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Fünftes Kapitel.
Über die Namen von gemischten Modi und Relationen.

§ 1. Sie vertreten abstrakte Ideen wie andere allgemeine Namen. – Da die Namen der gemischten Modi allgemein sind, so vertreten sie, wie gezeigt worden, Arten oder Species von Dingen, von denen jede ihr eigentümliches Wesen hat. Auch die Wesenheiten dieser Arten sind, wie gezeigt worden, nichts als die abstrakten Ideen im Bewußtsein, denen der Name beigelegt ist. Insoweit ist den Namen und Wesenheiten gemischter Modi nichts eigen, als was sie mit anderen Ideen gemein haben; wenn wir sie jedoch einer etwas näheren Prüfung unterwerfen, so werden wir an ihnen etwas Eigentümliches entdecken, was vielleicht unserer Aufmerksamkeit wert ist.

§ 2. Erstens, die von ihnen vertretenen Ideen sind Schöpfungen des Verstandes. – Die erste Eigentümlichkeit, die uns an ihnen bemerkbar wird, ist, daß die abstrakten Ideen oder, wenn man will, die Wesenheiten der verschiedenen Arten gemischter Modi Erzeugnisse des Verstandes sind, worin sie sich von denen der einfachen Ideen unterscheiden, bei welcher Klasse der Geist keine einzige selbst hervorbringen kann, vielmehr nur solche empfängt, wie ihm durch das reale Dasein der auf ihn einwirkenden Dinge dargeboten werden.

§ 3. Zweitens, sie sind willkürlich und ohne Vorbilder geschaffen. – Sodann sind diese Wesenheiten der Arten gemischter Modi nicht nur Erzeugnisse des Geistes, sondern ganz willkürlich gebildet ohne Muster oder Rücksichtnahme auf irgend ein reales Dasein. Hierin unterscheiden sie sich von denen der Substanzen, die die Voraussetzung von etwas wirklich Vorhandenem mit sich führen, wovon sie entnommen sind und dem sie entsprechen. Bei seinen komplexen Ideen gemischter Modi nimmt sich dagegen der Geist die Freiheit, nicht genau der Existenz der Dinge zu folgen. Er vereinigt gewisse Sammlungen und bewahrt sie als ebensoviele unterschiedene specifische Ideen, während andere, die in der Natur ebenso oft vorkommen, und durch äußere Dinge ebenso deutlich an die Hand gegeben werden, unbeachtet bleiben und keine eigentümlichen Namen oder Artbezeichnungen erhalten. Auch prüft der Geist die komplexen Ideen gemischter Modi nicht wie die von Substanzen an der realen Existenz der Dinge, oder rechtfertigt sie durch Vorbilder, die in der Natur solche besondere Zusammensetzungen enthalten. Würde wohl jemand um zu erkennen, ob seine Idee von Ehebruch oder Incest richtig sei, diese irgendwo unter den existierenden Dingen aufsuchen? Oder ist sie richtig, weil irgend jemand Augenzeuge von solch einer Handlung gewesen ist? Nein, sondern hier genügt es, daß die Menschen solch eine Sammlung in eine komplexe Idee zusammengefügt haben, die das Urbild und die specifische Idee ausmacht, gleichviel ob solch eine Handlung jemals in rerum natura begangen worden oder nicht.

§ 4. Wie das geschieht. – Um dies recht zu verstehen, müssen wir erwägen, worin die Bildung dieser komplexen Ideen besteht, nämlich nicht in der Erschaffung einer neuen Idee, sondern in einer Zusammenfügung derer, die der Geist schon vorher besaß. Dabei vollzieht dieser drei Thätigkeiten: erstens wählt er eine gewisse Anzahl aus, zweitens verknüpft er sie miteinander und macht aus ihnen eine Idee, drittens bindet er sie durch einen Namen zusammen. Wenn wir untersuchen, wie der Geist in diesen Thätigkeiten vorschreitet, und welche Freiheit er sich dabei nimmt, so werden wir leicht erkennen, wie diese Wesenheiten der Arten gemischter Modi das Werk des Verstandes sind, und daß folglich die Arten selbst ihren Ursprung im menschlichen Denken haben.

