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Zehntes Kapitel.

Ich finde die gewöhnlichen Nachtheile einer doppelten Rolle. – Schöne Federn machen schöne Vögel, aber bisweilen thörichte Leute. – Ich streife beim Abgange die meinigen ab und erreiche endlich in nicht sehr freundlicher Stimmung mein Geburtsland.

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Betrachtet mich nun, wie ich von den Decken des Schiffes aus die Gebirge meines heimathlichen Spaniens und die hohen Thürme meiner Vaterstadt mustere, während mein Herz, meine Gefühle und alle meine Erinnerungen ausschließlich England angehören. Da stand Troughton, vormals unter dem lammartigen Namen des Ruhigen bekannt, in einer feuerrothen militärischen Uniform prunkend und von einem noch bunter gekleideten Stummen bedient. Die Gesundheit strömte mit allen ihren feurigen Wünschen durch seine Adern, und das verborgene Ungestüm seines Temperamentes stählte allmählig aber sicher sein Herz zu jener Starrheit, welche den Willen eifrig macht für den Dienst der Leidenschaften und finster alle ihre wilden Abstufungen verarbeitet.

Obgleich meine Stellung damals ein wenig beklemmend war, so fand ich sie anfangs doch nicht unangenehm; sie war romantisch genug, und für Andere konnte ich sie so geheimnißvoll machen, als ich wollte. Der scheinbare Oberst der Kavallerie und der außerordentliche Gesandte, welcher von dem persischen Hofe zurückkehrte, war in Wahrheit nicht weiter, als der Supercargo eines Schiffes und einer Ladung, welche ohne Zweifel jetzt weit unten im Schooße eines bodenlosen Meeres ihre Ruhe gefunden hatten. Ohne Geld und ohne Beglaubigungsscheine über meine Identität fühlte ich mich nicht ganz wohl bei dem Gedanken, mich in dem Hause meines Vaters zu zeigen, denn was konnte ich statt meines erwarteten Reichthums bringen? Nichts als eine schreckliche Geschichte von Schiffbruch, Leiden und Tod.

Während ich hierüber nachdachte, bemächtigte sich der Widerwille, sein Haus und seinen Segen aufzusuchen, meiner mit solcher Gewalt, daß ich anfangs unruhig und dann sehr traurig wurde, indem ich mich selbst des Mangels aller jener süßen und natürlichen Empfindungen anklagte, welche die Grundlage für fast alles Erdenglück geben. In bitteren Gedanken lehnte ich mich über den Hackebord, und ohne Zweifel spiegelte der Ausdruck meines Gesichtes das, was in meinem Inneren vorging, getreulich wieder, denn ich wurde aus meinen schwermüthigen Träumereien durch Donna Isidora geweckt, welche mit ihrem ritterlichen und schmucken Bräutigam an meiner Seite stand und ihre Hand auf meine Schulter legte.

»Wann,« begann sie lächelnd, »wird Se. Excellenz, Don Ardentizabello de Trompe Hills sich herablassen, die Wolke von seiner Stirne zu verscheuchen und den Barcelonianern gestatten, sich in dem Lichte seiner Augen zu sonnen?«

»Ja, wohl darf man dies fragen,« sagte Julian. »Wir haben uns schon einige Zeit alle Mühe gegeben, unseren Muth aufzubieten, ehe wir es wagten, Eurer Excellenz nahe zu kommen. Was für Heere vernichtet Ihr in Eurer Einbildungskraft – oder wen verurtheilet Ihr vor dem schwarzen Tribunal Eurer Gedanken zum Tode? Ihr habt wild und schrecklich ausgesehen.«

»Wild, aber nicht schrecklich,« versetzte die Dame. »Es ist übrigens mein Wille, daß Ihr auch nicht wild ausseht. Ich habe einige Rechte an Euch – Ihr seid mein gefundenes Gut – mein Eigenthum kraft des Rechtes, welches die Engländer Flotsom und Jetsom nennen – denn Niemand als ich würde ein so welkes Kraut aus dem Wasser gelesen haben.«

»Isidora!«

»Ganz recht, Julian; aber du bist Niemand. Du weißt sehr gut, daß, ungeachtet deines stolzen Blickes, Kapitän Mantez doch deinem Fürworte nicht genug Gewicht beigelegt haben würde, um diese armen Leute an Bord bringen zu lassen.«

»Warum?« rief ich mit Schärfe, zum erstenmal das Schweigen unterbrechend.

