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Vierzehntes Kapitel.
Der Abschied.

In wenigen Wochen sollten die beiden Freunde nach der Universität abreisen, und in beiden Familien begann eine fieberhafte Thätigkeit, namentlich der weiblichen Glieder, um alles Erforderliche herzustellen. Lottchen und die Schulzen schnitten zu und nähten von den Stücken feiner Leinwand, die in den Vorratsschränken lagen, als sollte eine Ausstattung für einen ganzen Haushalt hergestellt werden, und der Fuhrmann, der den Verkehr mit der Umgegend vermittelte, hielt jede Woche vor dem großen Hause auf dem Markt und nahm riesige Kisten und Ballen in Empfang, die er weiter befördern sollte an den Kollegen im nächsten Ort, der sie wieder weiter lieferte, bis sie endlich in der Universitätsstadt anlangten.

»Er kann das alles mieten,« meinte der Bürgermeister, als die Schulzen und Lottchen von der Zimmereinrichtung sprachen, »so etwas schickt kein Mensch so weit.«

»Na, es wird dann auch danach sein,« jammerte die Schulzen, »und das sage ich, unsere eigenen Betten muß das arme Kind wenigstens mitnehmen; das leide ich nicht, daß er sich in fremde Federn legt, die vielleicht nicht einmal auf Gänsen gewachsen sind und wo schon alles mögliche Gesindel drin geschlafen haben kann.«

»Meinetwegen Bett und Wäsche,« entschied der Bürgermeister, »alles übrige ist Unsinn; die Bettstelle findet sich dort.«

Die Schulzen merkte, daß sie sich fügen mußte; aber sie stopfte nun wahre Berge von Federn zusammen, denn sie meinte: »Weg nehmen sie dem armen Wurm, das mit nichts Bescheid weiß, doch die Federn; da soll er so viel bekommen, daß er nicht gleich aufs Harte gerät.«

Georg wurde herbeigeholt. »Walter ist zu unverständig,« klagte ihm die Schulzen, »ich zähle ihm die Dutzende vor, er hört gar nicht hin; du mußt nach den neuen Taschentüchern sehen, er läßt sie immer herum liegen, trage auch Sorge, daß er nicht stets ungleiche Nummern von Strümpfen anzieht, und wenn sie Löcher haben, soll er sie uns herschicken, und, Georg, er soll nicht immer die Bänder abreißen; es ist seine Manier so, erst macht er Knoten, dann wird er ungeduldig und reißt oder schneidet alles durch; hilf du ihm nur.«

Georg versprach alles; aber die Schulzen war entsetzt, als sie erfuhr, daß die Freunde nicht zusammen wohnen würden. Sie faßte sich ein Herz und machte dem Bürgermeister Vorstellungen, was denn aus Walter ohne Beistand werden sollte.

Allein sie kam schlecht an. »Ist der Junge noch nicht alt genug, um endlich vom Gängelbande loszukommen?« schalt der Bürgermeister. »Er hat sich sein ganzes Leben zu sehr auf andere verlassen, davon ist er so unselbständig und wankelmütig geworden, und nur bei dummen Streichen stellt er seinen Mann.«

»Ja, aber Herr Hofrat, was soll denn aus der schönen Wäsche werden!« klagte die Schulzen. »Es ist ein Jammer um das feine Leinen und die Spitzen; der junge Herr bringt es alles durch, den rauben sie im ersten Vierteljahr aus, ist kein Aufpasser da.«

»Da haben wir's ja!« rief der Bürgermeister, zwischen Ärger und Lachen geteilt; »hier hatte der Schlingel die Schulzen; dort soll Georg die Kinderfrau abgeben! Mag immerhin etwas verloren gehen, wenn er nur dabei lernt, endlich für sich selbst zu sorgen.«

Die Schulzen wagte nicht zu widersprechen, aber sie seufzte herzzerbrechend.