§ 5. Offenbar willkürlich, indem die Idee oft der Existenz voraufgeht. – Niemand wird bezweifeln, daß diese Ideen gemischter Modi durch eine willkürliche Sammlung von Ideen entstehen, die unabhängig von irgend welchem natürlichen Muster im Geiste zusammengefügt werden, wenn er nur erwägen will, daß komplexe Ideen dieser Klasse gebildet, abstrahiert und mit Namen versehen werden können, und so eine Art zustande kommen kann, bevor irgend ein Individuum dieser Art jemals existiert hat. Wer würde bezweifeln, daß die Ideen von Kirchenraub oder Ehebruch im menschlichen Geiste gebildet werden und Namen erhalten, und diese Arten gemischter Modi so entstehen konnten, bevor der eine oder der andere von ihnen jemals begangen war; und daß sie ebensogut zum Gegenstande von Erörterungen und Schlußfolgerungen gemacht, und über sie ebenso sichere Wahrheiten entdeckt werden konnten, so lange sie nur erst im Verstande gegeben waren, wie jetzt, da sie nur zu oft thatsächlich existent werden. Hieraus erhellt, wie sehr die Arten gemischter Modi Schöpfungen des Verstandes sind, indem sie ein Dasein haben, welches für alle Endzwecke realer Wahrheit und Erkenntnis dieselben Dienste leistet, wie ihre tatsächliche Existenz. Und Gesetzgeber haben ohne Zweifel häufig über Arten von Handlungen Gesetze gegeben, die nur Geschöpfe ihres eigenen Verstandes waren – Dinge, die keine andere Existenz hatten als in ihren eigenen Gedanken. Und niemand kann, denke ich, leugnen, daß die Auferstehung eine Art gemischter Modi in der Vorstellung war, bevor sie wirklich existierte.

§ 6. Beispiele: Mord, Blutschande, Erstechung. – Um zu erkennen, wie willkürlich diese Wesenheiten gemischter Modi vom Verstande gebildet werden, brauchen wir nur den einen oder den anderen von ihnen ins Auge zu fassen, indem fast jeder dazu genügt. Ein wenig Umsehen unter ihnen wird uns davon überzeugen, daß der Verstand es ist, der mehre zerstreute unabhängige Ideen zu einer komplexen verbindet, und sie durch den ihnen beigelegten gemeinsamen Namen zur Wesenheit einer gewissen Art macht, ohne sich dabei nach irgend einer Verbindung, die sie in der Natur haben, zu richten. Denn, welche nähere Verbindung hat in der Natur die Idee eines Menschen mit Tötung als die eines Schafes, um derentwillen aus jenen beiden eine eigentümliche als »Mord« bezeichnete Handlungsweise gemacht worden ist, aus diesen beiden aber nicht? Oder inwiefern besteht in der Natur zwischen der relativen Idee eines Vaters und Tötung ein Zusammenhang, der für die eines Sohnes oder Nachbarn fehlt, Or what union is there in nature between the idea of the relation of a father with killing, than that of a son or neighbour, that those etc. Der Ausdruck ist nachlässig, wenigstens fehlt more vor than that etc. so daß jene zu einer komplexen Idee verbunden und dadurch zur Wesenheit der besonderen Art »Vatermord« gemacht sind, während die anderen überhaupt keine besondere Art bilden? Obgleich man aber aus der Tötung des Vaters oder der Mutter eines Menschen eine von der Tötung seines Sohnes oder seiner Tochter verschiedene Art gemacht hat, so werden doch in einigen anderen Fällen Sohn und Tochter mit eingeschlossen so gut wie Vater und Mutter, und sie sind alle gleichmäßig unter derselben Art befaßt wie unter der der Blutschande. So vereinigt bei gemischten Modi der Verstand willkürlich zu komplexen Ideen solche, die ihm dazu geeignet erscheinen, während andere, deren Zusammengehörigkeit in der Natur ebensogroß ist, vereinzelt bleiben und niemals zu einer Idee verbunden werden, weil es eines gemeinsamen Namens für sie nicht bedarf. Es ist demnach einleuchtend, daß der Geist nach seiner freien Wahl eine gewisse Anzahl von Ideen miteinander in Verbindung bringt, die in der Natur nicht mehr eine Einheit bilden als andere, die er ausläßt; weshalb wird sonst der Teil der Waffe in Betracht gezogen, durch den die Verwundung beginnt, um die besondere, »Erstechung« genannte Art zu bilden, während die Gestalt und der Stoff der Waffe außer acht bleiben? Vgl. § 11, etwas über die Mitte hinaus. Ich sage nicht, daß dies ohne Grund geschehe, wie Nämlich, daß es nicht ohne Grund geschieht. wir gleich näher sehen werden, nur soviel sage ich, daß es nach der freien Wahl des Geistes geschieht, der seine eigenen Zwecke verfolgt, und daß deshalb diese Arten von gemischten Modi das Werk des Verstandes sind; und nichts ist augenscheinlicher, als daß der Geist bei der Bildung dieser Ideen seine Vorbilder nicht in der Natur sucht, und die von ihm geschaffenen Ideen nicht dem realen Dasein der Dinge anpaßt, sondern sie so zusammensetzt, wie sie für seine eigenen Zwecke am dienlichsten sein mögen, ohne sich an eine genaue Nachahmung von irgend etwas wirklich Existierendem zu binden.

