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Der Morgen fand die Stadt von Feinden leer, aber in unsäglichem Jammer und Elend. Alle Hilfsquellen waren erschöpft, alles irgend wertvolle und bewegliche Gut fortgenommen, und was nicht zur Beute der unersättlichen Habgier geworden das war der entfesselten Zerstörungswut zum Opfer gefallen. Der Wohlhabende war arm geworden, der Arme hatte sein Letztes verloren! Dazu die Furcht vor Erneuerung der Durchmärsche, die um so schrecklicher werden mußten, je weniger man den Anforderungen genügen konnte, und endlich die Aufbringung der Kontribution die den letzten Heller verschlang! Überall sah und hörte man verzweiflungsvollen Jammer, bittere Not, und kein Hoffnungsstrahl durchbrach die düsteren Wolken, welche die Zukunft verhüllten.
Der Winter kam, ein endloser, trauriger Winter. Sonst hatte man sich zusammengefunden, die Frauen und Mädchen beim Spinnrade, die Männer mit der Tabakspfeife; jetzt scheuten die Menschen die gesellige Vereinigung, ein jeder blieb trübselig zu Hause, man vernahm nur die Klagen und Seufzer der anderen, und man hatte am eigenen Leide genug zu tragen, um noch ein williges Ohr für fremdes Unglück zu behalten.
Die Durchzüge der fremden Truppen hörten zwar auf, aber nur, weil sie das ganze Land überschwemmt und sich überall zu Herren gemacht hatten; die Festungen waren bis auf wenige übergeben, die Hauptstadt in den Händen der Feinde, und der französische Kaiser erließ aus den Zimmern der Königin, die er sich im Schlosse zu Berlin eigens zur Wohnung erwählt, Manifeste voll roher Beschimpfung gegen sie, die krank und flüchtig, aber doch groß und ungebrochen, im fernen Osten ihr Unglück ertrug.
Weihnachten vermochte die betrübten Herzen nicht aufzurichten, und das neue Jahr wurde bekümmerter Seele begonnen. Neue Unglücksbotschaften kamen; als der Februar das Land mit furchtbarer Kälte heimsuchte, hörte man von der grauenhaften Schlacht, die bei Eylau geschlagen und trotz aller Tapferkeit, welche die Preußen bewiesen, verloren war, und in dem Heulen und Brausen des Sturmes glaubte man das Ächzen und Wimmern der Verwundeten zu vernehmen, die in der furchtbaren Winterkälte den Geist aufgaben, nachdem sie tagelang vergebens nach Hilfe und Pflege geseufzt hatten.
Endlich wurde es Friede, aber ein solcher Friede, der niemand erfreute; Preußen war zerstückt, beraubt, gedemütigt; es schien vernichtet, und die Lasten, welche seine Bürger zu tragen hatten, waren härter und drückender, als sie der furchtbarste Krieg hätte fordern können.
Aber während Armut und Not das Zepter schwangen, während alles, worauf man gehofft und vertraut, zusammenbrach, begann unter dem Schnee der Trübsal neues, kräftiges Leben zu keimen, noch verborgen und unscheinbar, aber unwiderstehlich nach oben sich durchringend. Es war ein anderer Geist über das Volk gekommen, und hoch und niedrig empfand sein Wehen. Man erkannte, was das Unglück heraufgeführt hatte. Die Überschätzung, das stolze Vertrauen auf eine große Vergangenheit, deren man nicht mehr würdig war, und die Selbstsucht, die nur an das eigene Wohl dachte und ganz vergaß, daß jeder im Staate ein Glied der Gesamtheit ist, in deren Dienst er leben und sterben sollte.
