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Zehntes Kapitel.
Über unser Wissen von dem Dasein eines Gottes.

§ 1. Wir sind fähig das Dasein eines Gottes mit Gewißheit zu erkennen. – Obgleich Gott uns keine angeborenen Ideen von ihm selbst gegeben und unserem Geiste keine ursprünglichen Schriftzüge ausgeprägt hat, aus denen wir sein Wesen ablesen könnten, so hat er doch, indem er uns mit den Fähigkeiten ausgestattet hat, womit unser Geist begabt ist, sich selbst nicht unbezeugt gelassen, weil wir Sinne, Wahrnehmung und Vernunft haben, und es uns deshalb an einem klaren Beweise für ihn nicht fehlen kann, solange wir uns nicht selbst verloren geben. as long as we carry ourselves about us. Auch haben wir kein Recht über unsere Unwissenheit in diesem wesentlichen Punkte zu klagen, da er uns so reichlich mit den Mitteln versehen hat, ihn zu entdecken und zu erkennen, soweit das für den Zweck unseres Daseins und das große Interesse unserer Glückseligkeit erforderlich ist. Wenn diese aber auch die offenkundigste von der Vernunft entdeckte Wahrheit ist, und ihre Augenscheinlichkeit (wenn ich nicht irre) der mathematischen Gewißheit gleichkommt, so erfordert sie doch Nachdenken und Aufmerksamkeit, und der Geist muß sich einer regelmäßigen Ableitung derselben aus einem Teile unseres intuitiven Wissens befleißigen, sonst werden wir über diesen Lehrsatz ebenso ungewiß und unwissend bleiben wie über andere, die an sich eines klaren Beweises fähig sind. Um zu zeigen, daß wir imstande sind zu wissen, d. i. dessen gewiß zu sein, daß es einen Gott giebt, und wie wir zu dieser Gewißheit gelangen, brauchen wir, denke ich, nicht weiter zu gehen als bis zu Statt than ourselves lies than to ourselves. uns selbst und zu dem unzweifelhaften Wissen, was wir von unserm eigenen Dasein haben.

§ 2. Der Mensch weiß, daß er selbst da ist. – Ich denke, es ist außer Frage, daß der Mensch von seinem eigenen Sein eine klare Idee hat, er weiß gewiß, daß er existiert, und daß er etwas ist. Wer daran zweifeln kann, ob er irgend etwas sei oder nicht, mit dem rede ich nicht, ebensowenig wie ich mit dem reinen Nichts argumentieren oder versuchen würde, das Nichtsein zu überzeugen, daß es etwas sei. Wenn jemand so skeptisch zu sein vorgiebt, daß er seine eigene Existenz leugnet (denn wirklich daran zu zweifeln, ist offenbar unmöglich), so mag er meinetwegen sein liebes Glück, nichts zu sein, so lange genießen, bis der Hunger oder ein anderer Schmerz ihn vom Gegenteil überzeugt. Dies also glaube ich als eine Wahrheit betrachten zu dürfen, wovon jedermann mit sicherem Wissen ohne die Möglichkeit eines Zweifels überzeugt ist, nämlich daß er etwas wirklich Existierendes sei.

§ 3. Er weiß auch, daß das Nichts kein Sein hervorbringen kann, weshalb etwas von Ewigkeit her sein muß. – Demnächst weiß der Mensch mit intuitiver Gewißheit, daß das reine Nichts ebensowenig irgend ein reales Sein hervorbringen wie zweien rechten Winkeln gleich sein kann. Wenn jemand nicht weiß, daß das Nichtsein oder die Abwesenheit alles Seins nicht zweien rechten Winkeln gleich sein kann, so ist es unmöglich, daß er irgend einen Beweis im Euklid verstehen sollte. Wenn wir also wissen, daß es irgend ein reales Sein giebt, und daß das Nichtsein kein reales Sein hervorbringen kann, so ist es augenscheinlich bewiesen, daß es von Ewigkeit her etwas gegeben hat, weil alles, was nicht von Ewigkeit her besteht, einen Anfang gehabt hat, und was einen Anfang gehabt hat, von etwas anderem hervorgebracht sein muß.

§ 4. Dieses ewige Wesen muß allmächtig sein. – Sodann ist einleuchtend, daß, was sein Dasein und seinen Anfang von einem anderen erhalten hat, auch alles, was in seinem Sein enthalten ist und dazu gehört, von einem anderen erhalten haben muß. Alle seine Kräfte muß es aus derselben Quelle empfangen haben und ihr verdanken. Diese ewige Quelle alles Seins muß also auch die Quelle und der Ursprung aller Kraft sein, und somit muß dieses ewige Wesen auch allmächtig sein.