§ 7. Aber doch in einer für den Zweck der Sprache dienlichen Weise. – Obgleich aber diese komplexen Ideen oder Wesenheiten gemischter Modi von dem Verstand abhängig und von ihm mit großer Freiheit gebildet sind, sind sie doch nicht aufs Geratewohl hin gemacht, und überhaupt ohne irgend welchen Grund zusammengewürfelt. Wenn auch diese komplexen Ideen nicht immer aus der Natur kopiert sind, so sind sie doch immer dem Zwecke angepaßt, wozu abstrakte Ideen gebildet werden, und wenn sie auch aus Ideen zusammengesetzt sind, die ganz unabhängig voneinander an und für sich so wenig eine Einheit ausmachen wie manche andere, die der Verstand nie miteinander zu einer Idee verknüpft, so werden sie doch immer zur Bequemlichkeit der Mitteilung gebildet, die der Hauptzweck der Sprache ist. Der Nutzen der Sprache besteht darin, durch kurze Laute leicht und schnell allgemeine Begriffe zu bezeichnen, womit nicht nur ein Reichtum von Einzelheiten dargeboten, sondern auch eine große Mannigfaltigkeit unabhängiger Ideen in eine komplexe zusammengefaßt werden könne. Bei der Bildung der Arten gemischter Modi haben die Menschen deshalb nur solche Kombinationen berücksichtigt, zu deren Erwähnung gegeneinander sie Veranlassung fanden; diese haben sie zu besonderen komplexen Ideen zusammengefügt und mit Namen versehen, während andere, die in der Natur ebensonahe verbunden sind, lose und unberücksichtigt blieben. Denn um bei den eigenen Handlungen der Menschen stehen zu bleiben, so würde, wenn man aus allen dabei zu beobachtenden Varietäten besondere abstrakte Ideen bilden wollte, deren Anzahl endlos, und das Gedächtnis sowohl durch die Fülle verwirrt, wie auch ohne entsprechenden Nutzen überlastet werden. Es genügt, daß die Menschen von diesen gemischten Modi so viele komplexe Ideen bilden und benennen, wie sie in dem gewöhnlichen Verlauf ihrer Angelegenheiten Namen dafür nötig zu haben finden. Wenn sie mit der Idee der Tötung die Idee des Vaters oder der Mutter verbinden, und so eine von der Tötung des Sohnes oder des Nachbarn eines Menschen verschiedene Art bilden, so geschieht das wegen des Unterschiedes in der Verruchtheit des Verbrechens und der bestimmten auf den Mord von jemandes Vater oder Mutter gesetzten Strafe, die von der, die den Mörder seines Sohnes oder Nachbarn trifft, abweicht; deshalb hält man es für nötig, ersteren mit einem bestimmten Namen zu bezeichnen und zu dem Ende jene besondere Kombination zu bilden. Obgleich aber die Idee von Mutter und Tochter mit Bezug auf die Idee der Tötung so verschieden behandelt werden, daß die eine in Verbindung damit eine besondere abstrakte und benannte Idee und somit eine besondere Art ausmacht, die andere dagegen nicht, so werden doch hinsichtlich des fleischlichen Umgangs beide unter »Blutschande« einbegriffen, und das wiederum wegen derselben Bequemlichkeit, solche unreine Vermischungen von einer andere übertreffenden Schändlichkeit zur Vermeidung von Umschweifen und ermüdenden Beschreibungen unter einem Namen auszudrücken und zu einer und derselben Art zu rechnen.