Ein ganzes Volk gewahrte seine Fehler, und ein ganzes Volk beugte sich in Demut dem Strafgericht des Himmels. Aber darin lag schon wieder die Auferstehung von dem tiefen Fall. Neues Gottvertrauen zog in die Herzen: Der Gott, zu dem man voll Inbrunst flehte, würde auch Erbarmen haben, er würde ein Ende mit der Not machen, wenn es an der Zeit wäre, und alle waren bereit, das Ihre zu thun, sobald die Forderung an sie heran treten würde. –
Eine seltsame Bewegung herrschte in Hohenstein. Man sah preußische Uniformen; ein ungewohnter Anblick, denn der König durfte nur eine beschränkte Anzahl Soldaten halten, und viele Städte, darunter Hohenstein, hatten, ohne allzu großen Schmerz, ihre Garnison verloren.
Heute erblickte man wieder die früheren Offiziere, aber sehr verändert, weniger hochfahrend und viel ernster als einst; die jungen Leute der Stadt und Umgegend strömten auf den Marktplatz, um dort sich aufzustellen und von den Offizieren besichtigt zu werden. Etwas noch nie Dagewesenes sollte geschehen: man hielt Musterung über die Söhne, der Bürger und Bauern, um sie in das Heer einzustellen, wenn sie von den Offizieren gemessen und von den Ärzten für tauglich befunden waren. Ein jeder sollte von jetzt ab als Soldat dem Könige dienen, sollte für Jahre aus seinen alten Verhältnissen scheiden, um seine Kraft für das Vaterland bereit zu machen, und die Erwählten schritten stolz und freudig einher, während die Zurückgestellten das Haupt senkten und still beiseite traten, denn von jetzt ab sollte jeder Preuße, welches Ranges und Standes er auch sei, dem Heere angehören, und es war keine Schmach mehr, sondern eine Ehre. Der Soldatenstand sollte aus den Kindern des Landes bestehen, jede beschimpfende Strafe war von ihm genommen, dem Heere anzugehören, sollte die höchste Auszeichnung sein.
Wilhelm und Fritz Fisch befanden sich unter den jungen Mannschaften; beide wurden gewählt, und waren mit freudigem Stolz erfüllt, daß sie in fünf Tagen bereit sein sollten, zur Armee abzugehen. Georg und Walter, die es sich nicht nehmen ließen, an der Straßenecke zu warten und die beiden nach Hause zu begleiten, jauchzten ihnen fröhlich zu und bedauerten nur, daß sie noch nicht alt genug waren, um auch das Gewehr tragen zu können.
Meister Fisch und seine Frau hatten dies nicht anders erwartet und waren bereit, ihre großen, kräftigen Söhne für das Vaterland herzugeben, das sie nunmehr beschützen sollten. Beide waren gealtert; die hohe Gestalt des Meisters war gebeugt, sein Haar war fast ganz ergraut, und auch die Frau hatte ihr frisches Aussehen eingebüßt. In ihrer Wohnung war es noch einfacher als sonst, denn was sie durch Einquartierung und Plünderung verloren, hatten sie nur zum Teil wieder zu ersetzen vermocht. Der Erwerb reichte nur für das tägliche Bedürfnis hin; der Meister hatte außer Gottlieb nur seinen Sohn Wilhelm in der Arbeit, und wenn dieser jetzt von ihm ging, so konnte er es auch mit dem Altgesellen allein schaffen, denn es fehlte oft an Bestellungen, und noch öfter an Bezahlungen für das Gelieferte. Gab es Arbeit, so war der Meister bis tief in die Nacht hinein thätig, um schnell den seltenen Verdienst zu erlangen, auch wohl sich die drückenden Sorgen zu vertreiben, die ihn doch nicht schlafen ließen.
Die Meisterin wusch, nähte und flickte eifrig mit ihren Töchtern, um für die Söhne alles wohl in stand zu setzen, was sie ihnen in treuer Muttersorge mitgeben wollte. Es wurde ihr nicht leicht, sie von sich zu lassen, und doch – wieviel Schweres hatte sie ertragen müssen, als ihr Ältester von ihr ging, sie wußte nicht wohin. Wie hatte sie sich in stummer Sehnsucht verzehrt nach ihm oder wenigstens nach einer Kunde von ihm, die nicht kam! – Wo mochte er weilen, oder gehörte er nicht mehr zu den Lebenden?