§ 5. Und allwissend. – Ferner findet der Mensch in sich Wahrnehmung und Wissen. Damit sind wir einen Schritt weiter gekommen und jetzt dessen gewiß, daß es nicht bloß etwas Seiendes, sondern ein wissendes intelligentes Wesen in der Welt giebt. Also war einmal eine Zeit, wo es noch kein wissendes Wesen gab und das Wissen zu sein anfing, oder es hat schon von Ewigkeit her ein wissendes Wesen gegeben. Wenn man sagt, es war einmal eine Zeit, wo noch kein Wesen irgend ein Wissen hatte, wo jenes ewige Wesen alles Verstandes bar war, so erwidere ich, daß es dann unmöglich jemals irgend ein Wissen gegeben haben könnte, da es ebenso unmöglich ist, daß Dinge, die alles Wissens bar sind und blind ohne irgend welche Wahrnehmung wirken, ein wissendes Wesen hervorbringen sollten, wie daß ein Dreieck seine Statt itself three angles lies its three angles. drei Winkel größer als zwei rechte machen sollte. Denn es widerstreitet ebensosehr der Idee der besinnungslosen Materie, daß sie sich selbst mit Sinn, Wahrnehmung und Erkenntnis ausstatten sollte, wie der Idee eines Dreiecks, daß es sich Winkel geben sollte, die größer wären als zwei rechte.

§ 6. Und deshalb Gott. – So leitet uns unsere Vernunft von der Betrachtung unserer selbst und dessen, was wir unfehlbar in unserer eigenen Beschaffenheit finden, zu der Erkenntnis dieser gewissen und augenscheinlichen Wahrheit, daß es ein ewiges allmächtiges und allwissendes Wesen giebt, wobei nichts darauf ankommt, ob jemand es »Gott« nennen will; die Sache ist einleuchtend, und aus einer gehörigen Erwägung dieser Idee lassen sich leicht alle anderen Eigenschaften ableiten, die wir diesem ewigen Wesen zuschreiben müssen. Vgl. Buch II, Kapitel 23, § 33 und Buch III, Kapitel 6, § 11. Wenn dessenungeachtet jemand so sinnlos anmaßend sein sollte, daß er annähme, der Mensch allein sei wissend und weise, gleichwohl aber ein Erzeugnis reiner Unwissenheit und bloßen Zufalls, und der ganze übrige Teil des Weltalls bewege sich nur auf das blinde Geratewohl hin, so verweise ich ihn auf den sehr vernünftigen und nachdrücklichen Tadel Ciceros ( lib. II de leg.), den er mit Muße erwägen möge: »Könnte es wohl eine einfältigere Anmaßung und etwas Unschicklicheres geben, als wenn jemand dächte, daß er selber Geist und Verstand in sich trage, in dem ganzen übrigen Weltall aber es dergleichen nicht weiter gebe? oder daß eben die Dinge, die er mit äußerster Anspannung seiner Vernunft kaum begreifen kann, ohne alle und jede Vernunft bewegt und geleitet werden sollten?« »Quid est enim verius, quam neminem esse oportere tam stulte arrogantem, ut in se mentem et rationem putet inesse, in coelo mundoque non putet? Aut ea, quae vix summa ingenii ratione comprehendat, nulla ratione moveri putet?«

Aus dem Gesagten geht für mich klar hervor, daß wir eine gewissere Erkenntnis von dem Dasein eines Gottes haben als von dem irgend eines Dinges, was unsere Sinne uns nicht unmittelbar gezeigt haben. Ja, ich glaube behaupten zu dürfen, daß unser Wissen von dem Dasein eines Gottes sicherer ist, als das von dem Dasein irgend welcher Dinge außer uns. Wenn ich von unserm Wissen spreche, so meine ich, daß ein solches Wissen in unserm Bereich liege, was uns nicht entgehen kann, wenn wir unser Denkvermögen nur ebensogut darauf wie auf verschiedene andere Untersuchungen richten wollten.

§ 7. Unsere Idee eines höchst vollkommenen Wesens ist nicht der alleinige Beweis für einen Gott. – Inwiefern die Idee eines höchst vollkommenen Wesens, die man sich in Gedanken bilden mag, das Dasein eines Gottes beweist oder nicht beweist, will ich hier nicht untersuchen. Denn bei der verschiedenen Beschaffenheit des Temperaments der Menschen und der Verschiedenheit ihres Gedankenganges haben zur Bekräftigung derselben Wahrheit manche Gründe mehr Gewicht für den einen und manche für den anderen. Soviel indessen glaube ich sagen zu dürfen, daß es kein guter Weg ist, um dieser Wahrheit Festigkeit zu geben und Atheisten zum Schweigen zu bringen, wenn man die ganze Kraft eines so wichtigen Punktes wie dieses allein auf jene Grundlage stützt und den Umstand, daß einige Menschen die Idee Gottes in ihrem Bewußtsein haben (denn es ist offenbar, daß andere sie nicht haben und noch andere eine, die schlechter ist als gar keine, und die meisten sehr verschiedene), als den einzigen Beweis für eine Gottheit ansteht, und aus Überzärtlichkeit für jene Lieblingserfindung alle anderen Gründe verwirft oder wenigstens kraftlos zu machen versucht, und uns verbietet, weil sie schwach und trügerisch seien, nach den Beweisen hinzuhören, die unser eigenes Dasein und die sichtbaren Teile des Weltalls unserem Denken so klar und zwingend darbieten, daß es mir für einen nachdenkenden Menschen unmöglich erscheint ihnen zu widerstehen. Denn ich halte es für eine so gewisse und klare Wahrheit, wie nur irgendwo gelehrt werden kann, daß Gottes unsichtbare Dinge aus der Erschaffung der Welt klar erkennbar sind, indem sie mit Hilfe der erschaffenen Dinge verstanden werden, sogar seine ewige Macht und Gottheit. Obgleich unser eigenes Dasein uns, wie ich gezeigt habe, mit einem augenscheinlichen und unbestreitbaren Beweis für eine Gottheit versieht, und, wie ich glaube, niemand sich der zwingenden Kraft desselben entziehen kann, der nur ebenso sorgfältig auf ihn achten will wie auf irgend eine andere aus ebenso vielen Teilen bestehende Demonstration, so hoffe ich doch, da dies eine so fundamentale und folgenreiche Wahrheit ist, daß alle Religion und echte Moralität darauf beruht, die Verzeihung meines Lesers dafür zu erhalten, wenn ich nochmals auf einige Teile dieses Beweises zurückkomme und mich etwas weiter darüber auslasse.