§ 8. Was durch die unübersetzbaren Wörter verschiedener Sprachen bewiesen wird. – Eine mäßige Kenntnis verschiedener Sprachen wird einen leicht von der Wahrheit des Gesagten überzeugen, da man ohne vieles Suchen eine große Anzahl von Wörtern in einer Sprache auffinden kann, für die es in einer anderen keine entsprechenden giebt. Dies zeigt deutlich, daß die Bewohner eines Landes durch ihre Gewohnheiten und Lebensweise veranlaßt worden sind, manche komplexe Ideen zu bilden und ihnen Namen zu geben, die andere niemals zu specifischen Ideen zusammenfaßten. Das könnte nicht geschehen sein, wenn diese Arten das beständige Werk der Natur wären, und nicht vom Geiste zum Zweck der Benennung und um der bequemen Mitteilung willen gemachte und abstrahierte Sammlungen. Unsere juristischen Ausdrücke, die nicht leere Klänge sind, würden kaum entsprechende Wörter im Spanischen oder Italienischen – keinen ärmlichen Sprachen – finden, und noch viel weniger, denke ich, könnte jemand sie in die karaibische oder Westoe-Sprache übersetzen; und die versura der Römer oder das Korban der Juden haben in anderen Sprachen keine ihnen entsprechenden Wörter, wovon der Grund aus dem Gesagten erhellt. Ja, wenn wir diesen Gegenstand etwas näher in Betracht ziehen, und verschiedene Sprachen genau vergleichen, so werden wir finden, daß, wenn sie auch Wörter haben, die den Übersetzungen und Wörterbüchern zufolge, einander entsprechen sollen, doch unter den Namen komplexer Ideen namentlich von gemischten Modi kaum einer von zehnen genau dieselbe Idee vertritt wie das Wort, womit er in den Wörterbüchern übersetzt wird. Keine Ideen sind allgemeiner verbreitet und weniger zusammengesetzt als die Maßstäbe für Zeit, Ausdehnung und Gewicht, und die lateinischen Namen hora, pes, libra werden ohne Schwierigkeit mit den englischen Namen »Stunde, Fuß, Pfund« wiedergegeben; gleichwohl ist nichts gewisser, als daß die Ideen, die ein Römer mit jenen lateinischen Namen verband, sehr verschieden von denen waren, die ein Engländer durch diese englischen ausdrückt. Und wenn der eine von diesen die Maßstäbe gebrauchen würde, die die Ideen der anderen Sprache durch ihre Namen bezeichnen, so würde er sich in seiner Rechnung sehr irren. Diese Beweise sind zu augenscheinlich, als daß sie bezweifelt werden könnten, und wir würden dasselbe noch viel mehr bei den Namen abstrakterer und zusammengesetzterer Ideen finden, von welcher Art der größte Teil derer sind, um die sich moralische Erörterungen drehen; wenn man die Namen dieser sorgfältig mit denen anderer Sprachen vergleicht, worin sie übersetzt werden, so wird man finden, daß sehr wenige derselben einander genau im ganzen Umfange ihrer Bedeutung entsprechen.

