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§ 1. Da, wie gesagt, das Wissen in der Wahrnehmung der Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung irgend welcher von unseren Ideen besteht, so folgt hieraus, daß
Erstens, es erstreckt sich nicht weiter als unser Besitz von Ideen. – I. wir kein Wissen haben können, was über den Umkreis unserer Ideen hinausreichte.
§ 2. Zweitens, auch nicht weiter, als wir deren Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung wahrnehmen können. – II. daß wir auch kein Wissen haben können, was weiter reichte, als deren Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung für uns wahrnehmbar ist. Und da diese Wahrnehmung entweder 1. auf der Anschauung oder der unmittelbaren Vergleichung zweier Ideen, oder 2. auf einer Schlußfolgerung, indem die Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung zweier Ideen vermittelst der Dazwischenkunft einiger anderen geprüft wird, oder 3. auf dem Sinneseindruck beruht, der die Existenz einzelner Dinge erkennbar macht, so folgt ferner
§ 3. Drittens, das anschauliche Wissen erstreckt sich nicht auf alle Verhältnisse aller unserer Ideen. – III. daß wir kein anschauliches Wissen haben können, was sich auf alle unsere Ideen und alles, was wir von ihnen wissen möchten, erstreckte, weil wir nicht alle unter ihnen bestehenden Verhältnisse durch ihre Nebeneinanderstellung und unmittelbare Vergleichung miteinander prüfen und wahrnehmen können. Wenn ich z. B. die Ideen eines stumpfwinkligen und eines spitzwinkligen Dreiecks habe, die beide auf gleichen Grundlinien zwischen Parallelen gezeichnet sind, so kann ich durch Anschauung erkennen, daß das eine von dem anderen verschieden ist, aber ich kann auf diesem Wege nicht erfahren, ob sie gleichen Flächeninhalt haben oder nicht, weil ihre Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung in gleichem Flächenmaße niemals durch eine unmittelbare Vergleichung beider wahrgenommen werden kann. Die Verschiedenheit der Figur macht eine genaue unmittelbare Aufeinanderlegung ihrer Teile unmöglich, deshalb müssen einige vermittelnde Eigenschaften in Betracht gezogen werden, um sie mit deren Hilfe zu messen; und das heißt Beweis oder Erkenntnis aus Gründen.
§ 4. Viertens, das demonstrative ebenfalls nicht. – IV. Aus dem oben Bemerkten folgt ferner, daß auch unsere Erkenntnis aus Gründen sich nicht auf den ganzen Umfang unserer Ideen erstrecken kann, weil wir nicht immer zwischen zwei verschiedenen Ideen, die wir prüfen möchten, solche mittlere auffinden können, die sich in allen Teilen der Beweisführung untereinander durch intuitive Erkenntnis verknüpfen lassen; und sobald es hieran mangelt, bleibt die Demonstration unvollständig und das Wissen unerreicht.
§ 5. Fünftens, die sinnliche Gewißheit ist noch beschränkter als die beiden anderen. – V. Da die sinnliche Gewißheit nicht weiter reicht, als die Existenz der tatsächlich für unsere Sinne gegenwärtigen Dinge, so ist sie noch viel beschränkter als jede der beiden vorher erwähnten.
§ 6. Unser Wissen ist deshalb beschränkter als unsere Ideen. – Aus alledem erhellt, daß der Umfang unseres Wissens nicht nur hinter der Realität der Dinge zurückbleibt, sondern sogar hinter dem Umfang unserer eigenen Ideen. Obgleich unser Wissen auf unsere Ideen beschränkt ist und sie weder dem Umfang noch der Vollendung nach übertreffen kann, und obgleich dies im Hinblick auf den Umfang alles Daseins sehr enge Schranken sind und weit hinter dem zurückbleibt, was wir mit Recht bei gewissen selbst noch erschaffenen Wesen voraussetzen dürfen, deren Verstand nicht an die trübe und dürftige Auskunft gebunden ist, die von einigen wenigen und nicht besonders feinen Wahrnehmungsmitteln, wie unsere Sinne sind, geliefert wird: so würde es doch gut um uns stehen, wenn unser Wissen nur denselben Umfang hätte wie unsere Ideen, und es nicht viele auf diese bezügliche Zweifel und Fragen gäbe, deren Lösung uns bisher nicht gelungen ist, noch auch, wie ich glaube, in dieser Welt jemals gelingen wird. Nichtsdestoweniger ist es für mich außer Frage, daß auch unter den gegenwärtigen Umständen unseres Daseins und unserer Beschaffenheit das menschliche Wissen viel weiter, als bisher geschehen, gefördert werden könnte, wenn die Menschen ehrlich und unbefangen allen den Fleiß und die Mühe des Nachdenkens auf die Verbesserung der Mittel zur Wahrheitserforschung verwenden wollten, die sie der Bemäntelung oder Unterstützung der Unwahrheit widmen, um ein System, ein Interesse oder eine Partei, womit sie sich einmal befaßt haben, aufrecht zu erhalten. Nach alledem glaube ich aber doch, ohne der menschlichen Vollkommenheit zu nahe zu treten, mit Sicherheit annehmen zu dürfen, daß unser Wissen niemals alles umfassen würde, was wir in betreff unserer Ideen zu erfahren wünschen möchten, und daß es niemals imstande sein würde, alle Schwierigkeiten zu überwinden und alle Fragen zu lösen, die sich hinsichtlich irgend einer von ihnen erheben möchten. Wir haben die Ideen eines Quadrats, eines Kreises und der Gleichheit, und werden doch vielleicht niemals imstande sein einen Kreis zu finden, der einem Quadrat gleich wäre, und sicher zu wissen, daß es sich so verhalte. Wir haben die Ideen der Materie und des Denkens, werden aber möglicherweise niemals imstande sein zu erkennen, ob ein bloß materielles Wesen denke oder nicht, weil es für uns unmöglich ist, durch die Betrachtung unserer eigenen Ideen ohne Offenbarung zu ermitteln, ob die Allmacht nicht gewissen, in geeigneter Weise angeordneten, materiellen Systemen die Kraft wahrzunehmen und zu denken verliehen hat, oder ob sie vielmehr eine denkende immaterielle Substanz mit dazu eingerichteter Materie verbunden und an ihr befestigt hat. Denn es übersteigt, was unsere Begriffe anbelangt, nicht mehr unsere Fassungskraft zu denken, daß Gott, wenn es ihm gefiele, der Materie die Fähigkeit des Denkens verleihen könne, als daß er ihr eine andere mit der Fähigkeit des Denkens ausgestattete Substanz zugeselle, weil wir nicht wissen, worin das Denken besteht, oder welcher Art von Substanzen es dem Allmächtigen gefallen hat, diese Kraft zu verleihen, die keinem erschaffenen Wesen anders zugekommen sein kann als nur nach dem Wohlgefallen und durch die Güte des Schöpfers. Denn ich sehe keinen Widerspruch darin, daß das erste ewige denkende Wesen, wenn es ihm gefiele, gewissen nach seinem Gutdünken zusammengefügten Systemen von erschaffener empfindungsloser Materie den einen oder den andern Grad von Empfindung, Wahrnehmung und Denken verleihen sollte, wenn ich auch glaube im Buch IV, Kapitel 10, § 14 etc. bewiesen zu haben, daß es ein Widerspruch sein würde, wenn man die Materie (die augenscheinlich ihrer eigenen Natur nach ohne Empfindung und Denken ist) für jenes ewige zuerst denkende Wesen halten wollte. Mit welcher Sicherheit kann man wissen, daß gewisse Empfindungen, wie z. B. Freude und Schmerz, nicht ebensogut in gewissen auf bestimmte Weise veränderten und bewegten Körpern selbst entstehen könnten wie infolge einer Bewegung körperlicher Teile in einer immateriellen Sustanz? Soviel wir zu begreifen vermögen, kann ein Körper nur auf einen anderen Körper stoßen und einwirken, und bis zu den äußersten Grenzen unseres Ideenkreises kann die Bewegung nichts als Bewegung hervorbringen; wenn wir also zugeben, daß sie Freude oder Schmerz oder die Idee einer Farbe oder eines Tones erzeuge, so müssen wir unsere Vernunft hinter uns lassen, über unsere Ideen hinausgehen, und diesen Erfolg lediglich dem Wohlgefallen unseres Schöpfers zuschreiben. Das heißt, so verschieden es auch klingt, nichts anderes, als was in der Anmerkung zu Buch II, Kapitel 8, § 15 und in der vierten Anmerkung zu Buch IV, Kapitel 2, § 14 gesagt worden, nämlich, daß kein in der objektiven Welt verlaufender Kausalzusammenhang das Bewußtwerden (ins Bewußtsein eintreten) irgend eines seiner Glieder verursachen kann, weil jene Welt schon das Bewußtsein, dessen Inhalt sie bildet, als gegeben voraussetzt. Denn da wir einräumen müssen, daß er an die Bewegung Wirkungen geknüpft hat, die sie nach unseren Begriffen unmöglich hervorbringen kann, welches Recht haben wir dann noch zu dem Schlusse, daß er nicht ebensogut deren Entstehung in einem Subjekt anordnen könne, dessen Befähigung dazu wir nicht einzusehen vermögen, wie Statt as well as lies as. in einem Subjekt, worauf unserer Meinung nach die Bewegung der Materie