§ 8. Es besteht etwas von Ewigkeit her. – Es giebt keine einleuchtendere Wahrheit, als daß etwas von Ewigkeit her bestanden haben muß. Ich habe noch nie von einem so unverständigen Menschen gehört, oder einem, Die Satzbildung ist hier auch im Original nachlässig: I never yet heard of any so unreasonable, or that could suppose so manifest a contradiction as a time, wherein there was perfectly nothing. der einen so offenbaren Widerspruch hätte voraussetzen können wie eine Zeit, worin schlechthin nichts existierte, da es die größte aller Absurditäten ist, sich einzubilden, daß das reine Nichts, die vollkommene Negation und Abwesenheit alles Seienden, jemals eine reale Existenz hervorbringen sollte. Weil demnach für alle vernünftigen Wesen der Schluß unvermeidlich ist, daß etwas von Ewigkeit her bestanden hat, so laßt uns zunächst sehen, von welcher Beschaffenheit das sein muß.

§ 9. Es giebt zwei Arten von Wesen, bewußte und bewußtlose. – Es giebt nur zwei Arten von Wesen in der Welt, die der Mensch kennt oder sich vorstellen kann. Erstens solche, die rein materiell sind, ohne Sinn, Wahrnehmung oder Denken, wie abgeschorenes Barthaar und Schnitzel von unseren Fingernägeln. Zweitens empfindende, denkende, wahrnehmende Wesen, solche, wofür wir uns selbst ansehen, die (d. h. 2 und 1) wir – wenn ihr nichts dagegen habt – fernerhin bewußte und bewußtlose Cogitative and incogitative. Unter »Denken« ist hier und häufig im Folgenden alle und jede Bewußtseinsthätigkeit verstanden. nennen wollen, was für unseren gegenwärtigen Zweck wenigstens vielleicht bessere Ausdrücke sind als materielle und immaterielle.