»Weil er« – sagte die Dame stockend, als schäme sie sich, daß ein Menschen, der sich ihren Landsmann nennen konnte, so unmenschlich war – »weil er aus dem Bau des Sarges, welcher euch barg – Ihr nanntet ihn glaube ich ein Boot – die Folgerung zog, daß Ihr ein Engländer seid.«

»Ah, ist dies wirklich so? Ha, dann möge der Himmel mein vergessen, wenn ich ihm dies nicht gedenke.«

»Ardent Troughton,« sagte meine Ermahnerin mild, aber mit Nachdruck, »ich fürchte, daß Eure Gedanken böse sind – ich habe Euch nie zuvor so verstört gesehen. Mein Freund, denkt an das schreckliche Schicksal jenes braven James Gavel, dessen Geschick mich letzthin Thränen kostete. Ich beabsichtigte nicht, durch meinen Scherz eine so große rothe Stelle auf Eure Stirne zu rufen. Wenn Ihr mir übrigens nicht gestatten wollt, Euch ganz als meinen Vasallen in Anspruch zu nehmen, so habe ich doch das Recht des Bergelohns, der, glaube ich, ein Achtel beträgt. Ich wähle daher als meinen Antheil, Euer Gesicht und ersuche Euch, die Falten daraus zu streichen.«

»Oh, nicht das Gesicht,« rief ich mit Ungestüm, »sondern den Arm – und in jedem ehrenhaften und brüderlichen Dienste auch das Herz.«

Bei diesen Worten drückte mir Julian herzlich die Hand, und die großen mantelförmigen dunkeln Augen Isidoras schwammen in einem glänzenden Naß, durch welche ein seltsames zuckendes Feuer zu kämpfen schien. Ich verstand es nicht.

»Nun,« sagte Julian lachend, »da wir jetzt mit unsern Heldenrollen zu Ende sind, so wird sich Eure Excellenz wohl herablassen, in das Boot zu steigen. Kapitän Mantez wartet auf Euch in seiner Kajüte, um sich von Euch zu verabschieden. Der erste Kutter ist für Euch neben Bord bemannt, und Euer Gefolge befindet sich bereits in dem Fahrzeuge.«

»Und wo ist der Hund? Dies ist kein unbeträchtliches Glied dessen, was Ihr mein Gefolge zu nennen beliebt.«

»Ah! Der Kapitän hat das schöne Thier mit seiner besondern Gunst beehrt – er hat im Sinne, es zu behalten.«

»Dann müßte er auch mich haben, Don Julian, denn wir trennen uns nicht. Uebrigens aufrichtig gesprochen, es thut mir recht leid, daß ich je diese Verhüllung angenommen habe, und ich sehne mich, sie abzuwerfen. Hätte ich Eure Absichten gekannt, als Ihr mich und meinen armen, stummen Jugurtha in diese falschen Farben hülltet, so würde ich mich nimmermehr zu der edelmüthigen Täuschung hergegeben haben. Ihr wißt, daß Ihr mich als persischen Gesandten vorstelltet, ohne daß ich etwas von Eurem Plane wußte, und ich konnte Euch keine Blöße geben. Ich bin Euch zwar aus dem Innersten meines Herzens dankbar für Eure wohlwollenden Beweggründe, und liebe Euch darum, mein theurer Julian – aber laßt mich jetzt, wenn es möglich ist, diese Maske mit einemmale abwerfen.«

»Es ist nicht möglich.«

»Dann thut es mir wahrhaftig leid. Ihr seid ein Hidalgo – edel von Geburt – und behauptet einen hohen Rang in dem Militär Eures Vaterlandes; ich bin nichts als ein Kaufmann – und nicht einmal dies, denn mein Vater ist vielleicht im Stande, mich wieder für eine Weile in sein Komptoir zu stecken.«