§ 9. Dies zeigt, daß die Arten zum Zweck der Mitteilung gebildet sind. – Der Grund, weshalb ich hierauf so genau Rücksicht nehme, ist, daß wir uns nicht über Genera und Species und deren Wesenheiten irren mögen, als ob sie regelmäßig und beständig von der Natur geschaffene Dinge wären, und ein reales Dasein in den Dingen hätten, während es sich bei einer sorgfältigeren Untersuchung zeigt, daß sie nichts anderes sind als ein Kunstgriff des Verstandes, um solche Sammlungen von Ideen, zu deren Erwähnung er oft Veranlassung findet, leichter durch einen allgemeinen Ausdruck zu bezeichnen, worunter viele Einzelheiten, insofern sie mit jener abstrakten Idee übereinstimmten, sich zusammenfassen ließen. Und wenn es wegen der zweifelhaften Bedeutung des Wortes »Art« manchem befremdlich klingen sollte, daß ich sage, die Arten der gemischten Modi seien vom Verstande gemacht, so kann doch, denke ich, niemand leugnen, daß es der Geist ist, der diese abstrakten komplexen Ideen bildet, denen specifische Namen gegeben werden. Und, wenn es wahr ist – wie es denn das ist – daß der Geist die Muster für das Sortieren und Benennen der Dinge bildet, so gebe ich der Erwägung anheim, wer die Arten oder Species abgrenzt, indem für mich Species und Art sich nur dadurch unterscheiden, daß das eine ein lateinisches, das andere ein englisches Wort ist.

§ 10. Bei gemischten Modi ist es der Name, welcher die Kombination zusammenhält und eine Art daraus macht. – Die nahe Beziehung, die zwischen Arten, Wesenheiten und deren allgemeinen Namen – wenigstens bei gemischten Modi – besteht, wird ferner einleuchtend, wenn wir erwägen, daß es der Name ist, welcher diese Wesenheiten zu bewahren und ihnen dauernden Bestand zu geben scheint. Denn, da die Verknüpfung zwischen den losen Bestandteilen jener komplexen Ideen vom Geiste hergestellt wird, so würde diese Vereinigung, die keine besondere Grundlage in der Natur hat, wieder verschwinden, wenn es nicht etwas gäbe, was sie gleichsam zusammenhielte und die Zerstreuung der Teile verhinderte. Obwohl es deshalb der Geist ist, der die Sammlung herstellt, so ist es doch der Name, der gleichsam den Knoten bildet, womit sie fest zusammengebunden sind. Welch eine gewaltige Mannigfaltigkeit verschiedener Ideen faßt nicht das Wort triumphus zusammen und überliefert sie uns als eine Art! Wäre dieser Name niemals gebildet oder ganz verloren gegangen, so könnten wir ohne Zweifel Beschreibungen davon gehabt haben, was bei einer solchen Feierlichkeit vor sich ging; aber, was diese verschiedenen Teile in der Einheit einer komplexen Idee zusammenhält, ist doch, denke ich, eben der ihr beigelegte Name, ohne den die verschiedenen Bestandteile derselben ebensowenig dafür gelten würden, ein Ding auszumachen, wie irgend ein anderes Schauspiel, was, da es nur einmal aufgeführt worden, niemals unter einer Benennung zu einer komplexen Idee vereinigt wäre. Wie sehr deshalb bei gemischten Modi die für jede Wesenheit notwendige Einheit von dem Geiste abhängt, und wie sehr die Fortdauer und Befestigung dieser Einheit auf dem Namen beruht, der im gemeinen Sprachgebrauche mit ihr verknüpft ist, das gebe ich der Erwägung derjenigen anheim, die in den Wesenheiten und Arten wirklich in der Natur bestehende Dinge erblicken.