Ein schwerer Seufzer entrang sich ihrer Brust. Da umschlangen sie zwei Arme, und ihr Mann zog sie an sein Herz. Sie hatte nichts von seiner Gegenwart geahnt und allein zu sein geglaubt, denn sie verbarg ihm ihren Gram; aber er verstand sie auch ohne Worte, und als er ihr liebevoll in die Augen blickte, las sie auch in den seinen dieselbe schmerzliche Frage, für die es keine Lösung gab.
»Vielleicht wird noch alles gut, Vater,« flüsterte sie. und die Gemeinsamkeit ihres Kummers belebte ihren Mut von neuem; »Gott kann alles herrlich hinausführen.«
»Hoffen wir das,« antwortete der Meister einfach; »ich werde nicht müde, für den Verlorenen zu beten!«
Ein frischer, klarer Herbstmorgen erfüllte die angehenden Rekruten mit fröhlichem Mut. In ihren Sonntagskleidern, eine verspätete Blume an der Mütze, das zusammengeknotete Bündel, welches ihre wenigen Habseligkeiten enthielt, an den Stock hängend, den sie über den Schultern trugen, so zogen sie singend und scherzend hinaus, den Orten zu, die ihnen als Sammelplätze bestimmt waren. Der Abschied von Hause war ihnen nicht leicht geworden, so mancher wischte sich verstohlen die Thränen ab, deren er sich vor den Kameraden schämte; aber die Trennung war ja keine dauernde, nach Jahr und Tag kehrten sie zurück, um dann bereit zu sein, wenn der ersehnte Ruf des Königs sie unter den Fahnen gegen den Landesfeind sammeln würde.
Wilhelm und Fritz Fisch zogen mit der jugendlichen Schar; die Eltern halten ihnen segnend die Hände aufs Haupt gelegt, die Schwestern unter Thränen ihnen den Scheidekuß gegeben, sie selbst mit Mühe ihre Standhaftigkeit bewahrt.
Unter der Hausthür standen der Meister und seine Frau und blickten den Davoneilenden nach, die nochmals grüßend die Mütze schwenkten und fröhliche Abschiedsworte zurückriefen.
»Tüchtige Jungen, Meister,« sagte der Hauptmann von Telten, den das Aushebungsgeschäft für einige Tage in die frühere Garnison zurückgeführt, und der es früher unter seiner Würde gehalten haben würde, mit einem einfachen Tischler sich in eine Unterredung einzulassen, nun aber in den letzten Unglücksjahren viel leutseliger geworden war. »Wartet nur ein Jährchen, dann kriegt Ihr sie wieder, und dann sollt Ihr erst Eure Freude dran haben! Wir bringen ihnen Akkuratesse und Disziplin bei.«
»Ach Gott! wenn Sie nur nicht gar so streng mit ihnen verfahren, Herr Hauptmann,« sagte Frau Fisch weinend.
Der Hauptmann lachte. »Hat nichts zu sagen, Frau Meisterin; jetzt werden sie glimpflich angefaßt. Sie wissen, die Soldaten sollen nicht mehr durch Fuchtel und Stock, sondern bei der Ambition geführt werden. Wollen sehen, ob es geht! Königs Majestät haben befohlen, wir gehorchen. Andere Zeiten, andere Sitten! Hätte nicht geglaubt, daß ohne Fuchtel und ohne Gassenlaufen fertig zu werden wäre. Nun, probieren geht über studieren. Also seien Sie guten Muts! Es wird den Jungen kein Haar gekrümmt.«
»Drei Jahre sind eine lange Zeit, Herr Hauptmann,« sagte Frau Fisch bekümmert, »da kann ihnen viel passieren.«
»Pah! Was soll ihnen denn geschehen?« meinte der Hauptmann. »Wenn wir noch Krieg bekämen! Aber dazu ist ja keine Aussicht. Können auch nicht gut Erst ein tüchtiges Heer haben. Müssen alle dabei helfen. Schade, daß wir die Leute nicht drei Jahr behalten können, wie es das Gesetz will. Dann wäre etwas aus ihnen zu machen. Aber der schändliche Napoleon« – er sah sich doch scheu um, ob nicht ein Spion in der Nähe wäre – »hat unserm Könige ja nur 42000 Mann unter den Waffen erlaubt. Na, wir schlagen ihm doch ein Schnippchen. Die Leute eingezogen, tüchtig exerziert, entlassen, neue eingezogen; dasselbe Spiel; schließlich haben wir die ganze Jugend zu Soldaten gemacht, ohne daß er's merkt. Das reine Sparta! Aber wo will denn der Meister hin?« fragte er neugierig, denn dieser trat eben in seinem besten Anzuge aus dem Hause, in das er sich trotz seines Respekts vor dem Herrn Hauptmann schon bei Beginn des Gespräches zurückgezogen hatte.