§ 10. Bewußtlose Wesen können kein bewußtes hervorbringen. – Wenn es nun etwas Ewiges geben muß, so laßt uns sehen, zu welcher Art des Seienden es gehören muß. Und was dies betrifft, so ist es für die Vernunft ganz augenscheinlich, daß es notwendigerweise ein bewußtes Wesen sein muß, denn es ist ebenso unmöglich zu begreifen, daß jemals die bloße bewußtlose Materie ein denkendes, verständiges Wesen hervorbringen sollte, als daß das Nichts von selbst die Materie erzeugen sollte. Denken wir uns irgend ein Stück der Materie, groß oder klein, als ewig, so werden wir finden, daß es an sich selber unfähig ist irgend etwas hervorzubringen. Laßt uns z. B. annehmen, daß der Stoff des ersten besten Kieselsteins, den wir finden, ewig sei; eine dichte Masse, deren Teile fest aneinander ruhen; wenn es kein anderes Ding in der Welt gäbe, müßte er dann nicht ewig so bleiben – ein toter unthätiger Klumpen? Kann man sich vorstellen, daß er, der nur Materie ist, sich selber Bewegung geben oder irgend etwas hervorbringen könne? Die Materie kann also durch eigene Kraft nicht einmal Bewegung in sich erzeugen, ihre Bewegung muß auch von Ewigkeit her da sein, oder von einem anderen die Materie an Kraft übertreffenden Wesen hervorgebracht und der Materie mitgeteilt sein, da offenbar die Materie nicht in sich selber Bewegung zu erzeugen vermag. Laßt uns aber annehmen, daß auch die Bewegung ewig sei, so könnte doch die Materie – die bewußtlose Materie und Bewegung – welche Veränderungen der Gestalt und Größe sie auch bewirken möchte, doch niemals das Denken hervorbringen. Die Erzeugung des Bewußtseins wird immer ebensoweit über das Vermögen von Bewegung und Materie hinausliegen wie die Erzeugung der Materie über das Vermögen des Nichts oder Nichtseins. Und ich berufe mich auf das eigene Denken eines jeden, ob er sich nicht ebensoleicht die Materie durch nichts als das Bewußtsein durch bloße Materie hervorgebracht denken kann, wenn vorher kein solches Ding wie das Bewußtsein oder ein intelligentes Wesen existierte? Man teile die Materie in so viele Teile, wie man will (was wir uns als eine Art von Vergeistigung (Spiritualisierung) oder Umwandlung in ein denkendes Wesen vorzustellen geneigt sind), man lasse die Gestalt und die Bewegung derselben abwechseln, soviel man will: eine Kugel, ein Würfel, ein Kegel, ein Prisma, ein Cylinder etc., deren Durchmesser nur den 100 000sten Teil eines Gry Anmerkung Lockes: Ein Gry ist ⅒ einer Linie, eine Linie ⅒ eines Zolles, ein Zoll ⅒ eines wissenschaftlichen Fußes, ein wissenschaftlicher Fuß ⅓ eines Pendels, dessen Schwingungen in der Breite von 45 Grad gleich einer Zeitsekunde oder 1/ 60 einer Minute für jede sind. Ich habe hier absichtlich dieses Maß und dessen Teile nach dem Decimalsystem mit besonderen Namen für sie gebraucht, weil ich meine, daß es von allgemeinem Nutzen sein würde, wenn dieses das in der Gelehrten-Republik allein gebrauchte Maß wäre. beträgt, werden auf andere Körper von verhältnismäßiger Größe nicht anders wirken als solche von einem Zoll oder Fuß im Durchmesser, und man kann mit ebenso gutem Grunde erwarten, Sinnesempfindung, Denken und Wissen dadurch hervorzubringen, daß man grobe Stücke von Materie in gewisse Formen und Bewegungen zusammenfügt, als vermittelst der kleinsten Partikeln, die nur irgendwo existieren. Diese stoßen, treiben und widerstehen einander gerade ebenso wie die größeren, und das ist alles, was sie thun können. So daß, wenn wir das Nichts als das Erste oder Ewige voraussetzen, die Materie niemals anfangen kann zu existieren; wenn wir bloß die Materie ohne Bewegung als ewig voraussetzen, die Bewegung niemals beginnen kann; und wenn wir nur die Materie und die Bewegung als Erste oder Ewige voraussetzen, das Bewußtsein niemals entstehen kann. Denn es ist unbegreiflich, wie die Materie, sei es mit oder ohne Bewegung, ursprünglich in und aus ihr selbst Sinn, Wahrnehmung und Wissen erlangt haben sollte; wie sich daraus ergiebt, daß dann Sinn, Wahrnehmung und Wissen eine von der Materie und jedem Teilchen derselben ewig untrennbare Eigenschaft sein müßten. Zu geschweigen, daß, wenn auch unser allgemeiner oder specifischer Begriff der Materie uns veranlaßt, von dieser wie von einem Dinge zu reden, doch thatsächlich die ganze Materie nicht ein individuelles Ding ist, und, soviel wir wissen oder uns vorstellen können, kein solches Ding wie ein einziges materielles Sein oder ein alleiniger Körper existiert. Deshalb würde, wenn die Materie das ewige, erste, bewußte Wesen wäre, es nicht ein ewiges, unendliches, bewußtes Wesen geben, sondern eine unendliche Anzahl von ewigen, endlichen, bewußten Wesen, unabhängig voneinander, von beschränkter Kraft und verschiedenem Denken, die nimmermehr jene Ordnung, Harmonie und Schönheit hervorbringen könnten, die wir in der Natur finden. Weil demnach das erste ewige Wesen, was immer es sonst sein mag, notwendig Bewußtsein haben muß, und das erste aller Dinge, was es auch sein mag, wenigstens alle die Vollkommenheiten, die später jemals existieren können, enthalten und thatsächlich besitzen muß, auch niemals irgend eine Vollkommenheit, die es nicht entweder in gleichem oder in einem höheren Grade besitzt, einem anderen verleihen kann, so folgt notwendig, daß das erste ewige Wesen nicht die Materie sein kann.

§ 11. Also hat es eine ewige Weisheit gegeben. – Wenn es deshalb einleuchtend ist, daß notwendig etwas von Ewigkeit her existieren muß, so ist es ebenso einleuchtend, daß dieses Etwas notwendig ein bewußtes Wesen sein muß, denn es ist ebenso unmöglich, daß die bewußtlose Materie ein bewußtes Wesen hervorbringen sollte, wie daß das Nichts oder die Negation alles Seins ein positives Sein oder die Materie erzeugen sollte.

