Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band I
Katharina Elisabetha Goethe

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172. An Großmann

den 29ten Mertz 1791 in großer Eil

Werthgeschätzer Herr Gevatter!

Es ist die Wahrheit daß die angesehnsten Männer sich große Mühe geben ein Nationahl Theater hir zu Stande zu bringen Viele Converenßen sind schon deßwegen gehalten worden – und nächstens wird eine Bittschrift deshalben an den Magistrath ergehen – um 1792 in der Herbstmeße |: da die 10 Jahre von Tabor vorbey sind :| ein beständiges Theater zu errichten. Von dieser seite ist alles in Ordnung – schon an die 60 Theilnehmer wo jeder 50 louidor gibt sind bey der Hand – von diesen sind Chiron – Schamo – Kißner und der älste von Stockum als Ausschuß ernent – an einen derselben mann sich also wenden muß – Chiron ist |: unter uns gesagt :| doch die erste Instans – ob aber bey allem diesem gutem Anschein die Sache zu Stande kommt kan mann nicht zuverläßig sagen – Erlaubt die Obrigkeit die Advents Zeit die 7 Fasten Wochen und die Sontäge nicht – so wird aus der gantzen Geschichte nichts – auserdem thut Maintz sehr böße, und es ist bekandt daß uns dieses in vielen Sachen sehr wehe thun kan – So bald diese Hindernüße besigt sind – sollen Sie mehr hören. Ünterdeßen können Sie imer an einen derer Herrn schreiben Chiron |: ob ich den Nahmen recht schreibe weiß ich nicht :| ist Banquier – Chamo |: ist der nehmliche fall meiner Unwißenheit :| ist Handelsmann – Kißner ist Holtzhändler – von Stockum ist adelich. Daß es mir übrigens ein Vergnügen seyn würde Ihnen hir zu sehen das sind Sie überzeugt – auch werde ich nicht ermanglen Ihr Andencken bey dieser Gelegenheit zu erneueren – und Ihre warhafte große Thalente als Director und Schauspieler mich eifrigst bemühen ins Licht zu stellen. Da Sie aus großer Eilfertigkeit in Ihrem Brief den ort Ihres Aufendthalts nicht bemerckt haben; so schicke ich dieses aufs geradewohl nach Hanover – Leben Sie wohl! Grüßen Ihr gantzes Hauß von Ihres

guten Freundin u Gevatterin
Goethe


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