§ 11. Dem entsprechend finden wir, daß, wenn die Menschen von gemischten Modi reden, sie selten als Arten derselben andere betrachten oder gelten lassen wie solche, die durch einen Namen ausgezeichnet sind; denn, da sie nur menschliche Schöpfungen zum Zweck des Benennens sind, so wird keine solche Art beachtet oder für existent gehalten, wenn kein Name damit verknüpft ist als ein Zeichen, daß der Mensch eine Anzahl loser Ideen zu einer einzigen verbunden, und durch jenen Namen einen Zusammenhang solchen Bestandteilen gegeben hat, die andernfalls keinen mehr haben würden, sobald wie der Geist jene abstrakte Idee beiseite gelegt und aufgehört hätte, tatsächlich an sie zu denken. Sobald ihr aber ein Name beigelegt ist, worin die Bestandteile jener komplexen Idee eine feste und dauernde Vereinigung finden, dann ist gleichsam die Wesenheit hergestellt, und die Art wird als vollendet angesehen. Denn zu welchem Zwecke sollte das Gedächtnis sich mit solchen Zusammensetzungen beladen, es wäre denn, um sie durch Abstraktion zu generalisieren? Und zu welchem Zweck sie generalisieren, es wäre denn, um ihnen zur Bequemlichkeit der Unterredung und Mitteilung allgemeine Namen beizulegen? So sehen wir, daß die Tötung eines Menschen mit einem Schwerte oder einer Axt nicht als eine besondere Handlungsart betrachtet wird, wenn aber die Spitze des Schwertes zuerst in den Körper eindringt, so gilt dies dort für eine besondere Art, wo es einen besonderen Namen hat, wie in England, in dessen Sprache es »Erstechen« heißt; in einem anderen Lande dagegen, wo es zufällig nicht unter einem besonderen Namen specifiziert worden ist, gilt es nicht für eine besondere Art. Obwohl aber bei körperlichen Substanzen der Geist das nominale Wesen schafft, so werden doch die darin verbundenen Ideen, weil sie vermeintlich eine natürliche Einheit bilden, gleichviel, ob der Geist sie vereinige oder nicht, als unterschiedene Arten Statt names lies species. betrachtet ohne eine Mitwirkung des Geistes, sei es durch Abstraktion oder durch Benennung jener komplexen Idee.

§ 12. Nach den Originalen der gemischten Modi sehen wir uns nicht außerhalb des Geistes um, was ebenfalls zeigt, daß sie ein Werk des Verstandes sind. – Mit dem, was über die Wesenheiten der Arten gemischter Modi gesagt worden, daß sie mehr Geschöpfe des Verstandes seien als Werke der Natur, steht es auch in Übereinstimmung, wenn wir finden, daß ihre Namen unsere Gedanken auf den Geist hinleiten und nicht darüber hinaus. Wenn wir von Gerechtigkeit oder Dankbarkeit reden, so machen wir uns keine Vorstellung von irgend etwas Existierendem, was wir begreifen möchten, sondern unsere Gedanken endigen bei den abstrakten Ideen dieser Tugenden und blicken nicht weiter, wie sie thun, wenn wir von einem Pferde oder vom Eisen sprechen, deren specifische Ideen unserer Auffassung nach nicht bloß in unserem Geiste existieren, sondern in den Dingen selbst, welche die ursprünglichen Muster dieser Ideen darbieten. Bei den gemischten Modi aber oder wenigstens dem beträchtlichsten Teil derselben, die moralische Dinge sind, betrachten wir die ursprünglichen Muster als im Geiste bestehend, und berufen uns auf diese, um die einzelnen Vorkommnisse unter verschiedene Namen zu bringen. Und daher kommt es, meine ich, daß diese Wesenheiten der Arten gemischter Modi mit einem specielleren Namen Begriffe genannt werden, weil sie aus einem besonderen Rechtsgrunde dem Verstande angehören.