»Ihr mit dieser stolzen Miene und diesem militärischen Blicke ein Kommis in einem Komptoir? Nein, das wäre zu abgeschmackt. Aber in der That, Ardent, es ist unfreundlich von Euch, daß Ihr mich in dieser Weise zwingt, Euch herabzusetzen. Ich habe Euch zu meinem Freunde gewählt, und wir stehen auf dem Fuße der Gleichheit. Freilich ist diese Maskerade ein Bischen ärgerlich unbequem geworden, aber wir müssen sie fortsetzen, bis wir Euch an's Land gebracht haben. Ihr könnt dann meinen verschmähten Zierrath abschütteln – der Gesandte verschwindet in einer geheimen Sendung, und Sennor Troughton kann in bescheidenem schwarzem Anzuge für immer die Bekanntschaft mit Don Ardentizabello de Trompe Hilla ablehnen; um meinetwillen aber müßt Ihr das Schiff in vollen Ehren verlassen.«

»Um Euretwillen bin ich zu Allem bereit.«

Julian dankte mir durch einen Händedruck, und Isidora noch beredter durch einen Blick jener schönen Augen, welche durch ihren wohlwollend sanften Ausdruck den Weisen zum Narren, und den Tobsüchtigen zahm machen konnten.

In diesem Augenblick erschien der Kammerdiener unseres dreimal gewaltigen Kapitäns, um uns zu einem Abschiedmahl in die Kajüte einzuladen. Um meiner edlen Freunde willen überwand ich die Abneigung, die ich gegen Don Mantez gefaßt hatte, trat in die Kajüte, nahm mit würdevoller Leutseligkeit den Ehrenplatz ein, trank die nöthigen Toaste, und hielt die üblichen Reden.

In der Kajüte befand sich aber auch der arme Bounder, der Neufoundländerhund, der sehr zu seinem Mißbehagen in einer Ecke angekettet lag und mich nur mit großer Herzlichkeit bewillkommte. Das Thier war vor Entzücken ganz außer sich und wurde, als ich aufzubrechen im Begriffe war, so ungestüm, daß er der Gesellschaft sehr lästig wurde. Der Priester Xaver verfluchte ihn mit allen Anathemen seiner Kirche, denn während Bounder versuchte, so weit es seine Kette gestattete, mir nahe zu kommen, hatte er dieselbe um das rechte Bein des geistlichen Herrn geschlungen und ihn von seinem Stuhle heruntergerissen, so daß er der ganzen Länge nach unter den Tisch auf das Deck fiel.

»Der Hund scheint eine auffallenden Vorliebe gegen Euch zu hegen,« sagte Mantez, als wir aufstanden.

»Er war in diesem Augenblicke dem hochwürdigen Pater noch auffallender zugethan,« versetzte ich.

»Möge die Bestie unter den namenlosesten Qualen in zehntausend Stücke zerfleischt werden!« rief der christliche Priester. »Das Scheusal hat mir von dem Knie an bis zum Fußbug die Haut des Schienbeines abgeschunden – seht, wie das Blut durch meine wollenen Stümpfe träufelt. Ich muß den Wundarzt aussuchen. Fluch über die Bestie und über Alle, welche über die Leiden der Kirche Christi lachen.«

»Ihr seht, Don Mantez,« sagte ich, »daß das atme Thier das Anathem des sehr geduldigen und apostolischen Paters trägt. Ueber sein verfluchtes Haupt kann jetzt nichts Gutes mehr herabkommen, und er wird überall, wo er auch sein mag, Unglück mit sich bringen. Ich will ihn daher mit Eurer Erlaubniß an's Land nehmen.«

»Nicht doch, Euer Excellenz – ich habe eine Vorliebe zu dem Hunde gefaßt und kann mich nicht von ihm trennen.«

Er warf dann dem Pater einen finstern Blick zu, denn er war als Kapitän ein Stückchen von einem Tartaren. »Wenn der gute Pater den Hund verflucht hat, so wird er ihm den Fluch auch wieder abnehmen. Hat er zu seinem eigenen Vergnügen den Bann über das Haupt des Thieres ausgesprochen, so soll er denselben mir zu lieb wieder lösen – gleichviel, wenn die Kirche auch ein gebührliches Honorar dafür fordert. Nein, nein, wir wollen den Hund behalten; ist er einmal ein Bischen zahmer und mehr an uns gewöhnt, so wollen wir den Mann sehen, der sich untersteht, ihn zu excommuniciren und zur Hölle zu verdammen. In allem Andern würde ich mich höchst glücklich schätzen, Euer Excellenz zu verbinden.«