in keiner Weise einwirken kann? Ich sage dieses nicht, weil ich den Glauben an die Immaterialität der Seele irgendwie erschüttern wollte; ich rede hier nicht von der Wahrscheinlichkeit, sondern vom Wissen, und ich meine nicht bloß, daß es der Bescheidenheit der Philosophie geziemt, nicht anmaßlich abzusprechen, wo uns der Beweis fehlt, der ein Wissen hervorbringen kann, sondern auch, daß es uns nützlich ist zu erkennen, wie weit unser Wissen reicht. Denn, da unser gegenwärtiger Zustand nicht der des Hellsehens ist, so müssen wir uns in manchen Dingen mit Glaube und Wahrscheinlichkeit begnügen, und wenn bei der vorliegenden Frage nach der Immaterialität der Seele unser Denkvermögen zu keiner demonstrativen Gewißheit gelangen kann, so darf uns das nicht befremden. Alle großen Ziele der Moral und Religion sind auch ohne philosophische Beweise für die Immaterialität der Seele genügend sichergestellt, weil es einleuchtend ist, daß der, welcher uns anfänglich erschuf, um hier als empfindende und denkende Wesen zu leben, und uns einige Jahre hindurch in diesem Zustande erhielt, uns in einer anderen Welt von neuem in den Zustand der Empfindungsfähigkeit versetzen kann und wird, damit wir dort die Vergeltung empfangen mögen, die er den Menschen ihren Thaten in diesem Leben gemäß in Aussicht gestellt hat. Und deshalb ist es nicht so überaus notwendig, sich in dem einen oder dem anderen Sinne zu entscheiden, wie manche für oder gegen die Immaterialität der Seele übereifrige Leute die Welt vorschnell haben glauben machen wollen, die entweder einerseits, ihren ganz in die Materie vertieften Gedanken zu sehr nachgebend, keinem Immateriellen die Existenz einräumen wollen, oder andererseits, weil sie das Denken nicht unter den mit der äußersten Geistesanspannung wieder und wieder geprüften natürlichen Kräften der Materie gefunden haben, zuversichtlich den Schluß ziehen, daß selbst die Allmacht Wahrnehmung und Denken keiner Substanz verleihen könne, der die besondere Eigenschaft der Solidität zukomme. Wer erwägt, wie schwer in unseren Gedanken die Empfindung mit ausgedehnter Materie oder die Existenz mit etwas völlig Ausdehnungslosem Statt no existence at all lies no extension at all. vereinbar erscheinen, der wird gestehen, daß er sehr weit davon entfernt ist, sicher zu wissen, was seine Seele sei. Dies ist ein Punkt, der mir über den Bereich unseres Wissens hinaus zu liegen scheint, und wer sich selber eine freie Untersuchung gestatten und in den dunklen und verwickelten Theil jeder Hypothese hineinblicken will, wird seine Vernunft kaum imstande finden, ihm zu einer festen Entscheidung für oder gegen die Materialität der Seele zu verhelfen, weil, von welcher Seite er sie auch betrachten mag, sei es als ausdehnungslose Substanz oder als denkende ausgedehnte Materie, die Schwierigkeit eines von beiden zu begreifen, ihn, so lange er nur an das eine denkt, stets auf die entgegengesetzte Seite hintreiben wird. Das ist ein unredliches Verfahren, wodurch manche Menschen sich selbst täuschen, die wegen der Unbegreiflichkeit gewisser Konsequenzen der einen Hypothese sich gewaltsam auf die entgegengesetzte werfen, obgleich diese für einen vorurteilsfreien Verstand gerade ebenso unverständlich ist. Dies dient nicht nur dazu, uns die Schwäche und Dürftigkeit unseres Wissens zu zeigen, sondern auch die Bedeutungslosigkeit des Triumphs einer solchen Art von Beweisen, die aus unseren eigenen Ansichten entnommen, uns überzeugen mögen, daß wir auf der einen Seite der Frage keine Gewißheit finden können, dadurch aber uns ganz und gar nicht zur Wahrheit verhelfen, wenn wir uns der entgegengesetzten Meinung in die Arme werfen, die sich bei näherer Prüfung als mit gleichen Schwierigkeiten belastet zeigen wird. Denn, welche Sicherheit, welcher Gewinn liegt darin, wenn jemand, um die anscheinenden Absurditäten und für ihn unübersteigbaren Hindernisse, auf die er in der einen Ansicht stößt, zu vermeiden, seine Zuflucht zu der entgegengesetzten nimmt, die auf etwas ebenso Unerklärliches und seine Fassungskraft ebenso weit Übersteigendes gebaut ist? Es ist unbestreitbar, daß wir etwas in uns tragen, was denkt; gerade unsere Zweifel darüber, was es sei, bestätigen die Gewißheit seines Daseins, obwohl wir uns bei der Unwissenheit darüber, zu welcher Wesensart es gehöre, beruhigen müssen; und es ist ebenso vergeblich, hierin skeptisch sein zu wollen, wie es in den meisten Fällen unvernünftig ist, das Dasein von etwas positiv zu leugnen, weil wir dessen Natur nicht begreifen können. Denn ich möchte wohl wissen, welche Substanz es giebt, die nicht etwas enthielte, wobei uns augenscheinlich der Verstand stillsteht. Wie weit müssen andere Geister ( spirits), die die Natur und innere Beschaffenheit der Dinge sehen und erkennen, uns im Wissen übertreffen? Fügen wir dazu noch ein umfassenderes Begriffsvermögen, was sie in den Stand setzt, den Zusammenhang und die Übereinstimmung sehr vieler Ideen mit einem Blicke wahrzunehmen, und ihnen die vermittelnden Beweise ohne Verzug an die Hand giebt, die wir mit einzelnen und langsamen Schritten nach langem Umherspähen im Dunkeln endlich mühsam auffinden, und von denen wir oft den einen schon wieder vergessen, bevor wir einen anderen ausgespürt haben: so mögen wir uns annähernd und mutmaßlich das Glück höherer Ordnungen von Geistern vorstellen, die sowohl einen schnelleren und tiefer eindringenden Blick wie ein weiteres Feld des Wissens haben.
Um jedoch auf unser vorliegendes Thema zurückzukommen: unser Wissen, sage ich, ist nicht nur auf die geringe Anzahl unvollkommener Ideen, die wir besitzen, und womit es zu thun hat, beschränkt, sondern bleibt auch noch hinter dieser zurück. Wie weit es indessen reicht, wollen wir jetzt untersuchen.
§ 7. Wie weit unser Wissen reicht. – Die Bejahungen oder Verneinungen, die wir in betreff unserer Ideen aussprechen, lassen sich, wie ich oben im allgemeinen angedeutet habe, auf folgende vier Arten zurückführen, nämlich: Identität, Koexistenz, Relation und reales Dasein. Ich werde nun prüfen, wie weit unser Wissen in jeder derselben sich erstreckt.
§ 8. Erstens, unser Wissen von Identität und Verschiedenheit reicht so weit wie unsere Ideen. – I. Was die Identität und die Verschiedenheit anbetrifft, so reicht bei dieser Art der Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung unserer Ideen unsere intuitive Erkenntnis ebensoweit wie unsere Ideen selbst, und es kann keine Idee im Geiste geben, von der er nicht sofort durch intuitive Erkenntnis wüßte, daß sie sei, was sie ist, und daß sie von jeder anderen verschieden sei.
§ 9. Zweitens, das von der Koexistenz nur über einen sehr beschränkten Kreis. – II. In betreff der zweiten Art, nämlich der Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung unserer Ideen hinsichtlich der Koexistenz, ist unser Wissen von sehr geringem Umfang, obwohl hierin der größte und wichtigste Teil desselben bezüglich der Substanzen besteht. Denn, da unsere Ideen von den Arten der Substanzen, wie ich gezeigt habe, nichts anderes sind, als gewisse Sammlungen einfacher Ideen, die zu einem Dinge vereinigt sind und so miteinander koexistieren – z. B. unsere Idee der Flamme ist ein heißer leuchtender und sich aufwärts bewegender Körper, die des Goldes ein gelber dehnbarer und schmelzbarer Körper von bestimmter Schwere – so werden diese oder derartige komplexe Ideen im Sinne der Menschen von den beiden Namen der verschiedenen Substanzen »Flamme« und »Gold« vertreten. Wenn wir irgend etwas Weiteres über diese oder andere Arten von Substanzen wissen wollen, wonach fragen wir sonst, als danach, welche anderen Eigenschaften oder Kräfte diese Substanzen haben oder nicht haben? und das heißt nur wissen wollen, welche anderen einfachen Ideen mit denen, die jene komplexe Idee ausmachen, zusammen bestehen oder nicht bestehen.
§ 10. Weil der Zusammenhang zwischen den meisten einfachen Ideen unbekannt ist. – Wie wichtig und bedeutend dieser Teil der menschlichen Wissenschaft aber auch immer ist, so ist er doch sehr beschränkt und überhaupt kaum vorhanden. Der Grund hievon liegt darin, daß die einfachen Ideen, woraus unsere komplexen Ideen von Substanzen bestehen, größtenteils derart sind, daß sie ihrer eigenen Natur nach in keiner sichtbaren notwendigen Verbindung oder Unvereinbarkeit mit anderen einfachen Ideen stehen, über deren Koexistenz mit ihnen wir uns unterrichten möchten.