§ 13. Daß sie vom Verstande ohne Vorbilder gemacht werden, ergiebt den Grund, weshalb sie so sehr zusammengesetzt sind. – Gleichermaßen können wir hieraus lernen, weshalb die komplexen Ideen gemischter Modi gewöhnlich stärker zusammengesetzt und wiederholt zusammengesetzt sind als die der natürlichen Substanzen; denn da sie das Werk des Verstandes sind, der nur seine eigenen Zwecke verfolgt und die Bequemlichkeit, die Ideen, womit er einen anderen bekannt machen will, kurz auszudrücken, so vereinigt dieser mit großer Freiheit oft in eine abstrakte Idee Dinge, die ihrer Natur nach keinen Zusammenhang haben, und bringt unter einem Ausdruck eine große Mannigfaltigkeit zusammengesetzter und wiederholt zusammengesetzter Ideen in ein Bündel. Welch große Mischung unabhängiger Ideen von Personen, Kleidern, Wachskerzen, Ordnungen, Bewegungen, Tönen enthält nicht z. B. der Name Prozession in der einen komplexen, die der menschliche Geist beliebig zusammengefügt hat, um sie mit jenem einen Namen auszudrücken! Dagegen sind die komplexen Ideen der Substanzarten gewöhnlich nur aus einer kleinen Anzahl einfacher gebildet, und bei den Tierarten machen in der Regel zwei, nämlich Gestalt und Stimme, die ganze nominale Wesenheit aus.

§ 14. Die Namen der gemischten Modi vertreten immer deren reale Wesenheiten. – Eine andere Folge, die sich aus dem Gesagten ergiebt, ist, daß die Namen der gemischten Modi (wenn sie überhaupt eine bestimmte Bedeutung haben) immer die realen Wesenheiten ihrer Art bezeichnen. Denn, da diese abstrakten Ideen das Werk des Verstandes sind und nicht auf das reale Dasein von Dingen bezogen, so wird nicht vorausgesetzt, daß durch ihre Namen irgend etwas anderes bezeichnet werde als nur die vom Geiste selbst gestaltete komplexe Idee, die alles ist, was dieser durch den Namen ausdrücken will, und das, worauf alle Eigenschaften der Art beruhen, sowie deren alleinige Quelle. Demnach sind bei diesen die reale und die nominale Wesenheit eine und dieselbe, und wir werden später sehen, von welcher Bedeutung das für die sichere Erkenntnis allgemeiner Wahrheiten ist.

§ 15. Weshalb ihre Namen gewöhnlich früher aufgefaßt werden als ihre Ideen. – Hieraus können wir auch den Grund davon erkennen, weshalb meistens die Namen der gemischten Modi eher aufgefaßt werden, als die von ihnen vertretenen Ideen vollständig bekannt sind. Denn, da in der Regel nur solche Arten von diesen beachtet werden, die Namen haben, und da diese Arten oder vielmehr ihre Wesenheiten abstrakte komplexe vom Verstande beliebig gebildete Ideen sind, so ist es zweckmäßig, wenn nicht notwendig, die Namen zu kennen, bevor man versucht, diese komplexen Ideen zu gestalten; es wäre denn, daß man seinen Kopf mit einer Schar abstrakter komplexer Ideen anfüllen wollte, mit denen man, weil andere Leute keine Namen dafür hätten, nichts weiter anfangen könnte, als sie beiseite zu legen und wieder zu vergessen. Ich räume ein, daß es bei der ersten Entstehung der Sprachen notwendig war, die Idee zu haben, bevor man ihr einen Namen gab, und das ist es auch noch, wenn jemand, der eine neue komplexe Idee bildet, auch ein neues Wort macht, indem er ihr einen neuen Namen giebt. Allein dies trifft bei fertigen Sprachen nicht zu, die gewöhnlich in reichlichem Maße für Ideen gesorgt haben, die zu hegen und einander mitzuteilen die Menschen oft veranlaßt sind; und ich frage, ob es in solchen nicht die gewöhnliche Methode ist, daß die Kinder die Namen der gemischten Modi lernen, bevor sie deren Ideen gewonnen haben? Ob wohl einer von tausend die abstrakten Ideen von Ruhm und Ehrgeiz jemals bildet, bevor er ihre Namen gehört hat? Ich gebe zu, daß es sich bei einfachen Ideen und Substanzen anders verhält, denn, da diese solche Ideen sind, die eine reale Existenz und Einheit in der Natur haben, so werden die Ideen und Namen, die einen vor den anderen, erlangt, wie es sich eben zuträgt.