»Wissen denn der Herr Hauptmann nicht, was hier in der Stadt Großes vorgeht?« fragte er erstaunt. »Ach so, Sie sind kein Bürger, und in den paar Tagen, die Sie hier sind, haben Sie sich nicht um städtische Angelegenheiten bekümmert.«
»Nein, aber zum Donner – Mann, macht nicht so lange Reden,« rief der Hauptmann ungeduldig, »was ist denn los?«
»Bürgermeisterwahl!« entgegnete der Tischler triumphierend.
»Bürgermeisterwahl?« fragte der Hauptmann verwundert. »Ihr habt ja Euren Stadtdirektor!«
»O, mit dem ist die Herrlichkeit längst vorbei,« fiel Frau Fisch eifrig ein. »Der schlechte Mensch hatte kein Interesse für die Stadt, dachte nur an seinen Vorteil und verriet König und Bürgerschaft. Zuletzt hielt er's ganz offen mit den Fremden, und nun ist er in aller Stille verschwunden, vielleicht zu seinem Glück, denn hier gönnte ihm keiner etwas Gutes.«
»Wenn er auch nicht fortgelaufen wäre, er hätte doch nichts mehr zu sagen,« erklärte Meister Fisch vergnügt. »Haben der Herr Hauptmann nicht von der neuen Städteordnung gehört?«
Dieser schüttelte den Kopf. »Man hat jetzt so viel mit den Neuerungen beim Heere zu thun,« sagte er entschuldigend, »da kann man sich nicht um Dinge kümmern, die einen direkt nichts angehen. Was ist's denn? Erzählt doch, Meister.«
»Nun, es ist wieder so wie in den alten Zeiten,« berichtete dieser freudig. »Wir bleiben die Unterthanen des Königs, aber wir dürfen uns wieder unsere eigene Obrigkeit wählen und uns selbst regieren; wenn wir nichts gegen den Staat thun, sondern unsere Pflichten treulich erfüllen, so kümmert sich niemand um unsere eigenen Angelegenheiten, wir entscheiden's selbst nach unserem besten Wissen.«
»Ja, und heute sollen sich die Bürger die neue Obrigkeit wählen,« fügte Frau Fisch hinzu, »nicht nur einen Bürgermeister, sondern auch Stadtverordnete, und denken Sie nur, Herr Hauptmann, nicht nur die alten Geschlechter, die sonst allein die Ratsherren abgaben, kommen jetzt in Betracht, sondern wer als rechtschaffener, verständiger Mann das Vertrauen seiner Mitbürger genießt, der kann zu solchem Ehrenamt erwählt werden.«
»So?« sagte der Hauptmann gedehnt, »hm, mag manches für sich haben, aber anders, ganz anders wie sonst. Man muß sich erst daran gewöhnen. Horch! Die Glocken fangen zu läuten an.«
»Sie rufen die Bürger aufs Rathaus zur Wahl. Empfehle mich zu Gnaden, Herr Hauptmann,« sagte Meister Fisch und eilte davon, der Offizier aber besann sich darauf, daß es auch für ihn Zeit sei, den Rekruten zu folgen.