§ 11. Namentlich der Zusammenhang sekundärer Eigenschaften. – Die Ideen, woraus unsere komplexen der Substanzen bestehen, und womit unser die Substanzen betreffendes Wissen am meisten zu thun hat, sind die ihrer sekundären Eigenschaften; und da diese (wie gezeigt worden) gänzlich auf den primären Eigenschaften ihrer kleinsten unsichtbaren Teilchen beruhen, oder, wenn nicht darauf, dann auf etwas von unserer Fassungskraft noch weiter ab Liegendem, so ist es für uns unmöglich zu erkennen, welche in notwendiger Verbindung oder Unvereinbarkeit miteinander stehen. Denn, da wir die Wurzel nicht kennen, woraus sie entspringen, da wir nicht wissen, von welcher Größe, Gestalt und Textur der Teilchen die Eigenschaften abhängen und herrühren, die unsere komplexe Idee des Goldes ausmachen, so können wir unmöglich erkennen, welche sonstigen Eigenschaften aus derselben Beschaffenheit der unsichtbaren Teilchen des Goldes sich ergeben, oder mit ihr unverträglich sind, und folgeweise entweder mit unserer komplexen Idee desselben immer koexistieren müssen, oder niemals damit zusammen bestehen können.
§ 12. Weil sich kein Zusammenhang zwischen irgend welchen sekundären und primären Eigenschaften entdecken läßt. – Abgesehen von dieser Unkenntnis der primären Eigenschaften der unsichtbaren Teilchen der Körper, worauf alle ihre sekundären Eigenschaften beruhen, giebt es noch ein anderes und unheilbareres Stück Unwissenheit, was uns noch weiter von einer sicheren Erkenntnis der Koexistenz oder (wenn ich mich so ausdrücken darf) Inkoexistenz verschiedener Ideen in demselben Gegenstande entfernt hält, nämlich daß sich kein Zusammenhang zwischen irgend einer sekundären Eigenschaft und den primären Eigenschaften, worauf sie beruht, entdecken läßt.
§ 13. Daß die Größe, Gestalt und Bewegung eines Körpers in der Größe, Gestalt und Bewegung eines anderen Körpers eine Veränderung bewirken sollte, ist uns nicht unbegreiflich; die Trennung der Teile eines Körpers infolge des Eindringens eines anderen und der Übergang aus der Ruhe zur Bewegung, diese und ähnliche Vorgänge scheinen in einem gewissen Zusammenhang miteinander zu stehen. Und wenn wir diese primären Eigenschaften der Körper Das will sagen: ihrer Moleküle. kennten, so möchten wir wohl mit Grund hoffen, daß wir imstande sein würden, von ihren Einwirkungen aufeinander einen guten Teil mehr zu wissen; da aber unser Verstand keinerlei Zusammenhang zwischen diesen primären Eigenschaften der Körper und den von ihnen in uns hervorgebrachten Sinneswahrnehmungen zu entdecken vermag, so würden wir nie imstande sein, für das Erfolgen oder die Koexistenz irgend welcher sekundären Eigenschaften sichere und zweifellose Regeln aufzustellen, wenn wir auch die Größe, Gestalt oder Bewegung der unsichtbaren Teilchen entdecken könnten, die sie unmittelbar hervorbringen. Wir sind so weit entfernt davon, zu wissen, welche Gestalt, Größe oder Bewegung der Körperteilchen eine gelbe Farbe, einen süßen Geschmack oder einen grellen Ton erzeugen, daß wir auf keine Weise zu begreifen vermögen, wie irgend eine Größe, Gestalt oder Bewegung irgend welcher Teilchen möglicherweise in uns die Idee von was immer für einer Farbe, einem Geschmacke oder Tone hervorbringen könne: zwischen den einen und den anderen besteht kein denkbarer Zusammenhang.
§ 14. Vergebens würden wir deshalb versuchen, durch unsere Ideen (den einzigen wahren Weg sicherer und allgemeiner Erkenntnis) zu entdecken, welche andere Ideen sich mit unserer komplexen Idee irgend einer Substanz beständig verbunden finden, weil wir weder die thatsächliche Beschaffenheit der kleinsten Teilchen kennen, worauf ihre Eigenschaften beruhen, noch auch, wenn wir sie kennten, irgend eine notwendige Verbindung zwischen ihnen und einer der sekundären Eigenschaften entdecken könnten, was notwendig geschehen müßte, bevor wir ihre notwendige Koexistenz mit Sicherheit wissen könnten. So daß wir schwerlich, unsere komplexe Idee von irgend einer Art von Substanzen möge sein, was sie wolle, nach den einfachen darin enthaltenen Ideen mit Sicherheit über die notwendige Koexistenz gleichviel welcher anderen Eigenschaft entscheiden könnten. Unser Wissen über alle diese Fragen reicht sehr wenig über unsere Erfahrung hinaus. Allerdings stehen einige wenige der primären Eigenschaften in notwendiger Abhängigkeit und sichtbarem Zusammenhang miteinander; so setzt die Gestalt notwendig Ausdehnung, Annahme oder Mitteilung der Bewegung durch Stoß die Solidität voraus. Obgleich aber diese und vielleicht noch einige andere unserer Ideen einen sichtbaren Zusammenhang miteinander haben, so ist deren Anzahl doch eine so geringe, daß wir nur von sehr wenigen in der Substanz vereinigt gefundenen Eigenschaften die Koexistenz durch Intuition oder Demonstration entdecken können, und wir lediglich auf den Beistand unserer Sinne angewiesen sind, um zu erkennen, welche Eigenschaften sie enthalten. Denn von keinen Eigenschaften, die in einem Dinge zusammen existieren, können wir, sofern nicht zwischen ihren Ideen ein Abhängigkeitsverhältnis und offenbare Verbindung bestehen, über das hinaus, was die Erfahrung durch unsere Sinne uns lehrt, sicher wissen, daß irgend welche zwei koexistieren. So sehen wir zwar die gelbe Farbe und finden durch Versuche die Schwere, Dehnbarkeit, Schmelzbarkeit und Feuerbeständigkeit, die in einem Stücke Gold vereinigt sind; weil aber keine dieser Ideen in offenbarer Abhängigkeit von oder notwendiger Verbindung mit den anderen steht, können wir nicht wissen, daß, wo vier von diesen sich zeigen, auch die fünfte vorhanden sein werde, wie wahrscheinlich das auch immer sein mag, weil die höchste Wahrscheinlichkeit sich nicht bis zur Gewißheit erhebt, ohne die es kein wahres Wissen geben kann. Denn diese Koexistenz kann nur insoweit gewußt werden, wie sie wahrgenommen wird, und wahrgenommen werden kann sie nur entweder an einzelnen Dingen durch sinnliche Beobachtung oder im allgemeinen durch den notwendigen Zusammenhang der Ideen selbst.
§ 15. Unser Wissen von der Unmöglichkeit einer Koexistenz reicht weiter. – Was die Unverträglichkeit oder das Widerstreben gegen ein Zusammenbestehen anbelangt, so können wir wissen, daß jedes Ding von jeder Art primärer Eigenschaften nur eine einzelne (individuell bestimmte) auf einmal haben kann: z. B. jede einzelne Ausdehnung, Gestalt, Anzahl von Teilen, Bewegung schließt alle anderen derselben Art aus. Eben dies gilt gleichfalls von allen einem jeden Sinne eigentümlichen sinnlichen Ideen, denn, wie auch die einem Dinge zukommende jeder Art beschaffen sein mag, immer schließt sie alle anderen ihrer Art aus; z. B. kein einzelnes Ding kann zwei Gerüche oder zwei Farben zu gleicher Zeit haben. Darauf wird man vielleicht erwidern: hat nicht ein Opal oder ein Aufguß auf lignum nephriticum (Griesholz, blauer Sandel) zu gleicher Zeit zwei Farben? Hierauf antworte ich, daß diese Körper solchen Augen, die sich an verschiedenen Stellen befinden, zu gleicher Zeit verschiedene Farben darbieten mögen; ich erlaube mir aber auch zu bemerken, daß zu Augen, die sich an verschiedenen Stellen befinden, die Lichtteilchen von verschiedenen Teilen des Objektes reflektiert werden, und es deshalb nicht derselbe Teil des Objektes und somit nicht genau dasselbe Ding ist, welches zu gleicher Zeit sowohl gelb wie azurblau aussieht. Denn es ist ebenso unmöglich, daß gerade dasselbe Teilchen irgend eines Körpers zu gleicher Zeit die Lichtstrahlen in verschiedener Weise modifizieren oder reflektieren sollte, wie daß es zu gleicher Zeit zwei verschiedene Gestalten und Texturen haben sollte. Diese Antwort Lockes ist ungenügend, weil dabei der Unterschied des von einem Körper reflektierten und des von ihm durchgelassenen Lichtes unbeachtet geblieben ist. Bei den fluorescierenden Stoffen (wozu wohl auch der Aufguß auf lignum nephriticum gehören wird) findet trotz völlig klarer Durchsichtigkeit nicht nur auf der Oberfläche, sondern auch noch in ihrem Innern eine diffuse Lichtreflexion statt, die eine andere Farbe zeigt, als das dieselben Stoffe durchscheinende Licht. Jenachdem das Auge die durchgelassenen oder die reflektierten Lichtstrahlen mit Bezug auf denselben Punkt des Stoffes auffangen soll, muß es freilich diesem gegenüber eine andere Stellung einnehmen, aber bei der völligen Durchsichtigkeit des Stoffes sind es gleichwohl dieselben Stoffteilchen, die das eine Mal in dieser, das andere Mal in jener Farbe erscheinen. Auch das Farbenspiel des Opals rührt nicht von einer Verschiedenartigkeit seiner Stoffteilchen her, sondern von feinen Rissen und Sprüngen in seiner Masse, worin das Licht sich bricht und spiegelt.