»Aber der Hund gehört mir.«

»Euch?«

»Ja – ich – –«

Aber hier wurde ich sehr zeitig durch Isidore unterbrochen, die neckisch ihre Hand auf meine Lippen legte und ausrief:

»Don Trompe Hilla, wenn ich zu meinem Onkel an's Land gehe, will ich Euch für das Fehlschlagen Eures Gesuchs dadurch schadlos halten, daß ich Euch zwei Möpse und einen Pudel gebe – den letzteren so gut zugestutzt, wie der Backenbart unseres Kapitäns.«

»Ach, Sennora! Ihr mögt Alles sagen,« versetzte der Kapitän.

»Ich habe zuviel gesprochen,« dachte ich, »und doch kann ich meinen edlen Freund nicht aufgeben, auf dessen Rücken ich in dem wilden Meere ruhte, als ich mit dein Tode rang. Wollt Ihr den Hund verkaufen?« sagte ich, denn ich vergaß, daß ich keinen Heller im Besitze hatte.

Der Kapitän machte nun eine beleidigte Miene.

»Wann ich meine Ehre verkaufe, früher nicht,« lautete die lakonische Antwort.

Ich konnte nichts Weiteres thun, ohne Julians List zu verrathen, was für meinen edelmüthigen Freund unangenehme Folgen hätte herbeiführen können. Ich und der Kapitän verbeugten uns daher steif gegen einander und beschenkten uns wechselseitig mit dem mäßigen Wunsche, daß wir tausend Jahre leben möchten, worauf wir uns Alle auf das Deck begaben, ehe wir in die Boote stiegen.

Aber als ich die Halbdeckleiter hinanstieg, drang mir das klägliche, fast menschliche Geheul des verlassenen Thiers wie der Ruf eines ertrinkenden Bruders durch die Seele. Ich eilte mit Don Aranjuez und Donna Isidora in das Boot, wo Jugurtha bereits auf mich wartete. Ehe wir noch abfuhren, setzte sich auch Kapitän Mantez in seine Barke. Ich hörte fortwährend das Geheul des Hundes ganz deutlich, und mein Zorn stieg.

Ich blickte nach vorn und sah dort meinen Stummen in seinem orientalischen Kostüm, der nach dem in seiner Brust verborgenen Dolche griff und mit dem Hasse eines Dämons dem Kapitän nachschaute. Ich hatte schon früher ähnliche Blicke bemerkt, die der Neger dem Kapitän nachwarf, ohne jedoch viel darauf zu achten; aber jetzt, als er mir gerade gegenüber saß, überlief mich dabei ein eigentlicher Schauder, denn ein Grimm, wie er nur aus der Hölle stammen konnte, hatte jeden Zug des Schwarzen verzerrt.

Spanische Seeleute sind nicht sehr gewandt in der Handhabung ihrer Boote. Der Wind ging etwas frisch, und die beiden Boote konnten sich in den ziemlich hoch gehenden Wellen nicht sogleich von einander losmachen, sondern wurden mit einander nach dem Sterne des Schiffs getrieben. Die ganze Zeit über tönte das Geheul des Hundes kläglich in meine Ohren. Ungeachtet aller Bemühungen, meinen Zorn niederzuhalten, dehnte sich doch der schwarze Tropfen Blutes in meinem Herzen schnell aus und jagte mich in Wuth. Ueber dem Gewinsel, das mir kläglicher erschien, als Alles, was ich bisher gehört hatte, vergaß ich mit einemmale die Gefahr, die ich lief, und ohne Rücksicht auf meine beiden edelmüthigen Retter, zwischen denen ich saß, sprang ich in den Sternschooten des Bootes auf, erhob meine Hände in drohender Geberde und rief:

»Mantez, bei Gott, ich muß den Hund haben! Matrosen, rudert an Bord!«

Die Boote waren in diesem Augenblicke fast von einander losgekommen, aber Jugurtha langte nun mit einem wilden Freudengeschrei hinüber und ergriff das Schanddeck der Barke, in welcher der Kapitän saß. Mantez fuhr gleichfalls in ununterdrückbarer Wuth auf und befahl den Matrosen unseres Bootes, so gut dies unter seinen vielen Flüchen möglich war, uns augenblicklich an's Land zu setzen.