§ 12. Obgleich dieser Nachweis der notwendigen Existenz eines ewigen Geistes ( mind) uns genügend in die Erkenntnis Gottes einführt, weil daraus folgt, daß alle übrigen bewußten Wesen, die einen Anfang der Existenz haben, von ihm abhängig sein müssen und keine anderen Erkenntnismittel oder Kraftbereiche haben, als sie von ihm erhalten, und daß er deshalb, wenn er diese erschuf, auch die weniger vorzüglichen Stücke dieses Weltalls, alle leblosen Wesen geschaffen haben wird, wodurch seine Allwissenheit, Macht und Vorsehung begründet sind, und alle seine anderen Attribute sich notwendig ergeben: so wollen wir doch, um dies noch ein wenig weiter aufzuklären, sehen, welche Zweifel sich dagegen erheben lassen. Während der normale Gang unserer Erkenntnis der objektiven Welt der ist, daß wir zuerst die Existenz ihrer Dinge bemerken und dann nach und nach deren Beschaffenheit erfahren, liegt die Sache bezüglich unserer Erkenntnis Gottes gerade umgekehrt. Von ihm wird uns zuerst eine genaue Personalbeschreibung mitgeteilt, und dann bewiesen, daß eine solche Persönlichkeit auch wirklich existiere. Wie die Personalbeschreibung zustande kommt, hat Locke im Buch II, Kapitel 23, § 33 und im Buch III, Kapitel 6, § 11 angegeben, und im Kapitel 10 des IV. Buches folgt der Beweis für die Existenz Gottes nach. Die Schlüssigkeit dieses Beweises im einzelnen bedarf indessen keiner Prüfung, weil er im ganzen auf zwei irrtümlichen Voraussetzungen beruht: einmal, daß die objektive Welt mit ihren Formen des Raumes und der Zeit unabhängig von unserem Bewußtsein außerhalb desselben existiere, und sodann, daß sie neben den materiellen Körpern auch von diesen unabhängige – wenngleich in uns zeitweilig mit Körpern verbundene – Geister ( spirits) enthalte. Wir kennen jedoch keine andere objektive Welt als die, welche unser Bewußtsein voraussetzt und in ihm existiert, und wir wissen auch von der bloßen Existenz einer anderen außerhalb desselben nichts. Diese objektive Welt unseres Bewußtseins zeigt uns die Materie teils als leblos, nur von physikalischen und chemischen Kräften bewegt, teils in zahllosen individuellen Lebensprozessen begriffen, und von diesen Prozessen, die wir lebende Wesen nennen, erscheint uns ein Teil (die animalischen Lebewesen) als individuelle Existenzmittel des Bewußtseins. Von unserem eignen Lebensprozeß gilt dies in eminentem Grade und allein unmittelbar, von den übrigen Lebewesen nehmen wir es nur auf Grund eines Analogieschlusses an. In dieser objektiven Welt unseres Bewußtseins finden wir aber den Gott des philosophischen Deismus ebensowenig wie den irgend einer positiven Religion; wollten wir einen solchen haben, dann müßten wir mit Berkeley den transcendenten Realgrund unseres Bewußtseins (siehe die Anmerkung zu Buch II, Kapitel 9, § 3)dafür ansehen; allein das hieße, ein Wort, was herkömmlich schon eine feste allgemein bekannte Bedeutung hat, in einem völlig davon abweichenden Sinne gebrauchen, woraus nur Begriffsverwirrung und Unklarheit der Gedanken entstehen könnten.

§ 13. Mag sie materiell sein oder nicht. – Erstens wird vielleicht gesagt werden, daß, möge es auch so klar sei, wie eine Beweisführung etwas machen könne, daß es ein ewiges Wesen gebe, und daß dieses Wesen Bewußtsein haben müsse, so folge doch nicht, daß dieses bewußte Wesen nicht auch materiell sein könne. Sei es so, dennoch folgt ebensogut das Dasein eines Gottes. Denn, wenn es ein ewiges, allwissendes, allmächtiges Wesen giebt, so ist das Dasein eines Gottes gewiß, mag man sich vorstellen, daß dieses Wesen materiell sei oder nicht. Die Gefahr und das Trügerische dieser Annahme liegt aber, glaube ich, in folgendem: Da es nicht möglich ist, dem Beweise, daß es ein ewiges bewußtes Wesen gebe, aus dem Wege zu gehen, so möchten die der Materie ergebenen Menschen gern das Zugeständnis erlangen, daß dieses bewußte Wesen materiell sei, um dann, indem sie den Beweis, wodurch die notwendige Existenz eines ewigen bewußten Wesens dargethan ward, aus ihren Gedanken oder der Unterredung entfallen ließen, zu beweisen, daß alles Materie sei, und somit das Dasein eines Gottes – d. h. eines ewigen bewußten Wesens – zu leugnen; wodurch sie jedoch, weit entfernt davon ihre Hypothese zu begründen, sie vielmehr selbst zerstören. Denn, wenn es nach ihrer Meinung eine ewige Materie ohne ein ewiges bewußtes Wesen geben kann, so trennen sie offenbar die Materie und das Denken und setzen keine notwendige Verbindung zwischen beiden voraus, wodurch sie die Notwendigkeit eines ewigen Geistes ( spirit), nicht aber der Materie begründen, weil die Unvermeidlichkeit der Annahme eines ewigen bewußten Wesens schon bewiesen worden ist. Wenn nun das Denken und die Materie sich voneinander trennen lassen, so folgt aus dem ewigen Dasein eines bewußten Wesens nicht die ewige Existenz der Materie, und sie machen diese Voraussetzung vergebens.