Walter und Georg hatten es zwar unter ihrer Würde gefunden, den Abziehenden durch die Straßen der Stadt das Geleit mit den anderen Jungen zu geben, doch fühlten sie sich nicht weniger bei ihrem Ausmarsch beteiligt und hegten nur den einen Wunsch, so viele Jahre älter zu sein, um mit ihnen ziehen zu können. Doch das konnte nur in der Zukunft zu erreichen sein; jetzt waren sie hinaus vors Thor geeilt und hatten sich dort an einer Erhöhung dicht an der Straße aufgestellt, wo sie die Schar mit einem lauten Hurra begrüßten, um noch ein wenig mitzuziehen und von allen Bekannten, besonders von Wilhelm und Fritz Fisch durch vielfaches Händeschütteln den herzlichsten Abschied zu nehmen.
»Zum Trommeln könnten sie uns jetzt schon brauchen,« meinte Walter. »Wie wäre es, Georg, wenn wir gleich mitgingen und unser Heil versuchten. Wir schreiben's nachher den Eltern.«
Georg war, wie immer, auch hier ruhiger, und es gelang ihm endlich, Walter zur Heimkehr zu bewegen, nicht ohne daß dieser seinem Zorn gegen das Büchersitzen Luft gemacht hätte, wozu noch die unangenehme Erwartung einer ernsthaften Strafpredigt des Magisters kam, weil sie die Lehrstunden versäumt hatten.
Dem entgingen sie aber diesmal, denn sie fanden nicht nur ungewöhnliche Bewegung auf den Straßen, sondern auch in ihren Häusern. Vor dem des Hofrats stand eine große Menschenmenge, die durch Mützenschwenken und Hurrarufen ihre Aufregung bekundete, bis der Hofrat selbst am Fenster erschien und sich durch grüßende Verneigungen bedankte, denn man ließ ihn vor Zuschreien und Zujauchzen nicht zu Worte kommen.
»Was geht hier vor?« rief Walter, sich mit Fäusten und Ellenbogen Bahn durch die Menge brechend.
»Es ist der Sohn des neuen Bürgermeisters! Macht Platz!« hieß es, und man gab Walter und in seinem Gefolge Georg mit einer Ehrerbietung Raum, wie sie sonst Knaben nicht gezollt zu werden pflegt, und die sie sich auch nicht weiter zurechneten.
»Der Herr Vater ist zum Oberbürgermeister erwählt!« schallte es ihm von vielen Seiten entgegen.
»Ganz einstimmig, von der gesamten Bürgerschaft, nicht eine Stimme war dagegen!« tönte es am anderen Ende an sein Ohr.
»Stille!« rief es in demselben Augenblick an vielen Stellen, »der Herr Bürgermeister will zu uns reden.«
Es trat sogleich tiefes Schweigen ein, indem man nur die volle, von Bewegung zitternde Stimme des Hofrats vernahm, der den Versammelten feierlich gelobte, sein Amt, das er in schwerer Zeit antrete, zum Wohle der Stadt treu und redlich zu führen, und, fügte er in tiefer Erregung hinzu, als treuer Diener des Königs, der so Schweres mit uns erduldet hat und uns durch weise Gesetze wieder stark und frei machen will. Er, der uns in Gottesfurcht und Tugend ein erhabenes Beispiel giebt, er soll den Wiederhall seiner Treue auch bei uns finden, wir wollen nicht bloß für unsere Stadt leben, sondern nicht vergessen, daß wir auch einem größeren Kreise, dem Staat angehören, und unser Wahlspruch soll stets sein: »Für König und Vaterland!« Sie stimmen mit mir überein, nicht wahr, meine Herren, als meine Mithelfer in dem neuen Amte.«
Er wandte sich zu der Gruppe von Männern, die hinter ihm standen; es waren die neuen Stadtverordneten, hervorgegangen aus allen Ständen und Berufsklassen, durch das Vertrauen ihrer Mitbürger gewählt; unter ihnen erkannte Georg seinen Vater.
»Ja wohl,« sagte einer aus ihrer Mitte, »wir schließen uns von ganzem Herzen an. Für König und Vaterland!« Die anderen wiederholten den Ruf, der von der Menge aufgefangen wurde und weit über den Platz schallte, wie der Vorbote besserer Tage.