Dies ging jedoch nicht so leicht, so lange der Neger den Bug der Kapitänsbarke so fest umkrallt hielt. In beiden Barken herrschte eine maaslose Verwirrung. Isidora lehnte sich in halbohnmächtigem Zustande zurück und Julian versuchte umsonst, mich zum Sitzen zu bringen. Die Matrosen der Barke und des Kutters ahmten ihren Befehlshaber nach und begannen gleichfalls zu fluchen. Die Stimmen suchten einander zu übertönen, die Ruder plätscherten, und Jedermann wiederholte die widersprechendsten Befehle. Jugurtha übrigens hielt fest, und so triffteten beide Boote in den Stern, unmittelbar unter die Fenster der Kajüte, das Boot, in welchem ich und meine Freunde saßen, zu äußerst.

Mantez mußte sich in einer furchtbaren Wuth befinden, denn er nahm seine Cigarre aus dem Munde, um seine Flüche desto nachdrücklicher ausstoßen zu können. Wir waren noch nicht viele Ellen von dem Schiff abgetrifftet, als ich, da ich mich der ungewöhnlichen Kraft des Hundes erinnerte, aus Leibeskräften schrie:

»Bounder! Bounder! hieher! hieher!«

Ich hatte meinen Ruf kaum beendigt, als ich das treue Thier wie einen fliegenden Greifen, die eiserne Kette hinter sich nachschleppend, durch die Schubfenster der Kajüte stürzen sah. Die Splitter der Scheiben flogen in alle Richtungen, und in Folge der Höhe sowohl, als des gewaltigen Sprunges, stürzte der Hund mit furchtbarem Plätschern dicht neben der Windvierung des Bootes, in welchem Kapitän Mantez stand und ungestüm fluchte, in's Wasser. Noch ehe der Spanier sich von den Wirkungen dieses plötzlichen Schauerbades erholen konnte, war Bounder in dem Boote und warf alle Hindernisse nieder, um zu mir zu kommen. Der Kapitän wurde in die Sternschooten niedergeschleudert und von dem Wasser, das aus dem Haare des Hundes strömte, fast ertränkt, während die Kette über sein Gesicht hinging, ihm die Nase blutig reißend und die Augen schwärzend. Ein weiterer Sprung, zu dem er von dem Gesichte des niedergeworfenen Kommandeurs aus ansetzte, brachte ihn in das Boot, wo er zu meinen Füßen angelangt, mich mit allen Zeichen der höchsten Freude überschüttete.

Jugurtha stieß ein schrilles, metallartig klingendes Triumphgeschrei aus und ließ jetzt das andere Boot fahren, um entzückt seine Hände zusammenzuschlagen. Ueber den plötzlichen Sturz des Kapitäns waren die Matrosen beider Boote in ein nachhaltendes Gelächter ausgebrochen, das mehr als hälftig Hohn bekundete, und die beiden Fahrzeuge waren schon ziemlich weit aus einander, ehe Mantez sich erheben und sein mit Blut bedecktes Gesicht zur Schau stellen konnte. Er sprach nicht, sondern faßte mich fest in's Auge, ballte die Faust seiner rechten Hand, streckte seinen Daumen aus und deutete mit mehreren Rucken bezeichnend nach unten.

»Ardent Troughton,« sagte Julian, »dieser Mann wird Euch auflauern, um Euch zu ermorden.«

»Fürchtet nichts, Julian; ich werde auf meiner Hut sein.«

Ich war damals über meinen Triumph so entzückt, daß ich mich um nichts kümmerte; kaum hatte jedoch mein Fuß den spanischen Boden berührt, als sich ernstlichere Betrachtungen meiner bemächtigten. Ohne gegenseitige Erklärungen begaben wir uns, statt unsere beziehungsweise Heimath aufzusuchen, nach dem englischen Hotel – in welcher bedeutenden fremden Stadt gibt es nicht ein Gasthaus, welches diesen Namen trägt?

*


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