»Sei Sie doch vernünftig, Schulzen,« sagte der Bürgermeister begütigend, »Sie kann doch nicht erwarten, daß Georg in denselben Verhältnissen die Universität beziehen soll, wie mein einziger Sohn? Georg muß sich kümmerlich durchringen, und er wird's mit Ehren thun, aber Walter soll nicht zu beschränkt sein; ich habe ihn vielleicht bisher zu sehr am Zügel gehabt, und da mag er nun das Leben als vermögender Eltern Kind kennen lernen; Jugend will sich austoben, nachher wird er hoffentlich gesetzt und betreibt sein Studium um so ernsthafter.«

Die Schulzen hatte kein rechtes Vertrauen zu dem Experiment, mußte jedoch ihre Sorgen für sich behalten.

»Sie bleiben doch Freunde?« fragte sie zaghaft.

»Das will ich hoffen,« erwiderte der Bürgermeister ruhig; »Georg wird schon im rechten Augenblick zu Walter stehen.«

»Wenn nur ein Mensch da wäre, der nach dem Rechten sähe,« fing die Schulzen wieder an. »Der Herr Bürgermeister wissen nicht, wie es um Walters Kommode und Schränke steht; es graust einem manchmal, und wenn er sich vor mir nicht mehr zu fürchten braucht, so kommen Stiefel und Tinte, Seife, Tabak, Wäsche und Bücher alles in dasselbe Fach.«

»Dafür wird sein Bedienter schon sorgen,« tröstete der Bürgermeister.

»Na, Gottlob, daß er doch jemand mitkriegen soll,« rief die Schulzen freudig. »Könnten wir ihm nicht hier einen aussuchen, damit er nicht einen wildfremden Menschen um sich hat.«

Der Bürgermeister nickte einverstanden. »Ich habe an Johanns Enkelsohn gedacht,« sagte er, »er ist zwar noch sehr jung, erst fünfzehn Jahr alt, aber er ist groß und kräftig, dabei auch brauchbar und treu, und bei Johann ist er in guter Schule gewesen.«

Die Schulzen erhob einige Einwendungen wegen der großen Jugend des Burschen, war sonst aber mit dem Vorschlage zufrieden. Anton wurde seine Beförderung zu der Stelle verkündigt. Die Nachricht erfüllte ihn mit großer Freude, die aber bald einen Dämpfer erhielt, als ihn die Schulzen und der Großvater zusammen in die Lehre nahmen und sich bemühten, aus ihm das Muster eines Bedienten zu machen. Sie redeten und schalten bald einzeln, bald gemeinschaftlich auf ihn los, und er hatte alle Ursache, die Tage bis zur Abreise wie zu einer Erlösung zu zählen.

Walter hatte mit der Zeit seine gute Laune wieder gewonnen, der Vater hatte ihm verziehen, und er hoffte zuversichtlich, daß er alles wieder gut machen und das schlechte Abiturientenexamen durch eine glänzende Universitätslaufbahn, die er seinem Fleiße verdanke, auslöschen würde. Das Lernen wurde ihm ja leicht, wenn er sich nur ernstlich und anhaltend anstrengte, so hatte es keine Not, und das sollte später gewiß geschehen, vorläufig war es ja nicht einmal nötig, der Vater hatte ihm ja selbst geraten, in den ersten Semestern sich dem fröhlichen Treiben nicht zu fern zu halten.

Lottchen mußte Pfeifenschnüre und ein schönes Cereviskäppchen anfertigen, das er keck auf die Locken setzte; dazu kam der Tabaksbeutel und die lange Pfeife, auch eine große Bulldogge, die er kurz vor der Abreise erstand; so sah man ihn überall hochvergnügt umherschlendern, und der Bürgermeister, welcher der eigenen Jugendzeit gedachte, ließ ihn mit stillem Wohlbehagen gewähren

Frau Fisch sorgte gleichfalls nach besten Kräften für ihren Sohn, und jedes Stück Wäsche, das aus Minchens und Dorchens Händen hervorging, war ihr eine Freude, während sie selbst fleißiger denn je für ihn strickte und spann. Georg lobte alles und legte es sorgsam in das Felleisen, das seine wenigen Habseligkeiten enthielt; er verstand es, den Frauen das Arbeiten für ihn zu einem Vergnügen zu machen.