§ 16. Das von der Koexistenz von Kräften ist sehr beschränkt. – Was aber die Kräfte der Substanzen anbelangt, die sinnlichen Eigenschaften anderer Körper zu verändern, worauf sich ein großer Teil unserer Untersuchungen derselben bezieht, und worin kein unbeträchtlicher Zweig unserer Wissenschaft besteht, so bezweifle ich, ob unsere Kenntnis dieser Kräfte viel weiter reiche als unsere Erfahrung, oder ob wir durch ihren Zusammenhang mit einer der Ideen, die für uns das Wesen eines Dinges ausmachen, zur Entdeckung der meisten von ihnen gelangen und sicher sein können, daß sie sich in diesem Dinge befinden. Denn da die aktiven und passiven Kräfte der Körper und ihre Wirkungsweisen in einem Gewebe und einer Bewegung ihrer (kleinsten) Teile bestehen, die wir auf keine Weise zu entdecken vermögen, so können wir nur in sehr wenigen Fällen imstande sein, wahrzunehmen, daß sie auf irgend einer der Ideen, die unsere komplexe jener Art von Dingen ausmachen, beruhen, oder mit ihr unvereinbar sind. Ich habe hier nach der Korpuskular-Hypothese argumentiert, weil sie dafür gilt, von den Eigenschaften der Körper die verständlichste Erklärung zu liefern; und ich fürchte, die Schwäche des menschlichen Verstandes wird kaum imstande sein, sie durch eine andere zu ersetzen, die uns die notwendige Verbindung und Koexistenz der Kräfte, die sich in den verschiedenen Körperarten vereinigt vorfinden, vollständiger und klarer enthüllte. Soviel wenigstens ist gewiß, daß, welche Hypothese auch die klarste und richtigste sein mag (denn es ist nicht meine Aufgabe, hierüber zu entscheiden), unser Wissen von körperlichen Substanzen durch keine von ihnen erheblich gefördert werden wird, bis man uns zeigt, welche Eigenschaften und Kräfte der Körper in notwendigem Zusammenhang oder in Widerstreit miteinander stehen, was wir bei dem gegenwärtigen Stande der Philosophie Der Engländer nennt auch die Experimental-Physik natural philosophy., wie ich glaube, nur in sehr geringem Maße wissen; und ich zweifle, ob wir mit den Fähigkeiten, die wir besitzen, jemals imstande sein werden, unsere allgemeine Erkenntnis (ich sage nicht: unsere Erfahrung im einzelnen) auf diesem Gebiete viel weiter auszudehnen. Die Erfahrung ist es, worauf wir uns hier verlassen müssen, und es wäre zu wünschen, daß sie weiter vermehrt würde. Wir sehen den Gewinn, den die kräftigen Bemühungen einiger Männer auf diesem Wege dem Vorrat unserer Naturkenntnisse zugeführt haben, und wenn andere, namentlich die feurigen(?) Philosophen, The philosophers by fire. Vielleicht ergiebt sich der Sinn dieses Ausdrucks aus Lord Bacons neuer Atlantis S. 253 ff., worauf der englische Herausgeber hier verweist. die Anspruch darauf machen, bei ihren Beobachtungen so vorsichtig und bei ihren Berichten so aufrichtig gewesen wären, wie die hätten sein sollen, die sich selbst Philosophen nennen, so würde unsere Bekanntschaft mit den uns umgebenden Körpern und unsere Einsicht in deren Kräfte und Wirksamkeiten noch viel größer sein.
§ 17. Das von Geistern ist noch beschränkter. – Wenn wir schon hinsichtlich der Kräfte und Wirksamkeiten der Körper in Verlegenheit geraten, so, denke ich, liegt der Schluß nahe, daß wir uns bezüglich der Geister ( spirits) noch mehr im Dunkeln befinden, von denen wir natürlich keine anderen Ideen haben als die von unserem eigenen abgeleiteten, indem wir auf die Wirksamkeiten unserer eigenen Seele in uns reflektieren, soweit sie unserer Beobachtung zugänglich sind. Einen wie niedrigen Rang aber die unseren Körper bewohnenden Geister unter den mannigfachen und vielleicht unzähligen Arten edlerer Wesen einnehmen, und wie weit sie hinter den Begabungen und Vollkommenheiten der Cherubim und Seraphim und unendlich vieler Arten von Geistern über uns zurückstehen, habe ich durch einen flüchtigen Wink an einem anderen Orte der Erwägung meines Lesers anheim gegeben.
§ 18. Drittens, wie weit das Wissen von anderen Relationen reicht, ist nicht leicht zu sagen. – III. Was die dritte Art unseres Wissens anbetrifft, nämlich die Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung irgend welcher unserer Ideen in irgend einer anderen Beziehung, so ist dies das weiteste Feld unserer Kenntnisse, und deshalb schwer zu bestimmen, wie weit sie sich erstrecken möge; denn, da die Fortschritte, die auf diesem Wissensgebiete gemacht werden, von unserem Scharfsinn bei der Auffindung vermittelnder Ideen abhängen, wodurch die Beziehungen und Verhältnisse von Ideen nachgewiesen werden, deren Koexistenz nicht in Betracht kommt, so ist es eine schwierige Aufgabe, zu sagen, wann wir an das Ende solcher Entdeckungen gelangt sind, und wann die Vernunft alle Hilfsmittel besitzt, die sie erlangen kann, um Beweise aufzufinden oder die Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung von einander fernstehenden Ideen zu prüfen. Die der Algebra Unkundigen können sich die mit ihr verrichteten Wunder dieser Art nicht vorstellen, und welche für andere Wissensgebiete nützliche Förderungs- und Hilfsmittel der Scharfsinn der Menschen noch erfinden mag, läßt sich nicht leicht voraussagen. Davon wenigstens bin ich überzeugt, daß die Ideen der Quantität nicht die einzigen sind, die zum Gegenstand der Demonstration und des Wissens gemacht werden können, sondern auch andere und vielleicht nützlichere Gebiete der Betrachtung uns Gewißheit darbieten würden, wenn nicht Laster, Leidenschaften und vorherrschendes Interesse sich solchen Versuchen drohend entgegenstellten.
Die Moral ist der Demonstration fähig. – Da die Idee eines höchsten Wesens von unendlicher Macht, Güte und Weisheit, dessen Geschöpfe wir sind und von dem wir abhängen, und die Idee unserer selbst als mit Verstand und Vernunft begabter Wesen zu den mit Klarheit in uns vorhandenen gehören, so würden sie meiner Ansicht nach, gehörig erwogen und entwickelt, solche Grundlagen unserer Pflicht und Regeln des Handelns ergeben, daß die Moral einen Platz unter den der Demonstration fähigen Wissenschaften einnehmen könnte, und ich bezweifle nicht, daß in ihr bloß aus von selbst einleuchtenden Vordersätzen durch notwendige Schlüsse, die so unbestreitbar wären wie die mathematischen, die Maßstäbe von recht und unrecht einem jeden dargethan werden könnten, der sich mit derselben Vorurteilsfreiheit und Aufmerksamkeit der einen wie der anderen dieser Wissenschaften befleißigen möchte. Welche Verhältnisse unter anderen Modi bestehen, läßt sich gewiß ebensogut wahrnehmen wie die Verhältnisse unter den Modi der Zahl und Ausdehnung, und ich kann nicht einsehen, warum jene nicht auch der Demonstration fähig sein sollten, wenn auf die richtigen Methoden der Prüfung oder Aufsuchung ihrer Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung Bedacht genommen würde. »Wo es kein Eigentum giebt, da giebt es kein Unrecht«, ist ein Satz von ebenso großer Gewißheit wie irgend eine Demonstration im Euklid; denn, da die Idee des Eigentums in dem Recht auf irgend eine Sache besteht, und die Idee, die Unrecht heißt, in dem Eingriff in dieses Recht oder dessen Verletzung, so leuchtet ein, daß ich, wenn diese Ideen so festgestellt, und ihnen diese Namen beigelegt sind, ebenso sicher wissen kann, daß obiger Satz wahr sei, wie, daß die drei Winkel eines Dreiecks gleich zwei rechten sind. Ferner: »keine Regierung gestattet absolute Freiheit«; da die Idee der Regierung in der Begründung der Gesellschaft auf gewisse Regeln oder Gesetze besteht, die befolgt werden müssen, und die Idee der absoluten Freiheit darin, daß jeder thun darf, was ihm gefällt, so kann ich mich von der Wahrheit jenes Satzes ebenso gewiß überzeugen, wie von der irgend eines mathematischen.
§ 19. Zwei Dinge haben die Meinung veranlaßt, daß moralische Ideen nicht demonstrierbar seien, ihre verwickelte Natur und der Mangel sinnlicher Darstellungen. – Was in dieser Hinsicht den Ideen der Quantität den Vorrang verliehen und sie in den Ruf größerer Sicherheit und Beweisbarkeit gebracht hat, ist:
1. daß sie in sinnlichen Bildern aufgezeichnet und dargestellt werden können, die in größerer und näherer Übereinstimmung mit ihnen stehen als irgend welche Wörter oder Laute. Zeichnungen auf dem Papier sind Kopien der Ideen im Geiste und der Unsicherheit nicht ausgesetzt, die für die Wörter in deren Bedeutung liegt. Ein Winkel, Kreis oder Quadrat, mit Linien gezeichnet, liegen für den Anblick offen da und können nicht falsch aufgefaßt werden; sie bleiben unveränderlich und können mit Muße betrachtet und untersucht werden, die Demonstration kann revidiert und in allen ihren Teilen mehr als einmal wiederholt werden, ohne eine Gefahr auch nur der geringsten Veränderung in den Ideen. Mit moralischen Ideen ist das nicht ebenso möglich; es giebt keine sinnlichen Bilder, die ihnen glichen, und in denen sie sich aufzeichnen ließen; wir haben zu ihrem Ausdruck nur Wörter, die zwar niedergeschrieben dieselben bleiben, aber im Munde eines und desselben Menschen bald diese, bald jene Idee vertreten können, und sehr selten von verschiedenen Personen nicht in verschiedenem Sinne gebraucht werden.
