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Durchlauchdigste Fürstin!
Mit unterthenigstem Danck, komt hir das große Meisterwerck zurück. Die Freude und den Jubel welches es mir und andern guten Selen gemacht hat, ist gantz ohnmöglich zu beschreiben; nur von dem gaudium des 5ten Mertzens muß ich doch etwas sagen. Merck war punct 12 Mittags in unserm Hauß, zur Gesellschaft hatte Freund Bölling und Rieße auch eingeladen. Wir speißten mit großer Behaglichkeit, und der 26ger versetzte alle in sehr gute Laune. Nach Tisch holte ich eine Staffeley, stelte sodann das Opus drauf, führte Mercken davor, ohne ein einziges Wort zu reden, hatte auch den andern verboten keinen thon von sich zu geben. Merck stand eine Weile, mit verschränckten Armen, gantz betäubt ob all der Wunder – auf einmahl fuhr Er in die höhe – Um Gottes willen! da bin ich auch – seht Ihr den Kerl der die alten Kleider aus klopft – bey meiner Seele das bin ich! Das ist Nicolai der sägt an den Steltzen – die in der Laube, sind die göttinger – das ist der Werther – den Mann im Talar hielt Er vor Lavater – die gruppe wo in die Steine gebißen und lauter grimiges Zeugs betrieben wird behagte Ihm gar sehr – Nach langem beschauen von oben und unten, von rechts und lincks – fragte Er endlich, ob dann gar keine Beschreibung dabey wäre daß das alles noch anschaulicher würde. Jetzt rückte ich mit den Versen heraus, und Declamirte mit solcher Kraft und Wärme daß es eine Lust war es anzuhören. Alle die Freude die uns |:das gewiß in seiner art unschätzbahre Werck, und wodurch auch Herr Krauße einen großen Ruhm erworben hat:| in dem allen zu theil ward – kan ich, ich sags noch einmahl nicht ausdrücken. Mercks Hände haben wir auch vor Misethat bewahrt. Er kriegte Papier und bleystift aus der Tasche, und wolt, ich glaube gar was von der Zeichnung abstelen – aber flugs truge ichs fort, und Er bekam es nicht wieder zu Gesicht. Freylich was Er davon in seinen Hirnkasten eingesteckt hat, Davor kan ich nun nicht stehen. Theureste Fürstin! Noch einmahl meinen innigsten, wärmsten, und hertzlichsten Danck vor die Erquickung in meiner Einsamkeit. Freulein Thusnelde auch alles gebührende Lob, vor die schöne Abschrieft der Verse – Dieses Opus darf ich doch behalten, und als mein Eigenthum ansehn? So oft ich etwas von Weimar erhalte, freut sich mein Geist, sambt Seele und Leib; es ist mir immer ein sicherer Beweiß, daß mein Gedächnüß noch im Segen grünt und blüht, um die Fortdauer dieser Gnade bittet mit gerührtem Hertzen
Durchlauchdigste Fürstin
Dero
unterthanigste treugehorsambste Dienerin
Goethe
Franckfurth d 10ten Mertz 1782