Am Tage vor der Abreise huschte Lottchen in das Nachbarhaus, ein kleines Päckchen in der Hand; sie hatte eine Zeit gewählt, in der sie sicher wußte, daß Georg abwesend war, und bat nun seine Mutter, die Taschentücher, die sie hier brächte, heimlich in seinen Mantelsack zu thun. »Ich habe das Garn selbst gesponnen,« sagte sie; »die Schulzen lobt es als hübsch fein; ich habe die Tücher gebleicht, gesäumt und seinen Namen hineingezeichnet, um doch auch etwas für ihn zu thun.«

Frau Fisch war durch diese Fürsorge so tief gerührt, daß ihr die Worte fehlten, die ihr sonst so reichlich zu Gebote standen. »Die Mutter würde ganz anders für Georg gesorgt haben,« sagte Lottchen bekümmert, »denn er war ihr fast wie ein Sohn.«

»Sie war ein Engel,« sagte Frau Fisch schluchzend; »darum hat sie uns Gott auch nicht gelassen!«

»Ich mag gar nicht daran denken, wie öde es werden wird,« klagte Lottchen nun auch weinend; »der Vater hat keine Zeit für mich, ich bin nun ganz allein, wenn die Knaben fort sind.«

»Armes Kind!« seufzte die Frau, die es klarer als je empfand, daß man einsam und verlassen sein kann, trotz Wohlstand und Vornehmheit. Wie still und leer mußte das große Haus sein, in dem nur ein ernster, alternder Mann und ein mutterloses Kind walteten, und wie traulich erschien ihr ihr kleines Häuschen mit dem großen Familienkreise, dem zwar auch nicht die Lücke fehlte, in dem aber Eltern und Kinder so innig verbunden waren. Wäre nur nicht der eine leere Platz dessen gewesen, der unsichtbar stets vor ihrer Seele stand, nach dem sie oft laut rufen mochte in heißer Sehnsucht, und den sie doch nicht zu finden wußte. War er tot, war er verdorben in der Fremde? Oft fürchtete sie es; wie hätte er sonst das Verlangen nach den Seinen so ganz unterdrücken können, daß er noch nicht einmal eine Nachricht zu ihnen gelangen ließ?

Die beiden Freunde befanden sich in ihrem ehemaligen Schulzimmer, das wüst und unwohnlich aussah. Dies und jenes hatten sie zum Mitnehmen eingepackt, anderes war von seinem gewohnten Platz genommen und lag und stand, wo sie es beim Auswählen hingethan, und Walter widersetzte sich Georgs Bemühen, wieder die alte Ordnung herzustellen und amüsierte sich damit, mit Pluto umherzutollen und ihn über Tische und Stühle springen zu lassen.

»Es war doch eine schöne Zeit, die wir hier verlebt,« meinte Georg; »ich scheide schwer aus den lieben Räumen.«

»Ja, du verstehst es, dich an jeden Plunder zu hängen,« meinte Walter achselzuckend. »Laß jetzt die Jeremiade, wir wollen die letzten Stunden noch recht lustig verbringen.«

»Hast du schon von deiner Mutter Abschied genommen?« fragte Georg. »Sonst könnten wir zusammen ihr Grab besuchen.«

Walter wurde rot und stand sogleich auf. »Gut, daß du mich erinnerst,« sagte er beschämt; »ich hätte es mir später nie vergeben, wenn ich es vergessen hätte.«

Schweigend schritten die Freunde vor das Thor, dem Friedhofe zu. Er lag da in dem melancholischen Farbenschmucke des Herbstes, der so schön ist und doch die nahe Vergänglichkeit predigt; auf den Gräbern prangte reicher Blumenflor, mit dem liebende Hände sie geschmückt; doch dazwischen fielen welke Blätter zur Erde.