2. Ein anderer Umstand, der in der Ethik größere Schwierigkeit verursacht, ist, daß moralische Ideen gewöhnlich verwickelter sind als die Figuren, die in der Regel den Gegenstand mathematischer Betrachtungen bilden. Daraus ergeben sich zwei Unzuträglichkeiten. Einmal daß ihre Namen von unsicherer Bedeutung sind, indem über die genaue Sammlung einfacher Ideen, die sie vertreten, nicht so leicht Einverständnis herrscht, und deshalb das Zeichen, welches stets in der Unterhaltung und oft beim Denken für sie gebraucht wird, nicht beständig dieselben Ideen mit sich bringt. Das führt ebensogut zu Unordnung, Verwirrung und Irrtum, wie wenn jemand, der über ein Siebeneck etwas demonstrieren will, in der Zeichnung, die er zu dem Ende entwirft, einen Winkel ausläßt, oder aus Versehen der Figur einen Winkel mehr giebt, als der Name nach seinem gewöhnlichen Sinn andeutet oder seiner Meinung nach andeuten sollte, als er zuerst an seine Demonstration dachte. Daß kommt oft vor, und ist bei sehr verwickelten moralischen Ideen kaum zu vermeiden, wo, während man denselben Namen beibehält, das eine Mal ein Winkel – d. h. eine einfache Idee – mehr aus der komplexen ausgelassen oder in sie (die stets denselben Namen führt) aufgenommen wird als das andere Mal. Sodann folgt aus der verwickelten Natur dieser moralischen Ideen eine andere Unzuträglichkeit, nämlich daß der Geist nicht leicht diese präcisen Kombinationen so genau und vollständig behalten kann, wie für die Prüfung der Verhältnisse und Beziehungen, Übereinstimmungen oder Nichtübereinstimmungen mehrer von ihnen untereinander notwendig ist, namentlich wenn hierüber mit Hilfe langer Deduktionen geurteilt werden soll und der Dazwischenkunft verschiedener anderer komplexer Ideen, um die Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung zweier voneinander entfernten zu zeigen. Wie groß die Hilfe ist, die den Mathematikern hiebei Zeichnungen und Figuren leisten, die in ihren Aufrissen unveränderlich bleiben, springt in die Augen, und es würde oft für das Gedächtnis sehr schwierig sein, sie auf andere Weise so genau festzuhalten, während der Geist Schritt vor Schritt ihre Teile durchmusterte, um ihre mancherlei wechselseitigen Verhältnisse zu untersuchen. Und wenn auch bei dem Ausrechnen einer großen Summe, sei es durch Addition, Multiplikation oder Division, jeder Teil nur ein Fortschreiten des Geistes ist, der seine eigenen Ideen überschaut und deren Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung betrachtet, und die Lösung der Aufgabe nur das Ergebnis des aus solchen Einzelheiten bestehenden Ganzen, von denen der Geist eine klare Auffassung hat: so würde es doch, falls die verschiedenen Teile nicht in dauernden Zeichen von genau bekannter Bedeutung niedergeschrieben würden, die vor Augen bleiben, wenn das Gedächtnis sie fallen läßt, fast unmöglich sein, so viele verschiedene Ideen in Gedanken zu behalten, ohne daß der eine oder der andere Teil der Rechnung sich verwirrte oder uns entfiele, und dadurch alle unsere ihn betreffende Folgerungen wertlos würden. In diesem Falle helfen die Ziffern oder Zeichen dem Geiste ganz und gar nicht dazu, die Übereinstimmung zweier oder mehrer Zahlen, ihre Gleichheit oder ihr Verhältnis wahrzunehmen; das thut der Geist lediglich durch die Anschauung seiner eigenen Zahlenideen selbst. Vielmehr sind die Schriftzüge der Zahlzeichen Hilfsmittel für das Gedächtnis, um die verschiedenen Ideen, womit die Demonstration zu thun hat, zu beurkunden und aufzubewahren, damit man wissen könne, wie weit seine intuitive Erkenntnis bei der Betrachtung einer Anzahl von Einzelheiten vorgeschritten sei, um dann ohne Verwirrung zu dem noch Unbekannten weitergehen, und zuletzt das Ergebnis aller seiner Wahrnehmungen und Schlüsse in einem Überblick vor sich haben zu können.
§ 20. Mittel, um diesen Schwierigkeiten abzuhelfen. – Einem Teile dieser ungünstigen Eigenschaften moralischer Ideen, die ihnen den Ruf zugezogen haben, daß sie nicht demonstrierbar seien, kann in bedeutendem Maße durch Definitionen abgeholfen werden, indem die Sammlung einfacher Ideen, die jeder Ausdruck vertreten soll, darin fest bestimmt und dann der Ausdruck stetig und beständig nur präcise für diese Sammlung gebraucht wird. Und es läßt sich nicht leicht vorhersagen, welche Methoden die Algebra oder etwas ihr Ähnliches späterhin an die Hand geben mag, um die übrigen Schwierigkeiten zu beseitigen. Davon bin ich fest überzeugt, daß die Menschen, wenn sie nach derselben Methode und mit derselben Unparteilichkeit nach moralischen wie nach mathematischen Wahrheiten forschen wollten, finden würden, daß dieselben fester miteinander zusammenhängen, aus unseren klaren und deutlichen Ideen notwendiger folgen, und sich der vollkommenen Demonstrierbarkeit mehr annähern, als man gewöhnlich glaubt. Aber in dieser Richtung ist nicht viel zu erwarten, so lange die Begierde nach Ansehen, Reichtum oder Macht die Menschen bewegt, sich den wohlausgestatteten Modeansichten anzuschließen Wörtlich: »sich mit den wohldotierten Modeansichten zu vermählen.« und dann nach Gründen zu suchen, um entweder ihre Schönheit zu beweisen oder ihre Häßlichkeit zu übertünchen und zu verdecken, weil für das Auge nichts so schön ist wie die Wahrheit für den Geist, und nichts so mißgestaltet und mit dem Verstande unverträglich wie eine Lüge. Denn obgleich mancher Mann ohne die geringste Beschämung zugeben mag, daß er kein sonderlich schönes Weib in seinen Armen halte, so ist doch schwerlich jemand frech genug offen zu gestehen, daß er sich einer Falschheit vermählt und ein so häßliches Ding wie eine Lüge an sein Herz geschlossen habe. Welche Fortschritte dieser Art Nämlich in der Demonstration moralischer Wahrheiten. lassen sich erwarten, wie läßt sich auf mehr Licht in den moralischen Wissenschaften hoffen, so lange die unter den Menschen bestehenden Parteien ihre Lehrsätze allen Leuten, die sie in ihre Gewalt bekommen können, in den Hals hinunterstopfen, ohne ihnen die Prüfung ihrer Wahrheit oder Falschheit zu gestatten, und mit der Wahrheit in dieser Welt kein ehrliches Spiel betreiben, auch den Menschen nicht die Freiheit gewähren, ihr nachzuforschen? Statt dessen könnte an den meisten Orten der einer Herrschaft untergebene Teil der Menschen mit den Ägyptischen Fesseln auch eine Ägyptische Finsternis erwarten, wenn nicht das Licht des Herrn von ihm selbst in den Köpfen der Menschen angezündet, und es für den Atem oder die Kraft eines Menschen unmöglich wäre, dasselbe ganz auszulöschen.
§ 21. Viertens, von dem realen Dasein unserer selbst haben wir ein intuitives, – von dem Gottes ein demonstratives, – von dem einiger wenigen anderen Dinge ein sensitives Wissen. – Was die vierte Art unseres Wissens anbelangt, nämlich von dem realen wirklichen Dasein der Dinge, so haben wir eine intuitive Erkenntnis von unserer eigenen Existenz und eine demonstrative von der Existenz eines Gottes; davon, daß sonst noch etwas existiere, haben wir nur eine sensitive Erkenntnis, die sich nicht über die für unsere Sinne gegenwärtigen Objekte hinaus erstreckt.