§ 16. Der Grund, warum ich dieses Thema so ausführlich behandelt habe. – Was hier über die gemischten Modi gesagt worden ist, leidet mit sehr geringen Abweichungen auch auf die Relationen Anwendung, und ich kann, weil jedermann dies leicht selbst bemerken wird, mir die Mühe einer weiteren Auslassung hierüber ersparen, zumal da vielleicht manche denken mögen, was ich hier in diesem dritten Buche über die Wörter gesagt habe, sei viel mehr, als ein so unbedeutender Gegenstand erfordere. Ich räume ein, daß es sich auf einen geringeren Umfang einschränken ließe; meine Absicht war jedoch, meinen Leser bei einer Materie verweilen zu lassen, die mir als neu und ein wenig abseits liegend erscheint (wenigstens habe ich an sie nicht gedacht, als ich zu schreiben anfing), damit bei einer gründlichen Untersuchung und allseitigen Betrachtung derselben der eine oder der andere Teil sich mit den Gedanken eines jeden berühren, und auch dem Abgeneigtesten oder Gleichgültigsten Veranlassung bieten möge, auf ein allgemeines Mißverhalten zu achten, dem man, so folgenreich es auch ist, doch nur wenig Berücksichtigung schenkt. Wenn man erwägt, welcher Lärm über die Wesenheiten gemacht wird, und wie sehr alle Zweige des Wissens, des Vortrags und der Unterhaltung durch die sorglose und verwirrte Benutzung und Anwendung von Wörtern erschwert und gestört werden, so wird man es vielleicht für der Mühe wert halten, dasselbe Nämlich das im vorigen Satze erwähnte Mißverhalten. vollständig ans Licht zu ziehen, und mir verzeihen, wenn ich lange bei einem Gegenstande verweilt habe, auf den, wie ich meine, deshalb eindringlich aufmerksam gemacht werden muß, weil die Fehler, deren sich die Menschen gewöhnlich in dieser Hinsicht schuldig machen, nicht nur die größten Hindernisse wahrhafter Erkenntnis sind, sondern in so hohem Ansehen stehen, daß sie für eine solche gelten. Häufig würden die Menschen einsehen, welch kleine Portion von Vernunft und Wahrheit – wenn überhaupt eine den aufgeblasenen Meinungen beigemischt ist, von denen sie übervoll sind, wenn sie nur über das modische Phrasengeklingel hinausblicken und beobachten wollten, welche Ideen unter den Wörtern befaßt oder nicht befaßt sind, womit sie in jeder Richtung so wohl gewaffnet sind, und womit sie so zuversichtlich um sich hauen. Ich werde glauben, daß ich der Wahrheit, dem Frieden und der Gelehrsamkeit einigen Dienst geleistet habe, wenn ich durch ein längeres Verweilen bei diesem Thema die Menschen zum Nachdenken über ihren eigenen Gebrauch der Sprache bestimmen, und ihnen Grund zu dem Argwohn geben kann, daß, weil es häufig bei anderen vorkommt, es auch für sie nicht unmöglich sein möge, mitunter sehr gute und approbierte Wörter im Munde und in der Feder zu führen mit einer sehr unsicheren, geringen oder gar keiner Bedeutung. Und deshalb ist es für sie nicht unvernünftig, hiebei selbst vorsichtig zu sein, und sie bereitwillig von anderen prüfen zu lassen. Mit diesem Ziel vor Augen will ich deshalb in dem fortfahren, was ich über diese Materie weiter zu sagen habe.


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