Ein schönes Monument bezeichnete in dem großen, von einem eisernen Gitter umgebenen Erbbegräbnisse, das der Familie des Hofrats gehörte, den Platz, wo die irdische Hülle seiner Gemahlin ruhte; unter den reichen Blumenspenden, an denen es Lottchen nie fehlen ließ, lag ein Kranz von Cypressen und Epheu, von Georgs Hand gewunden und still dort niedergelegt, als er in der ersten Stunde des Morgens seine Schritte nach dem Kirchhofe lenkte, um der Frau, die er als seine mütterliche Wohlthäterin verehrte, nochmals im stillen zu danken und ihr das Gelübde zu wiederholen, das sie einst in betreff ihres Sohnes von ihm gefordert hatte. Es würde ihm nie in den Sinn gekommen sein, daß Walter die heilige Pflicht des Abschiedes von dem teuren Grabe versäumen könnte, wenn nicht Lottchen ihm mit verweinten Augen einige Worte darüber zugeflüstert hätte.

»Ich werde es Walter sagen,« setzte sie hinzu; »wie kann er so fortgehen! Daß ich ihn überhaupt daran erinnern muß!«

»Laß mich es thun, Lottchen,« bat Georg; »wir gehen dann beide zusammen.«

Als Walter jetzt Arm in Arm mit dem Freunde an die geheiligte Stätte trat, fiel ihm erst ein, daß er mit leeren Händen kam, ohne eine Blume, um sie hier niederzulegen. Er erschien sich undankbar, schlecht, unkindlich wie noch nie; alles Weh, was er damals empfunden, als er aus dem Kreise schlimmer Genossen an ihr Sterbebett trat, durchzuckte ihn wieder, er vermochte seine Erregung nicht zu beherrschen; laut weinend sank er neben dem Marmor nieder und begrub sein Angesicht in dem grünen Hügel, und es dauerte lange, ehe Georgs tröstendes Zureden ihn einigermaßen zu beruhigen vermochte. »Du hast sie nie gekränkt,« sagte er »für dich ist ihr Grab eine Stätte des Friedens; aber ich – wie oft habe ich gethan, was sie nie gebilligt haben würde, nie billigen konnte.«

»Du wirst jetzt mit mehr Kraft kämpfen,« sagte Georg-

»Glaubst du das wirklich?« fragte Walter bitter. »Ich kenne mich besser. Jetzt bin ich fest entschlossen, stets so zu handeln, daß ich ihr Auge nie zu scheuen brauchte; wie es aber um mich in der nächsten Stunde steht, weiß ich selbst nicht. Die besten Vorsätze verfliegen, ich höre auf keine warnende Stimme mehr, ja, jeder, der nur in Thorheiten entgegentritt, erscheint mir als Feind.«

»Wenn du dir selber darüber klar bist,« sagte Georg kleinlaut, »so wirst du dich auch überwinden.«

»Ich habe kein Vertrauen zu mir selbst,« gestand Walter kummervoll; »aber du, Georg, sollst mein besseres Ich sein, auf dich will ich hören. Nicht wahr, du stehst mir als treuer Freund bei, wenn ich mich verleiten lasse?«

»Das will ich,« sagte Georg fest und innig, »sowohl um deiner- als um deiner Mutter willen. Aber bedenke, daß ich auch nur schwach bin; du solltest dir eine festere Stütze suchen.«

»Ich weiß, du meinst Religion, Tugend, Pflichtgefühl,« erwiderte Walter; »ich will sie mir auch zum Leitstern nehmen, doch ich brauche den lebendigen, gegenwärtigen Freund, dessen Stimme ich hören, dessen Hand ich fassen kann, der mir beisteht, wenn ich irre, der mich warnt, auch wenn ich ihm nicht danke, der mit mir Geduld hat und mir verzeiht, wenn ich ihn kränke.«

»Das alles will ich für dich thun, Walter,« sagte Georg; »unser Bund, den wir in früherer Kindheit geschlossen, soll sich, so Gott will, durch unser ganzes Leben bewähren, und wir wollen beide darin Erhebung und Veredlung suchen. Dazu laß uns den Segen der Verklärten erbitten!«

Sie knieten, sich fest umschlungen haltend, am Grabe nieder und sprachen ein leises, inniges Gebet; als die Zweige der Traueresche sanft im Hauche des Windes rauschten, war es ihnen, als spräche die Entschlafene ihren Segen über den Bund.

