Personen gefährde, welche gewiß nicht verdienten, durch mich elend zu werden. Ich pflichtete allen seinen Worten bei und gelobte in meinem Innern, daß ein so guter Rath nicht auf unfruchtbaren Boden fallen solle.

Wir trennten uns in jener Nacht als eine friedliche, hocherfreute Familie. Ich nahm mir vor, glücklich zu sein, und meinen Busen von dem gefährlichen Stoffe zu reinigen, den ich nur allzugierig eingesogen hatte. Mein Entschluß war gefaßt – und ich betete zum Himmel um Beistand. Meine Schwester – und noch dazu ein bloßes Kind – kaum vierzehn! Ich wurde ruhiger. Meine leidenschaftliche Bewunderung und meine plötzliche Liebe hatten einer fremden gegolten.

»Jetzt,« – sagte ich triumphirend, und sprach dies mit der Ueberzeugung der Wahrheit – »ist die Fremde nicht mehr, und mit ihr ist auch die berückende Leidenschaft dahin, die ich so wahnsinnig und unwillkürlich gefaßt habe.«

Ich tröstete mich mit diesen Gedanken und wurde ruhig. Ich hatte jetzt ein heiliges Gefühl zu hegen und gelobte, dasselbe treulich in meinem Herzen zu bewahren – nämlich über einer unschuldigen schönen und sehr jungen Schwester zu wachen. Ich schwur, diese Pflicht mit allem Eifer, aller Gewissenhaftigkeit und auf's Heiligste zu erfüllen – und doch wurde mir der Gedanke ihrer Vermählung mit Mantez wie Wermuth – er fraß wie eine verzehrende, brennende Kohle in meine Eingeweide.

Ich brauche nicht zu berichten, wie am nächsten Tage das Mastkalb geschlachtet wurde. Freunde schaarten sich mit ihren Glückwünschen herbei, und unter ihnen befanden sich vornämlich Don Julian und Isidora. Don Mantez erschien wieder bei uns mit höflich geglätteter Stirne; seine Betheuerungen waren die wärmsten – seine Entschuldigungen wollten kein Ende nehmen – seine Freundschaftsanerbietungen kannten keine Grenzen – und er selbst lachte am allerherzlichsten über die Mystifikation, die mein Freund Julian gegen ihn geübt hatte. Aber dennoch haßte ich den Mann aus dem Grunde meines Herzens. Gott verzeih' mir meine Sünden – aber die Leidenschaft des Hasses schien ein zweites noch kräftigeres Lebenselement in mir zu sein. Ich hegte sie mit einer Wärme, wie etwa der Dichter seine erste junge Liebe.

Wenn wir in dieser Welt leben, so müssen wir auch darin lächeln, und so neckten dieser Meuchelmörder und ich – wir beide uns gegenseitig oft den ganzen langen Tag mit heuchlerischem Grinsen. Er hatte hierin einen großen Vortheil vor mir, denn ich konnte nicht immer den versteckten Sarkasmus einer Anspielung auf das Stilet des Bravos vermeiden, wobei er übrigens nur um so geschmeidiger lächelte. Nach unserer scheinbaren Versöhnung ließ er selten eine Muskel seines gelben Gesichts etwas Anderes, als die tiefste Achtung gegen mich verrathen. Oh, er hatte einen großen Geist. Als er bemerkte, (und er machte die Entdeckung augenblicklich,) daß jede Hindeutung auf seine künftige Verwandtschaft mit mir mich zum Bäumen brachte, so enthielt er sich wenigstens in meiner Gegenwart ganz und gar, davon zu sprechen. Wie viele scharfe Folterqualen hatte mir nicht der glatte Schuft dadurch erspart.

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