Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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174. An Unzelmann

den 21ten May 1791

werthgeschätzer Herr Gevatter!

Mit unserm Nationahl Theater hat es in so weit seine Richtigkeit, daß der Magistrath seine Einwilligung dazu gegeben hat – nun muß das Colegium der Herrn 51ger noch mit einstimen, woran wir den auch nicht zweiflen – das ist aber auch alles was ich von der Sache weiß Daß mann schon an Ihnen gedacht haben solte ist möglich aber als director – das ist ein bißgen unwahrscheinlich. Nehmen Sie Sich in acht, daß Sie das gewiße nicht verliehren, und nach dem ungewißen greifen – So lange die Unternehmer nicht selbst an Ihnen schreiben; so ist alles andre geschwätz wischi waschi. Zudem kan ich mir nicht vorstellen daß Ihr jetziger Aufenthalt Ihnen nicht mehr behagte – wo Sie so viel Glück zurück laßen müßten daß Sie hir schwerlich finden würden – denn die Zeit hat viel viel verändert – das können Sie mir auf mein Wort glauben!! Rathen was Sie thun sollen, das kan ich auf keine weiße, da ich ja wegen Ihrer dortigen Verhältnüße gantz unwißend bin – und eben so unwißend bin ich was das hiesige neue Theater weßen anbelangt. Ich bekümmre mich jetzt Gott sey Lob und danck!!! um all das Zeugs nichts mehr – denn niemand weiß beßer als Sie wie ich vor meine Mühe Sorgen und Wohlthaten bin belohnt worden – Ein gebrandes Kind scheut das Feuer – Da haben Sie meine jetzige Gesinnungen und Gelehrten ist gut predigen. Vor die überschickte vollmacht dancke ich Ihnen – ich habe die Sachen alle erhalten – Die Liebe Frau Gevatterin grüßen Sie vielmahls und sagen Ihr Madame Stegmann hätte mir alle Rechnungen und quittungen zugestelt – woraus mann ersehen könte, daß Sie Ihnen nichts heraus zu geben hätte – Ich habe sie in meiner Verwahrung, und kan sie Ihnen auf verlangen überschicken – Auch würde ich der Frau Gevatterin auf Ihren lieben Brief geantwortet, und Ihr meine Freude über die schöne Einnahme bezeigt haben – aber Tausend verhinderungen und dann eine Kranckheit die mann Tintenscheu nent hat mich von Zeit zu Zeit abgehalten – Sie muß es mir verzeihen und dem ohngeachtet versichert seyn daß ich Ihr und Ihnen werthgeschätzer Herr Gevatter alle mögliche gute von gantzem Hertzen wünsche – und mich mit Wahrheit unterzeichne

Ihre
Freundin u Gevatterin
Elisabetha


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