Am nächsten Morgen ging es fort; mit Tagesgrauen bestiegen sie den Postwagen, der sie ihrem Bestimmungsorte zuführen sollte. Der Postillon blies auf seinem Horn ein lustiges Reiselied, das nur in seinem Ohr einen frohen Widerhall fand, denn der Abschied hatte sein bitteres Weh über die ganze Gruppe von Menschen ausgebreitet, die vor dem Posthause versammelt waren. Georg und Walter sahen bleich und niedergeschlagen aus, die Augen zeigten eine verdächtige Röte, und sie ließen stumm Umarmungen und Händedrücke über sich ergehen, aus Furcht, alle Fassung zu verlieren, sobald sie ihrem Gefühle Worte gaben. Der Bürgermeister bewahrte scheinbar seine feste Haltung, aber auch er vermochte ein verräterisches Beben der Stimme nicht zu unterdrücken, und oft mußte er sich an den Augen zu schaffen machen, über denen es wie ein Nebel lag. Die Schulzen und Frau Fisch schluchzten um die Wette hinter dem umgeschlagenen Schürzenzipfel, den jede vor die Augen hielt; Lottchen und Georgs Schwestern ließen es nicht an Rührung fehlen, und der Meister zog seinen Jüngsten, der immer sein Stolz gewesen war und der ihm bis jetzt nur Freude gemacht hatte, immer wieder an sich.

Gottlieb zupfte den Einsteigenden am Arme. »Du, Georg, nimm doch die Pfeife mit, es raucht sich sehr gut aus ihr; bei dir ist sie besser aufgehoben als bei mir. Du solltest sie doch erben.«

»Nimmermehr,« sagte Georg entschieden; »die Pfeife stopfe ich, so Gott will, für Euch mit dem besten Tabak, der zu haben ist, sobald ich es zu etwas gebracht habe. Aber daß Ihr sie mir schenkt, das dürft Ihr mir nicht anthun.«

Gottlieb steckte sein geliebtes Besitztum zögernd wieder zu sich. »Ich hätte sie dir so gern gegeben,« sagte er.

»Doch ich habe erst Freude daran, wenn Ihr sie behaltet und wir beide auf den Tabak hoffen,« erwiderte Georg lächelnd.

Anton, den sein neuer Bedientenrock mit Stolz erfüllte, hatte seinen Großvater umarmt, einen respektvollen Bückling vor dem Hofrat gemacht und wollte sich nun verstohlen zum Schwager auf den Bock schwingen, ohne daß ihn die gefürchtete Schulzen gewahr würde. Der alte Johann war durch den Abschied von seinem jungen Herrn und die Trennung von seinem Enkel ganz überwältigt: er hatte letzterem sogar ein Zweithalerstück geschenkt unter den letzten Ermahnungen; aber die Schulzen ließ sich so leicht nicht erweichen, vor ihr hatte der neugebackene Bediente die größte Angst.

Und richtig, sie erwischte ihn doch. »Heda, Mosjeh!« rief sie ihm zu; »wir haben noch nicht das letzte Wort miteinander gesprochen. Daß du auf Ordnung hältst und für den jungen Herrn sorgst, sonst krieg' ich dich bei den Ohren, sobald du wiederkommst, und dann sollst du sehen, daß eine Korporalswitwe keinen Spaß versteht.«

»Ich will ja alles besorgen, was ich thun kann,« beteuerte Anton kläglich und griff unwillkürlich nach den bedrohten Gliedmaßen. Wie froh war er, als der Postillon die Peitsche knallen ließ, die Pferde antrieb und das Horn an den Mund setzte, unter dessen Geschmetter sie von dannen fuhren.

Die Insassen des Wagens grüßten mit Hand und Mund, weiße Tücher flatterten; doch so schwerfällig auch, der ungeschickte Kasten dahin schwankte, die nächste Biegung der Straße war bald erreicht und entzog ihn den Blicken der Zurückbleibenden, die traurig den verödeten Häusern zuschritten.


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