§ 22. Unsere Unwissenheit ist groß. – Da unser Wissen so beschränkt ist, wie ich gezeigt habe, so wird es uns vielleicht über den dermaligen Zustand unseres Geistes etwas Licht verschaffen, wenn wir unsern Blick ein wenig der dunklen Seite desselben zuwenden und unsere Unwissenheit in Betracht ziehen, was, da diese unendlich umfangreicher ist als unser Wissen, viel zur Beilegung der Streitigkeiten und zur Vermehrung nützlicher Kenntnisse beitragen kann, wenn wir nach gewonnener Einsicht davon, wie weit wir klare und deutliche Ideen haben, unsere Gedanken auf die Betrachtung solcher Dinge beschränken, die innerhalb des Bereiches unseres Verstandes liegen, und nicht in jenen Abgrund von Dunkelheit hinaussteuern, wo wir keine Augen zum Sehen haben und keine Fähigkeiten für die Wahrnehmung von irgend etwas, in dem anmaßlichen Glauben, daß nichts unsere Fassungskraft übersteige. Um uns von der Thorheit einer solchen Einbildung zu überzeugen, brauchen wir indes nicht weit zu gehen. Wer überhaupt etwas weiß, der weiß an erster Stelle, daß er nicht lange nach Beweisen für seine Unwissenheit zu suchen braucht. Die gemeinsten und handgreiflichsten Dinge, die uns in den Weg kommen, haben dunkle Seiten, in die der schärfste Blick nicht einzudringen vermag. Der klarste und umfassendste Verstand denkender Männer findet sich vor jedem Stoffteilchen in Verwirrung und Verlegenheit gesetzt. Unsere Verwunderung hierüber wird abnehmen, wenn wir die Ursachen unserer Unwissenheit in Betracht ziehen, und als solche werden wir, meine ich, nach dem Gesagten folgende drei finden: 1. den Mangel von Ideen, 2. den Mangel eines entdeckbaren Zusammenhanges zwischen unseren Ideen, 3. den Mangel an Aufspürung und Prüfung unserer Ideen.
§ 23. Erstens, eine Ursache derselben besteht in dem Mangel von Ideen, sei es, daß sie unsere Fassungskraft übersteigen, oder daß sie uns aus speciellen Gründen fehlen. – I. Es giebt manche und nicht wenige Dinge, von denen wir aus Mangel an Ideen nichts wissen. 1. Alle unsere einfachen Ideen beschränken sich (wie ich gezeigt habe) auf solche, die wir von körperlichen Gegenständen durch Sinneswahrnehmung erhalten oder von unsern eigenen Geistesthätigkeiten als den Objekten der Reflexion. Wie sehr aber diese wenigen und beschränkten Eingänge zu dem ganzen gewaltigen Umfang aller Wesen in Mißverhältnis stehen, davon werden die sich leicht überzeugen lassen, die nicht so thöricht sind, ihre Spanne für das Maß aller Dinge zu halten. Welche anderen einfachen Ideen möglicherweise die Geschöpfe in anderen Teilen des Universums mit Hilfe von mehr oder vollkommeneren Sinnen als die unsrigen, oder von diesen verschiedenen, haben mögen, darüber können wir kein Urteil fällen. Aber zu sagen oder zu denken, daß es solche nicht gebe, weil wir uns von ihnen keine Vorstellung machen können, das ließe sich ebensowenig rechtfertigen, als wenn ein Blinder positiv behaupten wollte, daß es so etwas wie das Gesicht und die Farben nicht gebe, weil er davon auf keine Art eine Idee habe, und sich über das Sehen in keiner Weise irgend welche Begriffe bilden könne. Die Unwissenheit und Dunkelheit in uns hindert oder beschränkt das Wissen in anderen nicht mehr, wie die Blindheit des Maulwurfs einen Beweis gegen die Scharfsichtigkeit des Adlers liefert. Wer die unendliche Macht, Weisheit und Güte des Schöpfers aller Dinge erwägt, wird Grund zu der Annahme finden, daß nicht alles auf ein so unbedeutendes gemeines und ohnmächtiges Geschöpf verwendet worden, wie ihm der Mensch zu sein scheinen wird, der aller Wahrscheinlichkeit nach eines der niedrigsten aller mit Vernunft begabten Wesen ist. Welche Fähigkeiten demnach andere Arten von Geschöpfen besitzen, um in die Natur und die innerste Beschaffenheit der Dinge einzudringen, und welche von den unsrigen sehr verschiedenen Ideen sie von ihnen erhalten mögen, das wissen wir nicht. Soviel aber wissen wir und erkennen wir mit Sicherheit, daß wir außer denen, die wir haben, noch verschiedene andere Anschauungen von ihnen nötig hätten, um die über sie gemachten Entdeckungen zu vervollständigen. Und wir dürfen überzeugt sein, daß die Ideen, die wir durch unsere Fähigkeiten erlangen können, in großem Mißverhältnis zu den Dingen selbst stehen, da uns eine positive klare deutliche Idee von der Substanz selbst, die die Grundlage für alle übrigen bildet, verborgen bleibt. Ein Ideenmangel dieser Art läßt sich jedoch nicht beschreiben, da er ebensowohl einen Teil wie eine Ursache unserer Unwissenheit ausmacht. Nur soviel glaube ich mit Zuversicht über ihn sagen zu dürfen, daß die intellektuelle und die sinnliche Welt sich hierin völlig gleich sind, daß von beiden der uns sichtbare Teil in gar keinem Verhältnis zu dem unsichtbaren steht, und daß alles, was wir von der einen wie von der anderen mit unseren Augen oder unsern Gedanken erreichen können, im Vergleich mit dem Rest nur ein Punkt oder fast gar nichts ist.
§ 24. Wegen ihrer Entlegenheit, oder – 2. Eine andere erhebliche Ursache unserer Unwissenheit ist der Mangel von Ideen solcher Art, daß wir sie haben könnten. Wie der Mangel von Ideen, die unsere Fähigkeiten uns nicht zu liefern vermögen, uns von solchen Anschauungen der Dinge völlig ausschließt, die, wie wir mit Grund annehmen dürfen, andere uns unbekannte Wesen von größerer Vollkommenheit als wir besitzen, so hält der Ideenmangel, wovon ich jetzt rede, uns in Unwissenheit über Dinge, von denen wir annehmen, daß sie uns bekannt sein könnten. Von Größe, Gestalt und Bewegung haben wir Ideen. Obgleich uns aber die Ideen dieser primären Eigenschaften der Körper im allgemeinen nicht fehlen, so befinden wir uns doch, weil wir die eigentümliche Größe, Gestalt und Bewegung der meisten Körper des Weltalls nicht kennen, in Unwissenheit über die verschiedenen Kräfte, wirkenden Ursachen und Wirkungsweisen, wodurch die Erfolge, die wir täglich vor Augen haben, hervorgebracht werden. Diese bleiben uns bei einigen Dingen verborgen, weil sie zu entfernt, und bei anderen, weil sie zu klein sind. Wenn wir den großen Abstand der bekannten und sichtbaren Teile der Welt in Betracht ziehen und die Gründe, die wir für die Annahme haben, daß das in unserem Gesichtskreis Liegende nur ein kleiner Teil des Universums sei, so zeigt sich uns ein unermeßlicher Abgrund von Unwissenheit. Worin das eigentümliche Gewebe der großen Massen von Materie bestehe, die das ganze erstaunliche Gebäude der körperlichen Dinge ausmachen, wie weit sie ausgedehnt seien, welche Bewegung sie haben, und wie diese fortdauere oder übertragen werde, und welchen Einfluß sie aufeinander ausüben, das sind Betrachtungen, worin unsere Gedanken sich beim ersten Anblick verlieren. Wenn wir den Kreis unserer Betrachtungen enger ziehen, und unsere Gedanken auf diesen kleinen Bezirk – ich meine unser Sonnensystem und die größeren Körpermassen, die sich sichtbar um die Sonne bewegen – einschränken, wie mancherlei Arten von Pflanzen, Tieren und mit Vernunft begabten körperlichen Wesen, unendlich verschieden von denen hier auf unserem kleinen Erdfleck, mag es wahrscheinlich auf den übrigen Planeten geben, wovon wir, solange wir auf diese Erde beschränkt sind, auf keine Weise Kenntnis erlangen können – nicht einmal von ihren äußeren Gestalten und Gliedern – weil es keine natürlichen Mittel giebt, um bestimmte Ideen von ihnen, sei es durch Sinneswahrnehmung oder durch Selbstbeobachtung, in unser Bewußtsein einzuführen. Sie befinden sich außerhalb des Bereichs dieser Eingänge alles unseres Wissens, und welche Arten von Gerätschaften und Bewohnern jene Behausungen enthalten mögen, das können wir nicht einmal vermuten, geschweige denn klare und deutliche Ideen davon haben.