§ 14. Sie ist jedoch nicht materiell; erstens, weil nicht jedes Stückchen der Materie Bewußtsein hat. – Laßt uns jedoch einmal annehmen, es Der zu Anfang des vorigen Paragraphen angeführte Einwurf ist wohl gemeint. Vielleicht ist jedoch statt: that can satisfy them selves or others, zu lesen: that they can satisfy themselves or others, und zu übersetzen: ... »annehmen, jene Menschen könnten sich selbst oder andere davon überzeugen.« könne jene Menschen oder andere davon überzeugen, daß das ewige bewußte Wesen materiell sei. I. Dann frage ich sie, ob sie sich vorstellen, daß alle Materie – jedes Stückchen derselben – Bewußtsein habe? Das werden sie, glaube ich, kaum behaupten, weil es dann ebenso viele ewige bewußte Wesen geben würde wie Stückchen der Materie und somit eine unendliche Anzahl von Göttern. Und doch, wenn sie nicht zugeben wollen, daß die Materie als solche, d. h. jedes Stückchen derselben, ebensogut bewußt wie ausgedehnt sei, so wird es für sie eine ebenso schwierige Aufgabe sein, für ihre eigene Vernunft aus bewußtlosen Stückchen ein bewußtes Wesen herzustellen, wie ein ausgedehntes Wesen aus – wenn ich so sagen darf – unausgedehnten Teilen.

§15. Zweitens, ein einziges Stückchen der Materie kann nicht allein Bewußtsein haben. – Wenn nicht alle und jede Materie Bewußtsein hat, so frage ich weiter, ob das nur mit einem einzigen Atom der Fall ist? Daraus folgen ebensoviele Ungereimtheiten wie aus der entgegengesetzten Annahme, denn dann muß entweder dieses materielle Atom allein ewig sein oder nicht. Wenn dieses allein ewig wäre, dann müßte es allein durch sein machtvolles Denken oder Wollen die ganze übrige Materie hervorgebracht haben. Und damit hätten wir die Erschaffung der Materie durch ein machtvolles Denken, also gerade das, woran die Materialisten sich stoßen; denn, wenn sie annehmen, daß ein einziges denkendes Atom alle übrige Materie hervorgebracht habe, so können sie ihm diesen Vorrang aus keiner anderen Ursache zuschreiben als wegen seines Denkens, des einzigen vorausgesetzten Unterschiedes. Zugegeben aber, es geschehe auf irgend eine andere uns unbegreifliche Weise, so bleibt es doch eine Schöpfung, und jene Leute müssen ihr großes Axiom: ex nihilo nil fit, fallen lassen. Wenn man sagen wollte, alle übrige Materie sei ebenso ewig wie jenes denkende Atom, so hieße das etwas beliebig behaupten, so absurd es auch sein möge; denn annehmen, alle Materie sei ewig und doch ein kleines Stückchen derselben an Wissen und Kraft über den ganzen Rest unendlich erhaben, das heißt, eine Hypothese ohne den geringsten Anschein von Vernunft aufstellen. Jedes Stückchen der Materie ist als solche ganz derselben Gestalten und Bewegungen fähig wie irgend ein anderes, und ich fordere jedermann auf, in seinen Gedanken irgend sonst etwas dem einen mehr als dem anderen zuzuschreiben.

§ 16. Drittens, ein aus bewußtloser Materie gebildetes System kann kein Bewußtsein haben. – Wenn demnach weder ein einzelnes Atom allein das ewige bewußte Wesen sein kann noch auch alle Materie als solche, d. h. jedes Stückchen derselben, so bleibt nur übrig, daß ein gewisses gehörig zusammengefügtes System von Materie das bewußte ewige Wesen sei. Das ist, glaube ich, der Begriff, den Menschen, die Gott als ein materielles Wesen betrachten, am meisten geneigt sind sich von ihm zu machen, weil ihnen dieser Gedanke durch die gewöhnliche Auffassung nahe gelegt wird, die sie von sich selbst und anderen Menschen haben, worin sie materielle bewußte Wesen erblicken. Aber diese Vorstellung ist, wenngleich natürlicher, doch nicht weniger ungereimt als die anderen; denn annehmen, das ewige bewußte Wesen sei nichts anderes als eine Zusammensetzung materieller Partikeln, von denen jede bewußtlos Statt cogitative lies incogitative. sei, das heißt alle Weisheit und alles Wissen jenes ewigen Wesens nur der Neben-einander-ordnung von Teilen zuschreiben, und etwas Absurderes kann es nicht geben. Denn, wie man auch bewußtlose Teilchen von Materie zusammenstellen mag, so können sie dadurch keinen anderen Zuwachs erhalten, als nur ein neues Verhältnis ihrer Lage zu einander, und es ist unmöglich, daß dieses ihnen Bewußtsein und Erkenntnis verleihen könnte.