§ 25. wegen ihrer Kleinheit. – Wenn ein großer, ja der bei weitem größte Teil der verschiedenen Klassen von Körpern im Weltall unserer Kenntnis durch ihre Entfernung entzogen ist, so giebt es noch andere, die uns wegen ihrer Kleinheit ebenso verborgen bleiben. Da diese unsichtbaren Körperchen den aktiven Teil der Materie ausmachen, und die großen Werkzeuge der Natur sind, wovon nicht bloß alle ihre Der sichtbaren Körper. sekundären Eigenschaften abhängen, sondern auch die meisten ihrer natürlichen Wirksamkeiten, so hält der Mangel präciser deutlicher Ideen von ihren Der unsichtbaren Körperchen. primären Eigenschaften uns in einer unheilbaren Unwissenheit über das, was wir von ihnen Den sichtbaren Körpern. wissen möchten. Ich zweifle nicht, daß, wenn wir die Gestalt, Größe, Textur und Bewegung der kleinsten Bestandteile von irgend welchen zwei Körpern entdecken könnten, wir manche von ihren Einwirkungen aufeinander ohne Versuch ebensogut erkennen würden wie jetzt die Eigenschaften eines Quadrats oder eines Dreiecks. Wenn wir die mechanischen Eigenschaften der Teilchen des Rhabarbers, des Schierlings, des Opiums und des menschlichen Körpers ebensogut kennten, wie ein Uhrmacher die des Gangwerks einer Uhr und einer Feile, die, wenn sie an eines der Räder gerieben wird, dessen Gestalt verändert, so würden wir ebensogut imstande sein vorherzusagen, daß Rhabarber einen Menschen purgieren lassen, Schierling ihn töten und Opium ihn einschläfern werde, wie ein Uhrmacher vorhersagen kann, daß ein kleines auf die Unruhe gelegtes Stück Papier den Gang der Uhr so lange aufhalten werde, bis es entfernt worden, oder daß die Maschine, wenn ein kleiner Teil derselben mit einer Feile gerieben würde, ganz stillstehen und die Uhr nicht mehr gehen werde. Daß Silber sich in aqua fortis Scheidewasser oder Salpetersäure. und Gold in aqua regia Königswasser, ein Gemisch von Salpetersäure und Salzsäure. löse, nicht aber umgekehrt, wäre dann vielleicht nicht schwieriger zu wissen, als es für einen Schmied ist zu verstehen, weshalb die Umdrehung eines Schlüssels ein Schloß öffnen werde, nicht aber die eines anderen. Solange uns aber Sinne fehlen, scharf genug, um die kleinsten Körperteilchen wahrzunehmen und uns Ideen von deren mechanischen Verhältnissen zu geben, müssen wir mit unserer Unkenntnis ihrer Eigenschaften und Wirkungsweisen zufrieden sein, und können davon nicht mehr wissen, als einige wenige von uns angestellte Versuche uns lehren mögen. Ob diese aber ein andermal ebenso ausfallen werden, können wir nicht mit Sicherheit wissen. Hierin liegt das Hindernis, weshalb wir in betreff natürlicher Körper keine allgemeinen Wahrheiten mit Gewißheit erkennen können, und unsere Vernunft uns hiebei sehr wenig über einzelne Thatsachen hinausführt.
§ 26. Daher giebt es keine Wissenschaft von den Körpern. – Und deshalb bin ich geneigt zu bezweifeln, daß, wie weit auch immer der menschliche Fleiß die nützliche durch Versuche erworbene Kenntnis natürlicher Dinge fördern mag, eine wissenschaftliche Erkenntnis derselben jemals für uns erreichbar sein werde, weil uns selbst von den uns am nächsten stehenden und am meisten unserer Macht unterworfenen Körpern vollkommene und genaue (adäquate) Ideen fehlen. Von denen, die wir unter Namen in Klassen eingeordnet haben, und mit denen wir am besten bekannt zu sein glauben, haben wir nur sehr unvollkommene und unvollständige Ideen. Deutliche Ideen der verschiedenen Arten von Körpern, die der Prüfung unserer Sinne unterliegen, mögen wir wohl haben, aber genaue Ideen haben wir, fürchte ich, auch nicht von irgend einer derselben. Und wenn auch die ersteren für den gewöhnlichen Gebrauch und Verkehr ausreichen, so sind wir doch, solange uns die letzteren fehlen, zu einer wissenschaftlichen Erkenntnis nicht imstande und werden niemals fähig sein, allgemeine lehrreiche unzweifelhafte Wahrheiten über sie zu entdecken. Gewißheit und Demonstration sind etwas, worauf wir bei diesen Dingen keinen Anspruch machen können. Vermittelst der Farbe und Gestalt, des Geschmacks und Geruchs und anderer sinnlichen Eigenschaften haben wir vom Salbei und Schierling ebenso klare und deutliche Ideen wie von einem Kreise und von einem Dreieck, da wir aber von den eigentümlichen primären Eigenschaften der kleinsten Teile einer jeden von diesen Pflanzen und anderer Körper, mit denen wir sie in Berührung bringen wollen, keine Ideen haben, so können wir nicht sagen, welche Wirkungen sie hervorbringen werden, und wenn wir diese Wirkungen sehen, so können wir deren Entstehungsweise nicht einmal vermuten, geschweige denn erkennen. Da wir also von den eigentümlichen mechanischen Eigenschaften der kleinsten Teile von Körpern innerhalb unseres Gesichtskreises und Bereichs keine Ideen haben, so kennen wir auch ihre Beschaffenheit, Kräfte und Wirksamkeiten nicht, und von entfernteren Körpern wissen wir noch weniger, da wir nicht einmal deren äußere Gestalten oder die sinnlich wahrnehmbaren und gröberen Teile ihres Baues kennen.
§ 27. Geschweige denn von den Geistern. – Dies zeigt uns zunächst, in welchem Mißverhältnis unser Wissen zu dem ganzen Umfang selbst nur der materiellen Schöpfung steht; nehmen wir dazu die Betrachtung der unendlichen Anzahl von Geistern ( spirits), die es geben kann und wahrscheinlich giebt, die unserem Wissen noch ferner stehen, wovon wir keine Kenntnis haben, und von deren verschiedenen Klassen und Arten wir uns keine irgendwie deutlichen Ideen bilden können, so werden wir finden, daß diese Ursache der Unwissenheit Nämlich der Mangel von Ideen. fast die ganze intellektuelle Welt für uns in ein undurchdringliches Dunkel hüllt, eine Welt, die sicherlich größer und schöner ist als die materielle. Denn, abgesehen von einigen wenigen und, wenn ich so sagen darf, oberflächlichen Ideen von einem Geiste, die wir durch Selbstbeobachtung von unserem eigenen und daraus durch Folgerung, so gut wir können, von dem Vater aller Geister, ihrem, unserem und aller Dinge ewigen und unabhängigen Schöpfer, erlangen, haben wir nur durch die Offenbarung noch von dem bloßen Dasein anderer Geister eine sichere Auskunft. Engel aller Arten sind natürlicherweise über die Möglichkeit einer Entdeckung unsererseits hinaus, und alle geistigen Wesen, wovon es wahrscheinlich mehr Arten als von den körperlichen Substanzen giebt, sind Dinge, worüber unsere natürlichen Fähigkeiten uns ganz und gar keinen sicheren Aufschluß geben. Daß in einem anderen Menschen so gut wie in ihm selbst ein Bewußtsein und ein denkendes Wesen existiert, davon kann sich jeder aus dessen Worten und Handlungen überzeugen, und die Erkenntnis seines eigenen Geistes ( mind) kann keinen nachdenkenden Menschen in Unwissenheit über das Dasein eines Gottes bleiben lassen. Aber wo giebt es jemanden, der durch seine eigene Forschung und Geschicklichkeit zu der Erkenntnis gelangen könnte, daß es zwischen uns und dem großen Gott eine Stufenreihe geistiger Wesen gebe? Viel weniger noch haben wir deutliche Ideen von ihren verschiedenen Naturen, Eigenschaften, Zuständen, Kräften und mancherlei Beschaffenheiten, worin sie übereinstimmen oder sich voneinander und von uns unterscheiden. Und deshalb befinden wir uns, was ihre verschiedenen Arten und Eigentümlichkeiten anbetrifft, in vollständiger Unwissenheit.
§ 28. Zweitens, der Mangel eines entdeckbaren Zusammenhanges zwischen unseren Ideen. – II. Wie klein der Teil der in der Welt vorhandenen substanziellen Wesen ist, den der Mangel von Ideen für unsere Erkenntnis zugänglich bleiben läßt, haben wir gesehen. Demnächst besteht eine andere Ursache der Unwissenheit von nicht geringerem Gewicht in dem Mangel eines entdeckbaren Zusammenhanges zwischen den Ideen, die wir haben. Denn überall, wo uns dieser fehlt, sind wir einer allgemeinen und sicheren Erkenntnis völlig unfähig und wie Statt in the former case, lies: as in the former case. Vgl. §§ 25, 26. in dem früheren Falle lediglich auf die Beobachtung und den Versuch angewiesen; wie eng und beschränkt deren Gebiet aber ist, und wie weit sie hinter allgemeinem Wissen zurückbleiben, braucht uns nicht mehr gesagt zu werden. Ich will einige Beispiele von dieser Ursache unserer Unwissenheit angeben und dann weitergehen. Offenbar bringen die Größe, Gestalt und Bewegung der mancherlei uns umgebenden Körper Das will sagen: ihrer unsichtbaren Moleküle. in uns verschiedene Sinneseindrücke wie die von Farben, Tönen, Geschmacksarten, Gerüchen, von Freude und Leid etc. hervor. Da diese mechanischen Verhaltungsweisen der Körper ganz und gar keine Verwandtschaft mit den von ihnen in uns hervorgebrachten Ideen haben (indem wir uns zwischen einem Stoß irgend welcher Körperart und einer in unserem Bewußtsein vorgefundenen Farben- oder Geruchswahrnehmung keinen Zusammenhang vorstellen können), so können wir über unsere Erfahrung hinaus von solchen Einwirkungen keine deutliche Erkenntnis haben, und können von ihnen nur wie von Erfolgen reden, die nach der Anordnung eines unendlich weise handelnden Wesens eintreten, unsere Fassungskraft aber völlig übersteigen. Wie wir einerseits die in unserem Bewußtsein enthaltenen Ideen von sinnlichen sekundären Eigenschaften auf keine Weise aus körperlichen Ursachen ableiten, und keine Übereinstimmung oder Verbindung zwischen ihnen und den primären Eigenschaften entdecken können, die sie (wie die Erfahrung uns lehrt) in uns hervorbringen, so ist andererseits die Einwirkung unseres Geistes auf unseren Körper ebenso unbegreiflich. Daß ein Gedanke eine Bewegung im Körper sollte hervorbringen können, liegt der Natur unserer Ideen ebensofern, wie, daß ein Körper einen Gedanken im Geiste sollte erzeugen können. Wenn nicht die Erfahrung uns davon überzeugte, daß es sich so verhalte, so würde die Betrachtung der Dinge selbst niemals imstande sein, uns hierüber im mindesten Aufschluß zu geben. Obgleich in diesen und ähnlichen Fällen ein beständiger und regelmäßiger Zusammenhang in dem ordentlichen Verlauf der Dinge gegeben ist, so können wir doch, weil dieser Zusammenhang in den Ideen selbst nicht zu entdecken ist, die keine notwendige Abhängigkeit voneinander zu haben scheinen, deren Verbindung nur der willkürlichen Bestimmung jenes allweisen handelnden Wesens zuschreiben, das sie geschaffen hat, um da zu sein und so zu wirken, wie sie thun, in einer für unseren schwachen Verstand völlig unbegreiflichen Weise.