§ 17. Gleichviel, ob es sich bewegt oder still steht. Weiter aber befinden sich entweder alle Teile dieses körperlichen Systems in Ruhe, oder dessen Denken besteht in einer gewissen Bewegung seiner Teile. Wenn es sich vollständig in Ruhe befindet, so ist es nur ein Klumpen und kann deshalb keinen Vorzug vor einem Atom haben. Beruht dagegen sein Denken auf einer Bewegung seiner Teile, so müssen unausbleiblich alle seine Gedanken zufällig und beschränkt sein, weil alle die Teilchen, die durch ihre Bewegung das Denken hervorbringen, jedes für sich allein genommen, bewußtlos sind, und deshalb ihre eigenen Bewegungen nicht regeln, noch viel weniger aber durch das Denken des Ganzen geleitet werden können, denn dieses Denken ist ja nicht die Ursache der Bewegung (dann müßte es ihr voraufgehen, und also ohne sie zustande kommen), sondern deren Folge. Damit sind Freiheit, Kraft, Wahl, sowie alles vernünftige und weise Denken oder Handeln völlig beseitigt, so daß solch ein denkendes Wesen um nichts besser oder weiser sein wird als die reine blinde Materie, weil es einerlei ist, ob man alles auf die zufälligen führerlosen Bewegungen der blinden Materie zurückführt oder auf ein von diesen Bewegungen abhängiges Denken; der Beschränktheit solches Denkens und Wissens nicht zu gedenken, die sich auf die Bewegung solcher Teile stützen müssen. Es ist jedoch nicht nötig, außer den vorerwähnten noch mehr in dieser Hypothese enthaltene Ungereimtheiten und Unmöglichkeiten aufzuzählen (so voll davon sie auch sein mag), weil, möge dieses denkende System alle oder nur einen Teil der Materie des Weltalls ausmachen, es unmöglich ist, daß irgend ein Stückchen seine eigene Bewegung oder die eines anderen Stückchens oder das Ganze die Bewegung jedes Stückchens kennen, und so seine eigenen Gedanken oder Bewegungen regeln, oder in der That als das Ergebnis solcher Bewegung irgend einen Gedanken gewinnen sollte.

§ 18. Die Materie ist nicht gleich ewig mit einem ewigen Geiste ( mind). – Andere Dieses »andere« bezieht sich auf das »Erstens« des § 13 zurück. meinen, daß die Materie ewig sei, ungeachtet sie ein ewiges, bewußtes, immaterielles Wesen zugeben. Obwohl hiedurch das Dasein eines Gottes nicht verneint wird, so wollen wir diese Ansicht doch etwas näher in Betracht ziehen, weil sie einen und den ersten Hauptteil seiner Werkthätigkeit, die Schöpfung, leugnet. Man soll einräumen, daß die Materie ewig sei, und warum das? Weil es unbegreiflich sei, wie sie aus nichts geschaffen sein könne. Warum halten wir uns denn nicht auch selbst für ewig? Vielleicht wird man antworten: weil unser Dasein vor zwanzig oder vierzig Jahren angefangen hat. Wenn ich aber frage, was unser Ich sei, dessen Dasein damals begann, so wird man mir darauf kaum eine Antwort geben können. Der Stoff, woraus wir gebildet sind, fing nicht erst damals an zu existieren, denn andernfalls wäre er nicht ewig; er begann nur in solcher Form und Bauart zusammen gefügt zu sein, wie er unsern Körper ausmacht; aber dieses Gefüge von Stoffteilchen ist doch nicht unser Selbst, es bildet nicht das bewußte Wesen in uns (denn ich habe es jetzt mit einem zu thun, der ein ewiges, immaterielles, bewußtes Wesen zugiebt, aber die unbewußte Materie auch für ewig hält), also, wann fing dieses bewußte Wesen an zu existieren? Wenn sein Dasein keinen Anfang gehabt hat, dann ist jeder von uns stets ein bewußtes Wesen von Ewigkeit her gewesen, eine Annahme, deren Ungereimtheit ich nicht nachzuweisen brauche, bis ich jemanden finde, der alles Verstandes so bar ist, daß er sie sich aneignete. Wenn man also zugiebt, daß ein bewußtes Wesen aus nichts geschaffen werden könne (was notwendig für alle nicht ewigen Dinge gilt), warum will man denn die Schöpfung aus nichts durch eine gleiche Macht bloß deshalb nicht auch für ein materielles Wesen als möglich zugeben, weil man die eine in der Erfahrung vor Augen hat, die andere dagegen nicht? Obgleich wohlerwogen zur Schöpfung eines Geistes ( spirit) nicht eine geringere Macht erforderlich sein kann als zur Erschaffung der Materie. Ja, wir würden vielleicht, wenn wir uns von vulgären Begriffen freimachten und unsere Gedanken, soweit sie dazu ausreichen möchten, zu einer genaueren Betrachtung der Dinge erhöben, imstande sein, eine dunkle und scheinbare Seeming, d. h. eine solche, die einen gewissen Schein möglicher Wahrheit für sich hätte. Vorstellung davon zu erzielen, wie die Materie durch die Macht jenes ewigen ersten Wesens zuerst geschaffen sein und ihre Existenz begonnen haben möge, während wir eine unbegreiflichere Wirkung der allmächtigen Kraft darin finden würden, daß sie einem Geiste Anfang und Dasein gebe. Da uns dies jedoch vielleicht zu weit von den Begriffen entfernen würde, worauf heutzutage in der Welt die Philosophie gebaut ist, so wäre es unverzeihlich, so weit von ihnen abzuweichen oder, soweit wie die Grammatik selbst dazu berechtigen würde, nachzuforschen, ob die allgemeine feststehende Ansicht dem widerstrebe Oder: »wenn die allgemein feststehende Ansicht dem widerstrebte.« Der Sinn dieses Satzes ist dunkel: But this being, what would perhaps lead us too far from the notions, on which the philosophy now in the world is built, it would not be pardonable to deviate so far from them, or to inquire so far, as grammar itself would authorize, if the common settled opinion opposes it.; namentlich an dieser Stelle, wo die herkömmliche Doktrin für unseren gegenwärtigen Zweck genügt und soviel zweifellos bleiben läßt, daß, wenn die Schöpfung oder der Anfang des Daseins irgend einer Substanz aus nichts für einen Fall zugegeben wird, die Schöpfung aller anderen mit Ausnahme des Schöpfers selbst ebensoleicht angenommen werden kann.

§ 19. Man wird jedoch sagen: »Ist es nicht unmöglich die Erschaffung von etwas aus nichts zuzugeben, da wir sie nicht als möglich begreifen können?« Ich antworte: Nein, 1. weil es unvernünftig ist, die Macht eines unendlichen Wesens deshalb zu leugnen, weil wir seine Thaten nicht begreifen können. Wir leugnen keine anderen Wirkungen aus dem Grunde, weil wir die Art und Weise ihrer Hervorbringung nicht als möglich begreifen können. Wir können nicht begreifen, wie irgend etwas anderes einen Körper bewegen kann, als der Stoß eines Körpers, und doch ist dies kein genügender Grund für uns, die Möglichkeit davon gegen die beständige Erfahrung zu leugnen, die wir in uns selbst bei allen unseren willkürlichen Bewegungen machen, die nur durch die freie Thätigkeit oder den Gedanken unseres eigenen Geistes in uns hervorgebracht werden, und nicht Wirkungen eines Anstoßes oder einer Bestimmung durch die Bewegung blinder Materie in oder auf unsere Körper sind oder sein können, denn dann könnte es nicht in unserer Macht stehen sie zu wählen oder zu verändern. Zum Beispiel: meine rechte Hand schreibt, während meine linke Hand still liegt, was verursacht die Ruhe der einen und die Bewegung der anderen? Nichts als mein Wille, ein Gedanke meines Geistes; mein Gedanke braucht nur zu wechseln, dann ruht die rechte Hand, und die linke bewegt sich. Dies ist eine Thatsache, die sich nicht leugnen läßt; man erkläre sie und mache sie verständlich, dann wird es nur noch eines weiteren Schrittes bedürfen, um die Schöpfung zu verstehen. Denn, daß der Bewegung der Lebensgeister eine neue Richtung gegeben werde (womit gewisse Leute die willkürliche Bewegung erklären wollen), vermindert die Schwierigkeit nicht um ein Jota, weil es in diesem Falle nicht leichter oder weniger ist, die Richtung der Bewegung zu ändern als die Bewegung selbst hervorzurufen; denn die neue Richtung muß den Lebensgeistern entweder unmittelbar durch den Gedanken gegeben werden, oder durch einen anderen ihnen von dem Gedanken in den Weg gestellten Körper, der ihnen früher nicht im Wege stand, seine Bewegung also von dem Gedanken empfangen haben muß, beides aber läßt die willkürliche Bewegung so unverständlich, wie sie vorher war. Indessen ist es eine Überschätzung unserer selbst, wenn wir alles auf das beschränkte Maß unserer Fähigkeiten zurückführen und den Schluß ziehen, daß nichts geschehen könne, ohne daß die Art und Weise, wie es geschieht, uns begreiflich wäre. Es heißt, unsere Fassungskraft unendlich oder Gott endlich machen, wenn das, was er Statt we lies he. zu thun vermag, auf das eingeschränkt sein soll, was wir davon begreifen können. Wenn wir die Thätigkeiten unseres eigenen endlichen Geistes, des bewußten Wesens in uns, nicht verstehen können, so darf es uns nicht befremden, daß wir die Wirksamkeit jenes ewigen unendlichen Geistes ( mind) nicht zu begreifen vermögen, der alle Dinge erschaffen hat und regiert, und den der Himmel der Himmel nicht umfassen kann.


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