§ 29. Beispiele. – Einige unserer Ideen enthalten gewisse Beziehungen, Verhältnisse und Verbindungen, die so augenscheinlich in die Natur der Ideen selbst mit eingeschlossen sind, daß wir sie uns nicht als trennbar von ihnen durch irgend welche Kraft vorstellen können, und nur mit Bezug auf diese sind wir zu einem sicheren und allgemeinen Wissen befähigt. So bringt die Idee eines geradelinigten Dreiecks notwendig die Gleichheit seiner Winkel und zweier rechten mit sich. Auch können wir uns nicht vorstellen, daß dieses Verhältnis, diese Verbindung der beiden Ideen, sich ändern lasse, oder von einer willkürlichen Macht abhänge, die es nach ihrem Belieben so gemacht habe, aber auch anders hätte machen können. Da aber die Kohäsion und die Kontinuität der Teile des Stoffes, die Hervorbringung des Sinneseindrucks von Farben und Tönen etc. in uns durch Stoß und Bewegung, ja die ursprünglichen Gesetze der Bewegung und deren Mitteilung derart sind, daß wir darin keinen natürlichen Zusammenhang mit irgend welchen von unseren Ideen zu entdecken vermögen, so können wir dieselben nur dem willkürlichen Belieben und Gutdünken des weisen Baumeisters zuschreiben. Ich habe, denke ich, nicht nötig, hier der Auferstehung der Toten, des künftigen Zustandes dieser Erdkugel und ähnlicher Dinge zu gedenken, von denen jedermann zugiebt, daß sie lediglich von der Bestimmung eines freihandelnden Wesens abhängen. Wenn wir finden, daß die Dinge, soweit wie unsere Beobachtung reicht, beständig regelmäßig vor sich gehen, so mögen wir schließen, daß dies nach einem für sie bestehenden Gesetze geschehe, gleichwohl aber nach einem uns unbekannten Gesetze; weswegen wir, obgleich die Ursachen stetig wirken, und die Folgen sich beständig aus ihnen ergeben, doch nur eine experimentale Kenntnis von ihnen haben können, weil ihre Verbindungen und Abhängigkeiten sich in unseren Ideen nicht auffinden lassen. Aus alledem läßt sich leicht erkennen, in welcher Dunkelheit wir befangen sind, wie wenig wir von dem Dasein und den existierenden Dingen zu erkennen vermögen, und wir werden deshalb unserem Wissen nicht unrecht thun, wenn wir bescheiden bei uns denken, daß wir soweit von dem Vermögen entfernt sind, die ganze Natur des Weltalls und aller darin enthaltenen Dinge zu begreifen, daß wir nicht einmal zu einer philosophischen Erkenntnis der Körper, die uns umgeben und einen Teil von uns ausmachen, befähigt sind; über ihre sekundären Eigenschaften, Kräfte und Wirkungen können wir keine allgemeine Gewißheit erlangen. Manche Wirkungen kommen tagtäglich in den Bereich unserer Sinne, und von denen haben wir insofern ein sensitives Wissen, aber wir müssen uns aus den beiden vorerwähnten Gründen bescheiden, daß wir über die Ursachen, die Art und Weise und die Gewißheit ihres Entstehens völlig im Dunkeln sind. Hier können wir nicht weiter kommen, als die Erfahrung uns im einzelnen über Thatsachen belehrt, und nur nach der Analogie vermuten, welche Wirkungen dieselben Körper wahrscheinlich bei anderen Versuchen hervorbringen werden. Was aber eine vollkommene Wissenschaft von den natürlichen Körpern anbelangt – von den geistigen ( spiritual) Wesen völlig zu schweigen – so sind wir meiner Meinung nach soweit davon entfernt, einer solchen irgendwie fähig zu sein, daß ich es für verlorene Mühe halte, danach zu streben.
§ 30. Drittens, der Mangel an Aufsuchung unserer Ideen. – III. Auch da, wo wir genaue (adäquate) Ideen besitzen, und zwischen ihnen ein sicherer und entdeckbarer Zusammenhang besteht, sind wir gleichwohl oft unwissend, weil wir die Ideen, die wir haben oder haben könnten, nicht aufsuchen, und die vermittelnden Ideen nicht ausfindig machen, die uns zeigen könnten, in welchem Verhältnis der Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung sie zu einander stehen. Auf diese Weise bleiben die mathematischen Wahrheiten vielen unbekannt, nicht wegen eines Mangels ihrer Fähigkeiten oder einer Ungewißheit in den Dingen selbst, sondern weil sie sich nicht die Mühe geben, diese Ideen zu erwerben, zu untersuchen und auf gehörige Weise zu vergleichen. Was am meisten dazu beigetragen hat, die gehörige Aufsuchung unserer Ideen und die Ermittelung ihrer Beziehungen, sowie ihrer Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung miteinander zu verhindern, das ist meiner Meinung nach der Mißbrauch von Wörtern gewesen. Daß die Menschen die Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung der Ideen selbst jemals ernstlich aufsuchen oder sicher entdecken sollten, ist unmöglich, solange ihre Gedanken umherflattern, oder nur an Lauten von zweifelhafter und unsicherer Bedeutung hängen bleiben. Indem die Mathematiker ihre Gedanken von dem Namen abwenden und sich gewöhnen, die Ideen selbst, die sie betrachten wollen, und nicht Laute anstatt derselben vor ihren geistigen Blick zu stellen, haben sie damit einen großen Teil der Verlegenheit, des wüsten Lärms und der Verwirrung vermieden, die in anderen Wissenszweigen dem Fortschritt der Menschheit so hinderlich geworden sind. Denn, solange die Menschen an Wörtern von unbestimmter und unsicherer Bedeutung hängen, sind sie außer stande, in ihren eigenen Ansichten das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Wahrscheinlichen, das miteinander Verträgliche von dem Unverträglichen zu unterscheiden. Da dies das Schicksal oder das Unglück eines großen Teils der Gelehrten gewesen ist, so ist der dem Vorrat sachlicher Kenntnisse zu teil gewordene Zuwachs sehr klein gewesen im Vergleich mit den Schulen, Streitigkeiten und Schriften, womit die Welt angefüllt worden, während die Studenten in dem großen Wald von Wörtern verirrt, nicht wußten, wo herum sie seien, wie weit ihre Kenntnisse fortgeschritten seien, oder was an ihrem eigenen oder dem allgemeinen Wissensvorrat noch fehle. Hätten die Menschen bei ihren Entdeckungen in der materiellen Welt sich ebenso benommen wie bei denen in der intellektuellen, und alles in die Dunkelheit unsicherer und zweifelhafter Redensarten eingehüllt, so würden über Schiffahrt und Reisen vollgeschriebene Bände, vielfache und bestrittene Theorien und Erzählungen von Zonen und Fluten, ja auch der Bau von Schiffen und die Aussendung von Flotten uns nie den Weg über die Linie hinaus gezeigt haben, und die Antipoden würden heute noch ebenso unbekannt sein wie damals, als es für eine Ketzerei erklärt ward, an deren Existenz zu glauben. Da ich mich aber über Wörter und den gewöhnlich von ihnen gemachten schlechten oder sorglosen Gebrauch hinlänglich ausgesprochen habe, so will ich hier nicht weiter davon reden.
§ 31. Der Umfang unseres Wissens mit Bezug auf seine Allgemeinheit. – Bisher haben wir den Umfang unseres Wissens mit Bezug auf die verschiedenen Arten der existierenden Dinge untersucht. Es giebt noch einen anderen Umfang desselben mit Bezug auf seine Allgemeinheit, der auch der Betrachtung wert ist; und in dieser Hinsicht folgt unser Wissen der Natur unserer Ideen. Wenn die Ideen, deren Übereinstimmung oder Nichtübereinstimmung wir wahrnehmen, abstrakt sind, so ist unser Wissen allgemein. Denn, was wir von solchen allgemeinen Ideen wissen, das wird für jedes einzelne Ding wahr sein, worin jene Wesenheit, d. h. jene abstrakte Idee, sich findet, und was von solchen Ideen einmal erkannt ist, das wird fortdauernd und für immer wahr bleiben. Demnach müssen wir alles allgemeine Wissen nur in unserem Geiste suchen und finden, und nur die Untersuchung unserer eigenen Ideen ist es, die uns damit versieht. Wahrheiten, die das Wesen der Dinge (d. h. abstrakte Ideen) betreffen, sind ewig und lassen sich nur durch die Betrachtung dieser Wesenheiten auffinden, während die Existenz der Dinge sich nur aus der Erfahrung erkennen läßt. Da ich aber hievon in den Kapiteln, die über das allgemeine und das reale Wissen handeln sollen, mehr zu sagen haben werde, so mag mit Bezug auf die Universalität unseres Wissens im allgemeinen das Bemerkte hier genügen.